Ich habe in der Zeit, in der ich mich mit der Thematik beschäftigt habe unglaublich engagierte Menschen kennen gelernt. Bei denen klar Bedürfnisorientierung im Vordergund stand und kein Festhalten an Dogmen. Unsere Gründungslehrerin hätte nach "Bewegtem Klassenzimmer" unterrichtet und war einfach mit Leib und Seele Vollblutpädagogin. Für meinen Sohn hätte das ganz wunderbar gepasst. Ich würde auch meine Tochter bei Teilen des Konzepts wieder finden und sitze hier mit einem weinenden Auge. Sie ist ganz prima durch die Grundschule gekommen dank einer tollen Klassenlehrerin, hat aber nun am Gymnasium wirkliche Schwierigkeiten. Die vollen Klassen hätte es an unserer Schule nur in einigen wenigen Fächern gegeben, die wären meistens halbiert worden. Hier am Gymnasium sind die Klassen mit knapp unter 30 Schülern nur unwesentlich kleiner. Das dann aber in allen Fächern. Eine ganz tolle Schule die inklusiv unterrichtet: Windrather Talschule Die wurde 1995 gegründet, eine echte Pionierschule.
Austausch Waldorfschule
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Solya fürs Protokoll.. ich habe nicht nur eine Broschüre gelesen
Und diese „Einzelfälle“ ziehen sich ja durchs System… deswegen auch System. Das sind keine Einzelfälle.
Und ja Du hast Recht, das ist als Austauschstrang gestartet und aus diesem Grund wollte ich mich eigentlich gar nicht beteiligen.
Hatte dann aber den Beitrag von dir Tikaani gesehen und mich einfach sehr gewundert, ob die Punkte, die ich dann adressiert habe, wirklich nicht auffallen.
Dieser Widerspruch in sich.
Aber auch hier wieder was Juana schreibt
Ich werde mich zurückhalten…..
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Die großen Klassen fand ich als Schülerin gar nicht unbedingt problematisch.
Es gab Lehrkräfte, die damit nicht gut zurecht kamen, ja. Aber das waren einige wenige Stunden pro Woche und sooo viel besser war deren Unterricht für die halbe Klasse auch nicht. Und wir hatten ja auch viele Kurse, in denen wir nur sechs oder zwölf oder 18 Leute waren und in denen es trotzdem nicht ruhig und friedlich war.
Ich hatte immer den Eindruck, dass die Lehrkräfte sich schon viel Zeit für die einzelnen Kinder nehmen. Unsere Klassenlehrerin hat auch Hausbesuche gemacht, was ja relativ Waldorf-typisch ist. Sie sagte zudem mal, sie würde jeden Abend (? jedenfalls sehr ) vor ihrem inneren Auge alle SuS durchgehen. Das glaube ich ihr auch.
Im Rahmen der vorhandenden Ressourcen wurde auch auf individuelle Anfragen eingegangen.
Unser Deutschlehrer hat zum Beispiel in der Oberstufe auf Wunsch einer Klassenkameradin eine AG angeboten, in der wir bei ihm zuhause "Anthroposophie" von Steiner gelesen und besprochen haben.
Als zwei Klassenkameradinnen gerne Französisch als mündliches Prüfungsfach im Abi haben wollten, hat die Schule extra umorganisiert und mehrere Lehrerinnen haben ihre Stunden geändert, um das möglich zu machen (eigentlich wurde Französisch nur die ersten zwölf Jahre unterrichtet).
Die Englischlehrerin meines Bruders ist später ans benachbarte Gymnasium gewechselt. Er hat sie gefragt, wie sie es findet, und sie meinte: weniger Freiheit, aber doppeltes Geld für halbe Arbeit...
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Mir geht es hier ein bisschen wie Solya . Ich fühle mich permanent in Verteidigung und so als ob ich völlig naiv mein Kind auf diese Schule schicken würde, nur weil ich Filzzwerge so nett finde. Natürlich haben wir uns diese Entscheidung sehr genau überlegt. Und es kann sein, dass sie trotzdem falsch war, aber das weiß man ja nie so genau. Ein motiviertes leistungsstarkes Kind hätte ich vermutlich nicht dort eingeschult sondern hier in der Regelgrundschule. Tja, mein Kind gehört aber nicht zu diesen Kindern. Der würde glaube ich lieber noch drei Jahre durch den Wald rennen und Wichtel jagen. Und für dieses Kind (übrigens bei der Einschulungsuntersuchung auch noch nicht im Zahnwechsel ) schien uns die Waldorfschule die beste Wahl, auch wenn ich manches daran auch schräg finde.
Noch lieber hätte ich eine staatliche Schule ohne esoterischen Überbau, die meinem Kind Zeit für Entwicklung gibt und es ganzheitlich fördert. Die gibt es aber hier vor Ort nicht.
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Ich merke beim Lesen hier einfach, wie sehr ich mein Kind und mich durch dieses System abgewertet gefühlt habe und dass da durchaus auch ein Schmerz sitzt.
Ein Schmerz der heisst, dass auch für Kinder wie meine Kinder im staatlichen Bildungssystem wenig Platz ist.
Das ich, wie auch Kallliope, genau aus diesem Gründen bei Waldorf angeklopft habe, gelockt von einem Versprechen nach Ganzheitlichkeit und "Sein" dürfen. Und unsere Kinder durften schlichtweg nicht "sein" wie sie sind, mit ihren Interessen, Neigungen, Stärken und Schwächen. Und "Schuld" an diesen Interessen sind wir Eltern, weil wir - ja was eigentlich gemacht haben?! Und hier sollen wir jetzt unsere Erfahrungen auch nicht schildern, weil sie ja Einzelfälle sind und andere sich angegriffen fühlen könnten.
Hier bin ich übrigens, weil ich mir, wenn ich nochmals auf der Suche wäre, in einem Thread wünschen würde, dass dort verschiedene Erfahrungen stehen. Weil ich mir dann die Klatsche durch die Wsldorf-Pädagogen hätte ersparen können, weil mir vorher klar gewesen wäre, dass das für Kinder wie meine Kinder nicht passt.
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Ich glaube, die Schule muss zum Kind passen und das Kind zur Schule. Und nicht nur zum Kind, sondern auch zur Familie.
Vorausgesetzt natürlich die absoluten Basics werden erfüllt
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und dieses verweisen darauf, dass es an staatlichen Schulen auch nicht alles super ist geht halt in Richtung Whataboutism. Natürlich hatten wir auch schon echt beschissene Lehrkräfte. Aber da kann ich mich wehren und es wird nicht mit der Ideologie begründet, dass es halt so sein muss.
Ich war ja in der Situation, dass ich überlegt habe, die Schule zu wechseln. Meine Schwester IST gewechselt. Unser Babysitter ist auch gewechselt. Allerdings auf beide auf eine andere Privatschule - auf die Idee war ich gar nicht gekommen, ich hatte mir zwei neusprachliche staatliche Gymnasien angeschaut. Meine fünf Cousins und Cousinen, die auf Waldorfschulen waren, sind geblieben. Meine Sandkastenfreundin ist von einer totalen Chaosklasse in einer Waldorfschule auf eine staatliche Schule im Ruhrgebiet gewechselt und später dann auf eine Kantonsschule in der Schweiz.
Aus der Perspektive der Betroffenen finde ich es absolut relevant, wie es auf den anderen in Frage kommenden Schulen hergeht. Denn es geht darum, wie mein Leben aussieht! Dreizehn Jahre lang, jeden Tag!
Als ich gegn Ende der 8. Klasse wechseln wollte, hat die Schule mir ermöglicht, in einem der anderen Gymnasien zu hospitieren. (Bei dem anderen war der Direktor im Gespräch so doof, dass ich danach schon keine Lust mehr hatte - der meinte nämlich pauschal, voller Vorurteile und ohne individuellen Blick auf die vor ihm sitzende Schülerin , dass Waldorfschüler:innen es meist auf staatlichen Schulen nicht packen würden.
Mein Fazit der Hospitation war, dass das, was mich an meiner Schule störte, am staatlichen Gymnasium gar nicht unbedingt besser war... dafür fehlten andere Aspekte, die mir an meiner Schule gut gefielen (wie die Klassenspiele).
Außerdem ist unser Klassenlehrer zu uns gekommen und hat einen ganzen Abend lang sich meine Bedenken angehört und mit meinen Eltern und mir geredet und erklärt. Sein zentrales Versprechen war, dass die Punkte, die mich störten, ab der 10. Klasse besser werden würde. Das war dann auch so.
Natürlich war ich auch eine attraktive Schülerin im Sinne von leistungsfähiges Kind aus engagiertem und solide verdienendem Elternhaus, so dass das aus Sicht der Schule gut investierte Zeit war. Trotzdem fand ich es gut, dass er sich gekümmert hat.
gelockt von einem Versprechen nach Ganzheitlichkeit und "Sein" dürfen.
Das ist glaube ich auch eine falsche Darstellung / ein falsches Verständnis. Waldorf hat eben diese Orientierung an esoterischen Entwicklungsstufen und es gibt klassisch nur ganz, ganz wenig Wahlmöglichkeiten.
Es ist quasi das Gegenstück von Montessori.
Waldorfpädagogik wird manchmal als "Erziehung ZUR Freiheit" bezeichnet, aber es ist ganz klar keine Erziehung IN Freiheit.
"Ganzheitlich" ist es in dem Sinne, dass der Fokus nicht so stark auf kognitiven Leistungen liegt, sondern auch viel handwerklich-künstlerisch-musisch und mit Bewegung gearbeitet wird.
Wir hatten zum Beispiel durchgehend von der 1. bis zur 13. Klasse Musikunterricht und es mussten von der 9. bis zur 13. Klasse auch ALLE im Schulchor singen, egal ob sie gerne singen oder nicht, egal ob sie das gut können oder nicht.
Freiwillig waren in meiner ganzen Schulzeit nur
a) ein Instrument lernen (was aber sehr gewünscht wurde),
b) die Volleyball-AG in der Oberstufe
c) die Computer-AG in der 10. Klasse
d) Französisch ab der 12. Klasse.
ALLES ANDERE war Pflicht.
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Ich hab den Thread als Austausch unter Waldorfeltern gehalten und deshalb meine Klappe gehalten, teile aber genau deine Auffassung PaulaGreen.
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Das ist glaube ich auch eine falsche Darstellung / ein falsches Verständnis. Waldorf hat eben diese Orientierung an esoterischen Entwicklungsstufen und es gibt klassisch nur ganz, ganz wenig Wahlmöglichkeiten.
Es ist quasi das Gegenstück von Montessori.
Waldorfpädagogik wird manchmal als "Erziehung ZUR Freiheit" bezeichnet, aber es ist ganz klar keine Erziehung IN Freiheit.
"Ganzheitlich" ist es in dem Sinne, dass der Fokus nicht so stark auf kognitiven Leistungen liegt, sondern auch viel handwerklich-künstlerisch-musisch und mit Bewegung gearbeitet wird.
Danke hierfür. Ich kann in dieser Darstellung meine Wahrnehmung gut wiederfinden.
Ich glaube mich bringt genau das Gefettete oft innerlich auf 180, weil ich gerade von Waldorf-Eltern oft
Aussagen /Haltungen erlebe im Stile, dass ihnen es wichtig wäre, dass ihr Kind sich "frei" entfalten könne, im Gegensatz zum staatlichen System und sich genau das nicht mit meiner Wahrnehmung deckt.
Wenn mir jemand sagen würde, er habe sich für ein System entschieden, wie Du es hier beschreibst, könnte ich mich innerlich entspannt zurücklehnen und sagen: Prima, für mich passt das zwar nicht und schön, dass es für Euch passt.
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Ich glaube mich bringt genau das Gefettete oft innerlich auf 180, weil ich gerade von Waldorf-Eltern oft
Aussagen /Haltungen erlebe im Stile, dass ihnen es wichtig wäre, dass ihr Kind sich "frei" entfalten könne, im Gegensatz zum staatlichen System und sich genau das nicht mit mei er Wahrnehmung deckt.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele da einerseits an das Thema Noten / Versetzung und andererseits an den Fächerkanon denken.
Hier im Forum berichten ja auch viele von dem Druck und Stress rund um die schulischen Leistungen. Das hat man in einer Waldorfschule schon etwas weniger, weil die Kinder lange (zumindest vordergründig) mitgeschleift werden. Da gibt es immer wieder Kinder, die sich dann später noch berappeln. Einer meiner Cousins war so einer, der lange vor sich hin geträumt und Geige gespielt hat und dann kurz vor knapp noch die Kurve gekriegt und Abi gemacht hat.
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Ich glaube mich bringt genau das Gefettete oft innerlich auf 180, weil ich gerade von Waldorf-Eltern oft
Aussagen /Haltungen erlebe im Stile, dass ihnen es wichtig wäre, dass ihr Kind sich "frei" entfalten könne, im Gegensatz zum staatlichen System und sich genau das nicht mit mei er Wahrnehmung deckt.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele da einerseits an das Thema Noten / Versetzung und andererseits an den Fächerkanon denken.
Hier im Forum berichten ja auch viele von dem Druck und Stress rund um die schulischen Leistungen. Das hat man in einer Waldorfschule schon etwas weniger, weil die Kinder lange (zumindest vordergründig) mitgeschleift werden. Da gibt es immer wieder Kinder, die sich dann später noch berappeln. Einer meiner Cousins war so einer, der lange vor sich hin geträumt und Geige gespielt hat und dann kurz vor knapp noch die Kurve gekriegt und Abi gemacht hat.
Mir persönlich ist ja nicht nur im schulischen Kontext sondern auch im Arbeitsleben oder beim Thema "psychische Gesundheit" der Blick auf /die Haltung zu Druck und Stress und Leistung zu einseitig.
Ich persönlich leide heftiger und mehr unter kognitiver Unterforderung, blühe unter einem gewissen Druck geradezu auf, brauche harte Deadlines und mag Leistungsbewertung.
Mich stresst langsames Tempo.
Ich komme aus dem Non-Profit Bereich und seit ich in der Industrie bin, mit viel mehr Leistungsdruck, Überstunden, härteren Erwartungen, geht es mir besser.
Bei anderen ist das anders und das ist ja auch gut so und ich wünsche wirklich jedem Erwachsenem und jedem Kind, dass es diesen Raum findet, der ihm selbst gut tut.
Ich selbst habe erst in den letzten Jahren diese individuelle Erfahrung machen dürfen und reagiere vielleicht auch deshalb auf Fehlgleichungen /Automatismen im Stile von "weniger Druck" gleich "psychisch gesünder" und "mehr Handwerk /Musik/ etc" gleich "freie Entfaltung".
Mich persönlich stören diese Automatismen am Waldorf-Konzept. Ein individuelles "Für mein Kind passt das mit dem weniger Leistungsdruck besser" kann ich stehenlassen, ein "Kinder müssen durch Waldorf einfach lernen, dass ihnen dieses Konzept gut zu tun hat" macht mich wütend.
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Ich habe mich hier auch etwas rausgehalten, weil ich mich durch gewisse Beiträge auch in eine bestimmte Verteidigungshaltung gedrängt sehe. Damit meine ich niemandes persönlich Erfahrung, die sich zum Teil wirklich abenteuerlich lesen und auf Grund derer ich absolut verstehen kann, dass diese Schule für euch nicht in Frage kam. Andere Beiträge empfinde ich als sehr verallgemeinernd und sehe "unsere" Schule darin überhaupt nicht wieder.
Ein Beispiel ist die Klassengröße: Mein Sohn geht jetzt auf eine Schule mit höchstens 24 Schülern pro Klasse und er hat etwa die Hälfte der Stunden nur mit der halben Klasse zusammen. Eine andere Waldorfschule mit 30+ Schülern pro Klasse wäre auch für uns nicht in Frage gekommen.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die hier an einem ernsthaften Austausch interessiert sind und geduldig nach den richtigen Worten suchen!
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Und hier sollen wir jetzt unsere Erfahrungen auch nicht schildern, weil sie ja Einzelfälle sind und andere sich angegriffen fühlen könnten.
PaulaGreen falls Du meinst, ich würde Deine Erfahrungen oder überhaupt negative Erfahrungen hier nicht lesen wollen: dem ist nicht so! Auch das soll gehört und gesehen werden, es ist wichtig! Und ich finde es auch wichtig zu fragen, was daran personen- und situationsbedingt ist und was im System begründet liegt. Susan Sto Helit hat ja schon einiges benannt, was durch das Waldorfsystem tatsächlich begünstigt wird. Dafür müssen wir wach sein, das muß uns bewußt werden, daran sollten wir unbedingt arbeiten. (Mit "wir" meine ich hier waldorf-affine Menschen, die in irgendeinem Zusammenhang Waldorfeinrichtungen mitgestalten.)
Ich glaube allerdings auch, daß Dein Kind oder auch Du selbst mit Deinen Fähigkeiten und Neigungen, so wie Du sie schilderst, an einer Waldorfschule nicht froh geworden wärst. Manchmal paßt es einfach nicht. Umso besser, wenn das möglich früh festgestellt wird, oder? ich hätte Dir bloß gewünscht, daß man da sensibler mit Euch umgegangen wäre. Vor allem solche Schuldzuschreibungen an die Eltern, wie Ihr sie gehört habt, finde ich ganz grauenhaft.
Dies hier
"Kinder müssen durch Waldorf einfach lernen, dass ihnen dieses Konzept gut zu tun hat
ist mir allerdings noch nirgendwo begegnet. Es muß ja niemand mit Waldorf zurechtkommen, es ist eine von mehreren Alternativen zum staatlichen Schulsystem. Ich empfinde den gesellschaftlichen Druck, (vorrangig kognitive) Leistung bringen zu müssen und danach bewertet zu werden, als das vorherrschende Konzept und als massiv einschränkend. Zumindest kann man sich dem nicht so leicht entziehen wie dem Waldorfansatz, dem man bei Nichtgefallen einfach den Rücken zuwenden kann. So verbreitet isses ja nun wirklich nicht, als daß man ständig damit konfrontiert würde.
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An diejenigen, die bewußt und aktiv an Waldorfschulen unterwegs sind, habe ich noch eine Frage:
Wie erlebt Ihr die Modernisierung des Waldorfansatzes im Kollegium (durch neue, jüngere Lehrende und deren "frischen Wind" vs. die alten waldi-Hasen mit teils doch recht verstaubten Haltungen) und auch in der Elternschaft (z.B. durch quereinsteigende Familien, deren Kinder an den Staatsschulen nicht zurechtkommen und für die Waldorf "die letzte Hoffnung" ist, die aber eigentlich das Konzept kaum kennen)?
Ich finde da als Elternteil irgendwie ganz schwer meinen Platz.
Deutlich geworden ist mir das in den Vorbereitungen zum diesjährigen Martinsmarkt, wo ich als eine vom Orga-Team echt mehrmals den Satz "Aber das haben wir immer schon so gemacht!" gesagt (und ihn noch viel öfter gedacht) habe, obwohl das ein ganz blöder Killersatz ist für alle, die mal was Neues ausprobieren wollen...
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Dies hier
"Kinder müssen durch Waldorf einfach lernen, dass ihnen dieses Konzept gut zu tun hat
ist mir allerdings noch nirgendwo begegnet.
Genau das ist ja mir doch begegnet - aus dem System Waldorf selbst heraus.
"Ihr Kind interessiert sich für Buchstaben und Zahlen und bleibt vor jedem Auto stehen! - Das ist nicht gesund, da überspringt es notwendige Entwicklungsschritte. Es würde sehr davon profitieren, wenn es bei uns wäre. Ihr Kind braucht etwas anderes, als das was es gerade hat"
Auch dich lese ich, sanfter und weniger dogmatisch formuliert, so:
Kinder, die da schon vorgelernt haben oder weiter sind, werden oft ausgebremst, damit sie andere wichtige Entwicklungsschritte nachholen können.
(..)
Ich finde nicht, daß das Kind nicht gesehen und nicht in seiner Individualität anerkannt wird, wenn man es da ein bißchen zurückhält und ihm sanft Weisung hin zu anderen Lernfeldern gibt, die auch wichtig sind.
Wer definiert denn, ob hier Entwicklungschritte ausgelassen wurden und "Weisung" notwendig ist?
Ich bin mir sehr sicher, dass das Konzept weder für meine Kinder noch für mich gepasst hätte.
Ich hätte mir von Seiten einer Waldorfeinrichtung anstatt eines "Das Kind hat eigentlich andere Bedürfnisse, wir müssen ihm nur die Richtung weisen" ein "Ich glaube, die Bedürfnissen Ihres Kindes und das, was wir bieten, passen nicht zusammen" gewünscht.
Dann hätte ich dem Ganzen entspannt den Rücken zudrehen können.
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Vielleicht ist es keine Absicht, aber ich würde dich bitten, den Begriff „Staatsschule“, der ein abwertender, Waldorf-interner Begriff ist, nicht zu verwenden, wenn du respektvoll von staatlichen Schulen schreiben möchtest.
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Tikaani genau diesen Satz haben wir bei der Basarvorbereitung auch des Öfteren, weshalb jetzt eine Aktion schlicht gar nicht stattfindet (eine Alternative hatten wir und überlegt, aber ja…das übliche oder nichts ). Schwierig manchmal.
Ich erlebe, dass bei uns oft die jüngeren Lehrkräfte verstaubtere Haltungen haben, als die Älteren. Wobei ich da nicht pauschal für die ganze Schule sprechen kann, sondern nur für die Lehrer meiner Kinder. Ich erinnere mich noch gut an die Dramen, als beim Mittelkind die Schöpfungsgeschichte durchgenommen wurde und der Lehrer alle kritischen Nachfragen der Kinder regelrecht abgewürgt hat. Er hat auch zeitweise mit Strafen wie in der Ecke stehen gearbeitet. Das sind jetzt nur zwei zufällig rausgepickte Beispiele von mehreren. Womit er wohl nicht gerechnet hat war, dass die dazugehörige Elternschaft ziemlich wehrhaft ist. Das läuft in anderen Klassenkonstellationen dann aber auch wieder ganz anders.
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Blöde Frage : Was mach' ich, wenn mein Kind zum regulären Einschulungszeitpunkt noch keine Milchzähne verloren hat?
Zurückstellen, mit der Begründung,dass das Kind noch alle Milchzähne hat?
Wie funktioniert das nach Waldorf - Konzept ganz praktisch?
(Wenn ich ehrlich bin, finde ich das ganze Konzept immer gruseliger, je mehr ich davon erfahre... )
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Vielleicht ist es keine Absicht, aber ich würde dich bitten, den Begriff „Staatsschule“, der ein abwertender, Waldorf-interner Begriff ist, nicht zu verwenden, wenn du respektvoll von staatlichen Schulen schreiben möchtest.
Oh. Das war wirklich keine Absicht und nicht abwertend gemeint. Ist "staatliche Schule" besser? Dann verwende ich das. Oder "Regelschule"?
PaulaGreen und Khyndrha bin grad etwas in Eile, habe Euch aber gelesen und antworte, wenn ich mehr Zeit und Ruhe habe.
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Ich habe teilweise gänzlich andere Erfahrungen gemacht:
Blöde Frage : Was mach' ich, wenn mein Kind zum regulären Einschulungszeitpunkt noch keine Milchzähne verloren hat?
Zurückstellen, mit der Begründung,dass das Kind noch alle Milchzähne hat?
Wie funktioniert das nach Waldorf - Konzept ganz praktisch?
(Wenn ich ehrlich bin, finde ich das ganze Konzept immer gruseliger, je mehr ich davon erfahre... )
Mein Sohn hat seinen ersten Milchzahn in der Mitte der zweiten Klasse verloren, das hat bei der Einschulung überhaupt niemand interessiert.
caspar Mireau (Der Mann von Susanne Mireau) hat mal einen sehr guten und aufschlussreichen Artikel über deren Waldorferfahrung geschrieben. Z.B. dass klar war, ein Kind hat eine Kindergartenübernachtung auszuhalten, Eltern bei Bedarf anrufen gibt es nicht.
Leider ist dieser Artikel nicht mehr im Netz, ein Schelm wer hier einen Zusammenhang zu "Wie Kritiker mundtot gemacht werden" sieht.
Das ist ja schrecklich!!! Bei uns gehen sogar Eltern mit ins Lager wenn klar ist, die Kinder können in der 4. oder 5. Klasse noch nicht alleine übernachten.
Auch hier waren beim Schullager der Waldorfschule Ende der 5. (!) Klasse zwei Elternteile mit, da deren Kinder nicht alleine im Lager übernachten wollen.
Klasse überspringen oder Extrastoff sei nicht möglich außerhalb des vorgesehenen Curriculums für das Alter. Ich habe mein Kind und mich tatsächlich sehr abgewertet gefühlt - das Kind hat Wissen ohne mein Zutun in sich hineingeschaufelt und ich hätte es festbinden müssen oder so. Naja, war nur ein Besuch und es war klar, das Waldorf und mein Kind nicht kompatibel sind.
hier ist der Grossteil der Übungen und Hausaufgaben individuell auf das Kind abgestimmt. Mein Sohn war beim Rechnen immer den anderen voraus. Er hat zwar grundsätzlich die gleichen Themen wir alle anderen behandelt , aber immer auf einen schwierigeren Level. Während die Klasse noch bis 100 gerechnet hat, waren seine Aufgaben im 1000 od. 10000er Bereich.
In Deutsch ist es anders herum: er tut sich schwer damit, seine Aufsätze dürfen immer etwas kürzer sein als die der anderen Schüler.
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