Austausch Waldorfschule

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  • Und ja, die kognitiven Fähigkeiten wie lesen, schreiben, rechnen werden sehr langsam eingeführt. Kinder, die da schon vorgelernt haben oder weiter sind, werden oft ausgebremst, damit sie andere wichtige Entwicklungsschritte nachholen können.

    Es wird nicht nur ausgebremst, teilweise wird es ihm/ihr verboten. Was einfach richtig mistig sein kann für ein Kind, das stolz ist zu zeigen, was es kann, dass es ihm Spaß macht, dann abgebügelt zu werden mit "so weit bist du nicht, das sollst du noch nicht machen, das ist schlecht", und das dann stattdessen die ersten drei Buchstaben des Alphabets aus Blättern legen soll (und eigentlich kann es schon lesen). Meinem Kind so passiert bei der Schuleingangsuntersuchung in der Waldorfschule. Und nein, es hat nichts ausgelassen, es findet einfach lesen toll.


    Wir wurden dann auch abgelehnt mit der Begründung, dass a) das Kind noch nicht für die Schule bereit ist weil ihm irgendwelche bestimmten Zähne noch nicht ausgefallen sind( #blink ) und b) sie nicht sehen, dass das Kind sich gut in die Gemeinschaft einfügen konnte, weil es künstlich übermotivert sei #haare

    Diese Begründungen habe ich meinem Kind nie vorgelesen, weil wir uns zum Glück eh schon gegen die Schule entschieden hatten und sie sich da gar nicht mehr für inteessiert hat.

    kLeiN- uNd GrOß-SchrEibUnG hat mein Handy gefressen...

  • irgendwelche bestimmten Zähne noch nicht ausgefallen sind( #blink )

    Stimmt ja! Mein großer hat erst mit 8 den ersten Schneidezahn verloren. Das war auch bedenklich, als wir Mittw der ersten Klasse an der Waldorfschule waren. Aber er lief mit 10 Monaten frei und sptach mit 15 Monaten dreiwortsätze. War auch verkehrt.

    LG, Kalliope


    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Kinder, die da schon vorgelernt haben oder weiter sind, werden oft ausgebremst, damit sie andere wichtige Entwicklungsschritte nachholen können.

    Da frage ich mal ganz platt: welcher Entwicklungsschritt hat denn meinen Kindern gefehlt? Ich wüsste keinen. Zumal sie nicht "vorgelernt" haben, sondern sich das selbst ohne weiter Hilfe erarbeitet haben.

    Selbst wenn man in anderen Bereichen Defizite hat - hilft es dann, in den Bereichen, in denen man gut ist, auch noch ausgebremst zu werden?


    Ich habe als Teenager meinen Physiklehrer um Zusatzaufgaben gebeten. Ich wollte gerne mehr lernen und fand das, was wir in der Schule gelernt haben, ein bisschen wenig. Er hat das verweigert mit der Begründung, ich solle mich lieber um anderes kümmern. Ich weiß nicht mehr genau, was er gesagt hat, aber es ging in die Richtung, lieber mehr Freizeit mit Freunden zu verbringen. Ich habe das damals richtiggehend als Verrat empfunden und finde es heute immer noch unfassbar und die Grundhaltung ziemlich schlimm. Von einem promovierten Physiker! Die einzige Rechtfertigung für Schule ist, dass wir da etwas lernen. Ich finde auch im Nachhinein noch, dass wir an meiner Schule zu wenig gelernt haben und nicht nur ich, sondern bestimmt auch andere hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sind.


    Toll wäre gewesen, wenn er gesagt hätte, schau mal, es gibt die und die Möglichkeiten, hast du vielleicht Lust, z.B. bei Wettbewerben o.ä. mitzumachen, hier sind Materialien, hier sind Leute, die mehr wie du ticken als deine Klassenkamerad:innen. Dann hätte er mir elegant gleich noch bei meinen Defiziten geholfen (nämlich dass ich in meiner Klasse ziemlich einsam war).


    So hat er nur erreicht, dass ich traurig war und sehr viel Achtung vor ihm als Lehrer verloren habe (ich mochte ihn eigentlich wirklich gern).


    Fairerweise waren nicht alle Lehrkräfte so drauf; es war z.B. durchaus üblich, dass es Mathe-Zusatzaufgaben gab.

  • irgendwelche bestimmten Zähne noch nicht ausgefallen sind( #blink )

    Stimmt ja! Mein großer hat erst mit 8 den ersten Schneidezahn verloren. Das war auch bedenklich, als wir Mittw der ersten Klasse an der Waldorfschule waren. Aber er lief mit 10 Monaten frei und sptach mit 15 Monaten dreiwortsätze. War auch verkehrt.

    Das war hier bei der Ini auch Thema, bei uns haben sich Kinder vorgestellt die in anderen Waldorf-Schulen abgelehnt wurden weil zur Schulreife der Zahnwechsel gehört. Einschulung idealerweise ab 7 (wegen den Lebensjahrsiebten) und eben auch nur, wenn schon Zahnwechsel vorhanden war…

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Hm, so langsam habe ich das Gefühl, daß der Austausch sich dahin entwickelt, daß ich mehreren Kritikerinnen gegenüberstehe, denen ich den Waldorfansatz zu erklären und zu rechtfertigen versuche. Ehrlich gesagt fehlt mir dafür die Motivation, denn es ist mir eigentlich gar kein Anliegen, Menschen davon zu überzeugen.


    Interessiert es Euch denn wirklich, was z.B. hinter den Jahrsiebten und dem Zahnwechsel steht? Dann schreibe ich gerne noch was dazu.


    Oder seid Ihr einfach dagegen, weil Euch eigene erlebte Erfahrungen oder Berichte schon davon überzeugt haben, daß Waldorf für Euch nichts ist, und wollt hier nur Euren Unmut und Eure Kritik loswerden? Dann möchte ich dazu nur sagen, daß ich Euch lese und in großen Stücken auch verstehe, aber diese Schulform für meine Kinder dennoch gutheiße und mich hier gerne mit Menschen austauschen würde, die grundsätzlich mit der Waldorfpädagogik sympathisieren oder differenziert drauf schauen möchten.


    Susan Sto Helit Deine Erfahrungen berühren mich sehr. Ich bin beim Thema Zusatzaufgaben und spezieller Begabungsförderung auch zwiegespalten. So wie Du es schilderst, zumal im Teenageralter, wäre es sicher hilfreich gewesen, wenn der Lehrer da genauer hingeschaut und nicht so kategorisch abgelehnt hätte. Das ist echt schade, wenn dadurch dann Begeisterung verlorengeht.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Tikaani, ich hatte mich zB mit der Jahrsiebt-Theorie auseinander gesetzt, wäre ansonsten in einer Gründungsinitiative auch nicht am rechten PLatz gewesen. Manche gehen ja auch davon aus, dass die Jahrsiebte mittlerweile zu Jahrsechsten geworden sind weil sich die Entwicklung der Kinder beschleunigt hat. Mir kam die Theorie allerdings weiterhin komisch vor, eine Freundin von mir hatte zB ganz lange keinen Zahnwechsel, da waren viele bleibende Zähne gar nicht angelegt. Was hätte so ein Kind dann machen sollen wenn Einschulung ansteht? Sie war dann übrigens an einer "normalen" Regelschule und ist nun Volljuristin. Ich finde es schwierig wenn solche "Regeln" und Überzeugungen rigide angewendet werden. Wir hätten übrigens alle Kinder aufgenommen, Zahnwechsel hin oder her, weil wir frisch gegründet einfach jedes Kind gebraucht hätten. Dies sind unsere Regeln, wenn sie ihnen nicht gefallen haben wir auch noch andere...


    Prinzipiell sympathisiere ich nach wie vor mit der Schulform, ich würde mir aber die jeweilige Schule sehr genau anschauen. Das war der Vorteil von der Gründungs-Ini, da hatten wir ja "die Hände auf der Auswahl von Gebäuden und LuL", Mr. Mongölchen ist es nicht geworden. Übrigens ist die Gründung dann schlussendlich gescheitert weil sich die Menschen in der Ini komplett verstritten haben. Ein Teil hat aufgegeben, ein Teil hat es geschafft nun hier vor Ort eine freie Schule zu gründen. Für meine Kinder leider zu spät.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Mein Kind hat das Krabbeln weg gelassen und wäre jetzt vermutlich gar nicht berechtigt, zu laufen. #haare

    Tikaani Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass andere ebenso informiert sind wie du, nur zu anderen Schlüssen gekommen sind?

    Jahrelang stand es für mich außer Frage: mein Kind sollte auf die Waldorfschule.

    Aber für dieses Kind funktioniert das nicht.

  • Ich habe bisher nichts geschrieben, weil ich es unpassend finde in einem Thread, in dem es um Austausch gehen soll. Vielleicht sollten wir dafür einen anderen Thread eröffnen?

  • Ich habe bisher nichts geschrieben, weil ich es unpassend finde in einem Thread, in dem es um Austausch gehen soll. Vielleicht sollten wir dafür einen anderen Thread eröffnen?

    Ist mir Recht.

  • Bei mir war Schluss, als ich gehört habe, wie groß die Klassen sind. Individuell aufs Kind eingehen bei 35 Schülern? Eher unwahrscheinlich.

    Ja, und die Sache mit der kognitiven Förderung.

    Ich habe ja lange überlegt.

    Wir hatten auch sehr lange überlegt, unsere Kinder waren auch in einem Waldorfkindergarten und dort sehr glücklich. Auch vom Infoabend der Schule war ich sehr angetan.


    Ich habe mich dann in den Hintergrund eingelesen und war dann schon etwas skeptisch, dachte mir aber auch, dass das ja im Alltag nicht unbedingt an die Kinder herangetragen wird. Die großen Klassen haben mich auch massiv gestört (ich bin selber Lehrerin).


    Für mich war dann endgültig Schluss, als ich auf einem Schulfest die ausgestellten Jahreshefte gelesen habe.

    U.a. bei den Geschichtsheften (eines meiner Fächer) der Unterstufe hat es mir die Schuhe ausgezogen. #blink Seitenweise abgeschriebene krude Geschichten, das könnte ich nie im Leben veratmen.

  • Ich habe bisher nicht geschrieben, fühle mich aber sehr unwohl mit dem Verlauf hier ...

    Bitte formuliert vorsichtig, Schulwahl ist ein echt sensibles Thema, und wir Eltern wollen alle das beste für unsere Kinder, darin unterscheiden wir uns nicht. Ich habe die Waldorfschule nach bestem Wissen und Gewissen für meine Kinder ausgewählt, und ich kann dennoch heute Kritikpunkte haben. An alle, die hier im Austauschthread (also eigentlich für Waldorfeltern) schreiben, ohne ihre Kinder in Waldorfeinrichtungen zu haben: Bitte erkennt an, dass die Lektüre einiger Artikel Euch kein umfassendes Bild gibt. Fragt gerne nach, wie das an unseren individuellen Schulen geregelt ist, seid gerne auch kritisch, aber hier einen großen Eimer Unverständnis auszukippen hilft niemandem...


    Auch ich erkenne Strukturen, die mir Unbehagen bereiten an meiner Schule, auch ich hinterfrage kritisch die Bedürfnisorientierung, aber die Beispiele, die hier (oder in dem Artikel) beschrieben sind, sind für mich (haarsträubende) Einzelfälle und nicht (!) verallgemeinerbar.


    Meine Kinder wurden nie gezwungen, aufzuessen oder irgendwo zu übernachten. Mein Zweitklässler (der mit knapp 6 und sämtlichen Milchzähnen eingeschult wurde, das war aber nicht erwähnenswert) wird sicher auch weniger gefördert, als es Möglichkeiten gäbe (er rechnet bereits im Raum bis 1 Million) aber er leidet nicht darunter - ist das jetzt schlimm? Er sucht sich halt Aufgaben hier zuhause (stellt an den bösen Medien lange Legolisten zusammen und berechnet die Preise oder macht mal Aufgaben mit dem Fünftklässler). Und tatsächlich tut ihm die künstlerische und musische Förderung sehr gut, die würde nämlich bei mir (mangels Selbstvertrauen in diesem Bereich) total hintenüberfallen. Für meinen großen Sohn habe ich große Kritikpunkte in der Wissensvermittlung (ironischerweise ist seine Lehrerin eine der staatlich anerkannten #pfeif ), und nein, für ihn würde ich die Entscheidung nicht mehr so treffen. Aber das hat sich so im Laufe der Zeit herausgestellt, deshalb war ich nicht grundnaiv bei Einschulung und hätte das vorher wissen können.


    Auf dem Schulhof wurde mir in den ersten zwei Jahren zu wenig durchgegriffen (mit für mich völlig abstrusen Begründungen zu den Temperamenten), da hätte ich mir mehr Schutz durch die Erwachsenen gewünscht... und dennoch, heute sind sie zu einem wohlgeratenenen Haufen geworden mit einem Zusammenhalt in der Klassen- und Schulgemeinschaft, der sondersgleichen sucht. Mobbing? Scheint es bei uns nicht zu geben...(??)


    Sicher ist nicht alles Gold, was glänzt, aber bitte traut uns zu, dass wir das Wohl unserer Kinder im Blick haben. Neben Dingen, die auch ich kritisiere gibt es auch ganz Wertvolles, was meine Kinder mitnehmen, den Zusammenhalt, die Feste, die Einbeziehung von Kunst/Handwerk/Natur... und ob meine Schulwahl richtig war, werde ich vermutlich erst viel später, wenn überhaupt, erfahren...


    Tikaani wir haben uns teilweise überschnitten, und huch, nochmal edit, da kamen noch ganz viele Beiträge dazu...

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • rosarot ja, die Sache mit den "Jahrsechsten" habe ich auch schon gehört. Und auch besondere Zahnentwicklungen wie die, die Du schilderst, kommen vor, klar. Idealerweise wird da dann Rücksprache mit der behandelnden zahnärztlichen Praxis gehalten und geschaut, was da los ist. Ich finde ja auch, daß das Einschulungsprocedere an den Waldorfschulen ganz besonders viel Feingefühl braucht, da kann viel schiefgehen.


    (Umgekehrt ist z.B. eines meiner Kinder bei der regulären schulärztlichen Untersuchung im Gesundheitsamt fast für unreif erklärt worden, weil es knapp 7jährig nur bis 12 zählen konnte, seinen Namen falsch geschrieben hat und schlußendlich vor lauter Streß angefangen hat zu weinen. An der Waldorfschule hingegen war die Eingangsuntersuchung problemlos.)

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Solya Du sprichst mir aus der Seele! :)


    Alocasia zum Thema Geschichtsunterricht und politische Bildung haben mein Mann und ich von Anfang an für uns klargehabt, daß wir da ergänzend (nicht gegenläufig, sondern wirklich ergänzend) unseren Kindern selbst das vermitteln werden, was wir für wichtig und richtig halten. Ich finde das vertretbar, wir fallen der Schule damit ja nicht in den Rücken. Und es scheint zu klappen. Schule ist ja nicht der einzige Lebensbereich, in dem Kinder lernen, und wo Schule unserer Ansicht nach zu wenig oder schräg vermittelt, tragen wir unseren Teil dazu bei. (Machen Familien an Regelschulen ja auch, z.B. mit außerschulischem Musikunterricht, wenn das an der Schule zu kurz oder gar nicht vorkommt.)

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Tikaani
    Spoiler voran: Ich bin kein Fan von Waldorf. Das Konzept hat auch gute Seiten, aber für mich kegeln die Negativen das Gute mit Schwung heraus.


    Entwicklungspsychologie war Teil meiner universitären Ausbildung. Und gepaart mit gesundem Menschenverstand klappte mir bei einigem, was du schriebst, die Kinnlade doch arg herunter. Ich mag jetzt gar nicht auf deine Argumente für große Klassen eingehen. "Zuviel Aufmerksamkeit mache das Kind wund" liest sich hier bei den Raben allerdings schon arg merkwürdig.


    Ich habe mein Hauptproblem mit Folgendem:

    Und ja, die kognitiven Fähigkeiten wie lesen, schreiben, rechnen werden sehr langsam eingeführt. Kinder, die da schon vorgelernt haben oder weiter sind, werden oft ausgebremst, damit sie andere wichtige Entwicklungsschritte nachholen können.


    Ein bißchen so, wie man Säuglinge liegend im Arm hält und nicht sitzend, weil sitzen einfach noch zu früh ist, oder sie nicht darin unterstützt, an der Hand oder in so Rollwägen laufen zu lernen, bevor sie sich nicht selbst aufrichten und ausbalancieren können. Da sagen ja auch viele: "mein Baby WILL aber schon sitzen und laufen", und das stimmt ja auch. Aber vorher käme halt noch was anderes.


    Ich finde nicht, daß das Kind nicht gesehen und nicht in seiner Individualität anerkannt wird, wenn man es da ein bißchen zurückhält und ihm sanft Weisung hin zu anderen Lernfeldern gibt, die auch wichtig sind.


    Lesen, Schreiben, Rechnen bremsen keine anderen Entwicklungsschritte, und schon gar keine wichtigen. Kinder, die früh Interesse daran zeigen, schaden weder ihrer Wirbelsäule, wie zu früh fremd aufgesetzte Babys, noch irgend einem anderen Aspekt ihrer Person. Es geht hier nicht darum, dass ein Kind sich körperlich übernimmt. Es geht nicht mal um geistiges Übernehmen. Meine Tochter hat in den ersten Wochen ihrer wirklich guten Regelgrundschule gelitten, weil sie nur einen Buchstaben pro Woche gelernt haben. Anderen mag auch das zu schnell gegangen sein, und sie haben deshalb gelitten. Aber egal von welchem Spektrum man kommt: Jedes Kind hat das Recht auf einen individuellen Blick auf seine Bedürfnisse. Auch Lesen, Schreiben, Rechnen kann ein Bedürfnis sein, und das in der Schule aus ideologischen Gründen (!) versagt und mit "später mal, lern erst mal was anderes, du bist noch nicht so weit" vertröstet zu werden, lässt sich entwicklungspsychologisch einfach nicht rechtfertigen.


    Kinder durchlaufen bestimmte Entwicklungsstadien, aber jedes zu seiner Zeit. Die Montessori-Pädagogik fußt zum Beispiel genau darauf: dass jedes Kind zu seiner eigenen Zeit ganz individuelle Interessen hat, die gerade dann gefördert werden sollten, wenn sie "akut" sind. Regelschulen können das oft nicht leisten. Aber Waldorfschulen sollten es zumindest nicht von vornherein ablehnen.

  • An alle, die hier im Austauschthread (also eigentlich für Waldorfeltern) schreiben, ohne ihre Kinder in Waldorfeinrichtungen zu haben: Bitte erkennt an, dass die Lektüre einiger Artikel Euch kein umfassendes Bild gibt. Fragt gerne nach, wie das an unseren individuellen Schulen geregelt ist, seid gerne auch kritisch, aber hier einen großen Eimer Unverständnis auszukippen hilft niemandem...

    wobei das auch eine Taktik von Waldorf ist. (damit meine ich jetzt ganz ausdrücklich nicht, dass du das so gemeint hast oder anwendest). Wer Waldorf versteht steht über den restlichen, alle die Kritik äußern haben es nur nicht richtig verstanden bzw. sind nicht erleuchtet genug.

    Und natürlich sind alle negativen Erfahrungen Einzelfälle.

  • Juana ja, das ist auch einer meiner Kritikpunkte an Waldorf, ich verstehe Dich da gut :)


    Dennoch finde ich die Beispiele in den Artikeln genauso haarsträubend wie die, die sie zitieren, und es ist mir wichtig zu sagen, dass es nicht überall so ist (vielleicht hätte ich nicht von Einzelfällen schreiben sollen, das weiß ich ja tatsächlich nicht. Nur davon, dass es bei uns (und davon kann ich schreiben) nicht so ist)

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Solya Du sprichst mir aus der Seele! :)


    Alocasia zum Thema Geschichtsunterricht und politische Bildung haben mein Mann und ich von Anfang an für uns klargehabt, daß wir da ergänzend (nicht gegenläufig, sondern wirklich ergänzend) unseren Kindern selbst das vermitteln werden, was wir für wichtig und richtig halten. Ich finde das vertretbar, wir fallen der Schule damit ja nicht in den Rücken. Und es scheint zu klappen. Schule ist ja nicht der einzige Lebensbereich, in dem Kinder lernen, und wo Schule unserer Ansicht nach zu wenig oder schräg vermittelt, tragen wir unseren Teil dazu bei. (Machen Familien an Regelschulen ja auch, z.B. mit außerschulischem Musikunterricht, wenn das an der Schule zu kurz oder gar nicht vorkommt.)

    Das ist eine gesunde Einstellung! :) Ich habe für mich in diesem Moment gemerkt, dass ich damit nicht klarkommen würde.


    Ich habe durch den Kiga und meine alte Arbeit (war an einer Waldorfschule Integrationshelferin) noch viele Waldis als Bekannte, daher kann ich die Gründe für Waldorf gut nachvollziehen. :)

  • Ich habe den Thread hier tatsächlich als Austausch von Erfahrungen verstanden.

    Ich habe meine ganz persönlichen Erfahrungen geteilt. Ich verstehe nicht, warum diese hier nicht sein sollen.

    Aufbauend auf diesen habe ich mich mit dem Konzept dahinter beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es kein Einzellfallerfahrung war, sondern im Kontext der Ideologie, die ich nicht teile, zu verstehen ist.


    Ein wenig OT: mein jüngerer Sohn hatte mit 5,3 Jahren 4 Milchzähne verloren und hatte alle 4 bleibenden Backenzähne vollständig. Er hat damit das System der gesetzlichen KV gesprengt, da die notwendige Versiegelung erst ab 6 Jahren gezahlt wird.

    Aus meiner Sicht zeigt das ganz gut, wie unterschiedlich auch die körperliche Entwicklung verläuft. Frage mich ernsthaft (ja wirklich ernsthaft), was eine Waldorf Reaktion darauf gewesen wäre.

  • Hier unterschreibe ich. Dieses Forum hat sich Bedürfnisorientierung auf die Fahnen geschrieben. Waldorfpädagogik ist in großen Teilen das Gegenteil von Bedürfnisorientierung mit allen negativen Auswirkungen für Kinder, deren Bedürfnisse dementsprechend nicht sein dürfen und weggedrückt werden.

    Damit ist nicht alles daran schlecht. Aber jede Waldorfschule wäre besser, wenn sie tatsächlich aufs Kind statt auf Schubladen gucken würde.