Sohn J. ist ja von Geburt an vorbelastet, was seinen Rücken angeht. Angeborene Skoliose im oberen Wirbelsäulenbereich und hypotone Muskeln.
Die Muskelhypotonie wandelt sich von Zeit zu Zeit, je nachdem ob er im Wachstum ist oder welchen Teil er besonders im Sport trainiert.
Wir waren vor Kurzem zum jährlich Orthopäden-Checkup im SPZ. Doc war weiterhin zufrieden, dass das Kind annähernd grade steht und das trotz eines immensen Wachsstumsschubs. Der Bursche hat schon mal wesentlich krummer (Buckeltendenz) ausgesehen. Also war die Empfehlung mit dem Sport (Trampolin im Verein) genau so weiter zu machen.
Die später stattfindende ärztliche allgemeine Untersuchung dazu ergab, dass er momentan auch nicht mehr bei einer bestimmten neurologischen Untersuchung ins Becken einknickt. Das spricht für erworbene Bauchmuskeln. Also ist momentan die Rumpfhyptonie vom Tisch.
Aber die Rückenmuskeln sind immer der Teil, bei dem es am meisten hinkt. Zur Zeit sitzt er wieder komplett mit runden Rücken und schafft es nicht, halbwegs grade sitzen zu können. Das beschert ihm zwar keine Rückenschmerzen, aber er quetscht damit mit den Rippen sein Zwerchfell ein und hat Brustschmerzen. Der Zusammenhang ist ihm durchaus klar.
Und nun kommt der schwierige Teil. Pubertätsbedingt nähern wir uns einer Phase, wo er den Sport, der ihm bisher immer so super auf Kurs gehalten hat und der bisher die Physiotherapie nicht nötig machte, immer mehr ablehnt. Es geht dabei auch nicht um die Sportart, sondern grundsätzlich um Sport, die Regelmässigkeit dabei und dass es ihm zu anstrengend ist.
Ihm ist von Ärzteseite klar mitgeteilt worden, dass er a) sein Leben lang Sport brauchen würde und b) wenn er keinen mehr macht, kommt Physiotherapie, was auch kein Spaß sein wird. Denn die Rückenmuskeln speziell zu trainieren, ist nun mal anstrengend. Da geht kein Weg dran vorbei.
Es gelingt mir momentan nur durch strikte Haltung, ihn zum Sport zu bringen. Da gibt es kein Wenn und Aber, keine Mitentscheidungsmöglichkeit, da es den gesundheitlichen Bereich betrifft. Und da hat er, wenn die Einstellung nicht stimmt, nur bedingtes Mitspracherecht. Und die Einstellung stimmt derzeit ganz bestimmt nicht. Nun ist der Kerl erst 13 und das richtig schwierige Alter kommt erst noch.
Was will ich von euch? Weiß ich selbst nicht genau. Kennt jemand von euch so eine Situation? Habe ich in dieser Phase überhaupt noch die Möglichkeit, an ihn ran zu kommen, zu überzeugen, zu motivieren? Oder muss ich weiter das strenge Muttertier spielen? Denn genau das führt zu Spannungen, die wir üblicherweise so nicht haben oder umschiffen können. Üblicherweise lassen wir dem pubertären Kerl viel Spielraum und vertrauen ihm. Das zahlt sich aus.
Und die Ausnahme beim Sport nimmt er uns immer mehr übel.
Irgendwann müssen wir ihm diese Verantwortung durchaus mal selbst überlassen, auf die Gefahr hin, dass er nichts mehr macht und der Rücken sich verschlimmert. Aber ich glaube momentan nicht, dass ihm die Tragweite wirklich bewusst ist.
Gruß