Kinder fragen - Raben antworten - Sammelthread

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org

  • da schließe ich mich an und frage auch, wie ich das einem vierjährigen erkläre? ;(



    Als mein Großvater an Krebs erkrankte wurde meiner Schwester (Damals ca. 3-4) erklärt, dass in seinem Körper eine "Pflanze" wächst, die ihm den Platz wegnimmt (Oder so ähnlich) Sie konnte mit der Erklärung gut umgehen und erwähnt es immer mal wieder, wie damit die Krankheit für sie begreifbar wurde.
    Ich war damals ca.9-10 und ich konnte mit dem Begriff Krebs schon was anfangen.
    Ich erinnere mich noch daran, dass mir "gezeigt" wurde, dass mein Großvater halbseitig gelähmt war. (Er hatte einen Hirntumor) Wenn man ihn bat beide Arme zu heben, hob er nur einen.


    Für mich war es sehr wichtig in den Trauer- und Abschiednehmen-Prozess mit eingebunden zu sein. Wir wussten alle, dass er bald sterben wird und haben die letzte Zeit mit ihm noch sehr genossen.

    LG
    Anid-Yonja #rose


    Früher war ich eingebildet. Heute weiß ich, dass ich schön bin.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, eine Art Gewächs - das war auch mein Bild als kleines Kind (mein Vater starb an einem Hirntumor, als ich zwei Monate alt war). So wie eine Art Pilz.


    Beim 8-jährigen würde ich auch mit dem Zellwachstum erklären (ein bisschen ist es wie eine Legoanleitung im Innern der Zelle, und manchmal passieren beim "Abschreiben" der Anleitung Fehler - dann machen diese Zellen Sachen, die sie nicht sollten und hören zum Beispiel nicht auf, neue Zellen zu bauen).


    Liebe Grüsse


    Talpa


  • Als mein Großvater an Krebs erkrankte wurde meiner Schwester (Damals ca. 3-4) erklärt, dass in seinem Körper eine "Pflanze" wächst, die ihm den Platz wegnimmt (Oder so ähnlich) Sie konnte mit der Erklärung gut umgehen und erwähnt es immer mal wieder, wie damit die Krankheit für sie begreifbar wurde.

    War das nicht in "Pünktchen und Anton", wo im Körper (im Kopf?) von Pünktchens Mutter ein Baum oder irgendeine andere Pflanze wächst? Das Bild hat sich mir tief eingegraben (auch wenn ich mich jetzt nicht mehr so genau erinnern kann ;) ), ich hatte, nachdem ich das gelesen hatte, lange Zeit Angst, dass mir das auch passiert... :S

  • Danke Leslie
    ich glaube so eine Erklärung ist für meinen Sohn genau richtig #top

    -------------------------------------------------------
    Liebe Grüße von Michaela


    Jungsklamotten, selbstgenähtes, Bücher, Spielzeug und noch mehr im
    ♥ Rabenflohmarkt ♥

  • Helft mir mal. Solche Fragen kommen IMMER beim Autofahren (oder in sonstwie ungünstigen Situationen)... ich hatte mir Bedenkzeit erbeten, weil es keine einfache Antwort gibt:


    "Warum sollte Jesus am Kreuz sterben?"


    Mein Kind ist 5, ich bin evangelisch aufgewachsen und jetzt Atheist, eine Antwort in Richtung "Jesus ist für unsere Sünden gestorben" kann ich nicht geben, und würde auch mein Kind nicht zufriedenstellen, denn die Frage meint eigentlich: Warum wollten die Menschen in Jerusalem (jedenfalls die, die dafür gesorgt haben, dass er zum Tode verurteilt wird - ihr seht, hier fängt´s schon an...), dass er stirbt?


    Also,wie fasse ich die politisch-religiöse Situation in Judäa unter Pontius Pilatus für Vorschulkinder zusammen? #gruebel


    (Achja, morgen gehen wir wahrscheinlich in die Bibliothek... da könnte ich eine Antwort auch gut mit Bild- und Infomaterial unterfüttern.)

    Ich arbeite ausSCHLIESSlich mit meinem Gehirn!


    there´s nothing left in my right brain. there´s nothing right in my left brain.

  • Meine Antwort wäre wohl in die Richtung, dass es damals üblich war, Menschen für verschiedene Verbrechen durch die Todesstrafe zu bestrafen. Es gab verschiedene Arten von Todesstrafen, bei einigen sollte der Sterbende mehr leiden als bei anderen und das war die, die Jesus bekommen hat. Warum er die bekommen hat weiß ich nicht und bin nun gespannt, darüber mehr zu lernen. :D

  • Danke Merin, das ist schon mal ein guter Ansatz für einen Teil der Frage.


    Ich teile gern mit euch noch die Antwort, die mein Papa vorschlägt - sehr vereinfacht, aber anschaulich und gefällt mir schon mal ganz gut:


    "Jesus lebte vor langer Zeit, nämlich vor 2000 Jahren in dem Land Israel.
    Dort gab es schreckliche Strafen für Menschen, die etwas Schlimmes getan hatten.
    Eine Strafe war, den Menschen an ein großes Kreuz zu binden oder zu nageln.
    Damit er dort verdurstet.
    Jesus hatte überall erzählt, dass ER eigentlich der König in dem Land Israel ist,
    und das fand der wirkliche König so schlimm,
    dass er sagte: Jesus muss am Kreuz sterben."





    __ _ _


    und hier, weil´s auch gut in diesen Thread passt, noch ein "Raben fragen Raben":


    gibt es nicht einen Begriff dafür (ich meine, ich hätte vor kurzem in einem Blog etwas dazu gelesen), dass man jemandem (insbes. Kindern) komplexe Sachverhalte so vereinfacht erklärt, dass die Erklärung zwar eigentlich falsch ist, aber die Grundlage schafft, zu einem späteren Zeitpunkt die korrekte, kompliziertere Erklärung zu begreifen?


    Weiß jemand was ich meine? Ich find´s nicht mehr. (Kann auf englisch gewesen sein...)

    Ich arbeite ausSCHLIESSlich mit meinem Gehirn!


    there´s nothing left in my right brain. there´s nothing right in my left brain.

  • Laubfrosch, ich glaube du meinst den Begriff "White Lie". Kam glaube ich hier im Thread oder anderswo im Forum vor kurzem mal vor.

    • Offizieller Beitrag

    dass man jemandem (insbes. Kindern) komplexe Sachverhalte so vereinfacht erklärt, dass die Erklärung zwar eigentlich falsch ist, aber die Grundlage schafft, zu einem späteren Zeitpunkt die korrekte, kompliziertere Erklärung zu begreifen?


    Ich stehe dem eher skeptisch gegenüber - und komplexe Zusammenhänge zu vermitteln, auch an Kinder, gehört zu meinem täglichen Brot.
    Es ist ziemlich schwer, einmal gemachte "Bilder" im Kopf von Kindern wieder zu korrigieren - white lies sollten deshalb wirklich nur äusserst dosiert und sehr, sehr vorsichtig verwendet werden.
    Persönlich bin ich überzeugt, dass man praktisch jeden Sachverhalt vereinfachen kann, ohne ihn FALSCH zu machen, es braucht halt nur etwas mehr Überlegung.


    Ein super Beispiel hat mir ein Arbeitskollege erzählt, dessen Grundschullehrerin ihnen beigebracht hatte, dass Wolken so eine Art wassergefüllte Ballone seien, die dann von den Bergen "aufgerissen" werden und deshalb platzen (es ging um die ursprüngliche Frage, warum es am Südfuss des Himalayas so viel regnet) und Regen abgeben.
    Ja, der Mann ist im Flachland aufgewachsen, ich musste bei der Vorstellung kichern und wir Bergkinder hätten unsere Lehrerin ob dieses Bildes sicher ausgelacht.
    Aber er erzählte dann auch, wieviel Mühe der nächste Lehrer der Klasse hatte, den Kids die richtige Beschaffenheit von Wolken beizubringen - einfach weil dieses "Ballonbild" im Kopf geblieben ist...


    Noch zu Jesus (ich bin da nicht soooo die Expertin, evtl. solltet Ihr noch unsere echten Forumsexpertinnen fragen - Henrietta, Katrin, Schwertlilie...):


    - Kreuzigen war eine Todesart, die nicht für römische Bürger vorgesehen war, sondern eigentlich vor allem für Sklaven etc. Damit wollte man die Anhänger Jesu noch besonders demütigen.
    - die römische Besatzungsmacht fürchtete eine politische Unruhe, weil dieser Wanderprediger eben nicht nur von seinem Gott erzählte, sondern sich König nannte (bzw. die Anhänger nannten ihn so - von ihm sind eher bescheidenere Benennungen bekannt).



    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Meine Antworten sind nicht Kindgerecht, sondern sollen als Info dienen:


    Bei der Frage warum Jesus sterben musste, gibt es zwei Antwortebenen:
    1. weil die religiöse jüdische Oberschicht das Gottesbild Jesu ablehnte (Umgang mit den Ausgestoßenen, Kranken, Geächteten) sowie die Aussage Jesu, dass er Gottes Sohn sei. Sie befürchteten, dass eine "falsche" Lehre weiterverbreitet wird. Die Römer haben mit der Kreuzigung nichts zu tun, die Bibel erwähnt mehrmals, dass der Wunsch Jesus zu töten von den Juden selbst kam. (Händewaschen des Pilatus - daher sagt man heute noch: ich wasche Meine Hände in Unschuld)
    2. weil dies der einzige Weg Gottes war, dass Menschen zu ihm in Beziehung treten können. Nur so konnte die Sünde (Singular!) überwunden und der Weg in den Himmel frei gemacht werden. Warum das so sein musste, zeigt der Film Narnia sehr anschaulich, in dem der Löwe Aslan für den Verräter Edmund stirbt.


    Gekreuzigte sind überigens nicht verdurstet, sondern erstickt, weil durch die Haltung die Muskeln anfangen zu krampfen, sich die Atmung dadurch erschwert und sich Flüssigkeit in der Lunge bildet. Deshalb war es auch eine Gnade, dass sie Jesus die Beine brechen wollten, dann hätte er sich nicht mehr abstützen können und wäre schneller erstickt.


    Boah, sind wir Menschen nicht ein fieses Geschlecht - sich sowas überhaupt auszudenken...


    Ach, und um die Sache vollständiger zu machen: Kreuzigungen waren nicht unüblich. Als die Römer das letzte Mal Jerusalem platt gemacht haben, haben sie die Stadt eingekesselt und haben alle Leute, die herauskamen um dem Hunger zu fliehen, um die Stadt herum gekreuzigt. es muss ein Wald an Kreuzen um die Stadt herum gestanden haben.


    Das war jetzt aus der Hüfte geschossen, für eine genauere Antwort würde ich mal in meine Bücher schauen.

    • Offizieller Beitrag

    Die Römer haben mit der Kreuzigung nichts zu tun, die Bibel erwähnt mehrmals, dass der Wunsch Jesus zu töten von den Juden selbst kam. (Händewaschen des Pilatus - daher sagt man heute noch: ich wasche Meine Hände in Unschuld)


    Meiner Info nach haben die Römer durchaus bewusst "den Ball abgegeben" - um quasi an der Sache unschuldig zu sein und weitere Unruhen nicht auf sich zu ziehen...
    (aber frag mich jetzt nicht nach den Quellen...)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Na toll, gerade so viel getippt und für die Katz, deshalb nur in Kurzform:
    Ich ziehe mein die Römer haben damit nichts zu tun zurück. laut der Bibel haben sie das nicht, aber jüngere Forschung hat ergeben, dass die Juden keine Todesstrafe aussprechen durfte und deshalb die Römer brauchten. Die Info die Römer hätten damit nichts zu tun, könnte in der Bibel stehen, um es sich mit der Besatzungsmacht nicht zu versauen.
    Wahrscheinlich war das Interesse der Römer Jesus zu töten wohl deutlich kleiner als das der Religiösen jüdischen Oberschicht.
    Nichts desto trotz wurde das Todesurteil und die Vollstreckung nur durch Römer durchgeführt.


    Quelle: der Mann aus Nazareth. Calwer Verlag

  • und hier, weil´s auch gut in diesen Thread passt, noch ein "Raben fragen Raben":


    gibt es nicht einen Begriff dafür (ich meine, ich hätte vor kurzem in einem Blog etwas dazu gelesen), dass man jemandem (insbes. Kindern) komplexe Sachverhalte so vereinfacht erklärt, dass die Erklärung zwar eigentlich falsch ist, aber die Grundlage schafft, zu einem späteren Zeitpunkt die korrekte, kompliziertere Erklärung zu begreifen?


    Weiß jemand was ich meine? Ich find´s nicht mehr. (Kann auf englisch gewesen sein...)



    Lies-to-children.


    Von Terry Pratchett, Ian Stewart und Jack Cohen.


    Wobei sie sagen, dass auch wissenschaftliche Modelle oft "Lies to Children" sind, weil sie eine Vereinfachung der Wirklichkeit sind.

  • Ich kenne das mit den vereinfachten Erklärungen als "lies to children" oder als Wittgenstein's ladder (hat sogar einen eigenen Wiki-Eintrag, da ist auch das mit Wittgenstein erklärt...).
    Eine white lie ist mMn eher eine Lüge im sozialen Umgang. (Wenn man die zweite Portion bei der Schwiegermutter ablehnt mit einem "Nein danke, ich bin irgendwie schon satt" und nicht mit "Nein danke, das schmeckt furchtbar".)


    Das mit den komplexen Zusammenhängen finde ich immer schwierig. Einerseits finde ich es wichtig, Kindern keine falschen Bilder mitzugeben, andererseits finde ich es dann auch wieder schwierig, (Kindern und Erwachsenen) Sachen überhaupt zu erklären ohne irgendwo dann doch auf Modelle/Annahmen zurück zu greifen (und sei es dass Elektronen sich irgendwie auf Orbitalen um den Atomkern befinden oder dass Raum unabhängig ist von Zeit). Ich denke, die Herausforderung ist, das Modell zu wählen, dass angemessen komplex ist ohne völlig zu überfordern einerseits und andererseits offen damit zu sein, dass es eben ein Modell ist, dass irgendwo Grenzen hat.

    • Offizieller Beitrag

    andererseits offen damit zu sein, dass es eben ein Modell ist, dass irgendwo Grenzen hat


    Da habe ich mit KollegInnen zusammen gerade die Wortschöpfung "Vorstellungshilfe" für uns entdeckt.
    Ein "Modell" kennen Kinder, das sind Legosachen - das taugt demnach für ihr Bild im Kopf nicht, weil ein Lego-Haus-Modell ja doch etwas ziemlich Reales ist.
    Aber wenn im Wort schon klar wird, dass wir von etwas reden, dass uns helfen soll, uns etwas Schwieriges vorzustellen, dann bleibt das auch anders im Kopf.


    Mein persönliches Motto ist deshalb immer "Vereinfachen, NICHT verändern!"


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Gekreuzigte sind überigens nicht verdurstet, sondern erstickt, weil durch die Haltung die Muskeln anfangen zu krampfen, sich die Atmung dadurch erschwert und sich Flüssigkeit in der Lunge bildet.


    Na ja, ganz genau genommen ist Jesus vermutlich wie andere Gekreuzigte an einem orthostatischen Schock gestorben, sprich: das Blut versackt in den unteren Körperpartien und das Herz kriegt somit nicht mehr genug ab, um den Sauerstoff weiter ins Gehirn zu pumpen. Oder?

  • [quote='schnobbel','index.php?page=Thread&postID=499847#post499847'
    Na ja, ganz genau genommen ist Jesus vermutlich wie andere Gekreuzigte an einem orthostatischen Schock gestorben, sprich: das Blut versackt in den unteren Körperpartien und das Herz kriegt somit nicht mehr genug ab, um den Sauerstoff weiter ins Gehirn zu pumpen.


    Hört sich plausibel an. Ich meine mich zu erinnern, dass da auch was mit Wasser in der Lunge war... Oder verwechsel ich das jetzt? Werde ich mal nachschauen.

  • eine frage an die botanikerInnen/pflanzenkennerInnen unter euch:


    wie findet unsere prunkwinde die rankhilfe, die ich ihr gebastelt habe? die pflanze habe ich mittig in den kleinen balkonkasten gepflanzt, die rankhilfe steht am rand in ca. 2-3 cm entfernung.
    hat sie doch irgendwo augen, oder wie? #gruebel
    sie könnte doch auch zur anderen seite in richtung eines weiteren kübels streben.


    es ist jedenfalls faszinierend!

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi