Wenn "der Juul" funktioniert

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  • Ich nehme mir schon lange vor, auch mal über unsere positiven Erlebnisse und Erfolge zu berichten, und endlich, endlich, denke ich dran.


    Hier ist wieder mal Ausnahmezustand. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren gelernt, dass Dechslein nur "extrem" kann, wir sind uns vom Temperament her sehr ähnlich. Wenn er entspannt ist, dann ist er ein kleiner Buddha, wenn es ihm nicht gut geht, dann geht die Welt unter. Und "nicht gut'" geht es ihm auch immer dann, wenn er eine einschneidende Entwicklung durchläuft - ganz wie bei mir. Und ebenso werden auch schon kleine Veränderungen oder Entwicklungen als sehr einschneidend empfunden. #angst


    Seit zwei Tagen geht das jetzt wieder.
    Aber diesmal habe ich es geschafft schon an Tag 2 zu erkennen, dass Dechslein aus dem Gleichgewicht ist. Dafür klopfe ich mir ganz fest auf die Schulter, denn bisher hat seine Stimmung mich immer mitgerissen, und ich war mindestens eine Woche lang genau so neben der Spur wie er, und konnte alles andere als sinnvoll oder hilfreich reagieren.
    Außerdem konnte ich sehr schnell analysieren, woher sein Verhalten kommt, also was für eine Entwicklung er grade durchläuft, "was ansteht" sozusagen, und was er versucht mit seinem (für mich extrem nervenzerreissenden) Verhalten zu erreichen. Im aktuellen Fall: Mehr Stress von sich fernhalten.


    Ich habe gestern Abend dann noch einen groben Plan gemacht, wie wir seinen derzeit größten Stressteil des Tages anders gestalten können, und heute früh, an der Bushaltestelle, habe ich, ganz wie Herr Juul es so gerne empfiehlt, mit ihm darüber geredet.
    "Dechslein, dir geht es nach dem Kindergarten schlecht. Du brauchst eine Pause. Ich rede dann immer sehr viel und will sehr viel. Heute probiere ich, ganz still zu sein, und du kannst es sagen, wenn du etwas brauchst. Ich habe verstanden, dass es dir nicht gut geht, und ich versuche eine Lösung zu finden."
    Und ich hatte den Eindruck, er hört gut zu, das war seit zwei Tagen auch wieder schwierig, er war so fahrig und versuchte sich immer nur von allem abzulenken. Und dann sagte er "Ja, ja, ja, ja." Ganz oft, und nachdrücklich, so wie immer, wenn er mit etwas sehr einverstanden ist oder es sich sehr richtig für ihn anfühlt.
    Und dann schaute er mich an, nicht flüchtig, sondern ganz aufmerksam, stellte sich sehr dicht zu mir, und sagte: "Ich bin bei der Mama."
    Ja, richtig. Das erste mal seit zwei Tagen, dass wir wirklich "bei uns" waren.


    ich bin sehr stolz auf mich, und die Entwicklung die ich als Mama durchmache, und auf das Dechslein, vor Allem auf seine unermüdliche Geduld mit mir und der Welt.

    Schultern entspannen. Jetzt.  

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Dechse ()

  • das ist ja süß, was dechlsein da dann gesagt hat :)


    das mit den mitreißenden Stimmungen kenne ich auch! Das ist ein blöder Teufelskreis, umso mehr Respekt, dass du es schaffst, den zu durchbrechen! Erzähl mal heute mittag, ob es dann besser klappt alles!

    kLeiN- uNd GrOß-SchrEibUnG hat mein Handy gefressen...

  • Wow.


    Mir fehlen grad bissi d Worte.


    Voll schön. U nachdenklich machend weil hier grad auch so viel ist.



    Der stolz ist super passend!!

  • Der Tag war richtig gut.
    In der Garderobe im Kindergarten erinnerte ich ihn noch mal kurz an das Gespräch. Als ich anfing zappelte er plötzlich extrem los und machte Quatschkram - aber sobald er merkte, dass ich ganz langsam und leise sprach hörte er zu.
    Die Autofahrt, da geht das Weinen eigentlich schon los, verlief total ruhig und entspannt. Herr D und ich haben beide die Klappe gehalten und nur ganz punktuell mal auf das reagiert was er sagte.
    Ein Mal ist Herr D übers Ziel doch hinausgeschossen, und Dechslein sagte sehr weinerlich "Nein,nein, nein.." (der steigende Stresspegel war deutlich hörbar).
    Herr D war dann aber einfach still, statt sich zu erklären oder drauf einzugehen, und ich sagte sehr knapp "Wir haben dein Nein gehört."
    Danach war es gut.
    Zuhause auch.


    Jetzt grade wird es wieder mehr, aber es ist auch schon halb sechs und er steht momentan morgens um 6 auf, und schläft tagsüber gar nicht.
    Und ich merke auch: für mich und Herrn D ist das anstrengend. Wir müssen permanent mit einem Teil der Aufmerksamkeit dabei sein, drauf zu achten, wie wir uns verhalten.
    Aber entweder wir gewöhnen uns dran, oder das beruhigt sich wieder von alleine. Ist ja wieder nur eine Phase.


    Insgesamt muss ich aber sagen, wir plappern total viel auf den Kleinen ein (sonst). Zu allem was er sagt kommt eine Antwort...das würde MICH extremst nerven. Also, wenn ich nicht einfach mal meine Gedanken aussprechen kann, ohne dass sich jeder genötigt fühlt, drauf anzuspringen.
    Erschreckt mich auch ein bisschen, so im Nachinein.

    Schultern entspannen. Jetzt.  

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Dechse ()

  • Schön, danke für deine Schilderung. Wir erleben hier gerade Ähnliches und gerade heute hab ich versucht, nach dem Kiga ein ganz ähnliches Gespräch mit dem Bärchen zu führen. Leider mit mässigem Erfolg, ich muss da echt extrem aufpassen, dass ich nicht ungerecht, fordernd werde und meine Verantwortung auch wirklich übernehme. Ich kenne auch das Problem mit dem Zuquatschen des Kindes... Mir macht es immer zu schaffen, dass wir nach dem Abholen und währenddessen irgendwie nicht beieinander sind, beide irgendwie über fordert und gestresst. Dein Beitrag macht mir Mut, vielleicht mal eine Zeit der Stille auszuhalten, anstatt zu versuchen, die Verbindung zwischen uns durch quatschen, fragen etc. krampfhaft wieder herzustellen.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

    7 Mal editiert, zuletzt von bärin ()

  • Das klingt wirklich nach einer guten Erfahrung, wie sich konkrete Probleme lösen oder bessern lassen... danke fürs Teilen :)


    Ich merke gerade, dass ich auch so eine Dauerplappermama bin. (Allerdings hab ich auch ein Dauerplapperkind, das Antworten/Reaktionen auch einfordert.) Aber das ist ein guter Anstoss, das eigene Verhalten immer mal wieder "neutral" unter die Lupe zu nehmen, so gut es geht.

    When you’re a kid, they tell you it’s all… Grow up, get a job, get
    married, get a house, have a kid, and that’s it. But the truth is, the
    world is so much stranger than that. It’s so much darker. And so much
    madder. And so much better.

  • bärin, bei uns ist der morgendliche Gang zur Bushaltestelle die entspannteste Zeit am Tag. Nach dem Kindergarten hätte so ein Gespräch auch gar nicht geklappt.
    Ich habe mir vorher gesagt: wenn still sein schief geht, dann kann ich ja auch wieder zurück. Ich glaube das Verbindung-herstellen-wollen (das drückst du so treffend aus, ich erlebe das auch so) kommt auch daher, weil man sagen will: Jetzt bin ich wieder ganz für dich da! Und fragen will: Geht es dir gut?
    Dabei sieht das Kind ja, dass man da ist, und weiß wahrscheinlich selbst noch gar nicht, wie es ihm nach einem lauten, aufregenden Kindergartentag geht.


    Was die Dauerplapperei angeht habe ich mich heute sehr bemüht nur etwas zu erwiedern, wenn ich wirklich das Bedürfnis danach hatte.
    Bei mir kommt das Dauergequatsche daher, dass ich ihm das Gefühl geben will, dass ich ihn wahrnehme.
    Tue ich aber ja gar nicht, wenn ich auf alles ganz betont "Ahaaaaa" sage, oder wiederhole, was er gesagt hat.
    "Da ist ein Bagger." "Ja, da ist ein Bagger." #hammer Ich käme mir sowas von verar**** vor, wenn jemand so mit mir reden würde. Als er kleiner war, da hat ihm das sehr gut getan, zu hören, die Mama sieht, was ich sehe. Die Mama versteht mich. Vielleicht kommt das auch wieder.
    Jedenfalls bin ich mir sicher: er wird es einfordern können, wenn ich zu wenig reagiere, und wenn man das merkt, dann ist es ja auch nicht falsch.

    Schultern entspannen. Jetzt.  

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Dechse ()

  • Ach schön. Das liest sich so positiv und stimmig.


    Hier ist auch gerade eine anstrengende Phase, allerdings macht sich das momentan in extremst unruhigen Nächten bemerkbar und DAS macht mich so richtig kirre nach einiger Zeit X/


    Und beim lesen ist mir auch aufgefallen, dass ich ständig seine Worte wiederhole (wie du mit dem Beispiel des Baggers). Ich dachte bisher auch, dass es ihm einfach vermittelt, dass er verstanden wurde. Gerade jetzt wo er "so richtig" anfängt zu sprechen. Ich dachte, da wäre es wichtig ihm zu Verstehen zu geben, dass man ihn verstanden hat?

  • MissT, das freut mich. :)


    Inga, wie gesagt - bei uns war das auch eine Zeit lang total stimmig. Es hat sich da für mich aber auch ganz anders angefühlt. Ich war begeistert davon, dass er Bagger sagt, und habe ehrlich begeistert reagiert. WAS man sagt ist glaube ich gar nicht so wichtig.
    Oder doch, ja, beim Sprechenlernen war mir auch wichtig viel zu wiederholen, damit er weiß ich verstehe ihn und damit er evtl. auch das Wort noch mal richtig ausgesprochen hört.
    Jedenfalls war der Wunsch, das Bedürfnis da zu reagieren.


    Aber momentan ist das sehr automatisch geworden. Wir fahren jeden Morgen an dem Bagger vorbei. Jeden Morgen erwähnt er ihn. Und dann mittags beim heimfahren auch nochmal. Ich habe nicht jedes Mal den Wunsch mit ihm über den Bagger zu reden. Manchmal, da begeistert mich seine Freude. Oder ich denke an den Tag davor, wo es ein anderer Bagger war. Dann reagiere ich auch und wir gehen in Dialog.
    Aber einfach nur stumpf nachplappern, um was gesagt zu haben, das ist ja was ganz anderes.
    UND mein Eindruck, dass es IHM grade zu viel ist. Der war ja sowieso ursächlich für den Versuch. Solange es Plappermamas und Plapperkinder gut geht.. :D #weissnicht




    ....und er ist heute so entspannt eingeschlafen. <3
    Ich bin auf morgen gespannt.

    Schultern entspannen. Jetzt.  

    2 Mal editiert, zuletzt von Frau Dechse ()

  • Frau Dechse, danke für deinen Bericht. Bei uns ist die Situation anders (weil ich keine Plappermama bin und auch sonst manches anders ist bei uns), aber deine Gedanken haben einen Lichtkegel auf unsere Situation geworfen und ich freue mich, dass ich mal auf diese Weise auf uns schauen durfte.
    Und, ja, du kannst sehr, sehr stolz auf dich sein! Ich freue mich sehr für dich, dass du das hingekriegt hast. Und ich freue mich ganz besonders, dass du dann auch gleich noch mit einem entspannt eingeschlafenen Kind belohnt wurdest. Weiter so, du machst das großartig! #top

    zertifizierte Beraterin für Natürliche Empfängnisregelung

  • Danke für's Teilen Frau Dechse... hier ist auch die KiGa-Abholsituation gerade ein seeehr neuralgischer Punkt im Tagesablauf :( und ich tendiere auch zum Plappern und Zutexten, völlig kontraproduktiv! Bei uns kommt erschwerend hinzu, dass ich den Kleinen (1,5) beim abholen mit im Schlepptau habe und dem KiGa-Kind leider nicht wirklich gerecht werden kann mit dem, was er eigentlich bräuchte zum Runterkommen. Weil Kleinsohn im Hintergrund immer nölt und eben auch wahnsinnig klammert nach einem sicher anstengenden Krippen-Vormittag. Deine Herangehensweise klingt total schlüssig, ich versuch das die nächsten Tage mal zu beachten!

  • einen Lichtkegel auf unsere Situation geworfen

    Kannst du mir bitte sagen, wie das praktisch bei euch aussieht?
    Das interessiert mich wirklich sehr.
    Ich rede nämlich auch nicht gerne so viel. Ich habe ein Buch, an dem ich mich gerne orientieren, aber leider ist das noch nicht in den Automodus gekommen.







    *** Alles kann, nichts muss.***
    ***Weil nicht wahr sein darf, was war sein kann***

  • DANKE!! für deinen Bericht. Bei uns ists auch grad nicht so einfach. die große ist nach dem kindergarten so unrund und die nachmittage sind irgendwie chaotisch und aufgeregt. Ich glaub sie könnte auch eine Pause nach dem KiGa brauchen...

    mit der Großen (06/2012), der Mittleren (10/2014) und der Kleinen (09/2018) #herz

  • Bei uns ist es genau so.
    Die Große will im Fahrradanhänger sitzen, ihr von mir mitgebrachtes Zeug knabbern und die Stille genießen. Ich kann das sehr gut verstehen!
    In dem Moment, wo ich sie abhole, bricht sie mir buchstäblich zusammen, egal, wie fröhlich sie vorher noch war. Anstrengend, aber dieses Ritual hilft...

  • Ja,vllt.kommen wir ja auch irgendwann an so einen Punkt. Aber momentan stört es ihn tatsächlich nicht, wenn ich es wiederhole.


    Ich lese gerne von dir und euren Fortschritten :)