Ich habe ihr gesagt, dass das ist, wenn jemand, der glaubt, mit Gott redet. Aber das fand sie unlogisch, weil der ja nicht antwortet. Habt ihr bessere Antworten?
Also zunächst mal: Wieso muss man beim Reden immer eine Antwort bekommen, um das per Definitionem tun zu können?
Ad zwo: Was ist Gott? Irgendwas, irgendwer hat das alles hier, die Schöpfung oder wie du es nennen willst, ja gemacht. Meinetwegen das universelle Irgendwas. Mir persönlich ist vollkommen unbegreiflich, wie man denken könnte, das ist alles "von allein" oder "durch Zufall" entstanden. (Und was hat dann diesen Zufall ermöglicht?) Das also als abstrakteste Vorstellung für den Reizbegriff Gott.
So, da bleiben dann ne Menge Fragen offen. Warum soll also nicht jemand, der sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen bereit ist (anstatt zu sagen: Gibbte nich, is nicht, will ich nix mit zu tun haben), dazu Gedanken haben? Das wäre dann meine abstrakteste Vorstellung von Beten.
Meine Kinder sehen mich durchaus still in Meditation sitzen. Sie fragen nicht mehr, was ich da tue, weil sie schon groß sind und längst Ähnliches praktizieren, aber früher war meine Antwort in der Richtung - ich versuche meinen Geist still werden zu lassen, um Einsichten durch das Unendliche zu gewinnen. Meine Form des Betens. Meine Kinder konnten schon, als sie ganz klein waren, was damit anfangen, dass man zu plätzlichen Einsichten gelangt, wenn es einem gelingt, innen drin ganz still zu werden.
Für Menschen, die damit nicht vertraut sind, stellt sich Beten manchmal als das Aufsagen von irgendwelchen religionsbezogenen Gedichten dar. Aber ob man mit einer Japa Mala, einer Komboloi oder dem Rosenkranz agiert oder das sogar einfach so tut - das ist nur eine ritualisierte Beschäftigung des Geistes, damit der nicht so leicht in den Alltag wegflutscht. Monkey Mind liest man heute oft. Die Gedanken springen von Baum zu Baum und wollen nicht ruhig werden. Das gemurmelte der leise rezitierte Gebet hilft dabei, einen Gedankenstrang schonmal am Springen zu hindern. Und natürlich gibt es die Möglichkeit, in der Gedankenruhe seine Fragen klar zu foormulieren und an das Unendliche zu richten. Ob, wie und wann die Antwort kommt, ist dabei genauso offen, wie wenn man einen weisen Menschen fragt.
Vielleicht hilft das?