NICHT aufs Gymnasium trotz gutem Zensurendurchschnitt?!

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  • Hallo!
    Wir haben uns zu etwa 95% entschieden, unser Mittelkind nicht aufs Gymnasium zu schicken. Er hat jetzt in Klasse 4 einen Zensurenschnitt von 2,0. Viele gucken uns verwundert an, wenn wir erzählen, daß er wohl auf den Realschulzweig der Gesamtschule gehen wird. Gründe, die für uns dafür sprechen sind:
    - eine 3 in Mathe
    - ein Kind, das nicht gerne zur Schule geht
    - er möchte immer gerne gut sein, aber dafür nicht viel arbeiten
    - er kann nicht viel Druck ertragen
    - ist an der Grenze zum hochsensiblen Kind
    - er kann, wenn er es mal will, den gleichen Abschluss erreichen aber mit wahrscheinlich einfacherem Weg
    - er ist einfach ein Bauernhof-draußen-Kind :)
    - wir möchten, daß unser Sohn noch spielen und lachen kann!



    dagegen spricht für uns:
    - evtl. ein weniger gutes soziales Umfeld als im Gymnasium
    - aufs Gymnasium wechseln mehr gute Freunde (einige gehen aber auch auf den Realschulzweig der Gesamtschule)
    - hässliches Schulgebäude außen und innen 8I  
    - sehr große Schule mit 2000 Schülern
    - er selbst möchte gerne aufs Gymnasium


    Wer von Euch hat mit einem Kind den gleichen Schritt getan und es nicht bereut/ oder auch bereut? Warum?

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • mit meinem Kind nicht, aber ich selber war auf dem Gymnasium und meine Eltern haben danach meine Geschwister lieber auf die Realschule geschickt, weil
    - der Druck und der Lernaufwand am Gymnasium extrem ist
    - man dort in einem Alter lerntechnisch am Ball bleiben muss, in dem man 1000 andere Dinge im Kopf hat (Pupertät)


    Mein einer Bruder hat dann Abi auf der BOS gemacht und studiert.
    Ich selber hab das Gymnasium nach der 11. abgebrochen und hab auf die FOS gewechselt, aber wegen grottenschlechtem Abi nie studiert ;)


    Sollte bei uns in ein paar (vielen) Jahren die Entscheidung anstehen, würde ich aus meinen Erfahrungen heraus, meinen Sohn auch lieber auf die Realschule stecken. Lieber einen guten Realschulabschluss und bis dahin noch Zeit für Freunde und Hobbys, als ein schlechtes Abitur und wenig Zeit für Freizeit.


    Achja, Hauptgrund für mich damals aufs Gymnasium zu gehen war, dass da auch alle Grundschulfreunde hingewechselt haben. Was war das Ende vom Lied? Meine besten Freunde habe ich woanders kennengelernt und waren nicht an der gleichen Schule ;)

  • Ich bin noch nicht an diesem Punkt mit meinem Kind. Aber ich würde mit ihm besprechen warum er auf das Gymnasium möchte. Ihn auf eine Schule zu schicken, in die er nicht will, könnte seine Motivation und sein Selbstbewusstsein dämpfen.

  • Was sagen die Lehrer?


    Wir haben uns letztes Jahr mit nahzu gleichen Voraussetzungen (bis auf Bauernhof-draussen-Kind) gegen Gymnasium entschieden.
    Es wurde eine Gemeinschaftsschule.
    Auch wenn diese Schulform sehr kontrovers diskutiert wird und ich in meinem Umfeld auf viel Unverständnis gestoßen bin (insbesondere weil die Schule in einem Brennpunkt liegt #haare ) , passt das Konzept für UNSER Kind wie Faust aufs Auge.


    Auch meine Tochter war am Anfang nicht wirklich glücklich damit, wir haben sozusagen gegen ihren Wunsch entschieden und sehr sehr lange mit der Entscheidung gehadert. Wobei ihre negativen Punkte waren fehlende Freunde und altes Gebäude :D


    Jetzt nach einem halben Jahr ist sie angekommen und fühlt sich in der Schule sehr wohl und geht gern hin (für uns das allerwichtigste!).
    Und es gibt sogar erste Tendenzen zum "erweiterten" sprich Gymnasialniveau. #top


    Ich mag jetzt keinen richtigen Rat geben, denn es ist immer eine individuelle Entscheidung.
    Und es ist lediglich unsere isolierte und persönlcihe Erfahrung.

  • Also wenn er selbst aufs Gymnasium möchte, dann würde ich ihn da ernst nehmen und die Entscheidung nicht über seinen Wunsch hinweg treffen. Warum möchte er dorthin? Welche Vorstellungen hat er vom Gymnasium? Seine Freunde um sich herum zu haben, kann auch große Motivation sein und stärken, finde ich. (Ich kann da aber nur aus meiner eigenen Schul-Erfahrung sprechen, denn mein Kind ist noch ganz klein)

  • für mich wäre der kinderwunsch einerseits ausschlaggebend.
    und ich hätte die befürchtung, das kind wäre auf der realschule unterfordert.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • ich denke, mir wäre die Entscheidung meines Kindes dabei auch sehr wichtig - und wenn er sagt, er möchte dort gerne hingehen, würde ich die anderen Punkte mit ihm besprechen und mir anhören, wie er das sieht.
    Will er wegen der Freunde dorthin oder denkt er, er bekommt das mit dem Lernen usw gut hin und ist motiviert?

  • Für uns war ganz klar, dass unser Tochter nicht aufs Gymnasium geht. Ich fürchte mich dort wirklich vor dem Druck und zT auch vor den anderen Eltern. Ich reagiere absolut allergisch auf Rivalitäten unter Eltern und da habe ich durchaus Angst vor beim Gymnasium.
    Gleichzeitig - und das ist für mich nochmal wichtiger - hat die Gesamtschule definitiv das für uns überzeugendere Konzept.
    Bei meinen Großen war immer klar, dass die keine Gymansialschülerinnen werden.
    Aber auch bei der jetzt 4. Klässlerin, die jetzt tatsächlich mit 5 Einsen im Übergangszeugnis nach Hause gekommen ist 8o , war wie gesagt klar, dass sie nicht zum Gymnasium soll sondern eben auch auf die Gesamtschule.


    Ich war auf dem Gymansium und mir ist es dort gut gegangen. Aber auch nur, weil ich ein Kind bzw Teenie war, der extrem viel selbst organisiert hat an Zusatzinteressen an der Schule. Habe diverse AGs gegründet, eine Schülerzeitung, war Schulsprecherin und und und... Und mir war Leistungsdruck recht egal. Dadurch bin ich gut durch die Schulzeit durchgekommen und habe daraus MEIN Ding gemacht.
    Der Druck ist heute aber ja noch viel größer und die Zeit, die bleibt für Zusatzprogramm ist gering. Das möchte ich absolut nicht für meine Kinder!


    Und ein wenig ist das auch eine politische Entscheidung für mich. Diese Gymanialhype nervt mich. Zumal es ja nun doch immer mehr in die Richtung geht, die ich fürchertlich finde: Sozialer Hintergrund entscheidet über Bildungschancen. Nee danke!


    Was ist denn ein Realschulzweig der Gesamtschule? Bei euch ist das nochmal unterteilt?


    ABER: Wenn euer Sohn aufs Gymanisum möchte ist das nochmal eine andere Sache, finde ich!!
    Das würde ich sehr ernst nehmen und dem wahrscheinlich auch nachgeben. Denn er soll sich ja wohl fühlen und nicht ihr! e, seine Freunde gehen dahin?
    Für unsere 4. Klässlerin ist seit langem kar, dass sie zur Gesamtschule geht, auch durch die große Schwester - daher stellt sich diese Diskussion gar nicht.


    Ich wollte damals gerne zur Gesamtschule und durfte nicht. Tja, das müssen jetzt meine Kinder ausbaden :D

  • ein Faktor, den ihr euch noch anschauen könnt: wie durchlässig ist das System, wenn ihr nach 2 Jahren feststellt, dass die jeweils andere Schulform besser passen würde? Wäre ein Wechsel von der Gesamtschule aufs Gymnasium dann möglich? Oder umgekehrt?


    Und: kennt ihr an der Gesamtschule Kinder in den höheren Klassen? Wie gut gefällt es ihnen dort?

  • Also...mein großer wird nach der vierten auch zur Realschule gehen.
    Sein letztes Zeugnis waren lauter zweier und eine 1 in Sachkunde.


    Er ist aber ein Kind,das gerne Freizeit hat,ungerne noch extra lernt.
    Nach den Hausaufgaben soll bitte schön Spiel und Spaß beginnen...höchstens noch etwas Vokabeln lernen oder ähnliches.


    Er verweigert sich zwar nicht,wenn man ihm ein Extrapensum ans Herz legt...aber das hält sich in der Grundschule doch auch alles noch sehr in
    Grenzen.


    Wenn ich dann von Freundinnen höre,wie erschöpft ihre Jungs sind,welchen Kraftakt z.B. eine etwas längere Krankheit bedeutet,wenn man alles wieder aufholen
    muß,was am Wochenende noch alles geschafft werden muß ....dann glaube ich nicht,dass das Gymnasium für den meinen der richtige Weg ist.
    Unsere Realschule hier kommt auch insgesamt mit ihren Angboten seinen Interessen viel näher...und bereitet in Extrakursen auf ein eventuelles Abitur ebenso
    vor wie auf einen Berufeinstieg nach der 10. Klasse.


    Sollte sich die Realschule wirklich als zu "leicht" entpuppen ,kann er auch nach der 5. Klasse aufs Gym. wechseln...die beiden Schulen liegen nicht nur direkt nebeneinander,
    sie kooperien wohl auch engstens ,damit Übertritte von beiden Schulen gut abgewickelt werden können.


    Und der wichtigste Punkt für uns:unser Sohn möchte auch wirklich gerne zur Realschule...


    Selbst,wenn sein Lehrer es als"Verschwendung" ansieht.....was ich als eine ziemlich doofe Formulierung einem 9 jährigen gegenüber ansehe...


    Würde er es wollen,wäre es uns in jedem Fall einen Versuch wert....aber so ohne eigene Motivation???Eher nicht.

  • Mein Sohn ist auf der Gesamtschule. In der 4. Klasse hatte er im "Übertrittszeugnis" nur 1er (in allen Hauptfächern und ein paar Nebenfächern) und ein paar 2er. Für uns war klar: wir Eltern wollen für ihn kein Gymnasium (wegen G8 und wegen der Pubertät). Allerdings wollte er selbst auch zur Gesamtschule. Und zig Kinder aus seiner Klasse sind auch dorthin gegangen. Ihm geht's dort super, für uns war das eine gute Entscheidung. Allerdings, dass er selbst dorthin wollte - das war für mich absolut ausschlaggebend. Wenn dein Sohn aufs Gymnasium will und auch Freunde von ihm dort sind, würde ich ihn glaube ich schon dorthin schicken.
    Die Gymnasien kochen doch letztlich auch nur mit Wasser. Wenn über die Hälfte aller Kinder Abitur macht, ist doch auch Gymnasium/Abitur eigentlich nichts Besonderes mehr ... oder?
    Und sooo groß ist vielleicht doch der Druch dort auch nicht; eher der Druck, den sich die Kinder (und Eltern) selbst machen?
    Hagendeel

  • unser mittelkind war zwar an der montessorischule (keine noten), doch ich schätze sie so ein, dass sie auch in deutsch eine 2, in mathe eine 3 gehabt hätte.
    sie ging dann zunächst ein jahr an die mittelschule.
    am ende hätte sie mit ihrem zeugnis theoretisch sowohl an das gymnasium als auch an die realschule wechseln können.
    wir entschieden uns für die realschule, weitgehend aus argumenten, die euren ähneln:


    - sie ist gern gut, mag aber nicht übermäßig viel arbeiten
    - sie tut zwar alles, was sie für die schule tun muss, auch freiwillig und ohne stress - aber dann ist's auch wieder gut und sie zeigt wirklich keinerlei anstalten, etwas zu vertiefen oder sich in irgendein thema über gebühr einzugraben.
    - ihre interessen sind eher oberflächlich/pragmatisch, eher nicht akademisch (ich vergleiche hier mit ihrem älteren bruder, der jetzt notenmäßig nicht brilliant ist - aber den vieles fasziniert und interessiert, der einige fächer gerne freiwillig vertieft, und dafür in kauf nimmt, dass es in anderen halt nicht so gut läuft. das passt gut fürs gymnasium, finde ich).


    sprich: ich schätze es so ein, dass sie am gymnasium eine 3er, 4er schülerin wäre, gerne mit ausrutschern nach unten in kniffligen fächern. hinzu kommt, dass sie wenig sprachbegabt ist und eine zweite fremdsprache ihr keine freude bereitet hätte. das kann sie an der realschule umgehen.


    momentan ist es so, dass sie nur 1er und 2er nach hause bringt, sehr glücklich und ausgeglichen ist, das positive feedback genießt und sich über die viele freizeit freut. hinzu kommt, dass sie wohl den mathezweig wählen will fürs nächste schuljahr, weil das ihr absolutes erfolgsfach ist. das genießt sie sehr - und das wäre am gym 100%ig anders.
    ich glaube, sie wäre vom typ her jemand, der mit dauerhaft durchschnittlichen und schlechten ergebnissen nicht gut umgehen könnte und schnell eine art schulhass und frust entwickeln würde. in mathe stünde sie bestenfalls auf einer 3 und würde verkünden "das ist nichts für mich!" - und entsprechend absacken.


    für uns war die entscheidung genau richtig.


    das kind zu fragen, halte ich für schwierig, weil die in diesem alter bei weitem nicht abschätzen können, was sie da entscheiden. (auch schwanken solche wünsche: nach der 4. wollte sie "auf keinen fall aufs gymnasium oder an die realschule", weil sie keine lust auf die aufnahmeprüfung hatte, nach dem einen jahr an der mittelschule wollte sie "auf keinen fall woanders hin", weil sie es genoss, wie sie eine ruhige kugel schieben konnte, weil sie gute freunde hatte und eine sehr nette lehrerin. alles echte argumente, aber halt eher kurzfristig gedacht und von instabilen faktoren abhängig.)


    m.

  • vielleicht noch als nachtrag.
    ich bin lehrerin am gymnasium und vielleicht deshalb recht sensibilisiert für kinder, die da nicht unbedingt gut aufgehoben sind.
    ich sage nicht, dass nur glatte 1er schüler eine existenzberechtigung am gymnasium haben, aber die, die sich in einigen fächern schwer tun, brauchen eine gesunde frustrationstoleranz, mit der sie sich über wasser halten.
    es gibt kinder, die stecken das echt gut weg und kommen mit 3er und 4ern super zurecht, freuen sich, wenn sie irgendwo eine 2 schaffen und sind ansonsten stressfrei.


    es gibt auch diejenigen, die für besagte 3er und 4er kämpfen müssen, die kaum noch freizeit haben, die büffeln und pauken in einem ausmaß, dass es einfach nicht mehr lustig ist. wo die eltern in der sprechstunden vorwurfsvoll schauen, weil wir lehrer ja den kindern die freizeit rauben.
    was das auf dauer mit dem kind macht, weiß ich nicht. da gibt's sicher auch solche und solche. die einen stecken's weg, die anderen haben vielleicht dauerhaft einen knacks im selbstwertgefühl. ich zumindest wäre damit nie besonders gut zurecht gekommen und neige da zum rat: lieber eine schule, die zum kind passt, als dem kind suggerieren, es wäre mittelmaß oder unterdurchschnittlich.


    und natürlich gibt es auch die mischfälle, die in einem fachbereich stärken haben und da in kauf nehmen können, dass es in einem anderen nicht so gut klappt. da gleicht sich der frust vielleicht leichter aus.


    die entscheidung kann also nicht nur anhand von noten getroffen werden, sondern hängt auch wirklich davon ab, wie das kind mit dem feedback umgeht.


    m.

  • @LilliMarleen : gibt es bei Euch das niedersächsische Äquivalent zur hamburger Stadtteilschule?
    Meine Tochter ist mit dem Übertritt auf die Stadtteilschule gekommen (ist jetzt in der 7. Klasse), hat ECHT Spaß an der Schule, der Druck hat sich zwar mit der 7. Klasse erheblich erhöht, aber so, dass sie damit umgehen kann.
    Im letzten KERMIT hatte sie die jahrgangsbesten Ergebnisse, ihre Klassenlehrer sind sich sicher, dass die auf dem Gym bestehen könnte, aber sie wegen ihrer sensiblen Persönlichkeit und des Umgangs mit Druck und Frustration einfach besser auf der Stadtteilschule aufgehoben ist.
    (bin da also ganz bei @molly)
    Sie kann in ihrem Tempo lernen, sie hat die Möglichkeit in starken Fächern noch zusätzlich Forder-Unterricht zu bekommen (ihre Stärke ist englisch) und ich habe allermeistens ein zufriedenes Kind, dass auch Abi machen kann, wenn sie das will.
    Das "Go" dafür hat sie schon von ihren Lehrern dazu bekommen.
    Eine gezielte Förderung und Forderung ist ihr in dieser Schulform besser möglich, als auf dem Gym.

    Havanna + #male (*02.05) & #female (*02.03)
    Filzgleiter sind nur komprimierte Schafe

    --Ist Hotte S. noch im Amt und wenn ja, warum?--


    Wenn ich das Wort "Trottel" oder "Trotteln" schreibe, möge sich die geneigte Leserin dieses Wort in wienerisch denken.

  • ein Faktor, den ihr euch noch anschauen könnt: wie durchlässig ist das System, wenn ihr nach 2 Jahren feststellt, dass die jeweils andere Schulform besser passen würde? Wäre ein Wechsel von der Gesamtschule aufs Gymnasium dann möglich? Oder umgekehrt?

    Ich finde, das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt.


    Hier in meiner Umgebung werden Kinder nach Möglichkeit aufs Gymnasium geschickt, auch wenn die Noten es nicht immer hergeben, was zu sehr starken Abgängen innerhalb der ersten 2 Jahre führt, die umliegenden Realschulen gar nicht auffangen können.


    Ich kann nur am Beispiel unserer Schule berichten: allein bis November sind an unserer Schule über 60 Anmledungen der 5. Klässler auf Umschulung vom Gymnasium auf Real/Gemeinschaftsschule eingegagen. Man kann sich ausrechnen, dass nur ein Bruchteil davon eine reele Chance hat, den Platz zu bekommen und alle anderen Kinder auf weniger favorisierte Schulen ausweichen müssen.

  • Als Kind kann man es aber auch noch nciht weitreichend überblicken ob die Wunschschule die richtige schule ist für einen.


    Ich habe mich als zehnjährige durchgesetzt und bin obwohl meine Eltern meinten es wäre besser auf die Realschule zu gehen, aufs Gymnasium und bin kläglich gescheitert.
    Im nachhinein wäre es echt besser gewesen meine Eltern hätten da mehr interveniert und mich auf die Realschule geschickt.

  • Unsere beiden älteren Kinder haben trotz Gymnasialempfehlung die Gesamtschule besucht und für sie war es absolut die richtige Entscheidung. Unsere Gründe waren damals: G9 statt G8 und damit die Möglichkeit, außerhalb Schule noch den eigenen Interessen nachzugehen, der höhere Stellenwert von sozialem Lernen und von Projekten, die größere soziale und Leistungsmischung in der Gesamtschule.
    Beide Kinder haben nach einer ziemlich entspannten Gesamtschulzeit die Oberstufe besucht und mittlerweile Abitur gemacht. Sie sind selbstbewusste, soziale und engagierte junge Erwachsene, die wissen, was sie wollen und ihren eigenen Weg gehen - kurz: wir sind alle sehr zufrieden und so besucht Kind Nr. 3 ebenfalls die Gesamtschule.
    Bei uns war die Gesamtschule allerdings auch erste Wahl der Kinder, sie wollten nicht aufs Gymnasium.

  • Ich selbst habe im Gymnasium von der 7. Klasse bis zur Jahrgangsstufe 13 nur das allernötigste gemacht und war ab meinem 18. Geburtstag nur noch zu etwa 50-60% überhaupt im Unterricht anwesend, eben da, wo es gerade dringend erforderlich war. Hausaufgaben habe ich ebenso wie meine Mitschüler_innen überwiegend auf dem Schulweg und in der Schule gemacht, Freizeit gab es also genug. Eine sehr schlechte Note hatte ich lediglich in einem Fach, da musste ich richtig lernen, ansonsten habe ich mich nur reingehängt, wenn mich Dinge wirklich interessierten. Herausgekommen ist ein Abi mit 2,1. Mit mehr Engagement hätte es besser ausgesehen.


    Es drehte sich um ein rennomiertes humanistisches Gymnasium in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Die Schülerinnen- und Schülerschaft war extrem homogen, geschätzt 98% hatten Akademikereltern, die wiederum überwiegend Jurist_innen, Ärzt_innen, Ministerialbeamt_innen und Diplomat_innen waren. Auch an solchen Schulen wird nur mit Wasser gekocht. Die ersten Jahre besuchte ich ein "normales" Gymnasium mit weniger elitärem Ruf, das war rückblickend angenehmer aufgrund der Schülerinnen und Schüler, die dort waren.


    Ich hätte größte Bedenken, eine Schulentscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch meines Kindes zu treffen, da ich absolute Demotivation befürchten würde. Schule halte ich grundsätzlich schon nicht für besonders motivationsfördernd, deshalb würde ich dazu tendieren, eine Lernumgebung zu wählen, die das Kind wünscht.

  • Flammen, das kommt aufs Kind an.


    Ich hatte damals nicht die Noten fürs Gym, aber viele meiner Freundinnen. Ich wollte auch hin. Meine Eltern haben mir den Probeuntericht erlaubt, den habe ich auch bestanden.
    Als in der 7. die zweite Fremdsprach kam, an der ich grandios gescheitert bin (Latein) wollte ich nicht wiederholen, sondern auf die Realschule wechseln. Auch da haben meine Eltern meinen Wunsch unterstützt.
    Im Nachhinein war es gut so, wie es gelaufen ist. Vielleicht hätte ich das Gym gepackt, aber nur, wenn ich Nachhilfe in Lateinischer Grammatik bekommen hätte - das das nicht passiert ist kann ich im Nachhinein verstehen.


    Bei uns ist es jetzt so, dass die zweite Fremdsprache schon in der 6. dazukommt. In der Realschule werden die Klassen ab der 7. neu gemischt, weil ab der 7. Wahlpflichtfächer dazukommen.


    Deshalb geht Maxi die 5. und 6. ins Gym mit der Option ab der 7. dann in der Realschule weiter zu machen, sollten die Anforderungen am Gym zu heftig sein.


    Wenn dein Kind gerne ans Gym will, sollte es den Weg versuchen dürfen...

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • ich finde übrigens das angebot an der realschule wirklich wirklich gut. wie @Marla0815 erwähnte: da gibt's so vieles an gut gemachtem extraprogramm, dass ich mir oft denke, da könnte sich unser gymnasium eine scheibe von abschneiden.
    ich glaube, traditionell sind gymnasien einfach noch sehr stark so strukturiert, dass sie nach friss-oder-stirb-manier den stoff darbieten - und die schüler müssen schauen, wie sie das verarbeiten. ich sag nicht, dass wir lehrer herzlos und schülerfern sind - aber tendenziell wird sehr viel eigeninitiative erwartet und davon ausgegangen, dass sich die schüler vieles privat aneignen können.
    auch ist das gymnasium in vielen bereichen einfach noch "weltfremd". medienkunde, berufspraktika, elterninfos zu bestimmten altersrelevanten themen - das habe ich in den 1,5 jahren, die ich jetzt realschulmutter bin, deutlich geballter mitbekommen als in den 4,5 jahren gymnasialmutter.
    das ist natürlich von der individuellen schule abhängig und kann bestimmt nicht pauschal gesagt werden.


    aber es ist hier auffällig.


    m.