Waldorfschule und Atheismus - geht das zusammen?

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  • Hallo,


    es betrifft uns (noch) nicht, aber die Waldorfschule wäre eine Möglichkeit in unserer Nähe. Ich kann mir eines meiner Kinder sehr gut dort vorstellen. Ich bin Atheistin ohne Glaubenskonzept, d.h. ich kann auch mit Spiritualität im weiteren Sinne nichts anfangen. Meine Tochter hingegen glaubt an Gott, interessiert sich für Religionen und nimmt unsere Angebote, die evangelsiche Kirche kennenzulernen, gerne an.


    Meine Fragen: gibt es hier atheistische Eltern, deren Kinder eine Waldorfeinrichtung besuchen?
    Die Waldorfschule selbst gibt ja an, Kinder aller Glaubensrichtungen aufzunehmen und bietet den sog. "freien Religionsunterricht" an. Aber was, wenn man gar keinen Glauben hat?
    Ich habe kein Problem mit dem Religionsunterricht, der als solcher (an Regelschulen) von den restlichen Unterrichtsinhalten separiert ist. Wie ist das an Waldorfschulen? Steht dort nicht alles unter einem spirituellen Überbau? Wenn ja, kann man sich als Eltern davon distanzieren?
    Wie begegnet die Schule und die Elternschaft den Eltern, die Zuhause keine Religiösität leben und auch sonst nichts von der Geheimlehre Steiners halten?


    Wie seht ihr das?

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  • Ich bin Atheistin aber schon spirituell. Meine Tochter geht in eine Waldorfkita. Ich merke, dass ich mir den Besuch einer Waldorfschule für sie nicht vorstellen kann, weil ich mit christlicher Religion nichts am Hut habe. Ich mag die Kita wirklich gern, aber wenn es dann zu Sankt Martin oder dem heiligen Nikolaus geht, finde ich die Geschichten und die Moral dahinter zum Würgen. Ich formuliere das auch gelegentlich vorsichtig - da ist die Gegenwehr aber so groß, das sich oft lieber den Mund halte und mitmache.
    Von Steiner halte ich sehr wenig. Ich finde ihn für Laien schlecht zugänglich und meine Versuche, mir Dinge erklären zu lassen, endeten in Streit. Die wirklichen Anthros waren alle der Meinung, wenn es einen wirklich interessiere müsse man eben Steiner rezipieren und sich genügend anstrengen. Ich fand bislang niemanden, der auch nur eine Anfängerliteraturliste zusammenstellen wollte. Dieses Elitäre - das ärgert mich wirklich.
    Ich würde mal zu einem Tag der offenen Tür gehen und auch mal zum Basar oder so. Schau es Dir an. Du musst dann nämlich schon mitmachen auch bei Monatsfeiern und so was. Ich weiß nun für mich, dass ich das nicht kann.

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    Autor:innenforum, Textarbeit: http://www.federteufel.de

    Einmal editiert, zuletzt von tulan ()

  • Merin, danke für deine Antwort! Ich habe mich wirklich intensiv mit Anthroposophie, Steiner und seiner Pädagogik auseinandergesetzt. Ich kenne sehr viele Eltern, die ihre Kinder dort haben, bin bei den Basaren dabei und habe vor ca. 15 Jahren mal ein Lehrerseminar besucht. Ich bin skeptisch, das bin ich aber bei unseren Regelschulen auch. Was mich irritiert: ich kenne keine Waldorfeltern. die den Unterricht kritisch betrachten. Ich habe eher das Gefühl, dass die Eltern, die sich sonst eher vor Steiner Lehre verschlossen haben, total überzeugt sind, sobald das eigene Kind auf der Waldorfschule ist. Das macht mich irgendwie stutzig.


    Überhaupt kein Problem habe ich mit ausgesprochenen, bekennenden Anthroposophen. Sie sind überzeugt von ihrem Glauben und haben die passenden Einrichtungen. Das ist für mich transparent und logisch. Ich lasse mich eh nicht missionieren. ;) Was für mich schleierhaft bleibt: werde ich als nichtspiritueller Mensch genauso respektiert und komme ich mit den vielen (für mich) irrationalen Ansätzen klar? Die christlichen Traditionen (Adventsfeier, St.Martinsfest usw.) sind ja auch an unserer staatlichen Schule fest installiert. Kein Problem - das sind Riten, die wir auch gerne mitmachen und gut erklärbar. Wenn nun aber der Fachunterricht mit Engelszeichnungen und esoterischen Dogmen vermischt wird, kann ich es nicht mehr auseinanderhalten. Vielleicht ist es auch nicht wichtig, weil meine Kinder ganz anders damit umgehen. Aber ich kann nicht dahinter stehen, das ist der Punkt. :S

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  • Ob Du respektiert wirst, wird sehr von der Gemeinschaft abhängen. Ich bin in der Kita durchaus respektiert, auch wenn ich nicht damit hinter den Berg halte, das sich von Jesus, Martin und Heiligengedöns nix halte. Zum Glück kommt in Berlin niemand auf die Idee, das müsse an einer normalen Schule so sein.


    Vielleicht kannst Du im Unterricht mal hospitieren? Wenn Du ein Seminar besucht hast, wirst Du ja wissen, wie es prinzipiell läuft und ob das für Dich so geht. Ich könnte mein Kind nicht auf eine Grundschule schicken, wo ich mit einem großen Teil der dortigen Dinge nicht einverstanden bin. Wenn es allerdings so wäre, dass die Alternative meinen Lebensideen noch mehr widerspricht - dann sähe das wieder anders aus.


    Warum genau erwägst Du denn die Waldorfschule?

  • Gibt es an Berliner Regelschulen keine Weihnachtsfeiern, Osterbasteln usw.?


    Warum genau erwägst Du denn die Waldorfschule?


    Wahrscheinlichen aus den ähnlichen Gründen, warum die meisten Eltern diese Schule erwägen: kein Notenprinzip, Möglichkeiten der musischen Förderung (das ist hier auf dem Land sehr schwierig), bewegtes Klassenzimmer, Epochenunterricht, schönes Gebäude und nicht zuletzt die vielen netten Eltern und Lehrer. ;) Ach so: und ein Kind, was total begeistert ist von der Idee, sich Engel zu Rate zu ziehen :)


    Hospitieren ist keine schlechte Idee.

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  • Hallo


    Ich denke schon, dass es geh, aber es kommt bestimmt auch auf die Lehrenden an. Ich bin ehemalige Waldrofschülerin, meine damalige beste Freund hatte nie etwas mit dem Christentum am Hut und war immer in dem freichristlichen Unterricht und fand ihn toll. Ich habe mich inder Oberstufe vom Christum distanziert und darauf hin wurde immer für mich, dass lebensgrosse Jesusbild abgenommen, wenn wir mal in den Religionsraum ausweichen mussten. Da ich eine riesige "Leiche" an der Wand nicht sehr ansprechend fand.


    Grüsse


    Tobin

  • Hallo,


    ich war selbst auf einer Waldorfschule und bin mir noch nicht sicher, ob das für den kleinen Spezialisten die richtige Wahl sein wird; wir haben ja noch Zeit.

    Zitat

    Wenn nun aber der Fachunterricht mit Engelszeichnungen und esoterischen
    Dogmen vermischt wird, kann ich es nicht mehr auseinanderhalten.

    Engelszeichnungen sind mir (außer im Religionsunterricht natürlich) nur in Kunst bzw. Kunstgeschichte begegnet. Die esotherischen Dogmen sollten auch im Fachunterricht nicht thematisiert werden - aber beim Aufbau des Lehrplanes spielen sie durchaus eine Rolle.


    Lies mal das Buch "Erziehung zur Freiheit", vielleicht hilft es Dir bei der Meinungsfindung.


    Lieben Gruß von der
    Silbermöwe

    Einmal editiert, zuletzt von Silbermöwe () aus folgendem Grund: vertippt

  • "Erziehung zur Freiheit" habe ich vor Jahren gelesen und es hat mich eher abgeschreckt. Ich kann mit der Lobhudelei Steiners nichts anfangen und die vielen Dogmen kann ich nicht mit Freiheit in Verbindung bringen. Aber wie gesagt, ich sehe auch viele Ansätze der Regelschule kritisch, also wäre das Buch kein Ausschlusskriterium.


    Tobin, der "freie Religionsunterricht" ist an der hiesigen Schule anthroposophischer Unterricht, in dem in den ersten Jahren Engel behandelt werden. #weissnicht

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  • Gibt es an Berliner Regelschulen keine Weihnachtsfeiern, Osterbasteln usw.?



    Doch, ich denke schon. Nur hat das ja gar nichts mit christlicher Religion zu tun: ;)
    - Weihnachten ist das Fest mit den Geschenken und dem Weihnachtsmann (für mich: Jul)
    - Ostern ist das Fest mit den Eiern und dem Osterhasen (für mich: Fruchtbarkeit, Ostara)

  • Merin, in unserer Schule werden diese Feste im christlichen Kontext thematisiert, auch außerhalb des Religionsunterrichts. Am Beginn der Schulzeit steht der Schulanfängergottesdienst, dann gibt es die klassischen Weihnachtslieder, Gedichte, im Schulfoyer hängt ganz oben eine alte Inschrift "Fürchte Gott", die Kinder werden zu den Gottesdiensten und Bibeltagen eingeladen usw...meine Kinder finden das sehr schön und für mich ist es in Ordnung.

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  • Für mich wäre das eben nicht in Ordnung, aber das ist ja jetzt hinreichend deutlich geworden, denke ich. ;) Gerade die Inschrift "fürchte Gott" finde ich gruselig.

  • Leider hängt es denke ich viel von der Schule, dem Leherkollegium und dem Elternkreis ab, denke ich ob man mit dem Waldorfkram friedlich umgeht oder ob es anstrengend wird für die Eltern (leider weiß man das nicht im Vorraus :S ). Das Konzept sieht einfach bei den meißten Einrichtungen viel Elterninitiative vor und man muss sich denke ich schon ziemlich viel damit auseinadersetzen. Als Kind selber nimmt man das gar nicht so wahr, aber ich weiß von meinen Eltern, dass es schon so einige Auseinandersetzungen innerhalb der Elternschaft wegen Glaubenfragen und Überzeugungen gegeben hat. Anthros können da schwierig sein, vor allem wenn da Wallewallekleiderträger dabei sind #laola Da ist die Religion manchmal die Anthroposophie und da wird es extrem schwer und ich kann jeden verstehen der dann die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und flüchtet. Werkuntericht, Kunst, Musik ud Gartenbau können das einfach nicht aufwiegen.
    Selber bin ich nicht getauft, bin in den freichristlichen Untericht gegangen und hab damit sehr gut leben können. Christliche Grundwerte sehe ich wie soziale Grundwerte unserer Gesellschaft, aber einen Gott hab ich dafür nie gebraucht. Trotzdem fand ich es cool über alle möglichen Religionen aufgeklärt zu werden. Die Christengemeinschaft hingegen (Rudies alternative Religion) war nie was für mich und mir irgendwie zu dogmatisch. Komisch wenn es an der Schule vermischt wird. Damit geht echt was verloren was man unter Freiheit verstehen würde.
    Im Epochenuntereicht war Eva und Adam und die ganzen Geschichten aber glaube ich auch Thema. Ist aber schon zu lange her und bei mir abgespeichert wie wir auch Geschichten von Odin und Zeus gehört haben.
    Ich könnte mir vorstellen was für dein Kind richtig ist und was du dir vorstellen kannst musst du echt getrennt betrachten. Aber wenn du auch viele Eltern schon kennst fragst du am besten die auch nochmal wenn sie auf deiner Wellenlänge schlagen. Die kennen ja dann auch genau diese Schule oder?
    Viel Erfolg beim ENtscheidung treffen
    PS. Ich fand die Oberstufe mist, aber das nicht wegen der Religion (da hab ich geschlafen, weil der Lehrer langweilig war) sondern dem Übergang in eine Naturwissenschaft an der Uni.


    noch was. meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt schon beide aus der Kirche ausgestiegen

    Ich winke
    Wahine

    Einmal editiert, zuletzt von Wahine ()

  • Tobin, der "freie Religionsunterricht" ist an der hiesigen Schule anthroposophischer Unterricht, in dem in den ersten Jahren Engel behandelt werden. #weissnicht


    Meine Schulzeit liegt ja schon ein paar Jahre hinter mir, deshalb kann es sein, dass ich mich einfach nicht richtig erinnere bzw. meine Freundin, es mir nicht erzählt hat #hammer ich weiss nur, dass sie immer sehr begeistert war und sie aus einem Haushalt kommt, der noch heute sehr atheistisch eingestellt ist. Aus eigener Erfahrung kann ich zur Unterstufe nichts sagen, da ich da selber noch den Religionsuntericht besucht habe #weissnicht

  • Ich bin auch ehemalige Waldorfschülerin. (getauft, Mutter in der Kirche und Vater lange ausgetreten)


    Wir haben Geschichten von Adam und Eva, Zeus und Odin und Helena von Troja gehört und gemalt, wobei ich das nie als wirklich 'missionierend' oder so empfunden habe sondern eher als schöne Geschichten. Religionsunterricht hatten wir auch und selbst da ging es immer um die verschiedenen Religionen und ich habe mich doch schon gut informiert gefühlt. Bilder von Jesus oder Kreuze hatten wir nicht in den Klassenzimmern hängen.


    Engel kommen im Weihnachtsspiel vor und die Empfängnis vom Christkind (Maria öffnet die Arme zum Himmel und hat ein Baby drin liegen) haben wir alle ganz schnell durchschaut ;). Auf der Weihnachtsfeier waren auch Adam und Eva im Paradies ein Thema (wurde von den Lehrern gespielt) aber für uns war das eher eine langweilige Tradition und eine Chance die Lehrer mal anders zu sehen als das wir das als missionierend oder so empfunden haben. Kritische Fragen waren erlaubt und erwünscht und alles in allem hatte die Schule keinen Einfluss darauf wie ich mich religiös oder spirituell entwickelt habe.


    (Sorry wenn es etwas wirr ist, ich schreibe mit Brummschädel...)

    Liebe Grüße #sonne


    "I travel a lot; I hate having my life disrupted by routine." (C.S)

  • Danke für eure Einblicke! Ach, eigentlich klingt das doch ganz gut. Ich denke meine Kinder würden keinen "Schaden" von sich tragen, wenn sie die volle Dröhnung Engelesoterik mit Wallewallekleidern (was ist das eigentlich?) bekämen. Ich habe eher Berührungsängste, weil ich befürchte, dort abzuprallen mit meinem Weltbild. Mal sehen, ich bleibe skeptisch, aber offen...

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  • Hey,


    hier noch eine Waldorfschülerin.


    Gottesbezüge und Religion kamen bei uns außerhalb des Reli-Unterrichts in folgenden Zusammenhängen vor:


    - jeden morgen im Morgenspruch:
    http://ehemalige-waldorfschule-nuernberg.de/Sprueche.htm

    Man muss aber ehrlich sagen, dass die meisten die Morgensprüche (die an allen Schulen dieselben sind, auch im Ausland) nur so mitleiern und auch zum Abi noch nicht auswendig können.


    - Gelegentlich in Zeugnissprüchen oder mal in Gedichten oder Liedern.


    - im Christgeburt- und Paradeisspiel, die jährlich von den Lehrerinnen und Lehrern aufgeführt werden.


    - im Eopchenunterricht, wenn einzelne Heilige durchgenommen werden (bei uns: Franz von Assisi, Christopherus und die Heilige Elisabeth)


    - im Epochenunterricht, wenn alte Kulturen durchgenommen werden (skandinavische, germanische, römische und griechische Sagen)


    - in meiner Englischen Schule erzählte uns der Lehrer zu Beginn einer Geomorphologie-Epoche in der Oberstufe zum Einstieg verschiedene Schöpfungsmythen.


    - im Epochenunterricht in Beispielsätzen im Grammatikunterricht (meine ich, wäre jedenfalls nicht überraschend).


    - im Kunstunterricht.


    - zu christlich oder sonst religiös geprägten Zeiten, z.B. gab es bei uns jeden Montag nach einem Adventssonntag eine (oft christlich oder adventlich angehauchte) Geschichte bei Kerzenschein und Adventsmusik; für die Unterstufe und die 13. Klasse :D kam der Nikolaus mit Knecht Ruprecht vorbei. #love



    Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, ernsthaft missioniert oder indoktriniert zu werden. In der Oberstufe kam ich mir mit meiner (damaligen) Kirchennähe eher vor wie ein Kuriosum.


    Zu Steiner gab es neben der obligatorischen Feier zu seinem Geburtstag gelegentlich Info-Veranstaltungen – als die Rassismusvorwürfe Hoch-Zeit hatten, gab es was dazu, dann mal bei einer Projektwoche (auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler, Teilnahme freiwillig!) … und als wir in der 13. Klasse in Deutsch ein Referat halten mussten, wollte eine Klassenkameradin was zu Steiner machen. Unser Deutschlehrer meinte, dass es zu schwierig für eine Einzelperson sei, alleine ein Buch von ihm zu lesen und dann ein Referat dazu zu halten, deshalb bot er außer der Reihe, Abends bei ihm zuhause 8) eine AG an, in der wir dann Steiners "Theosophie" gelesen und diskutiert haben.

  • Ob du mit deinem Weltbild abprallst kommt glaube ich auf die Schule, die Klasse, die Eltern und vor allem darauf an wie du dein Weltbild präsentierst. Wir hatten Eltern dabei die die volle Steiner Schiene gefahren sind und damit mehr aneckten als die die sich eher zurückgehalten haben. Manche Familien (wenige) hatten einen Jahreszeitentisch auch zuhause, andere nicht. Manche Kinder durften den ganzen Tag fernsehen andere kannten keine Fernseher usw. Ich glaube das ist an der Waldorfschule so wie an jeder anderen Schule. Man merkt manche Sachen einfach schneller weil doch viel Elterninitiative gefragt ist und man so ins Gespräch kommen kann, aber auch da - mein Vater hat sich um Finanzen gekümmert und meine Mutter um Holzarbeiten - das hatte gar nichts mit ihrer Weltanschauung zu tun.


    Vieles passiert nur im Unterricht und hat mit den Eltern wenig zu tun. Die Theaterstücke um Weihnachten rum zB wurden tagsüber für die Schüler gespielt und abends dann noch mal für 'Besucher' - nach den ersten 2 malen waren meine Eltern da auch nicht mehr mit mir ;)


    Zum Morgenspruch - da kann ich shakes nur zustimmen. Den ersten Teil erinnere ich noch gut aber die Stelle mit Gott habe ich schon verdrängt bzw. auch nie so wahrgenommen bzw. bin ich mir sicher das wir den Spruch 1-4 Klasse nicht so komplett gelernt haben damals... Was die Zeugnissprüche angeht kann man (wenn es denn einer sein sollte mit dem du nicht einverstanden bist) bestimmt Kompromisse finden, vor allem weil dein Kind dem ganzen ja sehr positiv gegenüber zu stehen scheint.


    Zu den 'Wallewallekleidern' - die gab es bei uns nur um Eurythmieunterricht und dann auch nur bei Aufführungen als wir schon deutlich älter waren. Das hatte da gar nichts mit Engeln zu tun (wie auch sonst nichts an das ich mich erinnern kann).


    Ich war auch auf einer Regelschule und kann sagen das ich da keinen spürbaren Unterschied gemerkt habe was die Darstellung und den Einfluss von Religion angeht.

    Liebe Grüße #sonne


    "I travel a lot; I hate having my life disrupted by routine." (C.S)

    Einmal editiert, zuletzt von AlexaL ()

  • Lieben Dank für eure Erfahrungsberichte. ich bin tatsächllich lockerer geworden. Für mich passt der ganze Waldorfkram nicht, für eines meiner Kinder vielleicht schon.


    Ja, an dieses Herunterleiern von Sprüchen und Gebeten kann ich mich auch noch gut erinnern. Vaterunser, Ave Maria und den Rosenkranz habe ich auch nur sinnlos heruntergerasselt und mitgemurmelt. Der missionarische Erfolg war gleich Null, wie man sieht, trotz Gebetsstunden und Messen in der katholischen Mädchenschule. #augen

    mache Pause - bin im Flohmarkt erreichbar! :)

  • hallo,


    ich war drei Jahre lang auf einer (sehr schlechten) staatlichen, dann auf einer Waldorfschule - für mich die Erlösung; ich hatte da einfach eine, natürlich mit den üblichen Krisen, gute Schulzeit


    wenn Du Steiners Frühwerk anschaust, ist da nix mit Religion, alles ganz eng bei Nietzsche;
    die Christusnähe, Gründung der Christengemeinschaft etc. kamen erst viel später (manche sehen da auch einen Widerspruch) - auch heute noch z.T. einen Konflikt zwischen Anthroposophischer Gesellschaft (Weg zur Erkenntnis) und Christengemeinschaft (Weg zu Christus); manche Menschen sind problemlos in beidem beheimatet


    in der Anthroposophie wird davon ausgegangen, dass das kleine Kind an sich religiös ist (da es aus einer geistigen Welt kommt und noch näher am Himmlischen ist)


    daran wollen Kindergarten und die ersten Schuljahre anknüpfen, dem kindlichen Geist Heimat geben


    es gibt ja dann auch nicht nur Engel, sondern auch Zwerge, Elfen...


    weiter wird davon ausgegangen, dass diese Beziehung zum Geistigen mit der Entwicklung des Intellekts abnimmt; dies wird als natürliche Entwicklung gesehen


    Religionsunterricht gibt es meistens auch nur bis zur 8. Klasse; christliche Inhalte überwiegend nur bis zur 3.; auch alles andere an Engeln etc. tritt zurück; es wird sich der Welt zugewandt


    (entsprechend ist es für die meisten Kinder auch kein Problem, Geschichtsunterricht zunächst aus dem Mystischen zu entwickeln und später ganz trocken auch mal Jahreszahlen zu lernen)


    es gilt als vollkommen normal, notwendig, dass sich der heranwachsende Mensch während der Pubertät, etwas später, je nach dem, ganz deutlich alles Religiöse hinterfragt, sich zeitweilig davon abwendet -


    um sich dann in Freiheit wieder für ein religiöses Leben entscheiden zu können - oder so wie Du gerade nicht


    (das meint auch Erziehung zur Freiheit)


    mir wurde in meiner Waldorfschulzeit nie etwas aufgedrängt; ich denke, dass der Hauptteil unserer Elternschaft nicht gläubig war und meiner Klassenkameraden es heute auch nicht ist


    ich hatte auch den Freichristlichen Religionsunterricht; allerdings erst ab der 4. Klasse (s.O.); ich fand das tolle Geschichten von Johanna von Orleans, Onkel Toms Hütte, Helen Keller...


    das "Fürchte Gott" würde mich allerdings auch irritieren; ist mir in noch keiner Waldorfschule begegnet (und ich kenne einige), ebensowenig wie ein Steinerbild in Lebensgröße


    für unsere Kinder überlegen wir auch noch - für meinen Sohn hingegen ist ganz klar, dass er auf die Waldorfschule gehen wird :)