Zum Aufessen zwingen. .. "darf" man das?

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  • Ich denke, dass Dein Gefühl da absolut richtig ist. Es handelt sich um eine Form der Gewalt.


    Allerdings wird man da wenig Unterstützung bekommen, also von JA und Co, wenn da nicht noch mehr hinzukommt.


    Zudem denke ich, dass es für viele unter Ein Klaps schadet nichts fällt.


    Rechtlich denke ich dabei an das Recht auf gewaltfreie Erziehung und https://de.wikipedia.org/wiki/….28grundlegende_Rechte.29 guck mal zum Beispiel bei den Persönlichkeitsrechten und bei den Sozialen Rechten (Recht auf Selbstbestimmung).

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


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    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Hallo,


    1.:
    Ich finde man "darf" es nicht, auf keinen Fall. Nicht mit Drohungen, nicht mal mir drängen und überreden.
    Meine Meinung


    2.:
    Ich denke nicht, daß das JA da etwas unternimmt.
    Ich erlebe ja häufiger, welche Erziehungspraktiken noch durchgewunken werden, weil da noch keine Kindeswohlgefährdung gesehen wird... (aktuell ein Fall, ich darf allerdings aus Schweigepflichtsgründen nichts erzählen), da wäre zum aufessen zwingen dagegen fast noch harmlos. (nicht wirklich, ihr versteht schon...)

  • Fia Danke für den Link und für die Validierung meiner Gefühle. Für mich ist es ganz klar "falsch" und das Kind leidet massiv darunter. Aber es gibt wohl keinen klaren Gesetzestext, der es verbietet.


    Trin Ja das ist wirklich traurig, was an Erziehungspraktiken "okay" ist und auch von Jugendamts Mitarbeitern teilweise so empfohlen wird :( .
    Das JA war aber für mich gar kein Weg in diesem Fall. Wenn ich etwas fände, was dieses Aufessen müssen rechtlich recht deutlich untersagt, dann könnte ich es dem Kind selbst sehr wahrscheinlich ersparen durch Info und Anweisungen.


    Gesendet von meinem GT-I8200N mit Tapatalk

  • Viele Dinge sind nicht in einem direkt auf das Thema zugeschnittenen Gesetzestext formuliert, sondern in allgemein übergeordneten Konzepten. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass dieser Fall am konkretesten an folgender Stelle geregelt ist:


    http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1631.html


    BGB § 1631 (2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.


    (Hervorhebungen von mir)

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    • Offizieller Beitrag

    Es kommt wahrscheinlich darauf an, wie lange das durchgezogen wird. Wenn das Kind auf diese Weise vielleicht gar tagelang nichts zu essen bekommt, dann würde da hoffentlich das Jungendamt nicht mehr nichts machen.


    Ich kenne das aus meiner Kindheit, es gab schon immer Dinge, die ich niemals gegessen hätte und auf der anderen Seite meinen Vater, der in der Nachkriegszeit Hunger leiden mußte und deshalb da einen blinden Fleck hatte. Glücklicherweise konnte meine Mutter die Situation immer wieder entspannen und ich hoffe diesem Kind hilft auch jemand.

  • Was hätten denn Deine Eltern getan, wenn Du doch aufgestanden wärest?

    Ich weiß es nicht, das hätte ich mich gar nicht getraut. Körperliche Gewalt gab es bei uns nicht, auch keine Bestrafungen, aber der psychische Druck war enorm.

  • Ich glaube, man könnte es schlüssig als unrechtmäßig begründen, wenn man von den Konsequenzen her denkt.


    Wird das Kind festgehalten, damit es aufisst? --> Freiheitsberaubung


    Bekommt es in der Folge nichts zu Essen? Abendessen z.B.? --> Verletzung Sorgepflicht (oder wie auch immer man es nennen würde)


    Wird das Kind bedroht? --> Gewaltanwendung (seelische Gewalt/Zwang)


    So würde ich es sehen. Und, ja, für mich wäre es ganz klar Gewalt. Vor allem, wenn dem Kind gedroht würde. Und ich denke auch an Kindswohlgefährdung. Und zwar einfach, weil dann Essen mit Beklemmung verbunden wäre. Und dies würde ich schon als massiven Schaden ansehen.

  • Für mich ist es psychische Gewalt. Und meiner Meinung kann "zum Essen zwingen" eigentlich auch nur dann funktionieren, wenn das Kind bei "Nichtgehorsam" eine Konsequenz zu befürchten hat.


    Meine Kinder würden mir jedenfalls einen Vogel zeigen und aufestehen, wenn ich plötzlich ankäme und ihnen sagen würde, sie müssten ihren Teller leer essen. :stupid:


    In meiner Kita (lange, lange her) saß man als Kind dann eben ganz allein am Tisch vor seinem Teller während alle anderen Kinder weiter spielen durften, da "funktionierte" das eben durch Ausgeschlossenwerden.


    Was zu Hause ablief, möchte ich hier gar nicht schildern, das geht in die Richtung von Fredas Erfahrungen. Das Resultat war eine jahrelange handfeste Essstörung, weshalb ich das bei meinen eigenen Kindern heute völlig anders handhabe.


    Grundsätzlich bestimmen die Kinder von dem, was gerade angeboten wird, was und wieviel sie essen. Wir weisen darauf hin, dass sie sich nicht zu viel auftun, weil sie ja nachnehmen können, und dass es schade ist, wenn wir Essen wegwerfen müssen. Wenn sie sich dann doch verschätzen oder plötzlich satt sind, dann ist es eben so.


    Auch probieren müssen unsere Kinder nicht, wenn sie nicht möchten. Bei warmem Essen gibt es als Alternative dann eben Brot, es sei denn wir wissen im Vorfeld, dass eines der Kinder eine bestimmte Speise nicht mag. Dann gibt es auch eine Alternative (Die mittlere mag z. B. keine Pizza, also kochen wir ein paar Nudeln mit Tomatensauce).

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • Bei uns war es früher auch so, dass wir
    so lange sitzen bleiben mussten, bis aufgegessen war. Meine Eltern, die uns sonst sehr liebevoll und gewaltfrei erzogen haben, waren durch ihre Erfahrungen so geprägt, dass sie nicht "zulassen konnten", dass man das gute Essen verschmähte.


    Bei mir (und auch zwei meiner Geschwister) hat es sich nachhaltig sehr negativ auf das Essverhalten ausgewirkt.
    Für mich waren die Stunden alleine am Tisch, das kalte Essen runter würgend, mehr als grausam.

    #herz Kind an der Hand, Kind im Herz, Kind im Arm #herz

  • Nein, dass darf man auf gar keinen Fall.
    Was hat man davon?


    Man übt Macht aus, zeigt dem Kind, dass man stärker im Sinne von mächtiger ist und das Kind wird die Speise beim nächsten Mal erst drei mal nicht lieber aufessen, weil es unter Umständen schon negativ besetzt. Das Kind verlernt, auf sein Gefühl zu hören, wenn es satt ist oder ihm bestimmte Lebensmittel evtl. nicht gut tun.

    »Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.«


    Christian Morgenstern

  • Grundsätzlich bestimmen die Kinder von dem, was gerade angeboten wird, was und wieviel sie essen. Wir weisen darauf hin, dass sie sich nicht zu viel auftun, weil sie ja nachnehmen können, und dass es schade ist, wenn wir Essen wegwerfen müssen.

    Ja, das mit dem erstmal wenig nehmen, das ist auch etwas, was wir den Kindern versuchen, beizubringen. Weil es natürlich richtig ist, dass es schade ist, das Zuviel wegzuwerfen. Aber das ist natürlich auch ein Lernprozess und Futterneid gibt es komischerweise öfter mal bei den Kindern, obwohl normalerweise für alle genug da ist oder wir eben rare Sachen zuteilen.

  • ich könnte mir vorstellen, dass, wenn man nun dem JA meldet, dass jemand diese praktik ausübt (nicht aufgegessenes essen zur nächsten mahlzeit wieder servieren usw., bis es gegessen wurde), im hinblick auf kindeswohlgefährdung was unternommen werden würde.


    gesetzlich = keine ahnung. glaube aber eher nicht an was explizites in bezug aufs essen. vielleicht weiß Susan Sto Helit was.


    Ich würde nicht erwarten, dass das Jugendamt da etwas unternimmt und würde auch eher vermuten, dass das in den nicht strafbaren Erziehungsbereich fällt. In meinem Klausurbuch von 2009 argumentiert der bayrische Strafrechtsprof noch, "körperliche Züchtigung" sei keine Körperverletzung, weil es sich nicht um eine üble, unangemessene Behandlung handele, sondern die Eltern ihr Erziehungsrecht ausüben... Ist ne Mindermeinung, aber zeigt, was auch unter anerkannten Juristen noch möglich ist.


    Ich habe einmal erlebt, dass eine Mutter ihrem Kind ein Stück Kuchen beim Abendessen wieder vorgesetzt hat, weil es den Kuchen vorher genommen hatte und dann doch nicht essen wollte, nachdem das Kind zu viel Zitronensäure drübergeschüttet hatte. Ich fand das ganz furchtbar (und nebenbei auch extrem unhöflich, uns in so eine unangenehme Situation zu bringen), aber die anderen anwesenden Erwachsenen fanden a l l e, man solle der Mutter nicht in ihre Erziehung hineinpfuschen.

  • Boah ich könnt da heulen. Das arme Kind, Susan :(


    Also ich halte fest: man "darf" es wahrscheinlich schon, weil es nicht explizit verboten ist, aber es spricht auch einiges dagegen??


    Ich persönlich finde es ganz ganz arg schlimm und kann so etwas nicht mitansehen. Viele Erwachsene in meinem Umfeld finden es aber richtig, da man dem Kind ja nicht "alles durchgehen lassen" könne. Aber selbst würden sie nix aufessen, was ihnen bereits am Vortag nicht geschmeckt hat.


    Zum Glück konnte meine Situation geklärt werden und gerade das Beispiel, dass man selbst es doch auch nicht aufessen würde, hat gefruchtet. Bin mal gespannt, wie lange die Einsicht anhält.....


    Gesendet von meinem GT-I8200N mit Tapatalk

  • Wo lässt man seinem Kind denn was "durchgehen", wenn man es ihm überlässt, wovon und wie viel es isst?


    Ich verstehs grad nicht.


    Na weil das Kind halt einfach zb nur die Wurst essen will und das Püree, aber Gurken zum Würgen findet. Da ernährt es sich ja nicht ausgewogen genug und alle anderen müssen ja auch den Salat essen und wo kämen wir da hin, wenn das jeder täte und nur das essen würde, was ihm persönlich schmeckt? Und bevor nicht der Salat gegessen ist, gibt es nix anderes. (Erfundenes Beispiel, absolut nicht meine Meinung).

  • Na weil das Kind halt einfach zb nur die Wurst essen will und das Püree, aber Gurken zum Würgen findet. Da ernährt es sich ja nicht ausgewogen genug und alle anderen müssen ja auch den Salat essen und wo kämen wir da hin, wenn das jeder täte und nur das essen würde, was ihm persönlich schmeckt? Und bevor nicht der Salat gegessen ist, gibt es nix anderes. (Erfundenes Beispiel, absolut nicht meine Meinung).

    ojeee.

  • Ich finde es auch immer so krass, was Erwachsene da teilweise mit Kindern machen, aber sich bei anderen Erwachsenen nie trauen würden. Meine Mutter hat da Sachen von ihrer Schule, an der sie unterrichtet hat, erzählt. Das Kind sagt noch beim auftuen der Speisen "Bitte nicht so viel, ich mag das nicht so gerne." und bekommt dann vom Erzieher ne extra große Kelle auf den Teller. #stumm #sauer Wenn der zu Hause Besuch hat, tut der seinen Gästen bestimmt auch nichts auf, was sie nicht mögen. Aber mit Kindern kann man es ja machen. #motz
    So, sorry fürs auskotzen.


    Safira, gut dass du die Situation bei dir für das Kind/die Kinder klären konntest.

    Liebe Grüße von Peppi mit Groß-S, Klein-S und Mini-S