Selbstbestimmung/ Eigenverantwortung 3 Jährige

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  • Liebe Raben,


    Ich bitte euch um eure Meinungen und vielleicht auch Tipps.


    Unsere Tochter (seit Mai drei Jahre alt) geht jetzt seit zwei Wochen in den KiGa. Läuft alles prima, Betreut wurde sie schon über zwei Jahre von einer TaMu. Natürlich muss sie noch richtig ankommen, aber ich finde, sie macht es super. Nachmittags ist sie total k.o., da soll sie auch erstmal keine Kurse/festen Termine o.ä. haben. Wir gehen dann oft noch bissl aufn Spielplatz oder einfach nach Hause.


    Im KiGa wird nun ab Oktober ein wöchentlicher Musikkurs angeboten. Vormittags, während der Betreuungszeit. Dieser ist für die Kinder freiwillig (und kostenpflichtig). Meine Frage ist nun, ob wir unsere Tochter dafür anmelden sollten. Ich denke, dass sie im KiGa erstmal genug Abwechslung und Eindrücke und Spielmöglichkeiten hat und dieses Extra nicht unbedingt „braucht“. Ich habe sie gefragt, ob sie da mitmachen möchte und auch gesagt, dass bestimmt ganz viele andere Kinder aus der Gruppe mitmachen. Sie will von sich aus nicht daran teilnehmen. Das würde ich jetzt erstmal so hinnehmen, die Erzieherinnen auch fragen, ob ggf. ein späterer Einstieg möglich wäre, falls sie ihre Meinung ändert.


    „Eigentlich“ möchte ich ihre Entscheidung einfach so hinnehmen. Ich weiß allerdings überhaupt nicht, ob sie das Angebot überhaupt richtig verstanden hat und ibin mir nicht sicher, ob ihr die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst ist - oder? Ich sehe gerade mein weinendes Kind vor mir, dass dann eben nicht mit den Anderen den Kurs macht… Hach, ich weiß auch nicht.


    Mein Mann hingegen denkt, dass unser Kind sowieso „immer“ erstmal nein zu solchen neuen Sachen sagt und dass Kinder eben „zu ihrem Glück gezwungen werden müssten“. Ihm habe es immer gut getan, wenn seine Eltern sowas durchsetzten (sein Beispiel war ein Frankreichaufenthalt/Schüleraustausch mit 15, bei dem er nicht teilnehmen wollte, seine Mutter dies aber durchsetzte und es ihm ganz toll gefallen hat).


    Die Frage ist nun: Einfach anmelden und mitmachen lassen? Selbst bestimmen lassen? Und überhaupt…


    Bin gespannt auf eure Erfahrungen und freue mich auf Austausch bzgl. der Selbstbestimmung (kleinerer) Kinder.

    Das Tragische an jeder Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte. (Nietzsche)

  • Liebe matsu
    ich hoffe du nimmst es mir nicht uebel aber dein kind ist nicht selbstbestimmt und wegst dem kurs ist halt etwas mehr das ihr fuer sie entscheidet..

  • Sie kommt doch grade erst im Kindergarten an... wenn einige Kinder der Gruppe Musik machen, haben die anderen mehr Ruhe und Raum zum freien Spielen. Ich würde sie erst im nächsten Jahr zu Zusatzkursen anmelden. Diesen Kurs gibt es sicherlich jährlich, der läuft Euch nicht weg.

    ich mache Forenfasten.

    Einmal editiert, zuletzt von Silbermöwe () aus folgendem Grund: vertippt

  • Ich denke nicht, dass deine Tochter mit 3 Jahren schon überschauen oder sich denken kann, was so ein Kurs überhaupt ist und was da gemacht wird und dass sie ggf. dann eben in der Gruppe bleibt und nur andere gehen. Sie hat ja keine Erfahrungswerte, auf die sie zurückgreifen kann. In dem Fall würde ich wohl für sie entscheiden, weil sie für solche Entscheidungen einfach noch zu klein ist.


    Und vermutlich würde ich sie erstmal nicht gehen lassen. Du hast Recht, es ist im Moment schon viel überhaupt so einen Kindergartentag zu haben ganz ohne besonderes Programm. Wenn sie sich gut eingelebt hat und generell Interesse an Musik hat würde ich wohl fragen, ob sie mal eine Stunde zur Probe mitmachen kann und dann entscheiden, ob ich sie anmelde oder nicht. Eigentlich spricht ja nichts dagegen später noch einzusteigen.

    • Offizieller Beitrag

    Liebe matsu
    ich hoffe du nimmst es mir nicht uebel aber dein kind ist nicht selbstbestimmt und wegst dem kurs ist halt etwas mehr das ihr fuer sie entscheidet..

    Ist das wirklich nötig? #augen


    Matsu, ich bin da eher bei Deinem Mann: wahrscheinlich kann sie sich noch gar nichts darunter vorstellen. Ich würde mit den Erzieherinnen sprechen, ob es eine Schnuppermöglichkeit gibt und fragen, ob sie evt. später einsteigen kann. Wenn nicht, dann denke ich auch nicht, dass sie gross was verpasst und genügend andere Möglichkeiten hat in der Kita.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Odette, natürlich hast du im Prinzip recht. Die Frage ist doch aber, lassen wir sie jetzt selbst entscheiden? Und auch, wie wie als Eltern unser Kind stärken können, eigene Entscheidungen zu treffen. Also auch ganz generell die Entscheidungen des Kindes annehmen und sie dabei unterstützen.

    Das Tragische an jeder Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte. (Nietzsche)

  • Wir stehen im Moment vor einer ähnlichen Entscheidung. Mehrere Kinder aus seiner Kindergartengruppe gehen bald zu einer privaten Musikschule zur musikalischen Früherziehung und die Mütter haben gefragt, ob noch weitere Kinder mitmachen wollen.


    Ich glaube, er macht gerne Musik, also geht er hin. Ich habe ihn nicht gefragt, weil er gar nicht weiß, was das bedeutet. Er hat noch nie einen Kurs besucht und hatte noch nie Hobbys mit festen Terminen. Also kann er auch keine Entscheidung treffen.

    • Offizieller Beitrag

    natürlich hast du im Prinzip recht. Die Frage ist doch aber, lassen wir sie jetzt selbst entscheiden?

    Die Frage ist doch: lassen irgendwelche Eltern ihre Kinder völlig "selbst bestimmt" sein? Wir zwingen ihnen IMMER unsere Entscheidungen auf, das liegt in der Natur der Sache, dafür sind wir Eltern.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Liebe matsu
    diese fragestellung ist treffender
    ja ich wuerde sie allein entscheiden lassen und auch in zukunft solche entscheidungen meinem kind ueberlassen.


    liebe talpa
    es ist ein wesentlicher unterschied ob man als familie selbstbestimmt lebt und miteinander umgeht oder nicht.
    ob man seine kinder (liebevoll manipuliert oder nicht) wir ueben uns in selbst bestimmt leben und lernen und leider ist es sehr schwer anerzogene muster zu loeschen und mich quasi neu zu programmieren.


    aber dieses feintuning der lebensweise macht einen emensen unterschied aus..

  • Das Problem ist ja, dass ein Kind sich noch sehr schlecht für oder gegen etwas entscheiden kann, was es überhaupt noch nicht kennt.
    Insofern finde ich bei solchen Sachen immer Schnupperstunden gut. Dann kann das Kind erstmal ausprobieren, worum es überhaupt geht und erkennen, ob es Spaß daran hätte. Und dann kann es auf dieser Basis auch eine Entscheidung treffen.


    Ja, ich haben meine Kinder schon oft "gezwungen" neue Sachen einfach mal auszuprobieren, mit der anschließenden Option weiterzumachen oder es sein zu lassen. In den meisten Fällen waren die Kinder sehr begeistert, auch wenn sie sich evtl. anfangs überhaupt nicht wollten.
    Das kommt aber auch sehr aufs Kind aus. Meine Kinder sind oft sehr zurückhaltend neuen Situationen gegenüber und haben einfach oft nicht den Mut, Veränderungen von sich aus anzugehen. Da finde ich es ganz wichtig, den Kindern zu zeigen, dass es sich lohnt, Dinge auszuprobieren, weil man nur so seine vielfältigen Möglichkeiten entdecken kann.


    Aber natürlich stimmt es, dass in Eurem speziellen Fall, wo das Kind noch ganz frisch in der KiTa ist, es nicht unbedingt noch Zusatzprogramm braucht.


    Und odette: Menschen sind soziale Wesen, da ist "selbstbestimmt" immer nur eingeschränkt möglich, weil man miteinander interagiert und gemeinsam Lösungen und Kompromisse finden muss. Das ist sicher auch in Deiner Familie so.

    • Offizieller Beitrag

    Freda hat ja schon einen meiner "Kritikpunkte" erwähnt - als Gruppentierchen leben wir per se nicht selbstbestimmt.
    Ich denke, ich verstehe, was Du mir sagen willst, Odette, aber ich halte dieses "Feintuning" eher für eine Nebensache - denn wie gesagt, ich bin überzeugt, dass wir alleine durch die Tatsache, dass wir ihre Eltern sind, unseren Kindern eine Menge aufzwingen: Wohnort, Ernährungsweise, Religion, Namen, Geschwisteranzahl, finanzielles Umfeld... Für mich persönlich hat das wenig damit zu tun, ob wir Familienmitglieder uns dennoch als vollwertige und gleichwertige Menschen sehen und versuchen, allen genügend Selbstbestimmung zu zulassen. Es ist schlicht nicht möglich, dass kleine, von grossen abhängige Menschen "Selbst bestimmt" leben - das nennt man dann nämlich Vernachlässigung.
    Im Falle von Kindern ist das Fehlen von Selbstbestimmung in meinen Augen nichts anderes als elterliche Fürsorge.


    Oder, etwas plakativer ausgedrückt: nur weil meine Kinder eine Regelschule besuchen (oder Matsus Kind in der Kita ist), halte ich sie für keinen Deut weniger "selbstbestimmt" als Deine unbeschulten (oder nicht ausserhaus betreuten) Kinder. Denn alleFamilien haben ihre Mechanismen und Zwänge, die nicht zu verhindern sind - und meiner Meinung nach auch nicht verhindert werden müssen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Mein Kind hat im letzten Jahr in der Kita angefangen und ich fand es besser keine weiteren Kurse zu machen, da es viele neue Leute und Abläufe waren. Es wird ohnehin dort viel gesungen, ich fand es genug.

  • Talpa, ich danke dir. Du findest (fast) immer passende Worte.


    Im Falle von Kindern ist das Fehlen von Selbstbestimmung in meinen Augen nichts anderes als elterliche Fürsorge.


    Mmmm. Und meine Frage ist nun, wie viel und wann Kinder selbst bestimmen können/sollten. Zum einen ohne die elterliche Fürsorge zu vernachlässigen und zum anderen nicht über das Kind hinweg zu bestimmen.


    Mein Mann und ich sind diesbezüglich in sehr unterschiedlichen Elternhäusern aufgewachsen. So können wir Über-Fürsorge und weniger fürsorgliches Elternverhalten direkt vergleichen. Mir fällt es schwer, einen neuen Weg zu beschreiten und mich von meinen eigenen Erfahrungen loszumachen.

    Das Tragische an jeder Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte. (Nietzsche)

  • Odette, natürlich hast du im Prinzip recht. Die Frage ist doch aber, lassen wir sie jetzt selbst entscheiden? Und auch, wie wie als Eltern unser Kind stärken können, eigene Entscheidungen zu treffen. Also auch ganz generell die Entscheidungen des Kindes annehmen und sie dabei unterstützen.

    Nein, ich würde sie in dem Fall nicht selbst entscheiden lassen. Ganz einfach, weil die Entscheidung noch zu groß ist für ein Kind von 3 Jahren, dafür kann es selbst noch nicht die Verantwortung tragen.
    Generell kannst du ihr aber natürlich schon helfen selbst zu entscheiden. Du kennst dein Kind ja gut und weißt, wann sie bereit ist für welche Entscheidungen. Manches kann sie mit 3 schon, anderes eben noch nicht. Und in deinem vorgegebenen Rahmen kann sie eben Entscheidungen treffen. Und klar wird der größer, wenn eben auch das Kind größer wird.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist immer schwer - auch wenn man wie mein Mann und ich in ziemlich ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. ;)


    Konkret auf den Fall bezogen: ich würde persönlich, für meine Kinder, so kurz nach einem neuen Kitastart nicht gleich eine zusätzliche Aktivität einführen. Nächstes Jahr ist immer noch der Moment dafür.
    Aber das ist meine persönliche Vorstellung - und ich denke, meine Tochter hätte zum Beispiel im Moment unglaublich Freude an Kindertanz, was wir ihr aber, zugunsten von Freispielzeit, "verweigern". MIR (!!!) ist im Moment die Freizeit für sie wichtiger. Nun könnte ich mir das schon so drehen, dass ich sage, ich ermögliche ihr "sich selbst zu entfalten und selbst über ihre Zeit zu bestimmen" - tue ich aber nicht, denn im Endeffekt bestimme ich. Und das ist auch okay so, ich halte uns für keine allzu schlechten Eltern, das passt wohl schon so.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Nein, ich würde sie in dem Fall nicht selbst entscheiden lassen. Ganz einfach, weil die Entscheidung noch zu groß ist für ein Kind von 3 Jahren, dafür kann es selbst noch nicht die Verantwortung tragen.


    Wenn es um Zähneputzen, Kita-Besuch generell oder die finanzielle Anlage eines größeren Vermögens geht würde ich ja zustimmen, aber hier geht es um einen Musikkurs.


    Das Kind ist 3. Und die einzige Konsequenz des Nicht-Anmeldens ist, dass sie dann erstmal nicht an einem zusätzlichen Musik-Angebot teilnimmt. Ich würde das auch erstmal so hinnehmen, abwarten bis der Kurs beginnt und bei Interesse wenn es geht schnuppern lassen. Und sonst nächstes Jahr nochmal fragen.

  • Kinder selbstbestimmt aufwachsen zu lassen hat nichts aber auch gar nichts mit verwahrlosung oder dergleichen zu tun
    da verwechselst du was
    Im gegenteil bei diesem Lebensmodell (natürlich einem von vielen) ist man um so mehr gefordert als begleiter und das "mehr" an Kommunikation oder auch mal das Schweigen und hinnehmen muss auch erst mal geleistet werden.


    Dieses Mehr entsteht da wo man hinterfragt, dranbleibt und eben seine alten Muster als DIE ELTERN auflöst.


    Natürlich gibt es Momente in denen wir als Menschen als Autorität gefragt sind genau dann wenn aktive Gefahr herrscht.
    Mit Verwahrlosung hat das gar nichts zu tun.

    Einmal editiert, zuletzt von odette ()

    • Offizieller Beitrag

    Im gegenteil bei diesem Lebensmodell (natürlich einem von vielen) ist man um so mehr gefordert als begleiter und das "mehr" an Kommunikation oder auch mal das Schweigen und hinnehmen muss auch erst mal geleistet werden.


    Dieses Mehr entsteht da wo man hinterfragt, dranbleibt und eben seine alten Muster als DIE ELTERN auflöst.


    Natürlich gibt es Momente in denen wir als Menschen als Autorität gefragt sind genau dann wenn aktive Gefahr herrscht.

    Das klingt ja schön und recht, sehr ambitioniert und innovativ - aber ganz ehrlich? Für mich ist da zuwenig Fleisch am Knochen. Das ist mir viel zu theoretisch. Wie sieht das in der Realität aus zum Beispiel, so in ganz alltäglichen Dingen?


    Oder andersrum gefragt: Du lebst also das "selbstbestimmte Familienmodell", Matsu nicht (und ich garantiert auch nicht), meinst Du - kannst Du das begründen?
    Vielleicht wenn Du es mit meinem "kein Kindertanzkurs"-Beispiel vergleichst: inwiefern ist mein Kind da selbst bestimmt, bzw. nicht selbst bestimmt?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Meine Große (5) tanzt im Kiga.
    Die Kleine (fast 3) ist jetzt seit einem Jahr in der kleinen Gruppe und wechselt jetzt in die große Gruppe. Theoretisch könnte (und wollte) sie mittanzen - praktisch hat sie in dem Fall aber kein Mitspracherecht. Sie soll erstmal in die neue Gruppe hineinwachsen. Nächstes Jahr darf sie dann mittanzen.


    Die Große kam mit 3 in den Kiga (vorher zwei Jahre TM) und wollte mit 3,5 gern mittanzen als sie mitbekommen hat, wohin die coolen 5jährigen immer verschwunden sind. Ich hab sie dann ab dem Folgesommer (also mit 4) mittanzen lassen. Das war für mich dann auch Zeit genug um abzuchecken, wie der Tanzkurs läuft. Die Qualität der Angebote variiert ja auch enorm.

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Ich würde meine Tochter das entscheiden lassen und maximal fragen, ob eine Probestunde möglich wäre. Das aber auch nur, wenn meine Tochter das möchte. Wir hatten das hier auch gerade mit einem extra Angebot, wo die Erzieherin meine Tochter gerne dabei gehabt hätte. Die will aber nicht, nicht mal zur Probe. Mit der Begründung "Ich will lieber spielen". Und genau das find ich gut, denn das freie Spiel ist doch das Wichtigste im Kindergartenalter. Und deine Tochter ist doch noch klein, sie wird in ihrer Kindergartenzeit noch viel Zeit für alles weitere haben. Ich finde im ersten Jahr das Ankommen in der Gruppe, das freie Spielen drinnen und draußen usw. viel wichtiger als Zusatzangebote.