Explosionen in Paris

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  • Ich finde dieses Relativieren absolut unangebracht. Und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es für Hinterbliebene sehr viel schwieriger zu verarbeiten ist, wenn die Angehörigen durch Menschenhand zu Tode gekommen sind, als zb. durch ein Erdbeben.

    Da stimme ich absolut zu.


    Falls sich Dein Post auch auf das bezieht, was ich dazu schrieb, so möchte ich kurz hinzufügen: Mir ging es eben darum, genau diesen Mechanismus zu betonen. Die Terroristen wissen um die Wirkung der Tat und um die Verfielfachung dieser Angst, je häufiger, unerhoffter, "gestreuter" diese Dinge passieren. Das ist eine Dauerangstschleife, der man sich dann eben nicht (mehr) oder nur sehr schlecht entziehen kann.


    Ich habe auch mit Leuten gesprochen, die sich phasenweise in Kriegs- und Krisengebieten aufhielten. Und ich finde auch den Hinweis auf Israel, wie er auf den vorigen Seiten bereits kam, nicht verkehrt. Allerdings kann ich die Einschätzung, dass die Leute da relativ easy damit umgehen (hier fasse ich mal in eigene Worte) nicht ganz berechtigt. Ich denke, dass der Umgang mit Terrorgefahr im Alltag schon irgendwie unterbewusst wird und nicht mehr so im Vordergrund steht. Dennoch "macht es was mit einem". Davon bin ich überzeugt. Wir hierzulande fänden es sicher verstörend, wenn eine Shoppingmall von Leuten mit MPs bewacht würde. Und ich für meinen Teil möchte mir diesen Blick auf die Welt bewahren. Ich möchte nicht, dass es für mich normal ist, im öffentlichen Raum auf Maschinengewehre zu stoßen.

  • Und im Spiegel war vom "Aufstand der Angsthasen" zu lesen....Natürlich machen wir alle so weiter wie bisher. Wir müssen im Zug zur Arbeit pendeln, im Supermarkt einkaufen und ab und an gehen wir tatsächlich abends mal aus. Das ist für mich keine edle Verteidigung "Europäischer Werte", sondern normales Alltagsverhalten. Wer dabei ein mulmiges Gefühl hat, ist aber kein Angsthase. Und den IS beeindruckt man nicht die Bohne damit, ob man sich in der Metro in die Hose macht oder nicht.

  • Ich meinte das allgemein, krötenmutti. ;) Das wir uns jetzt nonchalant und frohen Herzens an "israelische Zustände" gewöhnen sollen, macht mich sehr nachdenklich.

  • In Israel lebt man seit vielen Jahren mit der ständigen Terrorgefahr. Das ist echt Mist, weil die Angst viel Vertrauen zerstört. In Israel macht man einfach weiter, lebt und feiert... und passt besser auf.

    Genau. Ich lebe seit 13 Jahren in Israel und gehe einfach mit offenen Augen und geschaerften Sinnen durchs Leben - aus einer Notwendigkeit heraus. Und ich hoere auf meinen Instinkt/mein Bauchgefuehl: Wenn mit etwas/jemand suspekt vorkommt - WEGGEHEN, Distanz schaffen, evtl melden (im Fall einer abgestellten, herrenlosen Tasche/Gegenstands etc)


    Es ist nicht so, dass bei uns ueberall bis an die Zaehne bewaffnete Sicherheitsleute herumstehen. Viele haben "nur" eine Pistole, aber beim Eingang von Supermaerkten etc muss man halt seine Tasche kurz oeffnen. Bei Bahnhoefen und anderen wichtigen Orten gibt es auch Metalldetektoren, sowohl fuer den Menschen als auch fuer das Gepaeck/die Handtasche.


    Und ja, wir LEBEN hier. Es ist nicht so, dass wir uns in den Haeusern verkriechen und die Bettdecke ueber den Kopf ziehen. Man gewoehnt sich zwar nicht an die Angst/Unsicherheit, aber man lernt, damit umzugehen und zu leben.

  • Ja, sicherlich lernt man, damit umzugehen.


    Aber erstrebenswert oder auch "normal" oder menschlich oder wie auch immer ist das meiner Meinung nach nicht.


    Menschen können viel aushalten. Besser ist es, wenn man so leben kann, dass man sich nicht bedroht fühlt. Und besser ist es, wenn man sich nicht daran gewöhnen muss. Und dass man sich nicht daran gewöhnen will und dass es schlimm ist, wenn es so ist, dass man sich daran gewöhnen muss, das soll nicht in Frage gestellt werden, oder doch?

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Bioschnitte, ich kann mir vorstellen, dass es erheblich einfacher ist oder fixer geht, eine Attrappe zu bauen, als eine Bombe, die im richtigen Moment losgeht. Und man erzielt trotzdem den Effekt, dass die Leute Angst haben, in ihrem ganz normalen alltäglichen Leben.
    Krötenmutti hat es besser formuliert:

    Zitat

    Die Terroristen wissen um die Wirkung der Tat und um die Verfielfachung dieser Angst, je häufiger, unerhoffter, "gestreuter" diese Dinge passieren. Das ist eine Dauerangstschleife, der man sich dann eben nicht (mehr) oder nur sehr schlecht entziehen kann.

    Kranker Scheiß ist das, klar. Es ist ganz schön bitter, wozu Menschen fähig sind.

  • Al Quaida TM - Andreas Eschbach (aus: Eine unberührte Welt)


    Zum Thema Angst und Verunsicherung hervorrufen, finde ich die verlinkte Kurzgeschichte von Andreas Eschbach sehr gut.

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  • Hier kann ich unterschreiben und gerade der letzte Absatz ist wichtig. Es ist völlig normal und absolut menschlich, dass einen der Terror vor der haustür anders trifft als der der sehr weit weg ist. Das hat auch nichts mit dem unterschielichen werten von menschenleben zu tun. Wenn mein Bruder an krebs erkrankt trifft mich das sehr viel mehr als wenn mir das von der Schwesetr der freundin einer Freundin erzählt wird und es macht mir auch mehr "Angst".


    Ich finde es auch völlig normal "Angst" zu haben, aber ob man/frau sich von dieser Angst beherrschen lassen sollte, dass ist doch die Frage.


    Ich weigere mich übrigens auch in den Tenor von "jetzt wurde das spiel abgesagt, jetzt haben die gewonnen" einzustimmen. Es wurde ein Fussballspiel abgesagt, wegen konkreter warnungen...ok. Das ist so. Im Wembley haben die Engländer gegen die Franzosen gespielt...gut.


    In Paris sitzen die Leute wieder im kaffee, in Beirut gehen sie wieder auf den Markt und in Tel Aviv wieder feiern.
    Ich würde mich sehr wundern, wenn die nicht auch Angst hätten, aber wir müssen uns jetzt entscheiden wie wir mit dieser Angst umgehen.


    Ich denke es st wichtig die Angst wahrzunehmen, darüber zu sprechen und in seinem ganz individuellen Rahmen damit umzugehen. Für die einen heißt das zum BuLi-Spiel zu gehen, für andere die weihnachtsmärket zu besuchen, einige besuchen weiterhin Konzerte und wieder andere möchten erst mal nicht zu größeren Veranstaltungen gehen...das ist dann so. Wenn aber nun die einen die anderen als anghasen beschimpfen, auch dann hat in meinen Augen der terror einen Sieg erungen.


    Und Gsd haben wir uns hier noch nicht an den terror gewöhnt, dass ist einen neue Situation für uns, wir mkönnen damit noch nicht wirklich umgehen, vielleicht kann man die "französische Trotzhaltung" auch erst dann so richtig an den Tag leben, wenn man das Grauen gesehen hat und das haben wir hier GsD noch nicht und ich hoffe dass es nicht dazu kommen wird...



    Kiwi

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • Genau so.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


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  • Susali, nein, ich fühle mich nicht angegriffen. Ich kann auch deinen Freund verstehen und irgendwue ist ja auch was Wahres dran - ich habe auch Freunde, die das ähnlich sehen. Ich denke nur manchmal, wir können doch nicht immer das Große Ganze im Blick haben, klar ist Aids schlimm, und politische Gefangene, und der Hunger und die Unterdrückung weltweit - aber dann muss ich kapitulieren, angesichts des Großen Ganzen fühl ich mich dann einfach quasi gefangen im irdischen Jammertal ;)


    Öh, Dobe, ich verstehe nicht, wo ich Deiner Tochter ihre Meinung abgesprochen habe? #gruebel Ich kann nur diesen Vergleich zwischen Krankheiten und Unfällen und Mord nicht verstehen, falls du das meinst. Ich bin schließlich auch erwachsen und hab ein Recht auf meine Meinung ;)

    stadtkaninchen, entschuldige, selbstverständlich hast du das recht auf deine eigene Meinung...und wenn mein Kind Tod wäre, wäre das fruchtbar, egal weswegen...aber das widerrum ist auch nur meine Meinung...machen kann ich eh nichts sie lebt nicht mehr zuhause und macht was sie will...angst empfinde ich allerdings immernoch als schlcheten Ratgeber, deswegen ja gestern hatten viel angst, verständlich, aber sich jetzt nur noch mit dieser angst zu bewegen, wäre ziemlich genau das was, passieren soll. Die Pk bzw. die Aussage unseres Innenminister sgefällt mir nicht..."für teile der Bevölkerung verstörend" also ob das nicht auch so verstörend wäre, was da grad passiert...da fühle ich mich jrgendwie entmündigt...


    vielleicht ist aber dieser ärger gerade eben mein umgang damit


    lg doris

  • Anima, ich wollte euer Leben in Israel nicht irgendwie abwerten; auch bei euch geht das Leben weiter; das ist nur menschlich und auch schön. :)


    Aber noch schöner wäre es doch, wenn ihr nicht mit dieser Unsicherheit leben müsstet. Nun komme ich mir wie ein kleines Kind vor; von wegen Weltfrieden und so. ;)


    Ich stimme Kiwi und Fiawin ansonsten zu.


    Es passieren furchtbare Dinge; Frauen und Kinder werden als Sklaven verkauft und ....
    Junge Männer verschwinden, werden gefoltert und getötet. Ganze Dörfer werden vernichtet. Da kommt mir, sorry, das kalte Kotzen hoch, wenn ich höre, dass wir hier unsere "Werte" verteidigen und "jetzt erst Recht tanzen und Champagner trinken".


    Natürlich spielt es den Terroristen in die Hände, wenn wir wie aufgeschreckte Hühne Angst haben und uns zu Hause verkriechen.
    Aber so bitter es ist: Wenn wir unser Leben so weiterleben wie bisher, ändert das genau gar nichts!
    Das Morden geht weiter. Die Plünderung und Zerstörung ganzer Städte. Der Menschenhandel. Die Folter.


    Die Lage ist ernst und wenn mir dann jemand fröhlich verklickern will, dass man ja schließlich auch an einer Krankheit oder auf der Autobahn sterben kann und dass dies alles "Gottes Wille" ist (sorry Aoide, aber ich finde erst jetzt Worte dafür; ich war über deine Beiträge dermaßen schockiert), dann, ja dann weiß ich auch nicht, was wir tun sollen.

  • Rubikon, ich denke, so meinen Aoide oder andere das auch nicht. "Keine Angst haben" impliziert nicht, dass man die Augen vor dem Leid anderer verschließt oder es für entbehrlich hält, nach Lösungen zu suchen – sei es in Syrien, Nigeria, im Irak und in jedem anderen Winkel der Welt.

  • Rubikon, ich denke, so meinen Aoide oder andere das auch nicht. "Keine Angst haben" impliziert nicht, dass man die Augen vor dem Leid anderer verschließt oder es für entbehrlich hält, nach Lösungen zu suchen – sei es in Syrien, Nigeria, im Irak und in jedem anderen Winkel der Welt.

    So sehe ich das auch. Es geht darum, wie wir mit der Angst umgehen, die ein Instrument des Terrors ist. Und welche Möglichkeiten es für uns normalen Bürger gibt, dem zu begegnen.

    Mit großem Kind (2008) und kleinem Kind (2018)


    Meist vom Handy aus im Forum unterwegs. Tippfehler sind garantiert.

  • Rubikon, ich denke, so meinen Aoide oder andere das auch nicht. "Keine Angst haben" impliziert nicht, dass man die Augen vor dem Leid anderer verschließt oder es für entbehrlich hält, nach Lösungen zu suchen – sei es in Syrien, Nigeria, im Irak und in jedem anderen Winkel der Welt.

    Und ich halte es für eine seltsame Mischung aus Naivität und Eitelkeit zu glauben, man könne Terroristen tatsächlich in ihrem Denken und Handeln beeinflussen, indem man "jetzt erst recht" sagt. ;)