Bauernhofkind und Waldkindergarten - zuviel des Guten?

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  • Ich hab denke ich das falsche Wort gewählt - statt "angeleitet" meine ich eher ein nicht vom Kind ausgehendes Basteln.

    Warum denkst du, drinnen stattfindendes Basteln könnte oder würde nicht vom Kind ausgehen?


    Das kann kann eine unglaublich kreative, fantasievolle und lustvolle Sache sein, vorausgesetzt, man hat ein Kind, das gern sowas macht. Und es hat freien Zugang zu unterschiedlichsten Materialien, über die es auch eigenständig verfügen kann.


    Darum find ich es "wichtig".

  • Die Frage war halt sind täglich (verpflichtend) 12-14 Stunden draußen zu viel.

    Mein Punkt war ja, dass es langfristig nicht verpflichtend sein muss.

    Warum denkst du, drinnen stattfindendes Basteln könnte oder würde nicht vom Kind ausgehen?

    Das hab ich so nicht gesagt. Ich lege keinen Wert auf Basteln, das nicht vom Kind ausgeht, und meiner Erfahrung nach ist die "Gefahr" dafür höher in Drinnenkindergärten.

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Ich denke grundsätzlich auch, dass es kein "zuviel draußen" gibt. Es kommt doch vielmehr darauf an, wie auf das Kind eingegangen wird und es nicht ausschließlich unbegleitet spielt.
    Ich erinnere mich noch daran, dass es hier mal eine Mutter gab, deren Kind bei der Schuluntersuchung noch keine Farben unterscheiden konnte. Dieses Kind hatte immer draußen mit anderen Kindern gespielt und es gab halt nie Anlass, sich mit dem Kind über dieses Thema zu unterhalten. Das fand ich dann schon ein ungewöhnlich, denn ich denke, bestimmte Wissensbereiche sollten im Vorschulalter schon vermittelt werden.
    Aber das hat letztlich weniger mit drinnen/draußen oder Wald- vs. Regelkindergarten zu tun, denn auch in der Natur gibt es alles, was man braucht, um diese Grundlagen zu vermitteln, sei es Farb-, Form- und Mengenverständnis, Grob- und Feinmotorik, Zuhören, Geschichten, sich ausdrücken, physikalische Phänomene etc. Aber man muss sich natürlich trotzdem die Zeit nehmen, es gemeinsam mit dem Kind zu entdecken, es vielleicht auf Besonderheiten aufmerksam zu machen, Fragen zu beantworten etc.
    Wenn ich zu Hause keine Zeit hätte, auf solche Sachen einzugehen, dann würde ich einen Kindergarten (egal ob Wald- oder Regelkindergarten), der diese Rolle übernimmt. Habe ich Zeit, mit dem Kind gemeinsam diese Themen abzudecken, aber keine Kinder zum freien Spiel, dann ist ein Freispiel-Kindergarten wahrscheinlich die bessere Ergänzung.

  • Ich erinnere mich noch daran, dass es hier mal eine Mutter gab, deren Kind bei der Schuluntersuchung noch keine Farben unterscheiden konnte. Dieses Kind hatte immer draußen mit anderen Kindern gespielt und es gab halt nie Anlass, sich mit dem Kind über dieses Thema zu unterhalten. Das fand ich dann schon ein ungewöhnlich, denn ich denke, bestimmte Wissensbereiche sollten im Vorschulalter schon vermittelt werden.

    ich konnte bei meiner einschulungsuntersuchung in ostberlin ein paar gemüse- oder obstsorten nicht benennen, weil wir erst ein paar wochen davor aus moskau zurückgekehrt waren.


    aber dafür kannte ich andere, die hier eher unbekannt waren.


    find ich jetzt nicht so tragisch, auch wenn ich vielseitigkeit auch präferiere. und auch in dieser frage hier.


    ich glaube auch, es gibt einfach "drinnen"- und "draußen"-menschen. ich bin in der kalten jahreszeit klar jemand, der gern ein "dach über dem kopf" hat. eigentlich auch sogar im sommer: ich setze mich instinktiv immer unter einen sonnenschirm, wenn es einen gibt und das nicht nur wegen der sonne, sondern weil ich den schutz von oben gern habe. mein mann braucht das überhaupt nicht.


    und wie gesagt: was ich zu hause bieten kann (und das sieht bei jeder familie ja etwas anders aus), das würde ich nicht im kindergarten noch als notwendig erachten, so lange andere wertvolle sachen angeboten werden.

  • Hallo,


    Ich denke auch, das kann man so nicht sagen. Zum einen sind Waldkidnergärten total verschieden, die einen haben gar keine feste Hütte und auch keine Toilette, andere haben eine ungeheizte Unterkunft und manche sogar eine kleine, beheizbare (Bauwagen, Hütte) ,mit Innentoilette, zumindest für das "Große".


    Manche haben kaum andere Sachen als Strick und Messer und andere haben fast eine komplette Gruppenzimmerausstattung. Der Waldkindergasrten, in dem ich ausgeholfen habe, hatte z.b. eunen beheizbaren Raum, in dem die Temperatur immer über Null und für einen Teil des Tages auch so gehalten wurde, daß die Kinder ohne Jacke sitzen und malen oder spielen konnten, es gab Malzeug, Tisschpiele usw. die Möglichkeit, im Raum zu schlafen, wenn ein Kind müde war usw.


    Dafür können "Drinnenkindergärten" manchmal so laut und wuselig sein, die Kinder, die lieber still vor sich hinspielen, bastel uw. von der Geräuschkulisse und den ev. dann auch noch lauten Stimmen der Erzieherinnen so überfordert sind, daß sie gar keine Chance haben, wirklich "bei sich" zu sein und in ein ruhiges Spiel zu finden.


    "Draußen eher rumgerenne in Kälte und Schlamm" vs "drinnen Ruhe zum basteln und malen" muss so nicht aufgehen. Ich kenne Eltern, die ihr Kind bewusst im Waldkindergarten angemeldet haben, gerade WEIL es Kinder sind, die am liebsten in Ruhe vor sich hinspielen.


    Und wenn sie älter wird, wird sie ja auch immer mehr auch mal Zeit alleine drinnen oder draußen zubringen können ud so selbst entscheiden können. Im Kindergartenalter sind doch viele Kinder auch mal längere Phasen alleine im Garten oder in ihrem Zimmer.


    Ich würde daher weniger nach "drinnen" oder "draußen" gehen sondern nach dem pädagogischen Grundkonzept und noch mehr nach der Art wie sie da wirklich mit den Kindern umgehen entscheiden.
    Das kann man mMn am besten "erfühlen", wenn man mal hingeht und sich selbst ein Bild macht, ev, noch einige wichtige Sachen abfragt (spannend wird es, wenn man mehrere Personen fragen kann...) .
    Denn das muss nicht immer übereinstimmen, es gibt Kindergärten, die haben auf dem Papier ein nichtssagendes, ja sogar rückständiges Konzept und super engagierte Erzieherinnen und welche, die haben ein super Konzept - setzen aber nur einen Bruchteil davon um.


    Die Eingwöhnung im Winter wird für Waldkindergärten zwar meist nicht empfohlen, aber wenn dein Kind "draußen sein" so gewähnt ist, sollte es auch gehen.

  • Hallo,


    meine mittlere Tochter war im Waldkindergarten. Sie haben dort viel gebastelt. Wenn es nicht regnete oder zu kalt ist, gibt es dort ein Bastel- oder Malangebot. Sie war vom Typ eher so, dass sie an kalten und/oder nassen Tagen nachmittags lieber drinnen spielen wollte.
    Meine kleine ist im Naturkindergarten (weil ich eine längere Betreuungszeit benötige). Die Gruppe geht zum Mittagessen rein und nach dem Mittagessen hole ich sie meistens ab. Nachmittags spielt sie am liebsten draussen.


    Daher kann man das nicht pauschal sagen, sondern muss auf das Kind gucken. Und wie oben schon gesagt, würde ich mir die in Frage kommenden Kindergärten einmal genau angucken.


    Liebe Grüße


    Sandra

  • und wie gesagt: was ich zu hause bieten kann (und das sieht bei jeder familie ja etwas anders aus), das würde ich nicht im kindergarten noch als notwendig erachten, so lange andere wertvolle sachen angeboten werden.

    So sehe ich es auch.


    Und ich plädiere auch dafür denn Kiga einmal genau anzuschauen. Mein Patenkind ist in einem Waldkiga ohne Bauwagen o.ä. und ist Mittags sehr froh, wenn er nicht mehr raus muss. Gerade jetzt im Winter. Wenn er dann ein paar Stunden drinnen war, kann man ihn auch wieder überzeugen noch ne Runde in den Wald zu gehen. :)

  • Mir ist aber immer noch nicht klar, warum das Basteln drinnen mit offiziellem Bastelmaterial so wichtig ist. Das erschließt sich mir noch nicht.

    Ich finde drinnen basteln nicht per se wichtig. Die grundsätzliche Möglichkeit sich feinmotorisch zu betätigen, finde ich generell wichtig, egal ob drinnen oder draußen.


    Weg von dem was ich allgemein wichtig finde, finde ich es für meine Tochter, die eine ausgeprägte Vorliebe für Basteln und Malen hat, wichtig, dass sie die Möglichkeit dazu hat. Bei meiner Tochter ist es aber schon deutlich so, dass sie lieber drinnen als draußen bastelt. Ich biete oft an draußen zu basteln, auch weil ich versuche, sie zum draußen spielen zu animieren und dachte, dass ihr vielleicht das Basteln draußen und mit Naturmaterialien Spaß machen würde. Sie macht das auch gern aber halt bei Weitem nicht so gerne wie drinnen.


    Ich kann das auch nachvollziehen:
    Sie malt und bastelt sehr detailorientiert und findet, das geht besser ohne Jacke, an einem Tisch und ohne Wind.
    Sie hat klare ästhetische Vorlieben für klare Formen und starke Farben. Es stört sie beim Basteln mit Naturmaterialien, dass die Äste nicht genau gerade sind, etc.
    Sie liebt halt gerade die Dinge, die draußen eher schwierig sind wie Mini-Perlen und Glitzersteinchen und Zeichnungen und bastelt und malt da auch wirklich tolle, kreative Sachen.


    Deswegen finde ich, man muss vor allem schauen, welcher Kindergarten gut zum Kind passt und wo das Kind glücklich ist. Es hilft meiner Tochter ja nicht wenn sie jeden Tag sechs Stunden in einem Kindergarten ist, der mir gefällt. Für sie würde viel Freude und Spaß wegfallen wenn sie nicht die Möglichkeit hätte nach ihren Vorstellungen zu basteln, z.B.


    Deswegen geht sie in einen Kindergarten mit einem gut ausgestatteten Kreativraum, in dem die Kinder völlig frei und ohne Vorgaben basteln dürfen aber nicht müssen. Daneben gibt es auch angeleitete Bastelprojekte. Für sie passt das so auch wenn ich einen Waldkindergarten schon schön gefunden hätte. (Der einzige hier in der Nähe hat aber tatsächlich nur einen kleinen, ungeheizten Unterstand und die Kinder sind tagsüber unterwegs und können also nicht einfach "rein". Wir haben uns dann dagegen entschieden weil wir dachten, dass das Kind im anderen Kindergarten glücklicher ist.)

  • In "unserem" Waldkindergarten ist auch ein "Bauernhof-Mädel", die macht einen sehr munteren Eindruck.


    Ein "Dach" über dem Kopf bietet ja auch der Wald. Ich kenne euren Waldkindergarten nicht aber die meisten haben ja Hütten, Bauwägen, Waldsofas (viele mit Dach), was auch immer...


    Meine Tochter ist sehr verfroren und hat im Winter Schwierigkeiten mit freiem Spiel "draußen", manchmal geht es, manchmal spielt sie auch im Bauwagen. Morgenkreis "draußen", Wandern und "angeleitete" Sachen sind aber kein Problem. Im Frühling oder bei Schnee sieht das dann auch wieder ganz anders aus...

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Meine Kinder spielen, wenn es möglich ist, fast nur draußen. Schon immer, auch als sie noch im Kita-Alter waren. Wir wohnen in einer Großstadt, haben aber auch einen Schrebergarten, einen großen Stadtwald in der Nähe ... drinnen wurden/werden sie doch schnell unruhig. Die Kita meiner Tochter war kein Waldkindergarten. Trotzdem waren sie in dem Kindergarten auch überwiegend draußen. Auch im Winter. Sie haben zusammen gefrühstückt, dann ging es raus, zum Mittagessen waren sie wieder drin oder hatten Lunchpakete mit (was im Sommer die Regel war). Nach der Kita hat meine Tochter bis abends draußen gespielt. So. Sie ist sehr selbstständig, kann sich draußen sehr gut orientieren, konnte früh alleine Bus fahren, ist motorisch extrem fit, traut sich viel zu. Aber die anderen Fähigkeiten, die man in der 1. Kl. so braucht, hatte sie ganz einfach nicht genug (hatte ich auch nicht drauf geachtet, zu meiner Kindheit brauchte man das irgendwie so noch nicht, hab ich das Gefühl ... jedenfalls ging das bei ihr unter, war meine Schuld). Stifthaltung, malen, ausschneiden, Puzzeln, kleben - war bei ihr Fehlanzeige.Puzzeln konnte sie gar nicht. Auch diese typische Spielsachen (Lego, Kapla usw.) kannte sie nicht so richtig, weil mit Gummistiefeln am Bach spielen natürlich tausendmal attraktiver für sie war. Aber durch das ganze Draußen-Sein fehlte ihr schon etwas. Weil sie so viel draußen war, haben wir z.B. auch zu weig vorgelesen (nach dem Toben draußen war sie abends natürlich prima müde und ist meist gleich eingeschlafen). Sie konnte es nachholen, aber es war mühsam. Von daher: Ein Kind, das 12-14 Stunden draußen ist, wird möglicherweise doch zu wenig Erfahrung mit Schneiden, Kleben, Bücher ansehen haben, für die Einschulung. Draußen Bücher ansehen oder basteln konnte man bei meinen Kindern jedenfalls vergessen. Da war immer Toben attraktiver. Das würde ich bedenken.
    Hagendeel