Kind "leiert" beim Lesen - korrigieren oder nicht?

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  • Hallo, ich brauch mal Rabentipps :)


    Meine Tochter ist jetzt in der zweiten Klasse. Sie liest flüssig und schnell, viel und gerne.
    Nun sollen die Kinder einen "Lesepass" führen, d.h. sie sollen täglich einem Erwachsenen was vorlesen, und der Erwachsene soll dann eintragen, wie viele Minuten das Kind täglich vorgelesen hat, und das unterschreiben.


    So weit, so gut.
    Nun fällt mir mehr und mehr auf, dass meine Tochter das Vorgelesene ziemlich schnell runterleiert. Also kaum Pausen macht, einzelne Wörter verschluckt etc. Wenn ich nicht parallel mitlesen würde, würde ich die Hälfte gar nicht verstehen.


    Ich vermute das ist, weil sie so gut und schnell liest und wissen will, wie es weiter geht.
    Sie versteht durchaus was sie liest (also kann den Sinn und Inhalt hinterher in eigenen Worten wiedergeben. Stellt passende Verständnisfragen etc.). Sie versucht sich auch durchaus daran, das Vorgelesene zu betonen. (Wenn da steht, dass jemand flüstert, dann flüstert sie beim Lesen auch).


    Aber im Großen und Ganzen leiert sie.


    Sag ich da was? Ich mag ihr die Freude nicht verderben und finde es auch toll, dass sie schon so schnell und flüssig lesen kann.
    Aber vom Elternabend weiß ich, dass eben auch Wert darauf gelegt wird, dass ein Kind verständlich vorlesen kann.

  • Macht sie das in der Schule auch so? Ich würde wohl denken, das sich die Lehrerin da drum kümmert. Wenn sie so gut lesen kann, würde ich nichts korrigieren. Diese Vorleseübung ist sicher eher für Kinder gedacht, die noch nicht gut lesen können, noch sehr langsam und stockend und viele Worte falsch lesen- wie z.B. meine Tochter letztes Jahr, als sie in der 2. Kl. war. Da hab ich nicht korrigiert, aber jeweils auf das falsch gelesene Wort gezeigt, damit sie das nochmal richtig liest.
    Hagendeel

  • Wenn du weißt, dass sie betont vorlesen KANN, dann muss sie das bei dem täglichen Üben nicht unbedingt tun. Solche Pflichtübungen, die mehr für die Kinder gedacht sind, die eben dieses Üben brauchen, um die Fähigkeit gut zu lernen, finde ich für die Kinder, die es bereits können, weniger verpflichtend. Meine Tochter sollte auch diesen Lesepass führen, letztlich haben wir das dann recht locker gehandhabt. Wenn Vorlesen so langweilig wird, dass es schnell runtergeleiert werden muss, dann ist die Übung keine Hilfe.

  • Hallo, so eine Phase haben mMn viele Kinder.
    Gründe kann es viele geben.


    - sie sind noch unsicher im lesen und haben daher nur Kraft entweder die Worte zu bilden ODER auf den Inhalt zu achten und entsprechend zu betonen


    - oder sie können lesen, sind stolz drauf dass sie auch SCHNELL lesen können und TUN das darum auch


    - sie wollen selber inhaltlich schnell vorankommen, was der andre hört ist egal, daher ist "für den Zuhörer betont lesen" unnötiger Aufwand


    - oder sie finden den Text grottenlangweilig )in den meisten Fällen nur zu verständlich) und haben daher keinen Bock auf Betonung.


    Ich habe beim Gedichtlernen oder Text lesen üben z.B. immer sehr ausgiebig und regelrecht mit Genuss "geleiert". Aber in meinen Zeugnissen stand, daß ich für meine gut betonten Gedicht- und Textvorträge bekannt bin.


    So lange die Kinder beim sprechen eine normale, sinnvolle Sprachmelodie haben und normal akzentuiert sprechen und den Inhalt der Texte altersgerecht verstehen und wiedergeben können, würde ich mir keinen Kopf machen. Gäbe es an der Stelle auch Auffälligkeiten, würde ich ev. mal die Ohren überprüfen lassen, eine generell verwaschene Sprache war bei meinen Kindern ein Zeichen für Paukenergüsse.


    Wir selber lesen gerne sehr betont vor, auch mit verstellten Stimmen usw. und das haben unsere Kinder recht schnell übernommen - aber nur, wenn es Sachen waren, die sie vorlesen WOLLTEN. Pflichtübungen hätten sie vermutlich auch allesamt runtergeleiert.

  • Ich hab hier auch so einen Schnell-Leser im gleichen Alter da. Er verschluckt bzw liest auch Wörter nur im Kopf während er Luft holt - daher ist sein Vorlesen auch immer wieder schwer zu verstehen.
    Ich sag ihm das schon zwischendurch bzw hab seine Art vorzulesen auch mal nachgemacht, denn ihm war das gar nicht so bewusst. Zwischendurch wird des dadurch auch besser, wenn es aber wieder überhand nimmt, gebe ich ihm den Hinweis, dass ich ihn schlecht verstehe bzw frage nach, ob da wirklich das und das steht. Das passiert so ein, zwei Mal bei einer Lesesession - da will er übrigens lesen und liest selbst ausgesuchte Bücher und keine Pflichtlektüre.

  • Also zum Verständnis:
    Es ist ein selbstausgesuchtes Buch, eins aus der "Magischen Baumhaus" Reihe, was sie sich zum Geburtstag gewünscht hat :)


    Die Lehrerin hat keine Vorgaben gemacht, was sie für den Lesepass vorlesen sollen.


    Ansonsten spricht meine Tochter gut verständlich und akzentuiert, das ist ganz bestimmt kein Hörproblem.
    Und vorgelesen wird hier (von mir) täglich viel und auch mit verstellten Stimmen. Kennt sie also.
    Und versucht sie ja auch, wenn sie selbst vorliest (hatte ich ja geschrieben: Sie lässt die Personen im Buch z.B. "flüstern")
    Oder auch, wenn ich ihr z.B. beim Spielen mit Schleichtieren und anderen Figürchen zuhöre oder beim Rollenspiel... sie verfügt über ein großes Repertoire an Nuancen, mit denen sie Stimmungen, Lautstärke etc. wiedergeben kann :)

  • Katharina (2.Klasse) liest auch so. Sehr schnell und Wörter verschluckend. Ich denke, das liegt daran, daß ihr Kopf eben sehr viel schneller lesen kann, als ihr Mund sprechen kann. Sie erfasst den Sinn und Inhalt (trotzdem) gut dabei.
    Wir lesen uns täglich gegenseitig vor und sie liest sehr viel für sich allein. Ich lass sie einfach machen und freue mich über meine Leseratte.

    Ich finde, Erwachsene verstehen manchmal nicht so viel vom Leben. Nicht mal Mama.
    Tara aus dem Möwenweg (Kirsten Boie)