Ich trage schon länger eine Frage mit mir herum.
Es geht um meine mittlere Tochter und die Frage, ob sie nächstes Jahr schon eingeschult wird.
Sie ist jetzt im Oktober 5 geworden, wird also nächstes Jahr 5 Wochen nach Schulbeginn 6 Jahre. Der Stichtag für die Einschulung ist der 30. September. Sie ist sehr aufgeweckt und selbstständig, groß und kräftig und kann sich sehr lange konzentrieren. Die Buchstaben und Zahlen kennt und schreibt sie schon. Sie fängt an, die ersten Wörter zu schreiben und vor zwei Wochen hat sie beschlossen zu lesen und liest jetzt einfache Wörter in Großbuchstaben. Mit ihrer Schwester (2 Jahre und 4 Monate älter) spielt sie sehr oft Schule. Seit September geht sie in der Kita voller Stolz in die Vorschulgruppe. Sie ist dort die zweitjüngste, die Kita hat sie selbstverständlich mit den anderen Kindern runter genommen, da alle Ihre Freunde dabei sind und entwicklungstechnisch keinerlei Unterschiede bestehen. Zu den jüngeren Kindern hat sie keine Kontakte. Sie hat das Seepferdchen, kann sicher Rad fahren und lernt seit September auf eigenen Wunsch Blockflöte in der Musikschule. Ach so, ganz wichtig : den ersten Wackelzahn hat sie auch gleich nach ihrem Geburtstag verloren.
Auf der anderen Seite hat sie aber auch ein sehr schwieriges Temperament. Sie ist eine kleine tickende Zeitbombe und ist in der Kita für ihre heftigen Trotz- und Wutanfälle bekannt. Sie ist sehr schnell frustriert, wenn etwas nicht so geht, wie sie es sich vorstellt und hat oft schlechte Laune.Oft merke ich zu Hause auch, daß sie einfach einen Grund für einen Wutanfall braucht (letztens war der Auslöser, daß sie beim Memory nur SO WENIG MEHR Karten hatte als ich!!!) Die Erzieherin in der Kita hat sich mit Ihr zusammengerauft und läßt sie wüten, danach ist es dann immer wieder gut. Zu Hause hilft bei schlechter Laune und drohendem Wutanfall leider auch nur die ganz klare Ansage, daß ich ihr gerne helfe, aber nicht daran schuld habe und mir auch nicht den Tag davon vermiesen lasse und dann ignorieren/auswüten lassen, bis sie von selbst wieder mit sich im reinen ist und auf mich zukommt. Dann ist wieder alles o.k.. So richtig feste Freundschaften hat sie nicht, sie hat viele Kinder zu ihrem Geburtstag eingeladen und spielt öfter mit 2 Mädchen (so 5 Spielbesuche insgesamt vielleicht, hat aber auch schon freudig bei dem einen Mädchen übernachtet).
Sie selbst möchte sehr gern endlich in die Schule gehen. Im Kindergarten könnte sie problemlos die Vorschulgruppe nochmal machen. Das jüngste Mädchen ist eine von ihren Freundinnen und wird definitiv nicht eingeschult, sicher gibt es auch noch Zurückstellungen. Schule und Hort sind die gleichen wie bei der Großen, eine ganz normale städtische, recht große (4-zügig) Grundschule in einem Stadtteil mit vielen neugebauten Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen. Von der Geschwisterkonstellation ist es so, daß der Kleine und die Große 6 Jahre auseinander sind und das auch schulmäßig so wäre. Der Abstand von ihr zum Kleinen ist 3 3/4 Jahre, zur Großen 2 1/4. Mit normaler Einschulung nach Stichtag wären jeweils 3 Schuljahre zwischen den Kindern. Das fühlt sich etwas seltsam an, da ja die Mittlere viel näher bei der Großen ist als beim Kleinen. Wenn man Erwachsenen, die sie kennen (Erzieherin, Tagesmutter, Musiklehrerin etc.) erzählt, daß sie ev. früher eingeschult wird, sagen alle, klar, das bekommt sie hin. Erzählt man es anderen Eltern, kommt meistens: ach echt, laßt ihr doch noch das Jahr.
Nun bin ich seit längerem schon hin- und hergerissen. Ich weiß, daß uns keiner die Entscheidung abnehmen kann und man wird auch hinterher nie wissen, ob die andere Variante die bessere gewesen wäre, aber vielleicht kann jemand aus seinem Blickwinkel noch etwas neues zu der Überlegung beitragen. Ich würde sie schon für einschulungsfähig halten, bin aber schon verunsichert durch den allgemeinen Tenor, "bloß nicht zu früh einschulen".
Vielen Dank schon mal fürs Lesen. Ist ja doch ziemlich lang geworden.