Meine Kinder können und wollen nicht Malen

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • #top


    "Gefühle" in Selbsterfahrungsseminaren malen finde ich nochmal eine andere Nummer. Aber schlichte Zeichungen und ein bißchen Perspektive kann man lernen - so, wie man Schreiben lernt.

    Ich meinte jetzt nicht mal "Gefühle" im Sinne großer Kunst. Aber ich denke, die meisten Kinder haben Spaß am Experimentieren mit Farben. Und einem bunt geklecksten Bild, sieht man die Freude bei der Entstehung einfach an.
    Mein Sohn hat z.B. bis ins Vorschulalter v.a. Liniennetze gemalt, Eisenbahnschienen? Egal!


    Aber es stimmt natürlich, dass man Techniken lernen kann, mit denen es dann gar nicht mehr so schwierig ist, handwerklich ordentliche Bilder zu malen. Ich habe das auch für mich selbst mal probiert mit diesen Büchern: "Die Kunst des Zeichnens" (gibt es ganz verschiedene Bände) und "Die neue Zeichenschule" (ist wirklich toll und sehr preiswert!).
    Das klappt wirklich, auch wenn man bisher gar nicht malen konnte. Eine sehr interessante Erfahrung!

  • ich war ziemlich kacke in malen bis nach der schulzeit. dann hatte ich mir mehrere mal- und zeichenkurse an volkshochschulen ausgesucht und dabei ENDLICH zwei lehrer gefunden, die das lehren konnten. im nachhinein muss ich mal klar sagen: sämtliche meine kunstlehrer die komplette schulzeit durch haben es nicht draufgehabt, sowas zu vermitteln. und ich kann heute portraitmalen, landschaften, akt, beliebige gegenstände zeichnen...



    und das brauchte eigentlich nur wenige grundelemente... ich würde sagen zusammengezogen ohne die übungen dazwischen war das vielleicht 10 stunden transfer. theoretisch hätten das auch 10 stunden guter nachhilfeunterricht sein können und dann aber auch etliche jahre früher.



    mal paar praktische tipps: es bringt oft einiges an effekt, unterschiedliche geräte zu verwenden: bleistift oder weiche kohle um sich an die formen ranzutasten, auch pastellkreiden können da nützlich sein, dann was fetteres drüber wie dicke filzer, lackstifte da wo die linien dann wirklich hinsollen, flächen mit pinsel ausfüllen, entweder bewusst wässrig oder deckend. die meisten DECKfarben bekommt man übrigens superfluffig DECKEND indem man (oft nur wenig) DECKweiß reinmischt (der harte ton ist nur zorn auf meine schul-mal-lehrer). auch plakafarben können sehr befriedigende ergebnisse bringen, finger- und schulfarben unverdünnt aus der tube auch super. es gibt geile wasservermalbare buntstifte oder pastellkreiden, da kann man irgendwie die farben hinschludern und mit nem feuchten pinsel relativ leicht volumen, raum reinbringen. wenn mal was schiefgeht: trocknen lassen, deckweiß oder tippex drüber trocknen lassen und drübermalen. völlig zulässig. eigentlich sind auch ausreißer ok, wenn man so tut, als wäre das konzept.



    ach und von nem comic-zeichner: aus nichtgekonnten vorzeichnungen kann man erstaunliches erzeugen indem man paar kurvenlineale verwendet und damit fette schwarze linien zieht, die in etwa durch das vorgezeichnete gehen (anbei eine der besten verwendungen von radiergummis: vorzeichnungen beseitigen).



    was ich übrigens immernoch nicht so ganz richtig kann ist völlig frei kreativ zeichnen. wenn ich etwas eigenes machen möchte, suche ich mir im netz meine motive zusammen und kombiniere dann, indem ich von den verschiedenen bildern einflüsse aufnehme. beispiel: ich will ne wilde bedrohliche eule zeichnen. gibt so nicht brauchbar, also finde ich ein bild, wo die flügel gut rüberkommen, ein weiteres für kopfform, eins für die augen nen guten schnabel. dann kritzel ich die jeweiligen elemente relativ schnell nach, gerne paarmal nebeneinander und dann lege ich meine vorzeichnungen weg und fange auf nem neuen blatt an, auch möglichst schnell, gerne schludrig, ich kritzel bis sich die formen so rausbilden dass sie mir gefallen. dann erst definiere ich die umrisse die ich haben will und fange wieder ein neues blatt an, wo ich dasselbe in langsamer mache. dieses kritzeln und ausprobieren ist ziemlich befreiend und kann einen dazu bringen, seine eigene art zu malen zu entwickeln.

    H A L L O !
    R E G E N B O G E N !
    S O F O R T !

  • Cool Barney! Ich selbst hatte auch schon immer wieder die Idee malen in einem VHS-Kurs oder so zu "lernen" aber die Angst vor totaler Blamage hat mich bisher zurückgehalten. ;)


    was ich übrigens immernoch nicht so ganz richtig kann ist völlig frei kreativ zeichnen. wenn ich etwas eigenes machen möchte, suche ich mir im netz meine motive zusammen und kombiniere dann, indem ich von den verschiedenen bildern einflüsse aufnehme.

    Das mit dem Abmalen habe ich bisher leider nie als "richtig" malen definiert (ich Depp) In meiner Vorstellung war es immer so, dass Menschen die gut Malen können einfach so loszeichnen und stets genug Phantasie haben, um sich die Bilder, die sie zeichnen wollen einfach abrufen. Schön langsam merke ich aber, dass dem ganz und gar nicht so ist. #hammer

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • dass Menschen die gut Malen können einfach so loszeichnen und stets genug Phantasie haben, um sich die Bilder, die sie zeichnen wollen einfach abrufen.

    Dann bräuchte es wohl keine Akt-Modelle und niemand würde mit seiner Staffelei in der Natur stehen. ;)

    • Offizieller Beitrag

    #top


    "Gefühle" in Selbsterfahrungsseminaren malen finde ich nochmal eine andere Nummer. Aber schlichte Zeichungen und ein bißchen Perspektive kann man lernen - so, wie man Schreiben lernt.

    So isses - die magische Zahl lautet nach Hirnforschern 10'000 Stunden - das reicht aus, um ein Instrument auf Konzertniveau zu spielen, Tennis im Weltcup etc...


    Ich fand die Erkenntnis sehr erhellend, dass "Talent" von der Neurowissenschaft sehr skeptisch gesehen wird.


    Übung, Übung, Übung... Das kann ich übrigens auch selbst bestätigen - da ich im Moment kaum mehr zeichne/skizziere im Beruf, bin ich merklich schlechter geworden (und schleppe jetzt ein Skizzenheft mit mir rum, um wieder etwas Fluss in meine Hand zu bekommen...)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich glaube, Talent ist entscheidend, wie leicht einem der Einstieg fällt und dann wieder im Spitzenbereich. Dazwischen ist alles möglich. Motivation und Talent ( :D )des Lehrers sind da sicher viel wichtiger.

  • Ich lese mal mit.


    Meine beiden Großen malen und basteln sehr viel und gerne. Meine Tochter ist da sehr talentiert und mein Sohn so talentfrei wie ich. #schäm
    Noch ist es glücklicherweise kein Thema. Als er noch in den Kindergarten ging war er kurzzeitig frustriert weil andere Kinder gelästert haben. das hat sich dann aber schnell wieder gelegt nachdem er zu Hause blieb (hatte andere Gründe). Ich bewerte zu Hause nicht und vermittel den Kindern, dass es wichtig ist das der Schaffungsprozess Spaß macht. Ich weiß aber leider auch, dass meine Meinung da weniger bedeutet als der Druck in Schule und Kindergarten. Meine Große legt sehr viel Wert auf das Ergebnis. Ich finde das so schade. :(

    Einmal editiert, zuletzt von 1234 ()

  • Also das mit dem Abmalen muss ich hier mal bestätigen. Ich gebe verschiedene Mal- Zeichen- und Atelier-Kurse und Vorlagen sind für die Maler immer soooo wichtig. Kaum einer (ich auch nicht) arbeitet da ohne Vorlagen. Und das ist auch völlig zulässig, denn keiner von uns kann ein Bils 100% kopierene, es entsteht sowieso immer etwas Neues und Eigenes.


    Und nochmal was zum Malen-Können und Malen-Müssen und Freude-daran-haben:
    Vielleicht könntet ihr (alle gemeinsam) Freude am Malen und sich bildlich ausdrücken erfahren, wenn ihr euch auf andere Techniken konzentriert, bei denen es nicht darum geht etwas abzubilden und abzumalen.
    Ich hab mit meiner Kleinen letztens Action-Painting ala Jackson Pollock gemacht, weil sie geglaubt hat Kritzel-Kratzel sei ja keine echte Technik (Danke Kindergarten und andere Kinder).
    Ich würde das dann eher über die Experimentier-Schiene laufen lassen und nicht sagen "Heute üben wir mal malen", sondern "Heute probieren wir mal was spannendes aus!"
    ZB: -Murmelbilder im Schuhkarton: Blatt in den Schuhkarten legen, etwas Farbe darauf klecksen, zwei drei Murmeln rein und murmeln lassen
    - Viel Farbe aufs Papier klecksen, Wollfaden aufs Bild, Bild falten, Wollfaden raus
    - mit einer weißen Kerze Formen auf ein Papier "malen" (schön feste drücken), danach mit Wasserfarben kräftig ausmalen, die weißen Formen treten hervor
    - mit Korken Stempelbilder machen
    - andere Materialien suchen, die Abdrücke machen
    - Blind Linien aufs Papier malen und die entstandenen Flächen verschiedenfarbig (ev. mit Muster) ausmalen
    - Frottage: Münzen, Blätter, Tapeten, Fliesen, alles was eine Struktur hat, unter ein normal dünnes Blatt legen und mit Bunt- und Bleistiften schräg drüber malen, die Strukturen bilden sich ab
    - Herbstblätter oder andere Formen auf ein Papier legen, mit einer Zahnbürste und Wasserfarben Spritzer aufs Bild machen, danach die Blätter wieder wegnehmen


    Also, das Abmalen und gegenständlich Malen sind nur ein klitzekleiner Teil der Kunst und es wäre ja Schade, wenn die Schule mit ihrem Kunstunterricht und den Anforderungen dort, die Lust am Gestalten zu nichte macht! Also, Kunst ist viel mehr als nur Malen-Können!

    Große Kleine 09/10 und ganz Kleine 06/16

  • Talent ersetzt nicht Fleiß!


    Mein Lieblingsspruch fürs Zeichnen-Lernen :D


    Und wer da noch mehr Interesse dran hat, dem sei "Garantiert zeichnen lernen" von Betty Edwards empfohlen. Da wird auch auf die neurologischen Hintergründe eingegangen und erklärt, warum wir so vieles "falsch" zeichnen und dann unzufrieden mit unseren Ergebnissen sind. Sehr erhellend!

    Große Kleine 09/10 und ganz Kleine 06/16

  • Ihr seid echt spitze! Danke für die vielen Tipps und Mutmacher #super


    Eigentlich hatte ich mich ja schon damit abgefunden, dass zumindest bei mir nix mehr zu machen ist, aber ein bissi was geht wohl immer und ich krieg grad richtig Lust drauf.

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, Talent ist entscheidend, wie leicht einem der Einstieg fällt und dann wieder im Spitzenbereich. Dazwischen ist alles möglich. Motivation und Talent ( :D )des Lehrers sind da sicher viel wichtiger.

    Ja, Motivation heisst das Zauberwort - was wir "Talent" nennen, ist eigentlich (so von der Lernforschungsseite her gesehen) eher "Interesse" und "schon bestehende Übung".


    Ich habe mich schwarz geärgert, weil die Schule es geschafft hat (und zwar gar nicht wirklich durch schlechten Unterricht/Lehrpersonen, sondern allein durch die Malerei in der Gruppe und die unterschiedlichen Ergebnisse, besonders die super-schönen genauen Zeichnungen einiger Klassenkameradinnen), meinem Sohn innert weniger Jahre einzureden, er könne nicht zeichnen.
    Erst die völlig entrüstete Reaktion der halben Familie und eines der zitierten Bücher haben ihm wieder etwas Spass dran gebracht...


    Liebe Grüsse


    Talpa


    edit: cool, Neschka, den Tipp habe ich mir gleich vorgemerkt!

  • Völliges off-topic: Ich habe mir nach dem Lesen des Eingansposts vorgestellt, wie es ist mit dir Activity zu spielen #freu


    "Na los!!! MAAAAL!!!! Die Zeit läuft!!!! LOOOOOSSSS!!!! Endlich.... EIN STRICH!!! EIN SEIL!!! LIANE!!! STOCK!!! KANTE!!!"
    Es gibt ja so Menschen die beim Activity nur Begriffe brüllen und man freut sich, wenn die dran sind zu malen, denn dann brüllen sie nicht rum... :D


    Sorry fürs OT: Aber ich verstehe euch. Ich fand malen und Kunst auch immer blöd und fand es schon in der Grundschule völlig affig, dass ich nach dem Rechnen, die Tiere am Rand des Rechenblatts ausmalen MUSS...
    Schön, dass ihr es jetzt angeht :)

  • Ich finde, dass ihr das super gelöst habet mit dem Abpausen #top .
    Begabungen sind unterschiedlich. vielleicht tröstet es Dich und Deinen Sohn, dass man in unserem Schulsystem viel weiter kommt den Begabungen, die er hat, als mit Begabungen in musischen Fächern. Wer "nur" in Kunst und Musik gut ist, aber in Lesen, Schreiben und Mathe schlecht, der hat in unserem Schulsystem geloost. Insofern kann man mit einer Schwäche im Malen eigentlich ganz gut leben.



    Ich selber male wie ein dreijähriges Kind und singe, dass die Fensterscheiben klirren, aber es hat mir in meinem Berufsleben noch keine Nachteile eingebracht :D .

    • Offizieller Beitrag

    mein gesamtes leben habe ich der Musik verschrieben, mit nem stift in der hand kann ich nix anfangen, außer schreiben.
    ich mag das einfach nicht so gern und ich hoffe, mein Mann übernimmt das mit dem kind später.
    Durch die schule hab ich mich durch gemogelt und meine kunst 4 eben hingenommen.
    Dann hab ich für mich entdeckt dass ich mit farbe aber gut im großen stil arbeiten kann und super streiche.
    Also lasse ich mich farbmässig an Wänden aus.
    Ich find eure paus-lösung super!

  • was sich auch mal als befreiung lohnt ist ein riesenbogen pappe oder packpapier, deckende flüssige farbe und richtig breite pinsel, so lackier- und malerpinsel und echt großformat malen und rumklecksen, dann nochmal mit rollen drüber, trocknen lassen und wild die nächste schicht drübermalen. das fühlt sich schon einfach gut an, weil es bunt flasht. einziges ding je nach farben ist vielleicht anzuleiten, dass nicht zu viel vermischt wird, damit es nicht alles braun wird. alles absichtlich braun kann aber auch spaß machen.

    H A L L O !
    R E G E N B O G E N !
    S O F O R T !

  • Toll für Wasserfarben ist diese Kindermalschule:


    http://www.amazon.de/Kreative-Kindermalschule-Malen-wie-Gro%C3%9Fen/dp/3862302202/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1443033152&sr=8-1&keywords=aquarell+malschule+kinder


    Nachdem ich die mit den Kindern durch hatte, habe ich auch verstanden, was die in den Aquarell-Malbüchern für Erwachsenen meinten. Es werden eine ganze Reihe Techniken vermittelt. Meine Kinder haben damit richtig tolle Bilder gemalt.

  • Ich selber male wie ein dreijähriges Kind und singe, dass die Fensterscheiben klirren, aber es hat mir in meinem Berufsleben noch keine Nachteile eingebracht .


    Meine Gesangslehrerin meinte übrigens mit Überzeugung, jeder hörende, sprechende Mensch könne auch einigermaßen singen lernen. Und ich kenne selbst mehrere Leute, die ganz schlecht sangen, als ich sie jeweils kennenlernte, und einfach mit "machen" sich deutlich verbessert haben.


    Wir hatten recht ordentlichen Kunstunterricht in der Schule und der bestand eigentlich nur aus Abmalen und Abzeichnen. Entweder von der Tafel oder von einem Modell. Wir haben damit verschiedene Techniken gelernt. Wie auch sonst?

  • Wann zeigt er den Igel vor? Da wäre die Reaktion der LehrerInnen interessant.

    Der Igel wurde von der Lehrerin mit den Worten "das ist eine tolle Idee mit den Blättern - super gemacht!" gelobt #super


    marzipan, könnte von mir gemalt sein. #freu

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

    Einmal editiert, zuletzt von Wilde Möhre ()