Wie und wann habt ihr eure Kinder aufgeklärt?

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  • Aufklärung ist ja nicht mit einem mal durch. Das ist ein längerer prozess.
    Mit geschwisterbaby im bauch erklärt man es einem kitakind ein wenig. Noch ohne schwellkörper vielleicht? Dann irgendwann detaillierter. Dann der fokus auf die pubertät. Mens, samenerguss, liebe, küssen, sex, verhütung. Und dann finde ich, gehört auch der gesellschaftliche umgang dazu: nacktheit, grenzen, filme, übergriffigkeit, selbstschutz. Aber mit sowas würde ich nicht in der kita anfangen.

  • Susan, sehr treffend beschrieben.


    Meine Tochter hat übrigens nie Fragen gestellt. Kein Interesse.
    Ich hab dann, als sie 9 war, initiativ dennoch grundlegende Vorgänge erklärt, weil ich es wichtig fand und auch mitbekam, dass natürlich in der Schule über solche Themen geredet und gegiggelt wurde. Sie hat dann erzählt, dass die Art, wie das geschah, ihr nicht gefiel und nach wie vor mißfällt. Immer noch kein großes Interesse, eher ein "Thema abhaken muss wohl jetzt mal sein" (also, ihrerseits).


    Das mit dem Fragenstellen ist daher nicht der einzig wahre Indikator, denn bis zur 4. Klasse Sexualkundeunterricht wollte ich nicht warten.

  • Ich erlebe daran nichts Passives, sondern es ist für mich eine völlig wertneutrale Beschreibung von Bewegungsrichtungen. Die Passivität wird m.E. in die Formulierung aus genderpolitischen Betrachtungen interpretiert, die eine vermeindliche Passivität der Frau entweder voraussetzen oder aber befürchteen, sie könne erwartet oder unterstellt werden.


    Ich sehe das anders, logischerweise. Ich habe kein Problem mit Passivität, bin selbst auch mal eine faule Socke :D und ich hätte auch weniger Probleme mit den Beschreibungen, wenn sie nicht so arg verbreitet, sondern wirklich nur eine präzise Beschreibung bestimmter Praktiken wären. Mein persönliches Erleben passt zu diesen Beschreibungen nicht. Das beschäftigt mich schon länger, ähnlich wie immer wieder vom "Verlust der Jungfräulichkeit" gesprochen wird, was auch nichts mit meinem Leben zu tun hat (ich habe nicht "meine Jungfäulichkeit verloren", ich habe mich nie irgendwie "jungfräulich" gefühlt und hatte beim ersten Sex mit einem anderen Menschen eher das Gefühl, etwas hinzugewonnen zu haben, das etwas "richtiger" geworden ist).


    Ich denke schon, dass die Zuordnung "Mann = aktiv, Frau = passiv" nicht nur von genderpolitisch aktiven Menschen interpretiert wird, sondern auch von nichtfeministischen Menschen so gesehen und perpetuiert wird. Und zwar nicht nur über Beschreibungen von Sex, sondern in vielen anderen Bereichen auch, und den Blick auf die Wirklichkeit verstellen kann. Z.B. hat man erst kürzlich herausgefunden, dass die Eizelle bei der Befruchtung gar nicht passiv ist.


    Es muss deshalb niemand seine Wortwahl auch nur um einen Buchstaben ändern, jede darf schließlich die Welt beschreiben, wie sie sie wahrnimmt. Aber es freut mich natürlich, wenn ich mit meinem Empfinden nicht ganz alleine bin. :)

  • Wir betrachten Aufklärung als Prozess und greifen das Interesse auf, wenn es signalisiert wird. Der Kleine begann mit 2 Jahren, sich für das Thema zu interessieren, weil er Schwangerschaften im nahen Umfeld miterlebte. Nun mit 3 Jahren ist er etwa auf folgendem Kenntnisstand:


    Damit ein Baby entstehen kann, braucht es eine Eizelle und eine Samenzelle. Diese können auf unterschiedliche Weise zueinander kommen. Babys wachsen in der Gebärmutter im Bauch. Wenn das Baby groß genug ist, wird es durch die Scheide geboren oder mit Hilfe einer Operation aus dem Bauch geholt.


    Erschreckend finden die Kinder das Thema gar nicht. Manchmal wird es spannend, zu anderen Zeitpunkten ist es nicht von Interesse. Bedenken hinsichtlich möglicher Schwierikeiten in diesem Kontext habe ich allenfalls bei unserem Kleinen, der völlig unfreiwillig und viel zu früh per Kaiserschnitt geboren wurde und davon deutlich schockiert war damals.

  • Ich sehe das anders, logischerweise. Ich habe kein Problem mit Passivität, bin selbst auch mal eine faule Socke :D und ich hätte auch weniger Probleme mit den Beschreibungen, wenn sie nicht so arg verbreitet, sondern wirklich nur eine präzise Beschreibung bestimmter Praktiken wären. Mein persönliches Erleben passt zu diesen Beschreibungen nicht. Das beschäftigt mich schon länger, ähnlich wie immer wieder vom "Verlust der Jungfräulichkeit" gesprochen wird, was auch nichts mit meinem Leben zu tun hat (ich habe nicht "meine Jungfäulichkeit verloren", ich habe mich nie irgendwie "jungfräulich" gefühlt und hatte beim ersten Sex mit einem anderen Menschen eher das Gefühl, etwas hinzugewonnen zu haben, das etwas "richtiger" geworden ist).


    Ich denke schon, dass die Zuordnung "Mann = aktiv, Frau = passiv" nicht nur von genderpolitisch aktiven Menschen interpretiert wird, sondern auch von nichtfeministischen Menschen so gesehen und perpetuiert wird. Und zwar nicht nur über Beschreibungen von Sex, sondern in vielen anderen Bereichen auch, und den Blick auf die Wirklichkeit verstellen kann. Z.B. hat man erst kürzlich herausgefunden, dass die Eizelle bei der Befruchtung gar nicht passiv ist.


    Es muss deshalb niemand seine Wortwahl auch nur um einen Buchstaben ändern, jede darf schließlich die Welt beschreiben, wie sie sie wahrnimmt. Aber es freut mich natürlich, wenn ich mit meinem Empfinden nicht ganz alleine bin. :)

    Das ist jetzt vielleicht etwas OT, aber ich wollte bei deinem vorherigem Post schon unterschreiben #super @Susan Sto Helit. Ich sehe die von dir genannte Zuordnung auch durchaus als problematisch und bin auch überzeugt davon, dass sie in ganz vielen Köpfen (und in ganzen vielen Situation) ist. Aber vor allem, wenn es um Sex geht, ist (kann) dieser Gedanke schädigend (sein). (Zusammen mit natürlich dem Gedanken, dass Frauen die "Gatekeeper" sind und wenn man nur nett genug ist/wertvolle geschenke macht/... einem Sex zusteht...) Ok, das führt jetzt wohl etwas zuweit, aber dieses Thema lässt mir keine Ruhe. Vor allem, weil ich als Jugendliche auch Ansätze dieses Denkens hatte. Eigentlich wollte ich deine Meinung nur unterstützen und dir sagen, dass ich das super von dir finde, wie du damit umgehst #ja


    (Leider hab ich zum eigentlichen Thema noch nichts zu sagen. Unser Kleiner fragt noch nicht nach. Ich bin aber gespannt darauf, wie es wird, wenn er anfängt zu fragen :) )

  • Danke für diesen Thread! Genau mein Thema gerade. Ich denke, dass hier bald die ersten Fragen kommen, er ist jetzt gut zwei einhalb und das Geschwister bald sichtbarer ^^ Wie ihr das macht und erklärt finde ich gut und mag es gerne auch so machen. Aber ich sehe schon, dass die Fragen in den unmöglichsten Situationen kommen werden. Und dann würde ich gern sowas sagen wie "frag später nochmal", aber ich glaube, dann kommt keine Frage mehr. Er ist noch zu klein die Neugier aufzuschieben. Was mach ich denn dann? Wie habt ihr das gelöst?

  • Geantwortet.
    Bei Aldi an der Kasse. Beim Familien Essen.
    Zumindest wenn sie ganz klein sind kurz und knapp und angemessen. Mit 9 weiß er nun dass es für sehr detaillierte Fragen nicht der hektische Alltag sein muss. Nicht nur Sexualität, auch politische oder rechtliche Fragen oder alles was ich nachgucken muss handle ich nicht gerne an der Kasse ab.

    Normal is just a setting on a dryer.

  • Na ab einem gewissen Alter kann man das ein wenig verschieben.
    Da habe ich dann eben gesagt das das eine längere Erklärung ist und ich das gleich im Auto beantworten kann wenn ich mehr Ruhe habe.



    Aber die ersten Fragen "Ist das Mann oder Frau" gerne formuliert als "der Penis hat?"
    Schon gleich.

    Normal is just a setting on a dryer.

  • Und was, wenn die Kinder gar nicht erst fragen?
    Mein Großer ist zwischenzeitlich 12,5 und hat nie danach gefragt, ist aber in der 4. und 6. Klasse von der Schule aufgeklärt worden.
    Jetzt wäre es ihm sicher unendlich peinlich.
    Ich stürze mich dann irgendwann auf das Verhütungsthema.
    Mein 7 3/4 jährige und die 3,5 jährige hatten diesbezüglich auch noch keine Fragen...
    Ich denke ich werde mir mal das Buch besorgen...
    Einfach ins Blaue damit anzufangen finde ich komisch #schäm

    Wenn du nach dem Menschen suchst, der dein Leben verändert,
    Dann schaue in den Spiegel.

  • Meine auch nie fragende Tochter guckt gern Galileo. In einer Folge ging es darum, wie ein Baby entsteht und was es mit dem weiblichen Zyklus auf sich hat. Das war sehr nett und unpeinlich umgesetzt - mit Schauspielern. Klein-Mariechen (das Ei) und Klein-Johannes (Spermium), die darauf warten, zueinander zu finden. Kam bei meiner Tochter sehr gut an, der Film. Gerade weil es sich nicht um eine naturwissenschaftliche Doku handelte. Schauspieler, die biologische Vorgänge spielen, waren für sie nicht so abstrakt.

  • Spannend susan - vielleicht sollten wir das abkoppeln???


    Du fasst in Worte was mich so oft stört - diese ganzen Umschreibungen:


    Er nahm sie
    Sie gibt sich hin (na zumindest tut sie etwas)
    Genau das Ding mit der Jungfräulichkeit - wat für ein Bohei


    Ich bin fest davon überzeugt, dass Sprache das Denken und Empfinden beeinflusst und somit bin ich Dir sehr dankbar für Deine Formulierungen.


    Was die Aufklärung angeht - das ist hier ein sehr fließender und alltäglicher Prozeß. Irgendwie ist man doch ständig damit konfrontiert. Die Kinder fragen und bemerken und man reagiert, erklärt und vermittelt. Das rein technische ist hier beiden klar, sie sind 5 und 8. Ich habe zwei Mädchen und das Thema selbstbestimmte Sexualität von Frauen liegt mir dadurch sehr am Herzen. Mein Aufwachsen ist von all diesen schrägen Formulierungen geprägt und das Chaos im Kopf möchte ich zumindest dahingehend für sie lichten oder gar nicht erst entstehen lassen.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Susan, danke für den Input "Mann steckt Penis in Scheide der frau" ist für mich nicht wertneutral. Aber vermutlich habe ich das auch so erklärt. Da muss ich bei gelegenheit noch mal nachbessern.


    Ich finde übrigens nicht, dass man nur auf Fragen antworten sollte. Ich rede auch über Sex, ohne dass ich gefragt werde. Genauso wie ich über Verhalten im Straßenverkehr rede ohne gefragt zu werden. jetzt ist es noch unproblematisch, mit meinen Kindern (altersgemäß natürlich) darüber zu reden. ich möchte nicht warten, bis sie anfangen zu kichern, rot anlaufen und sagen "maaaaamaaaaaa, bitte nicht darüber reden!"

  • ist aber in der 4. und 6. Klasse von der Schule aufgeklärt worden.

    Habt ihr denn nicht darüber geredet, was er dort gelernt hat?



    ich würde mir an deiner stelle überlegen, was dir wichtig ist, was er wissen sollte, etc. Und dann kannst du ihn einfach fragen, ob sie darüber eigentlich in der schule geredet haben. oder was er darüber denkt.

  • Bei uns ist das Thema ja gerade wieder sehr aktuell. Jetzt habe ich mir den Sachkunde-Ordner aus der 3. Klasse (letztes Schuljahr) nochmal angeschaut und ich finde, dass die Mädchen in den Arbeitsblättern zur Sexualkunde echt schlecht wegkommen. Ich habe ja einen Jungen, aber am liebsten würde ich die Lehrerin mal drauf ansprechen. Nur wie? Die Blätter sind wohl sogar von Frauen erstellt 8I . Aber bei den Jungs stehen so Sachen wie: "wenn der junge Mann erregt ist." Bei den Mädchen: "der weibliche Körper produziert Ausfluss." Das ist jetzt nicht wörtlich, aber für die Jungen total aktiv, positiv. Für die Mädchen immer nur "der weibliche Körper" und Periode und breite Hüften #sauer . Plus Jungfernhäutchen (Existenz umstritten soweit ich weiß) und Klitoris als winziger Knubbel, der nur außen draufsitzt in den Zeichnungen (hätte dazu sogar Material mit der alternativen Darstellung inkl. Schwellkörpern, wie etabliert ist das eigentlich?) Würdet ihr versuchen, die Lehrerin "aufzuklären"?

  • Das mit den weiblichen Schwellkörpern ist total etabliert.
    In der Anatomischen Sammlung (ich glaube, so hieß sie) in Marburg hingen unendlich viele Gipsabdrücke von sauber präparierten weiblichen Genitalien in Augenhöhe an der Wand. Dort sind diese Gewebsstrukturen schon sehr schön zu erkennen. Die stammten irgendwo aus dem späten Mittelalter, als die Ärzte das Präparieren anfingen.

  • Danke für die Bestätigung. Muss ich wohl doch mal einen Termin mit der Lehrerin machen. Sie nehmen das Thema wohl im Frühjahr nochmal durch (ist eine jahrgangsübergreifende Klasse).
    Ich finde das schwierig, ihr da reinzureden. Denke aber, es ist wichtig für die Mädchen.

  • Ich würde an der Kasse vermutlich allgemein nicht sooo viel über das Thema reden wollen... schon weil ich nicht so viel Bock auf input der anderen Leute hätte.



    Echt?
    Ich stell mir gerade Susan'a Beschreibung an der Aldi Kasse vor #hammer Ich glaub das pack ich nie #angst


    Meine auch nie fragende Tochter guckt gern Galileo. In einer Folge ging es darum, wie ein Baby entsteht und was es mit dem weiblichen Zyklus auf sich hat. Das war sehr nett und unpeinlich umgesetzt - mit Schauspielern.

    Ist das diese hier?
    http://www.galileo.tv/life/aus…teht-beim-sex-ein-mensch/
    Die kann man noch kucken.


    hätte dazu sogar Material mit der alternativen Darstellung inkl. Schwellkörpern, wie etabliert ist das eigentlich?

    Was die.lumme schreibt, ist auch mein Stand: total etabliert.

    Würdet ihr versuchen, die Lehrerin "aufzuklären"?

    Ich würde es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Käme auch drauf an, wie ich die Lehrerin einschätze. Notfalls würde ich mich darauf beschränken, gegenüber meinem Kind über das Material zu schimpfen.


    In der Anatomischen Sammlung (ich glaube, so hieß sie) in Marburg


    Oh, da war ich noch nicht. Muss ich mal schauen, dass ich meine Familie mal während der Öffnungszeiten besuche. :D