Ich fühle mich schlecht...Oder: macht die U3-Betreuung Kinder zu "schlechteren" Menschen?

Lass Dich mal knuddeln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dein Kind schon sehr bald zu Dir sagen wird: Mama, geh jetzt endlich, wenn Du Dich morgens noch zu lange in der Krippe aufhalten wirst. Du gibst Ihr doch Aufmerksamkeit, Zuwendung, Liebe.

Trennung ist halt schwer. Ihr seid doch ganz am Anfang. Ich finde es gut, dass Du weiter für Dich sorgst, denn dann ist auch für Dein Kind gesorgt, das glaube ich sicher, wenn ich Dich lese.

Ach Mensch, ich kann dich so gut verstehen. Ich bin auch in diesem Zwiespalt. Meine Kleine ist jetzt zwei Tage die Woche in der Kita von ca 8-17 Uhr. Ich finde das echt lang. Allerdings ist sie in einer sehr kleinen Gruppe und sie geht gern dorthin. Die Betreuerinnen sind sehr lieb, denken sich tolle Dinge aus in Bezug auf Mittagsschlaf zum Beidpiel. Trotzdem Denk ich immer, sie hat es nur bei mir gut. Obwohl das ja gar nicht stimmt. Ich finde mich selbstsüchtig, dass ich arbeiten gehe und schäme mich, dass ich es manchmal langweilig mit ihr finde. Bei mir kommt noch dazu, dass mir mein Job keinen Spass macht und ich nen langen Fahrtweg hab. Ich kann dir also keinen Rat bieten, nur sagen, dass du mit deinen Ängsten und Zweifeln nicht alleine bist.

Liebe Grüße
Sunny, die zusätzlich noch Magen-Darm hat.

Mmh, so ein Thread hätte vor 6 Jahren auch von mir hier stehen können... Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen und ich habe einen tollen, großen Schuljungen, der nicht die aller-klitze-kleinsten Anzeichen von Schädigungen zeigt (er wurde mit 8 Monaten bei der TaMu eingewöhnt). Im Gegenteil, er ist ein empathischer, lieber, toller, machmal verrückter Fast-Siebenjähriger, der von allen Seiten hoch gelobt wird. Die Bindung zu mir und auch zu meinem Mann ist sehr gut.
Achte einfach weiter gut auf Deine Kleine, Du wirst schon merken, wenn etwas nicht gut für sie ist und dann musst Du reagieren.

Weint denn dein Kind bei dir gar nicht?

Ich denke, in dem Alter ist es noch normal, dass die Kleinen öfter weinen. Schließlich ist das ihre einzige Möglichkeit, Unmut auszudrücken. Und das bedeutet ja nicht, dass es ihr total schlecht geht!
Ansonsten zeigt sie halt, dass es eine intakte Mutter-Kind-Bindung gibt und das ist schließlich die beste Basis, um in die "große weite Welt" hinauszustürmen.

Deine Gedanken sind mir aber nicht fremd. Ich bin so egoistisch, halbtags zu arbeiten und meinen, noch nicht ganz ein Jahr alten, Sohn drei Vormittage die Woche zur Tagesmutter zu bringen. Es klappt super, fällt mir aber schwer. Irgendwie scheint es dazuzugehören, dass man sich schlecht fühlt...

Genauso geht es mir auch. Ist echt schlimm. Bloede Kackisch... das, wie meine Nichte sagen würde.

Ich verstehe, dass Dir das Herz blutet, bei der Vorstellung, dass Deine Tochter weint.

Aber Deine Überschrift verstehe ich ehrlich gesagt nicht...

Ich bin auch mit 21 zum ersten Mal Mutter geworden, meine Kinder waren beide mit jeweils einem Jahr bei Tagesmüttern (mit zwei dann in der Krippe). Ich habe auch studiert. Ehrlich, im Studium finde ich Kinder viel unstressiger als im Job.

Spontan - ohne Euch zu kennen- würde ich sagen: So lange das Kind sich durch eine Erzieherin trösten lässt, würde ich mich nicht sorgen. So lange Dein Bauchgefühl passt.

Meine jüngere Tochter hat bei der Tagesmutter drei Monate zur Eingewöhnung gebraucht. Ich habe mir auch ein bisschen Sorgen gemacht, aber ich hatte immer ein wirklich gutes Gefühl und konnte der Tagesmutter auch voll vertrauen. Und ich persönlich finde, dass Kinder von der U3 Betreuung enorm profitieren können.

LG

es ist blöd und schwer, wenn die kleinen schon so früh betreut werden.
Ich kann dich gut verstehen.
Mir ging es damals ähnlich. Aber wirklich, bald ist die Maus gern gegangen.
Ob die Betreuung den Kindern schadet? Bei einer guten Betreuung, dass liest sich bei dir
ja so, glaube ich das nicht.

Hallo Amvini,

ich kann Dein Mutterherz auch verstehen...aber zur Ermutigung erzähle ich Dir, wie es bei mir war: ich kam erst mit 3 in den Kindergarten, bin Einzelkind und war vorher nur mit Erwachsenen zusammen. Ich hatte massive Probleme, in Kindergruppen klarzukommen, und es hat lange gedauert, bis ich die Sozialkompetenz gelernt hatte. Das war echt blöd für mich. Ich bin auch kein schlechter Mensch ;), ich denke nur, es wäre viel besser für mich gewesen, wenn ich früher in den Kindergarten gegangen wäre.

Mein Sohn geht, seit er 1,5 ist, und ist jetzt schon sozialkompetenter als ich mit 6...

Und so wie Du Dich als Mama anhörst, glaube ich nicht, dass Dein Kind rigendwelche Schäden davonträgt!

Liebe Grüße
Alicia

Hallo Amvini!

Die Entscheidung kann dir natürlich keiner abnehmen.
Ich erzähle mal, wie es bei uns war:

Ih habe mein Kind mit gerade 20 und nach einem Jahr Studium bekommen. Es war geplant, dass er mit einem halben Jahr in die Krippe geht, aber das konnte ich nicht mit meinem Herz vereinbaren, als dieses süße Baby erstmal auf der Welt war Außerdem hat er so schrecklich viel geweint, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das so gut gegangen wäre in der Krippe - wenn er schon viel traurig war, sollte er doch wenigstens bei uns sein...

So ab 1 Jahr hat er dann sehr deutlich gemacht, dass er nicht bereit war, sich von mir und dem Papa zu trennen.
Insgesamt haben wir ihn 3 Jahre zusammen zu Hause betreut. Mein Mann hat während dieser Zeit vollzeit promoviert und ich habe teilzeit studiert (fast ausschließlich von zu Hause aus).

Nun geht der Papa den ganzen Tag an die Arbeit und wir müssen einen neuen Weg finden. Da mein Kind immer noch nicht bereit ist für den Kiga, werden wir da kreativ werden müssen

Ich habe mittlerweile die Einstellung, dass frühe Betreuung nicht schadet, wenn das Kind bereit ist. (Das hat Jesper Juul auch mal gesagt.)
Ob das Kind bereit ist, kannst du nur allein wissen.

Mittlerweile leben wir im Ausland und ich darf nicht arbeiten mit meinem Visum, wie das Leben so spielt Es hätte mir gar nichts genützt, mein Studium schnell durchzuziehen.

Wir haben aber auch das Glück, dass mein Mann einen sehr gut bezahlten und gefragten Job hat. Insofern habe ich keinen großen Druck, möglichst schnell alles zu absolvieren.

gebt euch Zeit.....H. wurde auch mit 1 in der Krippe eingewöhnt, wir haben Januar angefangen und ab Ostern ist sie dann bis nachmittags geblieben. Für die kleinen ist das natürlich völlig neu, bisher nur Mama und jetzt auf einmal 11 andere kleine Quargel die da rumhupfen. Da muss man sich dran gewöhnen.....dennoch hbe ich bei meiner dann schnell festgestellt dass es ihr sozial total gut getan hat mit anderen Kindern zusammenzusein. aber ich hab mir auch eeewig nen Kopp gemacht, das ghört dazu.

Ich hab mir dann übrigens wieder nen Kopp gemacht als es in den Kiga ging und dann wieder als Schule anstand und ich glaube wir Eltern machen uns immer zehnmal mehr Sorgen als nötig wäre

Bei meinen Kindern ist es so, dass sie nach Aufregung, Anstregung oder wenn es einfach viel Neues war danach einfach auch mal lauthals, völlig gelöst weinen. Dann kommt irgendwie alles "raus" und danach geht es ihnen besser.

Vielleicht war das bei deiner kleinen ähnlich, die Freude dich wiederzuehen und zu wissen, jetzt ist alles gut. Mama ist da, ich hab mich super geschlagen und jetzt mag ich nur noch heim...

Aber ich kann dich verstehen, mir fällt es auch immer schwer, wenn ein neuer Schritt in Richtung Selbstständigkeit bevorsteht.

Ich könnte viel dazu schreiben, weil ich 20 war als meine erste Tochter kam, gerade das Abi in der Tasche und mit dem Studium hab ich begonnen als sie 1 Jahr alt war. Mit 18 Monaten kam sie in die Uni-KiTa.

Aber viel ist schon gesagt worden und ich mag dir einfach nur noch auf diesen Satz antworten:

Zitat von Amvini

Werden Kinder die in eine U3 Betreuung gegeben werden automatisch zu "schlechten" Menschen?

Nein, werden sie nicht! Lies mal, was ich hier: Und wie ist es, wenn man eine jugendliche Tochter hat?? über genau die Tochter geschrieben habe, die ich damals so früh "abgeben" musste.

Mein Kleiner war Anfangs auch quengeliger am Abend (ob in der Krippe weiss ich nicht) und ich bin der gleichen Meinung wie Blumenmeer. Da ist viel mehr los, muss mehr verarbeitet werden und dann werden sie halt einfach schneller müde und weinen eher mal.
Mein Kleiner 'musste' übrigens schon mit 4 Monaten in die Krippe und hat sich auch beim ersten Alleine-Tag 7 Std. lang geweigert was zu essen (resp. trinken). Beim 2. Mal hats dann funktioniert und heute isst er in der Krippe sogar mehr als daheim (der Mittagstisch ist da aber auch viel interessanter)

Ich habe eben in dem frühe Kindheitserinnerungen-Thread gelesen und so überlegt, was ich so an frühen Kindheitserinnerungen habe. Ich hab viele von meinem ELtern, klar, aber auch einige an die Krippe, wo ich zwischen 1 und 3 war. Ich bin da wohl immer gern hingegangen (laut meinen Eltern war das große Theater am Wochenende wenn ich mit meinen Schuhen in der Wohnung stand und los wollte groß) und die Erinnerungen, die ich habe, sind auch positiv. Ich glaub also nicht, dass es mich zu einem schlechteren Menschen gemacht hat, im Gegenteil, in meiner Erinnerung hatte ich eine Menge Spaß!

(Kindergarten fand ich dafür doof, aber das ist eine andere Geschichte...)

Ich halte es auch für normal, dass ein Kind in diesem Alter ab und an mal weint. Wie groß ist denn die Gruppe? Wie ist der Betreuungsschlüssel?

Die Kinder werden natürlich nicht zu schlechten Menschen. Wie kommst Du nur auf so etwas?

Aber Du solltest möglichst schnell an Deinem schlechten Gewissen arbeiten. Denn das spürt Dein Kind. Und das spiegelt sie. Vielleicht erwartest Du ja, dass sie weint? Dass es ihr dort nicht gefällt? Stell Dir Deine Kleine vor, wie sie dort ganz vergnügt spielt und Spaß hat. Und dann ankerst Du dieses Gefühl. Fass z. B. in diesem Moment Deinen Schlüsselbund an. Und wenn Du sie dann abgibst, dann fasst Du wieder Deinen Schlüsselbund an und denkst an das Gefühl, das Du hast, wenn Du Dir sie vergnügt spielend in der Krippe vorstellst. Mit diesem Gefühl im Bauch gibst Du sie dann in der Krippe ab. Vielleicht hilft Dir das?