Susan, ich möchte nicht in einem Überwachungsstaat leben, wie es zum Beispiel die DDR war - aber Terrorismus ist in solchen Systemen tatsächlich schwieriger zu organisieren als in freiheitlichen Gesellschaften - daher finde ich Deinen Hinweis, mehr Überwachung schützt nicht, argumentativ an dieser Stelle schwierig.
Dein anderes Argument, mit den Verkehrstoten finde ich deshalb schrägt, weil es auf das Kriterium der Effektivität abzielt. Ich bin genauso gegen mehr Überwachung - würde aber dafür nicht ,Effektivität' als Kriterium heranziehen, und eben auch keinen Vergleich zwischen der Effektivität vom Schutz des Einzelnen im Straßenverkehr versus Schutz des Einzelnen gegenüber mordenden Terroristen. Dabei wird dann ja das Leben des einzelnen gewichtet, indem die Argumentation quasi letztendlich darauf beruht, vorzuführen, dass Überwachung im Straßenverkehr sinnvoller wäre, weil ,mehr' Leben gerettet werden. Das ist moralisch irgendwie eine schiefe Argumentationslinie. Man kann ja zudem schlecht zählen, wie viele gerettet wurden, wenn ich einen Anschlag vereitel oder einen möglicherweise potentiellen Terroristen vorher schon abweisen würde.
Die Überzeugung, dass es einen notwendigen Schutz der Freiheits- und Bürgerrechte vor zuviel staatlicher Überwachung geben muss, liegt für mich darin, dass er unsere Gesellschaftsordnung definiert und nicht zuletzt legitimiert, dass die Wahrung dieser Rechte wesentlich unser politisches und soziales Zusammenleben bestimmt - ich möchte mich in meiner Wohnung, beim Telefonieren, bei Diskussionen im Café oder beim Mailen einfach sicher fühlen und nicht abwägen müssen, ob jemand drittes sich auch dafür interessieren könnte. Dafür müssen wir derzeit in Kauf nehmen, dass ein großes Risiko besteht, dass Terroristen dies für Ihre Zwecke ausnutzen.