Liebe Raben,
( es ist leider sehr lang geworden)...
mein Mann und ich haben unserer Ansicht nach ein Kommunikationsproblem mit der Klassenlehrerin unseres Kindes und stecken so ein bisschen fest, wie wir das angehen sollen... daher wären wir sehr dankbar für andere Perspektiven, Tipps und gern auch Kopftätschler.
Das Kind ist in der 2. Klasse und hat eine durchwachsene, tendenziell aber eher gute Beziehung zur Klassenlehrerin. Die Klasse besteht aus 1.- und 2.-Klässlern und daher erst seit 1 Woche in der aktuellen Konstellation.
Zuerst der Versuch einer mehr faktenorientierten Beschreibung:
>> Neulich hatte das Kind einen Glitzersticker mit in der Schule, der im Unterricht zu Ablenkung führte und daher von der Lehrerin eingesammelt wurde. Das Kind sollte diesen nach dem Unterricht zurückbekommen. Das Kind vergaß später, den Aufkleber abzuholen, die Lehrerin gab ihn dem Kind auch nicht von sich aus zurück.
Als ich das Kind nachmittags (ca. 2,5 Stunden nach Unterrichtsende) abholte, weinte es laut, weil es seinen Sticker wieder haben wollte, das aber nicht mehr möglich sei. Die Hort- und Klassenbezugserzieherin erklärte, dass das Kind aber *nicht* den *ganzen* Nachmittag geweint hätte.
Mein Kind weinte immer wieder laut auf und war untröstlich (und "wollte" auch einfach weinen und die Wut rauslassen, auf meine Nachfrage).
Die Klassenlehrerin kam zufällig auf ihrem Heimweg auf dem Schulhof an uns vorbei, suchte meinen Blick (mein Kind hatte weinend sein Gesicht in meinem Shirt versteckt) und sagte nickend "*Kind* und ich hatten eine Absprache". Ich meinte nur "für heute ist er mit den Nerven wohl einfach fertig"... Damit war dieses Gespräch zu Ende, mir fiel auch einfach nichts anderes ein.
Als mein Kind sich etwas beruhigt hatte, kam es noch zu einer anderen für ihn belastenden Situation, die aber mit diesem Thema nichts zu tun hat. Der Heimweg dauerte dann dreimal so lang wie sonst, da mein Sohn immer wieder laut anfing zu weinen und nicht weitergehen wollte. Er sagte für mich zusammenhanglos in verschiedener Kombination:
- er wolle nie wieder zur Schule gehen,
- er wolle verhungern und bleibe einfach stehen,
- er würde eh eine Schulstrafe bekommen (auf Nachfrage wusste er nicht, was das konkret an seiner Schule bedeutet). <<
Das Kind etwas zu trösten, gelang meinem Mann und mir erst nach über einer Stunde u.a. mit folgenden Aussagen: er bekäme wegen eines Stickers und des Störens sicher nicht gleich eine Schulstrafe und am kommenden Morgen würde der Papa den Sticker bei der Lehrerin abholen, da Kind große Angst hatte, es noch einmal zu vergessen. (Das war unsere Idee, denn wir wollten gern ein Wochenende ohne immer wieder weinendes Kind.)
Zusatzinfo: wenn das Kind nicht daran denkt, den Sticker selbst abzuholen, bekommt es ihn nicht. Definitiv, das war kein Missverständnis seinerseits.
Die 'Absprache' bzw. 'Vereinbarung' der Lehrerin war nach Aussage des Kindes so gedacht, dass er allein für die erfolgreiche Rückgabe des Aufklebers verantwortlich war - sie hatte es nicht auch selbst vergessen, sondern bewusst nicht zurück gegeben, auch nicht, als es ihm später am Nachmittag einfiel. Ich dachte ja anfangs, sie sei schon weg gewesen (bis sie mich ansprach).
Als mein Mann sie am Folgetag um den Sticker bat, sagte sie zuerst nur "Nein" (aha 8I ) und wiederholte "Das Kind und ich haben eine Vereinbarung". Darauf wurde mein Mann etwas deutlicher und erklärte, dass das Kind den gesamten vorherigen Nachmittag völlig mit den Nerven runter war und dass ihm (meinem Mann) das jetzt reiche und er einfach den Aufkleber _jetzt_ haben wolle. Daraufhin gab sie ihm diesen wortlos.
Nach dem Frühstück sprach sie unser Kind darauf an, dass sein Papa ja am Morgen ganz schön genervt gewesen sei und dass es so nicht ginge und sie beide eine ja Vereinbarung gehabt hätten und nicht einfach der Vater das dann anders handhaben könnte. Das Kind fühlte sich sichtlich unwohl aufgrund dieses zusätzlichen Gesprächs .
Wir fühlen uns zwischen verwundert und sauer, da wir nicht sehen, was diese Maßnahme bringen soll. Etwas stört den Unterricht und wird eingesammelt - für uns absolut OK.
Etwas wird vergessen und kann deshalb nicht wie gewünscht laufen - tja, kann passieren.
Etwas absichtlich nicht zurückgeben und darauf bestehen, dass es anders nicht gelöst werden darf, obwohl jemand sichtlich leidet - finden wir gemein und unnötig. Dann dem Vater das Gewünschte nicht wieder geben und hinterher dem Kind ein schlechtes Gewissen machen (?), finden wir richtig anstrengend.
Immerhin entscheiden wir gern selbst, wie wir mit bestimmten Situationen umgehen und auch wenn das Kind uns *gebeten hätte* (was er nicht hat), kann sie doch nicht das Kind unter Druck setzen, sich uns nicht anzuvertrauen…?
Wir würden gern mit ihr reden, sind aber beide noch recht aufgebracht... und unschlüssig, wie wir das Gespräch führen sollen, ohne dass sie dann evtl. wieder mit dem Kind so eine Unterhaltung hat...
Habt ihr Ideen, wie wir das für beide Seiten ohne Gesichtsverlust ansprechen können? Ich kann mir gerade nicht so recht vorstellen, dass nichts sagen eine Option wäre, aber evtl. doch? Ich wäre jedenfalls gern sortierter vor einem Gespräch (es kann durchaus auch sein, dass sie auf uns zukommt).
Lieben Dank fürs Lesen.