Clausnitz...

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    • Offizieller Beitrag

    @Henrietta - das ist die Enkelgeneration: Was meinst du, wie viele meiner Schüler Großeltern haben, die am Ende des Zweiten Weltkriegs Kinder/Jugendliche waren? Und die ein entsprechend wenig reflektierendes Bild der NS-Zeit verbreiten? Entweder sie waren Opfer (Kriegsgefangene, Vertriebene - und jemand der 17/18 1945 war, war in gewisser Weise ja tatsächlich ein "Opfer") oder sie erinnern (in erster Linie) "nette" Sachen: Wandern mit der HJ und so.


    Gegen diese Erinnerungen ist es echt schwer anzukommen. und damit bleibt auch die durchaus vorhandene Ablehnung des NS oft etwas "theoretisch" - man lässt nicht wirklich an sich heran, was auf individueller Ebene alles dazugehört(e).

  • @Sepia, dein Posting macht mich echt wütend! Was soll das?

    Wütend? Das ist sicher nicht meine Absicht, meine Gedanken dazu sind auch recht unausgegoren, deshalb war es so kurz. Ich frag mich halt, ob in einer christlich orientierteren
    Region ein Pfarrer/ eine Kirchgemeinde soviel ... jetzt fehlt mir das richtige Wort...."Autorität" mit sich bringt, dass sein Fürsprechen für Flüchtlinge ein Zeichen setzen kann. Wenn der Landrat des Erzgebirgskreis ein Statement abgibt, werden die "besorgten" Clausnitzer doch auch nur wieder davon ausgehen, dass einer von da oben doch keine Ahnung hat, wie es ihnen geht. Millefolium, bitte nicht meine Worte auf die Goldwaage legen, ich hadere sehr mit der ganzen Situation. Wenn das ganze 20km weiter passiert wäre, hätte ich vielleicht Leute bei so einem Aufmarsch im Fernsehem erkannt, das macht mir große Angst.

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • @Sepia, dein Posting macht mich echt wütend! Was soll das?

    Vll sollte man Sepia mal etwas Geschichte erzählen? Sie weiß es vll nicht. :) Die Christen haben sich lange und durch einen starken Kampf in der DDR gehalten. Auch sind die Kirchen stark vertreten ect. aber blöd gesagt fehlt mir manchmal die Kirche, aber ! schaut man in die Orte, sind es auch die akirche , die für die Flüchtlinge sich engagieren.


    @Henrietta ja das habe ich im Studium auch erlebt. Manchmal bin ich richtig erschüttert, was da fehlt. Aber da geht man zu weit.


    Es kann einem schlecht gehe , ja, aber warum fehlt dann die menschlichkeit? Wieso geht sie?


    @Annie so ganz verstehe ich dich nicht. Ich bin nicht indoktirniert, und ich bin genauso alt wie ein Großteil der Nazis.
    Die NPD reißt gar nix und die ist im Parlament so unbedeutend. dass ich mich frage was du mir damit sagen möchtest. Was?
    Abgehängt zu sein.
    Ja, das sehe ich auch. Gerade nach der DDR war es schwierig, viele die damals wer waren, sind niemand mehr. Aber gut, das ist schwierig.
    Und dann, diese ganze Zeit dieses: im Osten brauchen die Leute weniger Gehalt ect. - was ja auch der Staat noch betreibt, dass fördert meiner Meinung nach nicht das "zusammen leben" ...

  • Nur fürs Protokoll, ich wohne in Dunkeldeutschland, bin konfessionslos und trotzdem menschenfreundlich.
    Deswegen trifft mich dein Posting.


    Ich weiß ungefähr was Du meinst..

  • Entweder sie waren Opfer (Kriegsgefangene, Vertriebene - und jemand der 17/18 1945 war, war in gewisser Weise ja tatsächlich ein "Opfer") oder sie erinnern (in erster Linie) "nette" Sachen: Wandern mit der HJ und so.

    Puhhh, das haut mich um. 8I


    Mein Vater war 1945 genau 18. Der war in russischer Kriegsgefangenschaft und sah sich weder als Opfer noch hat vom Wandern mit der HJ geschwärmt.


    Aber ich hab mich zugegeben auch nie mit anderen Augenzeugen unterhalten als mit meinen eigenen Verwandten.




    Bei Kirche als moralische Instanz muß ich ganz schön schlucken....


    Dir mir gut bekannten AfD-Befürworter marschieren hier jeden Sonntag in die Kirche......

  • Vll sollte man Sepia mal etwas Geschichte erzählen? Sie weiß es vll nicht. :) Die Christen haben sich lange und durch einen starken Kampf in der DDR gehalten. Auch sind die Kirchen stark vertreten ect. aber blöd gesagt fehlt mir manchmal die Kirche, aber ! schaut man in die Orte, sind es auch die akirche , die für die Flüchtlinge sich engagieren.das "zusammen leben" ...

    Iverna, ich weiß schon ein bissel was über die Geschichte der Christen in der DDR ;)


    Vielleicht ist es meine naive Vorstellung, dass ein Pfarrer einer starken Gemeinde in so einer Nacht wie in Clausnitz hätte ein Zeichen setzen können. Vielleicht war jemand vor Ort und wir wissen es nicht, vielleicht hat er auch kein Gehör gefunden bei der gröhlenden Masse... Ich weiß, dass die Kirche sich für Geflüchtete engagiert, es geht mir wirklich speziell um diese enthemmte Situation.


    @Millefolium fürs Verstehen wollen....

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

    Einmal editiert, zuletzt von Sepia ()

  • @Annie so ganz verstehe ich dich nicht. Ich bin nicht indoktirniert, und ich bin genauso alt wie ein Großteil der Nazis.
    Die NPD reißt gar nix und die ist im Parlament so unbedeutend. dass ich mich frage was du mir damit sagen möchtest. Was?
    Abgehängt zu sein.
    Ja, das sehe ich auch. Gerade nach der DDR war es schwierig, viele die damals wer waren, sind niemand mehr. Aber gut, das ist schwierig.
    Und dann, diese ganze Zeit dieses: im Osten brauchen die Leute weniger Gehalt ect. - was ja auch der Staat noch betreibt, dass fördert meiner Meinung nach nicht das "zusammen leben" ...

    Ich möchte damit ausdrücken, dass mir die Frag im Kopf herumschwirrt, ob es nicht "den einen großen Grund" dafür gibt, sonder jahrelange kleine Details, die am Ende das große Ganze ergeben.
    Erst das DDR-Regime, danach der Überrollen der Wessi-Kultur auf den Osten, dann die NPD im Landtag, so kommt eins zum anderen...


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich möchte damit ausdrücken, dass mir die Frag im Kopf herumschwirrt, ob es nicht "den einen großen Grund" dafür gibt, sonder jahrelange kleine Details, die am Ende das große Ganze ergeben.
    Erst das DDR-Regime, danach der Überrollen der Wessi-Kultur auf den Osten, dann die NPD im Landtag, so kommt eins zum anderen...

    Dann bitte auch gleich über den Rechtsdrall in BW und Bayern nachdenken....
    Kein DDR-Regime, kein Überrollen, an sich wohlhabende Bundesländer....



    Tut mir leid, aber ich sehe das Problem nicht (nur) im Osten.

  • gerade bei einen freund gelesen und für passend befunden:


    "Gegen Rassismus - KLAR!
    Nur verblüfft mich nach wie vor, wie selbst gebildete und des Denkens fähige Intellektuelle die Ursachen nicht zusammenkriegen.
    WAS geht dem Aufblühen von Rassismus stets und reproduzierbar voraus?
    Danach kann man doch die Uhr stellen.


    Es bringt nun wenig meine Erachtens, "gegen Rechts zu sein" - dies dient nur den eigenen Moralitätsgefühlen, und ist für mich vergleichbar mit "Frommigkeits-Gesten Gläubiger" - "da schaut her, wie fromm ich doch bin!".


    Das ist doch - als wäre man gegen Alkoholmissbrauch.
    "Da schaut her! Der säuft schon morgens, die Sau! Ich aber bin ein ganz ordentlicher Typ, ich trink nur Wasser."
    Aber völlig ignorieren, dass die städtische Schnapsbrennerei jeden Tag ne Flasche Schnaps grosszügig an die Einwohner verteilt.
    An die Schnapsbrennerei traut man sich nicht ran - könnte ja kompliziert und "politisch" werden - nein, mit dem Alkoholiker zu schimpfen, das muss wohl reichen.


    Das einzige was hilft - dem Rassismus den Nährboden entziehen.
    Stattdessen wird das Gegenteil gemacht - Sozialrodung, Vermögen wandert immer stärker von "Arbeitend" zu "Reich", Harz4-Entwürdigung, Leiharbeit, Entlassungen, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Altersarmut, Pfandflaschensammel-Romantik - und auf DIESES Szenario prallen Millionen Flüchtlinge.
    Da kann nur Rassismus bei rauskommen, so wie 2+2 vier ist."

  • sepia: seit dem globalen siegeszug des neoliberalismus fehlt es allerorts an werten. nicht nur christlichen, nicht nur im osten.

    Sag mir nicht sowas, ich als Nichtchristin habe immer noch die Illusion der wertestiftenden Religion :)


    @Annie, ich denke auch viel darüber nach, warum ausgerechnet meine Landsleute... aber alle diese Gründe rechtfertigen es nicht, Häuser anzuzünden und anderen Menschen solche Angst einzujagen!!!!

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • @Annie ja okay, das sehe ich auch so.



    Und nö ich glaube nicht, dass ein Pfarrer da etwas geändert hätte. Ich bin auch Atheist, dass würde mich nicht ansprechen... also keine Ahnung.


    Fidschis kenne ich übrigens auch als Begriff, habe das lange gar nicht bewertet oder negativ verorten können. Aber es waren auch immer Polaken, die nur Autos klauen ect. - ich bin in einer Welt voller Vorurteile aufgewachsen. Keine Touristen, keine Fremden ... und der Westen hasste uns scheinbar. So ist das bei meinen Eltern schon manchmal rüber gekommen.


    Keine Ahnung, aber das verlieren nach der Wende ist aicher nicht zuträglich gewesen

  • @Annie
    Ich wünschte, ich hätte nicht recht.


    Meine Bitte sollte Dich auch nicht provozieren. Sie sollte nur meine Hilflosigkeit zeigen beim Finden der Antworten... ;(

  • aber alle diese Gründe rechtfertigen es nicht, Häuser anzuzünden und anderen Menschen solche Angst einzujagen!!!!

    Es hat NICHTS mir Ratio zu tun, es sind keine "intellektuell begründbaren Gründe".
    Es sind Emotionen, Angst, das Gefühl von Bedrohung, egal wie subjektiv oder falsch sie auch immer sein mögen.


    Die Leute, die das tun, haben größtenteils ANGST.
    Angst vor den Fremden, Angst, dass die Flüchtlinge unser Land so viel Geld kosten (was ihnen dann nicht mehr zur Verfügung steht), Angst, dass die Flüchtlinge nicht arbeiten und gleichzeitig Angst, dass die Flüchtlinge ihnen die Jobs wegnehmen.
    Diese Ängste entbehren sicherlich größtenteils ihrer grundlage, aber sie sind nunmal da.


    Angst ist ein sehr mächtiges Gefühl, das sich von Ratio nicht beeinflussen lässt.
    Und wenn diese Ängstlichen ein paar abgefeimte "Führer" treffen, die ihnen sagen wo's langzugehen hat, was die einfachen Lösungen auf komplexe Probleme sind, die Sicherheit und Souveränität ausstrahlen, dann folgen sie, gleich welchem Scheiß sie ausgesetzt werden. Sie plappern das nach.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    2 Mal editiert, zuletzt von Annie ()

  • Meine Bitte sollte Dich auch nicht provozieren. Sie sollte nur meine Hilflosigkeit zeigen beim Finden der Antworten...

    Kene Sorge, Seerose, ich fühle mich ganz sicher nicht von Dir provoziert. Lieben Dank aber dafür, dass Du Dir darüber Gedanken gemacht hast.
    Ich fühle mich vielmehr genauso hilflos wie Du. In meiner Hilflosigkeit versuche ich nur, das Ganze irgendwie so zu verstehen, dass ich das irgendwie einordnen kann. Hilflose Erklärungsversuche, die gar nichts daran ändern, dass die Zivilisation, die Demokratie und die Menshclichkeit hier im Land gehörig bröckelt... ;(


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Das Problem ist, dass du nur halb recht hast.


    Sie mögen Angst haben. Okay. Aber ea gibt intelligente Menschen, die nuten diese Angst bewusst aus um sich eine Machtposition zu schaffen. Darin sehe ich eines der größten Probleme. Es gibt Arschlöcher, die das ausnutzen

  • In dem Zusammnhang mag ich erneut den messerscharf analysierenden und den das brilliant auf den Punkt bringenden Artikel von Sascha Lobo verlinken: http://www.spiegel.de/netzwelt…rt-kolumne-a-1061024.html


    "Die Welt ist ein überkompliziertes Schlamassel, ich bin das Opfer und jemand muss daran schuld sein, die klassische Haltung des hypochondrischen Egoisten. Juden, Flüchtlinge, Russen oder Amerikaner, demnächst Chinesen, irgendjemand hauptberuflich Schuldiges steht ja immer in der Gegend rum, Hauptsache, ich bin am Ende das Opfer."

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Das Fehlen der Kirche kann ich so nicht nachvollziehen- viele der latent bis offen rassistisch Agierenden hier sind zumindest "scheinheilig".
    Und je ländlicher die Gegend hier, um so stärker auch christlich geprägt.


    Ich finde es irgendwie makaber, solche greultaten mit ddr-Vergangenheit oder hartz4 erklären zu wollen. Und ich sehe da keine Angst- ich sehe Hass. Angst lässt erstarren, fliehen, kämpfen- aber da war eiskalte Entschlossenheit und einfach nur Ekel und Hass.
    Und rational denkt da keiner drüber nach, welche Konkurrenz unter welchen kruden Bedingungen entstehen könnte. Da wird unreflektiert auf die schwächsten eingetreten, und ohne nachzudenken irgendwelche parolen nachgeplappert (wie zB die Konkurrenz). Ich habe nämlich noch nie erlebt, dass ich mit Argumenten, die ja auch Angst entkräften könnten, auch nur einen Millimeter weit gekommen wäre.

    Wikinger 03/15
    Wochenendbesuchsdame - Rübchen 01/10