Sagt mal, kann das sein?

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  • Das habe ich bisher auch noch nicht gehört. Wo/wie ist das bekannt?


    Es gibt die Theorie, die ich hier von den Raben kenne (und möglicherweise bei Liedloff auch gelesen habe?), dass Loben schlecht sei, weil man damit den Kindern mitteilen würde, dass man überrascht wäre, dass sie etwas Bestimmtes können. Und dass man sich über sie stellen würde, da Lob eine Bewertung beinhalte. Besser sei reines Mitfreuen.


    Soweit ich weiß, gibt es dafür aber keine Belege, noch ist das "hinlänglich bekannt"?


    Im Gegenteil, es gibt ja diese Versuche mit Belohnungen, die intrinsische Motivation unterminieren. Dabei gilt Lob aber gerade nicht als Belohnung. Ich lobe meine Kinder gern und ich werde auch gern gelobt.

  • das undifferenzierte loben ala "good job" oder das deutsche pendant "fein gemacht" untergräbt die motivation, dinge werden nur noch für das lob gemacht, nicht weil man es will etc. Thomas gordon schreibt das schon, besser formuliert finde ich es bei alfie kohen. Ich fand (und finde es noch) es als kind schrecklich, dass ständig alles bewertet werden muss(te), was man tat/tut.


    Ich zeige mich gerne beeindruckt/überrascht/erfreut/etc. wenn dem so ist und formuliere das dann aber auch so.


    (Wie oft schon hab ich als antwort gehört "neee, war stinklangweilig", wenn ich auf ein " guck was wir in der schule gebastelt haben" gefragt habe "gefällt es DIR denn?" anstatt "das ist aber toll!" was ja so oft einfach nur geheuchelt ist/wäre)

    Weihnachtskind 2013

    Sternenkind 11/2017

    Sternenkind 08/2019

  • Ich stelle mir es mal vor: mein Mann kommt heim und merkt, dass ich trotz stressigem Alltag mit Kinder es irgendwie geschafft habe, gründlich aufzuräumen. "Das hast Du aber fein gemacht, Schatz!" Oder repariert was und bittet um ein Werkzeug. Ich bringe das richtige. "Fein!" Ich käme mir veräppelt vor. Im zweiten Fall wäre Danke angemessen, so handhabe ich es mit Kindern auch. Im ersten kann er seine Freude äußern und wir können uns darüber austauschen, wie ich es geschafft habe und warum und wie es heute war und wie sonst.


    Wenn ich nach dem Dienst heim komme, und er hat trotz stressigem Alltag mit Kindern was leckeres gekocht, was ich gerade so gut gebrauchen kann, käme ich aber auch nie auf die Idee zu loben "Gut gemacht, Schatz!" käme mir sehr unangemessen vor. "ich freue mich so, nach dem stressigen Tag was Leckeres zu bekommen!" und "Danke".

  • das undifferenzierte loben ala "good job" oder das deutsche pendant "fein gemacht" untergräbt die motivation, dinge werden nur noch für das lob gemacht, nicht weil man es will etc. Thomas gordon schreibt das schon, besser formuliert finde ich es bei alfie kohen. Ich fand (und finde es noch) es als kind schrecklich, dass ständig alles bewertet werden muss(te), was man tat/tut.


    Ich zeige mich gerne beeindruckt/überrascht/erfreut/etc. wenn dem so ist und formuliere das dann aber auch so.


    (Wie oft schon hab ich als antwort gehört "neee, war stinklangweilig", wenn ich auf ein " guck was wir in der schule gebastelt haben" gefragt habe "gefällt es DIR denn?" anstatt "das ist aber toll!" was ja so oft einfach nur geheuchelt ist/wäre)

    #weissnicht Generationen von amerikanischen Kindern wachsen so auf.


    "Good job" lässt sich auch nicht wirklich mit "fein gemacht" übersetzen.



    Aber schau mal, wie Amis im Alltag Dinge kommentieren. Da ist auch alles "great", "wonderful" usw., wo man als Deutsche daneben steht 8I und denkt, "naja, ist irgendwie schon okay". Das ist, meines Erachtens, schlicht eine Mentalitätsfrage.


    ...und auch wenn ich die überdrehte Ami-Art manchmal etwas erstaunlich finde, so aufs Gesamte gesehen ist das netter als die oft griesgrämige Art der Deutschen - "Nicht gemault ist genug gelobt!".

  • Ich finde ja, dass diese ich sach ma "fröhlich-freundliche Art" des Umgangs irgendwie viel angenehmer ist als eine übertrieben ehrliche Umgangsweise, noch dazu, wo es oft übergriffig ist (nicht jeder kann jedem alles sagen, damit man es auch annehmen kann bzw. mir fehlt oft die "personal distance" hier in D).


    Und nein, ich bin nicht der Meinung, dass Lob eigene Motivation vernichtet. Ich bin sehr für das Loben oder zumindest über die freundliche Anteilnahme. Man muss halt schauen, dass es nicht unehrlich wird. Wobei Kinder das schnell einzustufen lernen.

  • " Belohnungen, besonders Lob, kann süchtig machen und die Motivation eines Kindes untergraben" Zitat T. Gordon (neue Familienkonferenz, 1989)


    "Wir zerstören die Liebe zum Lernen in Kindern, die stark ausgeprägt ist, wenn sie noch klein sind, indem wir sie auffordern für lächerliche, kleinliche Belohnungen zu arbeiten..." (J. Holt, How children fail, 1982)


    "[Ein] ...Ausbleiben [von Belohnung] wird als Strafe empfungen" (Maccoby, Marton, Handbuch Kinderpsychologie 1983)


    soll ich weitermachen?


    edit: vielleicht sollten wir ein spinoff starten, um den thread nicht zu sprengen...

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    Einmal editiert, zuletzt von Mondkalb ()

  • Mondkalb, ich finde du machst es dir grad ziemlich einfach. Es gibt auch Kinder, da ist kaum intrinsische Motivation vorhanden, die man obendrein auch mit kaum etwas vermehren kann, weils den Kindern schlicht egal ist oder sie es einfach nicht können, sie sich völlig selber im Wege stehen. Da ist die so ziemlich einzige Möglichkeit um sie irgendwie zu motivieren, sie zu loben, wenn sie das richtige tun. Stichwort Belohnungssystem.


    Meine Tochter lernt trotzdem liebend gerne, auch wenn (oder gerade weil?) wir mit einem ach so verpönten und scheußlichen Belohnungssystem arbeiten. Die Alternative wäre ein Kind, was seine eigenen Defizite mehr als schmerzlich spürt und in der Folge noch demotivierter ist. Weil sie von sich aus einfach nicht die notwendige Motivation hat, es aber gerne können möchte und sich völlig selbst im Weg steht. Also helfe ich als Elternteil ihr indem ich eine äußere Motivation schaffe.


    Ach ja, ist natürlich alles unsere Schuld, weil wir nur nicht genug... (gestillt, getragen, geunlobt - setz ein, was dir gefällt) haben.

    Phönix mit Prinzessin (03/12), kleinem Mann (03/14) und Krümel (02/23)


    Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drauf.

  • Nein, du machst es dir zu einfach, weil du wieder einen Spezialfall gegen die Allgemeinheit hälst. Dein Spezialfall wird in allen der obigen Büchern zudem erwähnt.


    edit: ach ja, alles meine schuld, weil ich mal wieder der wissenschaft dem glauben vorzug gebe *ironie off

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    Einmal editiert, zuletzt von Mondkalb ()

  • Ich hätte einen Kompromissvorschlag:


    Loben ist schlecht, wenn es als (versteckte) Manipulation gemeint ist.


    Loben als Teil von Kommunikation, als Bestätigung dass ich zufrieden bin mit dem was das Kind jetzt auf meine Bitte hin gemacht hat, ist aber quasi unverzichtbar. Und ob man jetzt "danke" oder "good job" sagt, ist halt die Frage in welchem Sprachraum man sich befindet.

  • Stop mal, du hast hier mit völlig allgemein gehaltenen Zitaten um dich geworfen, ohne einzuschränken, dass du Lob ja nicht generell so böse siehst, wie es noch ein Post vorher den Anschein macht. Wenn man schon die Wissenschaft bemüht, sollte man vielleicht auch die Ausnahmen erwähnen, sonst hat so eine Aussage schnell den Anschein der völligen Allgemeingültigkeit und jeder, ders auch nur irgendwie anders macht, machts falsch.


    Ich persönlich finde ein absichtliches Unlob völlig gekünstelt und an der Realität vorbei. Wenn ich mir jedesmal vorher überlegen muss, wie ich meinen Kindern gegenüber reagiere, artet das für mich in völlige Verstellerei aus und ist absolut Unecht. Das ist weder wissenschaft noch Glaube, das ist persönliches Empfinden und meine Erfahrung.

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  • Ich persönlich finde ein absichtliches Unlob völlig gekünstelt und an der Realität vorbei. Wenn ich mir jedesmal vorher überlegen muss, wie ich meinen Kindern gegenüber reagiere, artet das für mich in völlige Verstellerei aus und ist absolut Unecht. Das ist weder wissenschaft noch Glaube, das ist persönliches Empfinden und meine Erfahrung.

    phönix, so ein quatsch. wenn du loben gewohnt bist, mag das sein, wenn mans nicht ist klingt jedes 'fein gemacht' nach 'oh der will mein kind klauen', wenn ichs mal übertreibe.
    Wir beide kommen ja aber generell seltenst auf einen grünen zweig...


    wenn ich von der allgemeinen relativitätstheorie rede, zitiere ich ja auch nicht die spezielle. Es gibt immer ausnahmen von der regel (im regelfall), für gewöhnlich beschränkt man sich beim zitieren ja aber auf diese, also die regelfälle.


    guck dir fischleins Beispiele mal an, finde ich sehr gelungen! Bewerten ist immer negativ konotiert, in seltenen fällen überwiegen aber eben die vorteile (dein fall), dennoch sollten jetzt nicht alle hergehen und DEINEN weg gehen, nur weils bei deiner tochter so läuft...


    ich ahbe absichtlich so alte zitate gewählt, weil ich eingans von 'hinlänglich bekannt' redete...

    Weihnachtskind 2013

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  • Loben als Teil von Kommunikation, als Bestätigung dass ich zufrieden bin mit dem was das Kind jetzt auf meine Bitte hin gemacht hat, ist aber quasi unverzichtbar. Und ob man jetzt "danke" oder "good job" sagt, ist halt die Frage in welchem Sprachraum man sich befindet.


    Ich persönlich finde ein absichtliches Unlob völlig gekünstelt und an der Realität vorbei. Wenn ich mir jedesmal vorher überlegen muss, wie ich meinen Kindern gegenüber reagiere, artet das für mich in völlige Verstellerei aus und ist absolut Unecht. Das ist weder wissenschaft noch Glaube, das ist persönliches Empfinden und meine Erfahrung.


    Danke. Das fasst bestens zusammen, was ich auch denke.
    Mir ist im Übrigen egal, ob das in der Literatur "hinlänglich bekannt" ist.


  • Mir ist im Übrigen egal, ob das in der Literatur "hinlänglich bekannt" ist.

    oh schick, irgendwie ging ich davon aus, dass einige dinge grundkonsens sind bei den raben...
    ich klinke mich aus.

    Weihnachtskind 2013

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  • Ich finde diese Zitate schwierig, weil sie Lob und Belohnung gleichsetzen. Und es sind keine "wissenschaftliche Belege", sondern einfach Meinungen. Das ist ja in Ordnung, dass man dieser Meinung ist, dies aber nun als Wahrheit zu verkaufen, ist irreführend.


    Wenn ich den ganzen Vormittag die Wohnung geschrubbt habe, dann freue ich mich, wenn mein Mann sagt: " Du hast ja richtig super aufgeräumt heute". Wenn ich bei der Arbeit einen guten Vortrag gehalten habe, freue ich mich über ein: "sehr gut gemacht". Ich könnte nun tausend Beispiele nennen. Und ich fühle mich in den allermeisten Fällen nicht klein gemacht oder veralbert. Im Gegenteil.


    Ich hatte früher auch eine andere Einstellung. Diese hat sich mit der Zeit und Erfahrung aber gewandelt.

  • beim gewünschtesten Wunschkind auf der seite gibt's dazu einen Artikel
    Ich lobe viel und gerne :)


    Dafür gibt's bei mir weder bei Hund noch pferd noch Kind leckerlis :)

  • oh schick, irgendwie ging ich davon aus, dass einige dinge grundkonsens sind bei den raben...

    Echt? Also, ich muss mit den genannten Zitaten konform gehen, weil sie absoluter Standard bei Raben sein sollten?
    Bedürfnisorientiert war bei mir so das Stichwort hier im Forum. Und ehrlich: Ich habe selbst das Bedürfnis, ab und an gelobt zu werden. Nicht dauernd, aber eben ab und zu, wenn etwas echt nützlich, schön, gut oder nett war. Vielleicht haben wir auch unterschiedliche Auffassungen, was Lob ist. Und ich glaube außerdem, dass bestimmte Dinge in bestimmten Kinder einfach drinstecken. Also z.B. bei dem einen der Drang, alles mögliche oder auch nur ganz bestimmte Dinge lernen zu wollen- egal, ob das gewünscht oder verboten ist. Und bei anderen der fehlende Drang in diese Richtung. Ich habe beides in der Familie. Beide wurden und werden gelobt. Ich hoffe, nicht übermäßig und bemühe mich, es immer bewusst zu machen, auch in den Abstufungen.

  • Au weia. Ich hab auch oft gelobt - um meine Ruhe zu haben. Beispiel: Ich sitz auf dem Sofa, lese Zeitung; dreijähriger Sohn sitzt auf dem Boden, krakelt mit seinen Buntstiften irgendwas nicht weiter Erkennbares und zeigt es mir freudestrahlend. Ich gucke kurz von der Zeitung hoch: "Toll!" Er: krakelt zufrieden (? zumindest kam es mir so vor) das nächste Bild, ich lese zufrieden weiter meine Zeitung. Er zeigt mir sein Werk, ich wieder: "Super" ... usw. usw. Klar, ich weiß schon, ich hätte mich mit ihm tiefschürfend über das Bild unterhalten müssen, warum hast du hier blau genommen und dieses Grün dort sieht besonders schön aus .... aber ich wollte eben lesen (und BRAUCHTE das auch mal als Auszeit). Echt, habt ihr nie gelobt? Und wenn ihr lobt, beobachtet ihr das so, dass die Motivation und das Lerninteresse des Kindes dadurch ruiniert werden?
    Ich finde die amerikanische Art sehr nett (mein Man hat Verwandte aus den USA, die auch dauernd so reden, "great", "cool", "good Job" usw. ... bei meinen Kindern kam das eher so an, dass die Amis freundlicher und lockerer sind als viele Deutsche).
    Hagendeel

  • Ich lese grad das hier im Thread empfohlene Buch "Mit Kindern lernen lernen" und da wird Bestätigung (und das ist für mich ein "das hast du toll/gut gemacht" oder auch ein Danke nach einer gewünschten Interaktion) als positiv gewertet.


    Kann es sein, dass es hier unterschiedliche Definitionen zu Missverständnissen führen?


    Lob = Belohnung (= schlecht?)


    Lob = Bestätigung (gut oder auch schlecht?)


    (ich würde meine Gedanken dazu gern weiter ausführen, komme aber aus anderen Lerntheorien in der Hundeausbildung und ich befürchte getuppert zu werden, diese auf Menschen zu übertragen - was im Alltag aber gut funktioniert - am besten bei Erwachsenen #angst )