Also mal kurz aus dem Nähkästchen geplaudert:
Ich habe keine Ausbildung gemacht, sondern habe ja die Hebammenausbildung angefangen und im Zuge dessen vorher schon einige Praktikumszeit in jeglichen Hebammenbereichen gesammelt (inkl. Kreißsaal). Insofern halte ich mich für gut qualifiziert für den Job und hatte nicht das Bedürfnis nach einer Ausbildung. Da mir so auch eine Zertifizierung versagt bleibt, ich aber nicht bereit bin von dem geringen Lohn in dieses Stück Papier zu investieren, bin ich quasi "freifliegend". Dementsprechend dürfte ich mich z.B. auch soweit ich weiß nicht in einem Verband mitorganisieren Als Doula gearbeitet habe ich vor meiner jetzigen Elternzeit ca. 2,5 Jahre.
Es gibt sehr große Bedenken gegen Doulas seitens Klinikpersonal - Hebammen die ÄrztInnen. Es gibt aber auch viele Hebammen, die sehr froh um Doulas sind und so dankbar sind, dass es eine Person gibt, die verlässlich an der Seite der Gebärenden ist wo sie es selbst nicht sein können. Ich hab schon beides erlebt. Ich erkläre meinen Frauen diesen Zwiespalt immer und lasse ihnen die Wahl, ob sie mich als Freundin ausgeben wollen oder offen sagen, dass ich eine Doula bin. Weniger spannungsgeladen ist es für mein Empfinden aber eher, wenn sie sagen, ich sei eine Freundin ....
Und das sind wir bis zur Geburt auch oft geworden. Ich hatte auch die Begleitung als Paket angeboten: 2 Vortreffen, Rufbereitschaft um die Geburt und 1-2 Nachtreffen. Es gab die Option, weitere Treffen zu vereinbaren, die dann aber extra gezahlt werden mussten, da mein Preis schon wirklich relativ günstig war. Außerdem habe ich Telefonkontakt und eMailkontakt ohne Beschränkung angeboten, so wie es halt in meinen normalen Alltag passt - das war dann inklusive bei der Begleitung er Geburt. Für mein Empfinden ist es auch schöner, sich länger zu kennen. Aber manche Frauen haben danach tatsächlich nicht das Bedürfnis. Am liebsten war es mir, wenn ich die Frau schon in der Frühschwangerschaft kennengelernt hab.
Das waren allerdings bis jetzt auch eigentlich immer die Frauen, die vorherige Geburten aufarbeiten wollten und denen ich versucht habe, dabei zu helfen. Das hat eigentlich immer gut geklappt. Frauen, die mich eher zum Aufarbeiten wollten als bei der Geburt selbst hatte ich auch, obwohl ich das dann erst hinterher realisiert habe und in Zukunft darauf achten würde, da mal nachzuspüren.
Was die Anzahl der Begleitungpersonen angeht ... ich habe sowas bisher noch nicht erlebt, obwohl ich schon davon gehört habe. Ich empfände das auch als extrem einschränkend und würde empfehlen, mich daran nicht zu halten. Ich kann zwar den Gedankengang dazu nachvollziehen (und entstanden ist es angeblich aus den Großfamilien, die manchmal mit Frauen zusammen anrücken), trotzem fänd ich das extrem bedenklich.
Ich persönlich finde es bei der Arbeit als Doula inzwischen schwer, den Frauen bewusst zu machen, was meine Befugnisse und was meine Aufgabe ist. Dass ich sie zwar wie eine Löwin vertreten könnte, dass ihr das unter Umständen aber garnicht gut täte, denn die Atmosphäre ist dahin, das Vertrauensverhältnis und unterm Strich kann immernoch eine ganze Menge gegen die Gebärende gearbeitet werden, wenn man so unsubtil zu verstehen gibt, dass man aber selber der Boss ist. Dass sie also unterm Strich nichtsdestotrotz manche Dinge immernoch selbst tragen müsste, auch wenn ich versuchen kann dabei zu helfen (z.B. durch gezielte Rückfragen: ist das so in ORdnung für dich? Möchtest du darüber nachdenken? Wie geht es dir damit? Willst du dich kurz mit deinem Mann besprechen? Zeit erbitten zum nachdenken usw. Aber auch das ist schwierig, wenn es so schnell geht, dass man kaum gucken kann ...). Man kann nicht einfach eine Doula nehmen und in jedes Krankenhaus spazieren und das Ergebnis ist immer das Selbe. Der Geburtsort muss leider nichtsdestotrotz gut gewählt werden.
Das ist es auch, was mir wirklich arg die Kraft raubt und mich daran zweifeln lässt, ob ich den Job weiter machen kann. Die Frauen, die sich bei mir melden wünschen sich oft, dass sie jemand an die Hand nimmt und ihnen ihre Verantwortung abnimmt - nur soll es halt "eine von den Guten" sein. Wenn ich versuche zu erklären, dass es so nicht funktioniert und im schlimmsten Fall nach hinten los geht wird das oft nicht so richtig verstanden. Wenn es dann aber soweit ist, und es GEHT tatsächlich nach hinten los ... dann ist es schlimm und so enttäuschend für alle Beteiligten