Vojta-Therapie

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  • Ich mag mir das Video gar nicht angesehen...
    Unser Großer bekam als Säugling Physiotherapie und der KiA empfahl uns eine KG die u.a. auch nach Bobath und Vojta arbeitete. Nachdem ich vor unseren Terminen auch solche Schreie gehört habe bin ich heute froh dass unser Kia ausdrücklich 'Bobath' aufs Rezept schrieb. Ich glaub der Frau wär ich sonst an die Gurgel gegangen (war eh so eine garstige.....)


    edit: Oh, mein hundertster Beitrag - zu so einem fiesen Thema ;(

    Tá dínit an duine dosháraithe

    Einmal editiert, zuletzt von wegwarte ()

  • Ich habe lange nach Vojta gearbeitet und weiß um die Vor- und Nachteile dieser Behandlungsform. Allein die Auswahl des Films disqualifiziert die Autorin des Textes.
    Das Kind weint, als der Therapeut Kontakt mit ihm aufnimmt und turnt auch nicht mit. Bei Kindern, die sich derart "wegschreien" oder wo die Eltern nicht mit mir hinter der Methode stehen, würde ich nie Vojta turnen. Meiner Erfahrung nach weinen unter guten Voraussetzungen nur sehr wenige Säuglinge, und dieses Anstrengungsschreien, das die Autorin etwas zynisch beschreibt, kenne ich durchaus.


    Ich würde jedem Elternteil empfehlen, die Therapeutin zu bitten, die Griffe mal an einem selbst auszutesten (wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen), sich überwinden, sich die Therapie einmal in Ruhe anzuschauen, das Kind dabei gut zu beobachten und es auch mal selbst zu probieren. Und das Kind davor und danach gut zu spüren, wie es auf mich wirkt.


    Meine Tochter hab ich kurzzeitig nach Vojta behandelt, und es war in diesem Fall die richtige Methode für uns (!). Geweint hat sie nur einmal richtig, als eine befreundete Kollegin sie behandelt hat. Wenn ich zusammenzähle, wie schlimm sie an der Brust geschrien hat oder im Tragetuch, dann wären die Ergebnisse dieser Erhebung nicht forumskonform ;)


    edit:
    Ach so, und Geld verdienen kann man damit auch nicht. Jedenfalls nur einen klitzekleinen Bruchteil dessen, was Heilpraktiker oder Osteopathen in Rechnung stellen.

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Liebe Georg,


    ich habe mir jetzt den Link gar nicht angeschaut. Und ich kann mir auch vorstellen, dass Vojta, wenn es sehr erfahren durchgeführt wird, gut sein kann und auch wenig problematisch für das Kind.


    Es gibt aber zwei Dinge, die ich für mich überhaupt nicht stimmig finde. Vielleicht kannst du ja als Fachkraft auch nochmal darauf antworten?!


    1. Das ist ja ein häufiges Argument, dass die Griffe nicht wehtun und wenn man dies an sich selbst anwendet, merkt man auch, dass es nicht schmerzt. Allerdings geht es ja nicht nur um Schmerzen. Mal ganz plakativ gesagt: Ferbern tut auch nicht körperlich weh. Das Kind schreit, weil es aus einer unangenehmen Situation "gerettet" werden will. Oder habe ich da einen Denkfehler?


    2. So weit ich mitbekommen habe (und uns auch angeraten wurde) soll Vojta von den Eltern bis zu vier Mal am Tag mit dem Kind "geturnt" werden. Ich kenne eigentlich kaum eine Familie, die das mit einem Säugling schafft. Ausziehen, 10 Minuten zumeist schreiendes Kind beturnen, anziehen. Und dann in vier Stunden das Gleiche, neben Kindergarten, Haushalt, Kuschelzeit, Stillen und und und. Ich habe da einen mächtigen Druck empfunden, der aufgebaut wurde. Unsere Therapeutin (die allerdings eh von der unsympathischen Sorte war), hat dann jedes Mal nachgefragt, wieviel wir geturnt haben und ich hatte das Gefühl, ich bin schuld, dass es keine Erfolge gibt. Für mich war aber auch nicht zu sehen, dass da überhaupt was passiert ist, auch wenn ich die Übungen gemacht habe.


    Ach, und einen dritten Punkt finde ich auch noch wichtig: Säuglinge, die mit Vojta behandelt werden, haben meist sowieso schon einen schwereren Start. Und das spiegelt sich oft auch in der Mutter-Kind-Bindung wider. Gerade für die ist es wenig förderlich, wenn die Mutter dazu angehalten wird, die Zeit mit dem Kind zu einem Teil dazu zu nutzen, es zum Schreien zu bringen, finde ich.



    Wie gesagt, mit einer sehr erfahrenen, verantwortungsbewussten Therapeutin mag das anders aussehen (oder wenn die Mutter selbst Physiotherapeutin ist), aber das ist leider sehr häufig nicht der Fall und die oben genannten Punkte lassen mich sehr kritisch gegenüber Vojta sein.

  • Ich habe lange nach Vojta gearbeitet und weiß um die Vor- und Nachteile dieser Behandlungsform. Allein die Auswahl des Films disqualifiziert die Autorin des Textes.
    Das Kind weint, als der Therapeut Kontakt mit ihm aufnimmt und turnt auch nicht mit. Bei Kindern, die sich derart "wegschreien" oder wo die Eltern nicht mit mir hinter der Methode stehen, würde ich nie Vojta turnen. Meiner Erfahrung nach weinen unter guten Voraussetzungen nur sehr wenige Säuglinge, und dieses Anstrengungsschreien, das die Autorin etwas zynisch beschreibt, kenne ich durchaus.


    Danke. Das hab ich auch so gesehen.


    Ich kenne ebenfalls die Vor- und Nachteile dieser Behandlungsmethode, wenn auch nicht an meinen Kindern.
    Aber ich kann sagen, dass mein Sohn J. auch unter Bobath geweint hat und sich wehrte mit Händen und Füßen. Wenn allerdings die Alternative im Raum steht, dass das Kind ohne Behandlung nicht auf seine Beine gestellt werden kann und laufen lernt, dann sehe ich die Behandlung mit anderen Augen.
    Das können frische Eltern mit Säuglingen noch sehr schwer. Insbesondere, wenn der Start ins Leben schwer war.


    clover
    für mich liegt der Denkfehler bei deinem 1. in der Tatsache, dass Ferbern gesundheitlich nicht nötig ist, Physiotherapie aber eben doch. Genauso wie es eine Spritzenbehandlung mit Insulin wäre, die ja ebenfalls weh tun kann.


    Zu 2. kann ich dir sagen, dass ich auch die Empfehlung der Physiotherapie nach Bobath zu Hause anwenden sollte und das bei drei Säuglingen. Anstrengend durchaus, aber da ich das als nötig angesehen habe für die Entwicklung meiner Kinder, hab ich es gemacht. Ebenso wie ergotherapeutische Anweisungen für den Alltag.


    Bei 3. kann ich dir voll zustimmen. Aber da braucht es dann ein gutes Eltern-Therapeuten-Verhältnis. Ich hatte es zu einer Therapeutin, zu einer anderen (hatte mehrere wegen der Drillis) nicht. Das hab ich dann auch abgebrochen und gewechselt.


    Liebe Grüße

  • Bei meinem Großen wurde Vojta gemacht wegen Schiefhals.
    Ja, es war anstrengend für das Kind und ja, es hat auch geweint.
    Aber es hat nicht aus Angst oder Schmerz geschrieen.
    Und bei ihm waren die Erfolge schnell und deutlich zu sehen.
    Ich fand es auch nicht schwierig, vier Mal am Tag mit ihm zu üben. Habe ich halt jedes Mal beim Windelnwechseln mit gemacht.
    Ich denke auch nicht, dass mein Sohn dadurch bleibende Schäden erlitten hat.

  • Auch bei meiner Großen war es nötig, ein Jahr lang haben wir nach Vojta geturnt.
    K. hat nicht ein einziges Mal verzweifelt geweint, sondern sich lautstark beschwert, dass sie da so jetzt keinen Bock drauf hat.
    Den Unterschied hört man als Mama ja sehr wohl. Sobald eine Übung fertig war, war sie auch wieder zufrieden.
    Zuhause war das dann nochmal anders. Da hat sie sich nicht mal großartig beschwert.
    Sie musste KG wegen ihrer Frühgeburt machen. Da wurde damals auch schon im KH begonnen.


    Geschadet hat es ihr mit 100%iger Sicherheit hat nicht und unsere Mutter-Kind-Bindung hat es auch nicht gestört.

  • Ich denke, das ist so ein typisches Thema, an dem sich wohl die Geister scheiden und man kaum auf einen Konsens kommt.
    Ich kenne eine Menge Eltern, die Vojta anwenden und ich kann das auch akzeptieren. Jeder geht seinen Weg.


    Für mich und uns ist es nichts.


    @Kokosnuss: Bobath machen wir auch zu Hause, das macht meinem Kind Spaß. Und es muss auch nicht 4 Mal am Tag gemacht werden, sondern kann sehr einfach in den Alltag und die Dinge, die man sowieso tun muss, integriert werden. Die Bobath-Therapeutin hat um Längen icht diesen Druck aufgebaut, wie die Vojta-Therapeutin. Und Vojta-Therapie ist nun mal nicht zwingend notwendig, es gibt viele andere Arten von Alternativen.


    Und noch etwas ist mir wichtig zu sagen: Wenn ein Kind zum Beispiel das Potential hat "auf die Beine zu kommen", wird es das mit jeder Art von Förderung (egal ob mit oder ohne Vojta) tun. Vojta ist kein Wundermittel, sondern einfach eine Thearpiemethode mit ihren Vor- und Nachteilen, wie jede andere auch. Das möchte ich hier nochmal unterstreichen.


    Es gibt zu bestimmten Krankheitsbildern auch Studien, die keinerlei Unterschiede hinsichtlich der Therapiemethode feststellen konnten.


    Wie schon gesagt: jeder muss es für sich selbst entscheiden, aber oftmals wird von den Vojta-Befürwortern behauptet, alles andere würde nicht oder weniger bringen und für die Förderung des Kindes gäbe es nichts effektiveres. Das ist schlichtweg nicht bewiesen und macht Eltern einzig und allein ein schlechtes Gewissen.


    Mein Wort zum Freitag :D .

    „Power to the peaceful“

    Einmal editiert, zuletzt von clover ()

  • Wir haben nach Vojta geturnt und ich kann die negative Sicht darauf nicht bestätigen. Weder hat Moppelchen durchgehend in Panik geschrieen (Ja, ich konnte ihr Babyschreien durchaus einer Stimmungslage zuordnen), noch wurde sie sonstwie dabei gequält. Sie wurde von der Therapeutin und von mir ausgiebig dabei bespaßt und als sie einmal einen schlechten Tag hatte und sich tatsächlich lautstark dagegen gewehrt hat, wurde die Stunde in eine Spielstunde umgewandelt.
    Vojta sieht zum Teil echt fies aus und es gab auch einen Griff, den ich nicht ausführen konnte/ wollte. Der wurde dann so modifiziert, das ich damit zurecht kam.
    Nervig ist das tägliche mehrmalige Turnen (wir mussten 3x), aber machbar ist es, da es ja nicht lange ist.
    Vojta hat bei Moppelchen geholfen und ich bin froh, dass ihre Probleme in diesem Bereich gut behandelt wurden.
    Ach so und Vojta wird von der gesetzlichen KK übernommen und man zahlt nicht wie beim Heilpraktiker oder beim Ostheopaten privat dazu.

    #rose


    Vorurteile liefern Argumente, die man sonst nirgends fände!

  • Mein Kind wurd auch mit Vojta behandelt. Und unsere Bindung war von Anfand an (also nach dem Kaiserschnitt) sehr gut.
    Ja es war anstrengend. Und ja ich weiss nicht, ob ich es heute nochmal so leiochtfertig machen würde. allerdings habe ich gemerkt, dass es gut gewirkt hat und Erfolge kamen, die sich unter Bobath erst nicht zeigten.
    Heute hätte ich vielleicht einen anderen Blick oder mehr Gelassenheit zu warten. Aber mein Kind war eben recht hypoton, also sehr wenig Spannung, also ehr so Typ "Kartoffelsack", wenn man sie hochhob.
    Wenn ich mir nun vorstelle, das wäre nicht behoben worden wäre. Das könnte in alle möglcihen Richtungen gehen. Ob das besser gewesen wäre, vermag ich nicht zu beurteilen. Hätte ich mein Kind vielleicht zu früh hingesetzt mit allen Folgen?


    Für mich hat Vojta unter anderen Methoden eine Berechtigung für bestimmte Indikationen.

  • Hallo,


    unsere Große turnt seit 7 Jahren nach Vojta. Wir haben mit 18 Monaten angefangen. Vorher war es nicht möglich. Wir waren zwar bei einer Vojtatherapeutin, aber sie sagte immer, es geht noch nicht. Linn war dermaßen überstreckt und unruhig, dass es nicht möglich war, sie in der Grundposition zu halten, um zu therapieren. Erst nach ihrem Luftröhrenschnitt probierten wir es in der Reha wieder aus. Und da funktionierte es dann. Denn erst dadurch, dass sie endlich durchgehend Luft bekam, konnte sie sich so auf Situationen einlassen.
    Wir haben es dann auch zuhause weitergemacht. Beide Therapeutinnen (Reha und zuhause) haben es nicht brutal durchgezogen, sondern Linn motiviert und auch abgebrochen, wenn sie nicht mehr nur vor Anstrengung geschimpft hat, sondern richtig weinte. So haben wir es auch zuhause gemacht. Wir haben damals 3x am Tag geturnt, morgens und abends zuhause, im KiGa die Physiotherapeutin. Irgendwann hat sich das ausgeschlichen und wir haben es selbst nicht mehr gemacht #schäm Allerdings haben wir auch nicht mehr 3 Positionen hinbekommen, weil Linn zu groß wurde.


    Jetzt ist nur noch die Rückenlage mit Brustzone in der Therapie drin. Der Rest ist Bobath und Castillo Morales. Und Linn macht es gut mit. Sie strengt sich richtig an und es wirkt oft so, als würde es ihr gefallen, ihren Körper so deutlich zu spüren.


    Ich finde Vojta gut, wenn man es ganz individuell macht und auch Alternativen hat, damit man nicht alles durchziehen muss.


    LG
    Nellie

  • 1. Das ist ja ein häufiges Argument, dass die Griffe nicht wehtun und wenn man dies an sich selbst anwendet, merkt man auch, dass es nicht schmerzt. Allerdings geht es ja nicht nur um Schmerzen. Mal ganz plakativ gesagt: Ferbern tut auch nicht körperlich weh. Das Kind schreit, weil es aus einer unangenehmen Situation "gerettet" werden will. Oder habe ich da einen Denkfehler?


    Ob es gerettet werden will, kann ich natürlich nicht mit 100%-iger Sicherheit sagen. Aber zum einen wird eine Position ja nur sehr sehr kurz geturnt, eine Minute. Zweitens ist das Kind die ganze Zeit in Kontakt mit seiner Bezugsperson und drittens merkt man, ob das Kind mitturnt oder nicht. Auch bei anderen Therapieformen (jaaaaa, auch beim vielgelobten Bobath-Konzept ;)) werden Positionen eingenommen, in denen das Kind sich nicht wohlfühlt. Es gibt eine Menge Babies , die beim Anziehen von Pullovern deutlich schrecklicher protestieren.



    2. So weit ich mitbekommen habe (und uns auch angeraten wurde) soll Vojta von den Eltern bis zu vier Mal am Tag mit dem Kind "geturnt" werden. Ich kenne eigentlich kaum eine Familie, die das mit einem Säugling schafft. Ausziehen, 10 Minuten zumeist schreiendes Kind beturnen, anziehen. Und dann in vier Stunden das Gleiche, neben Kindergarten, Haushalt, Kuschelzeit, Stillen und und und. Ich habe da einen mächtigen Druck empfunden, der aufgebaut wurde.


    Viermal ist wirklich viel. Man muss eigentlich schon als Mama ziemlich versiert sein, um ein Kind viermal täglich zu beturnen. Das sind die wenigsten Erst-Kind-Mütter. Und die, die schon größere Kinder haben, denen fehlt oft die Zeit. Wenn man es an guten Tagen dreimal schafft und an anstrengenden Tagen halt nur zweimal, dann ist das auch schon was. Morgens und abends ziehen die meisten Mütter ihre Kinder komplett um, das bietet sich schonmal an.



    Ach, und einen dritten Punkt finde ich auch noch wichtig: Säuglinge, die mit Vojta behandelt werden, haben meist sowieso schon einen schwereren Start. Und das spiegelt sich oft auch in der Mutter-Kind-Bindung wider. Gerade für die ist es wenig förderlich, wenn die Mutter dazu angehalten wird, die Zeit mit dem Kind zu einem Teil dazu zu nutzen, es zum Schreien zu bringen, finde ich.


    Das sehe ich genau so, und deshalb wird Vojta-Turnen auch nicht wie Fluorid-Tabletten mit der Gieskanne über den Kindern ausgeschüttet. Wenn ein Kind eine neurologische Erkrankung hat und bei diesem Kind die Vojta-Behandlung gut anschlägt, dann muss man zusammen mit den Eltern überlegen, was man aus der Situation macht. Und ich finde, es ist auch an den Therapeutinnen, die Eltern darin zu stärken, eng an ihrem Kind zu sein. Wenn ich 45 Minuten Zeit habe, dann bleibt im Idealfall auch viel Raum und Zeit für diese Sorgen.

    Das B in Pegida steht für Bildung.