Eure Gedanken vor der 2. Schwascha/Geburt, wenn die erste traumatisch war

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  • Oh, das ist mir gerade erst klar geworden! Denn meine Mutter hatte teils auch sehr schwere und schlimme Geburten, bei meiner wäre sie beinahe verblutet, und sie redet darüber abgeklärt und irgendwie gefühlskalt, aber eben auch: Das Kind haben ist wichtiger als "diese Befindlichkeiten". Ich vermute daher meine immer wiederkehrende Frage, ab wann etwas wikrliche Stärke durch Reflexion und Bewusstmachen wie bei dir, Silbermöwe, ist und ab wann es einfach Verdrängen und Hilflosigkeit ist.
    Liebe Grüße,
    Mamimo


    Ich finde solche Reflexionen einen sehr wichtigen Schritt hin zur Lösung! Vielleicht war dieser Thread schon mal eine Hilfe auch in diese Richtung, dass dir dieser Zusammenhang gerade klar geworden ist.


    Und was "diese Befindlichkeiten" angeht: Ich finde es enorm wichtig, dass jeder (!) Frau zugestanden wird, dass sie unglücklich mit dem Verlauf der Geburt ist. Ich finde es schrecklich, wenn vermittelt wird, dass man ja nicht jammern dürfe, weil Mutter und vor allem das Kind wohlauf sind. Dass es anderen ja noch viel schlechter gegangen ist. Doch! Man darf traurig und wütend sein, sich hilflos und ausgeliefert fühlen, man darf etwas nachtrauern, das man gerne für sich und das Kind gehabt hätte. Das darf man so lange, bis es nicht mehr nötig ist. Bis man fertig ist mit trauern, bis die Wunden geheilt sind. Und das dauert völlig unterschiedlich lange.


    Man darf ja in anderen Bereich auch jammern. Auch wenn es da anderen Menschen auch noch schlechter geht.


    Warum dann bei Geburten nicht?


    Manchmal möchte ich sogar einen Thread eröffnen, in den man immer, wenn es einem danach ist, schreiben kann, dass man gerade wieder traurig oder wütend über die unschöne Geburt ist. Egal, was der Grund dafür ist. Egal, ob es die abgebrochene Hausgeburt war, oder der Notkaiserschnitt.


    Und es ist egal, wie viele andere Frauen mit KH-Geburten, Kaiserschnitten etc. keine Problem haben. Wenn man selber damit unglücklich ist, dann hat man das Recht dazu!


    Die Reaktionen auf meine Traurigkeit damals (und heute noch manchmal) machen mich mittlerweile deutlich trauriger und wütender, als der Gedanke an die Hebamme, die mich so misshandelt hat.



    So lange man immer wieder Aussagen hören muss wie: Dein Körper kann das! Du schaffst das! Das konnten die Frauen ja schon immer! Das ist das Natürlichste von der Welt!
    So lange darf man sagen: Nein! Nicht jeder Körper "kann" das. Es hat nichts mit "schaffen" oder "nicht schaffen" zu tun. Es ist Glücksache! Entweder es klappt. Oder nicht.


    Wir haben kein Problem damit, Brillen zu tragen, wenn die Augen nicht richtig funktionieren. Aber wir haben ein Problem damit, wenn bei der Geburt geholfen werden muss. Das ist doch Quatsch.


    (Das alles sagt mein Kopf. Mein Gemüt stampft dabei trotzdem oft mit dem Fuß auf und ist traurig und wütend. Das darf es dann auch.)

  • Noch ist meine Angst davor, dass ich mit einem weiteren Schlag (und so würde ich eine ähnlich ablaufende Geburt wohl erleben) nicht umgehen könnte. Nicht umgehen würde in meinem Fall bedeuten, dass ich Angst hätte, (wieder) eine Depression zu bekommen und so nicht für meine Kinder da sein zu können, was eine Wiederholung meiner eigenen Kindheit gleichkäme.

    Liebe Mamimo,


    das ist der Ansatzpunkt. Jetzt weisst Du selbst, wovor Du Angst hast. Diese Angst kenne ich genau: wegen einer Belastungsdepression habe ich ein mal den Beruf wechseln müssen, und die psychischen Nebenwirkungen der Kinderwunschbehandlung waren depressive Verstimmungen. Aber Angst ist keine Krankheit, sondern (wie Schmerz) eine Warnung vor Gefahr bzw. die Folge einer Verletzung. Was für den gesunden Körper der Schmerz, das ist für die gesunde Seele die Angst.


    Nimm sie ernst, geh ihr auf den Grund und schau, wie Du mit dem umgehen kannst, was Du da findest. Dann wirst Du irgendwann wissen, ob Du bereit bist, ein zweites Kind zur Welt zu bringen, oder ob Du dauerhaft eine weitere Schwangerschaft verhüten willst.


    Ich wünsche Dir viel Kraft für diesen Weg!
    Liebe Grüße -
    Silbermöwe

  • Ja. Eigentlich wollte ich immer zwei. Stimmt. Ich glaube, echte Wut kann einem auch viel Kraft geben.

    Ja. Kann es. #ja


    Etwas ähnliches hat auch die Hebamme zu meinem Mann (nicht zu mir!) gesagt: Manche Frauen werden dann so wütend, dass sie dadurch schaffen, das Kind noch rauszupressen.


    Ich fand die Tatsache, dass sie das so gesagt hat und zwar nicht zu mir, um mich anzuspornen (so, jetzt werde mal richtig wütend und presse!), sondern zu meinen Mann (ich habe es so verstanden: Ihre Frau ist zu schwach und nicht mal im richtigen Moment wütend genug), dass ich dadurch richtig wütend wurde und nochmal alles gegeben habe.
    Hat auch nichts genutzt. Tat wahrscheinlich einfach nur meinem Kind ordentlich weh. #sauer

  • Ja das sehe ich ganz genauso.
    Und irgendwie ist ja auch nochmal ein Unterschied: Einerseits die Enttäuschung des eigenen "Leistungsanspruches", die Geburt zu "schaffen" und etwas "richtig zu machen", was man ja eignetlich gar nicht kann, denn wie du schreibst


    Es hat nichts mit "schaffen" oder "nicht schaffen" zu tun. Es ist Glücksache! Entweder es klappt. Oder nicht.

    Das ist die eine Sache, die vielleicht mehr mit Ansprüchen, die wohl auch von Erwartungshaltungen der Gesellschaft geprägt werden, zu tun hat.


    Und andererseits die persönlichen, so privaten Gefühle und Gedanken, die in keine Kategorie eingeordnet werden können oder sogar dürfen, weil sie einfach sind, wie sie sind. Die eigenen Gefühle zur Geburt sind ja irgendwie immer richtig, denn sie sind eben einfach da.
    Und ich fand auch sehr demütigend, dass ich kurz nach der Geburt immer wieder auf Unverständnis gestoßen bin, wieso ich denn nicht strahle und leuchte und eine überglückliche Mami bin mit meinem wunderbaren Kind.
    Ja, mein Kind ist wunderbar. Aber die Geburt dieses wunderbaren Kindes ist einer der schwärzesten Tage meines Lebens.
    Und DAS macht mich so unglaublich traurig. Denn es sollte ein Freudentag sein.


    Und ich würde sehr gerne einen solchen Thread haben, einen Ort für diese Traurigkeit ohne Wertungen.

  • Was für den gesunden Körper der Schmerz, das ist für die gesunde Seele die Angst.

    Danke dafür. Es fällt mir schwer, diese Angst zu relativieren und vielleicht sollte ich das auch einfach gar nicht, sondern tatsächlich sie einfach ernst nehmen. Ich fand auch in der Schwangerschaft am schlimmsten diese Sätze: Ach, du bekommst schon keine Depression (denn da hatte ich auch schon Angst davor), irgendwie schafft man das doch immer und da ist doch dann dein tolles Baby...Wir Frauen sind doch so stark und die Natur hat das so eingerichtet.... blablabla.
    Nein, nicht jede Frau kann nach der Geburt für ihr Kind da sein, so wie sie es möchte oder auch, wie es nötig ist. Nein, manchmal ist es auch gar nicht gut, sowie zb in meiner Kindheit. Die Depressionen meiner Mutter waren schlimm und manches wirkt sich immer noch auf mein Leben aus. Und weil ich eben diese Zusammenhänge selbst erlebt habe, weiß ich eben auch, dass es so wichtig ist, dass es mir gut geht, dass ich nicht in eine Depression abrutsche. Weil ich diese rosa "es-geht-schon-alles-gut-und-das-Leben-mutet-einem-nur-soviel-zu-wie-man-auch-verkraften-kann"-Brille nicht habe.

  • Ich fand die Tatsache, dass sie das so gesagt hat und zwar nicht zu mir, um mich anzuspornen (so, jetzt werde mal richtig wütend und presse!), sondern zu meinen Mann (ich habe es so verstanden: Ihre Frau ist zu schwach und nicht mal im richtigen Moment wütend genug), dass ich dadurch richtig wütend wurde und nochmal alles gegeben habe.

    Ach Mann #sauer

  • Und manchmal kommt in mir ein Trotz hoch: Wieso sollte ich diese Sch.... erste Geburt überhaupt aufarbeiten?! Denn bestenfalls kann ich doch dadurch wieder in einen Zustand von mehr Offenheit und weniger Angsts vor der geburt kommen? Und genau das war doch schon mein Ausgangspunkt vor der ersten GEburt und hat mich vor rein gar nichts bewahrt #motz
    Ach, mich macht das so wütend macnhmal, dass es so gelaufen ist.
    Und dann lese oder höre ich Berichte von den folgenden versöhnenden, schönen Geburten und denke: Ach mensch, das wünsche ich mir auch so sehr!
    Und ich schaff es einfach nicht zu denken: Ja, so könnte das bei mir auch sein, vielleicht wird es ja so!
    Die Hoffnung ist einfach weg.
    Und ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch. Das habe ich mir hart erkämpft. In Bezug auf eine weitere Geburt ist es irgendwie anders.

  • Wieso sollte ich diese Sch.... erste Geburt überhaupt aufarbeiten?! Denn bestenfalls kann ich doch dadurch wieder in einen Zustand von mehr Offenheit und weniger Angsts vor der geburt kommen?

    Nein, dafür brauchst Du gar nichts aufzuarbeiten, dafür reichen Verdrängung und chemische Stimmungsaufheller. *Ironie aus*
    Das beste, was Du mit der Bewältigung eines Traumas hinbekommen kannst, ist, dass die Ereignisse zu einem normalen Teil Deiner Erinnerungen werden. Das, was Du daraus gelernt hast, willst Du ja gar nicht vergessen - aber Du möchtest nicht jedes mal, wenn eine Geburt erwähnt wird, von miesen Gefühlen überflutet werden.
    Manchmal, so wie bei mir, helfen Gebete, Gespräche und Zeit. Manchmal ist professionelle Hilfe nötig, eine Traumatherapie.

  • Ich glaube, was mir bei der zweiten SwS am meisten geholfen hat, war, dass ich eben keine Hoffnung hatte. Als ich zum ersten Mal mit der Hebamme gesprochen habe, hatte ich gehofft, dass sie mir sagt "ja, super, diesmal machen wir alles anders, das, was du erlebt hast, ist hiermit ausgeschlossen."
    Das hat sie nicht gesagt und zuerst war ich schockiert. Sie hat gesagt "es ist gut möglich, dass es wieder genauso wird. Stell dich darauf ein."
    Ich war entsetzt. Aber letztendlich hat sie mir damit das Vertrauen in sie gegeben und die Möglichkeit loszulassen. Verantwortung abzugeben.


    Wäre es für dich einen Gedanken wert, von vornherein einen KS zu planen? Es gibt auch schöne untraumatische KS, v.a. wenn sie geplant sind, und wenn die Klinik das "kann".
    Das wäre vielleicht für mich eine Möglichkeit, wenn das Trauma deiner ersten Geburt nicht der KS an sich war, sondern die Umstände, die dazu geführt haben. V.a. wenn es sich auch im Nachhinein so darstellt, dass der KS unvermeidlich war. Hätte ich allerdings im Nachhinein das Gefühl, der KS wäre vermeidbar gewesen, wenn... nicht eingeleitet worden wäre, die Hebamme mehr auf dich eingegangen wäre, das Umfeld gepasst hätte, was auch immer, würde ich eher versuchen, diese Rahmenbedingungen zu gestalten. Und eine Hebamme zu finden, die mit mir durch die Geburt geht, an die ich Verantwortung abgeben kann.

  • Und dann lese oder höre ich Berichte von den folgenden versöhnenden, schönen Geburten und denke: Ach mensch, das wünsche ich mir auch so sehr!
    Und ich schaff es einfach nicht zu denken: Ja, so könnte das bei mir auch sein, vielleicht wird es ja so!
    Die Hoffnung ist einfach weg.

    Die Hoffnung hatte ich auch nicht. Ich habe mich auf eine genau so ablaufende Geburt vorbereitet und gehofft, dass sie acht Stunden kürzer werden möge als die erste, damit meine Kraft reicht. Das war realistisch. Hätte mein schief angewachsenes Steißbein den Geburtskanal blockiert, dann hätte ich einen Kaiserschnitt machen lassen. Ich wusste aber, dass ich das alles ein zweites mal schaffen könnte!
    Dass mein bewegungsbegabtes Zappelchen einfach wusste, wie Geburt geht, und 20 Stunden weniger brauchte als sein großer Bruder, das hätten mir nicht mal die größten Optimistinnen vorher gesagt. So etwas ist ein Geschenk.

  • Nein, dafür brauchst Du gar nichts aufzuarbeiten, dafür reichen Verdrängung

    Joa, das hab ich quasi in die Wiege gelegt bekommen.. kann ich #freu




    Mir ist gerade etwas klar geworden (hört sich vielleicht ein bisschen verrückt an..):
    Ich glaube, es gibt in mir einen winzig kleinen Ort, an dem die Geburt noch gar nicht zu Ende ist, sondern immer noch gerade geschieht. Ich habe das noch nicht abgeschlossen. Und vielleicht WILL ich es auch gar nicht abschließen, denn dann ist es endgültig vorbei und ich habe definitiv keine Chance mehr den Verlauf zu ändern. Und dann muss ich wirklich als das akzeptieren, was es für mich zu einem großen Teil war: Verletzend und demütigend.


    ABER und das möchte ich irgendwie wohl auch nicht abschließen: Es gab einen Teil der Geburt, der für mich wunderschön war, das war die Anfangszeit, da war ich noch nicht im Krankenhaus. Ich war ganz bei mir, bei meinem Baby, ganz ruhig, die Schmerzen waren stark aber völlig in Ordnung für mich. Das war einfach schön.

  • Ich glaube, was mir bei der zweiten SwS am meisten geholfen hat, war, dass ich eben keine Hoffnung hatte. Als ich zum ersten Mal mit der Hebamme gesprochen habe, hatte ich gehofft, dass sie mir sagt "ja, super, diesmal machen wir alles anders, das, was du erlebt hast, ist hiermit ausgeschlossen."
    Das hat sie nicht gesagt und zuerst war ich schockiert. Sie hat gesagt "es ist gut möglich, dass es wieder genauso wird. Stell dich darauf ein."
    Ich war entsetzt. Aber letztendlich hat sie mir damit das Vertrauen in sie gegeben und die Möglichkeit loszulassen. Verantwortung abzugeben.

    Ohja, das kann ich so gut nachvollziehen. Ich glaube, genau das brauche ich auch. Eine realistische Person an meiner Seite. Verantwortung abgeben dürfen.


    Leider kommt für mich ein geplanter Kaiserschnitt nicht in Frage, weil das, was so richtig schiefgelaufen ist, der KS selbst war. Sonst würde ich das tatsächlich überlegen.

  • Manchmal möchte ich sogar einen Thread eröffnen, in den man immer, wenn es einem danach ist, schreiben kann, dass man gerade wieder traurig oder wütend über die unschöne Geburt ist. Egal, was der Grund dafür ist. Egal, ob es die abgebrochene Hausgeburt war, oder der Notkaiserschnitt.

    Wattwurm, das wäre eine tolle Idee! Die Aufarbeitungs-Threads verschwinden ein bisschen in der Menge, oder ich finde sie vielleicht nur nicht. Mir tut es so gut zu lesen, wie vielen von Euch es so ähnlich geht wie mir, vielen Dank für Eure Gedanken!

  • Wattwurm, das wäre eine tolle Idee! Die Aufarbeitungs-Threads verschwinden ein bisschen in der Menge, oder ich finde sie vielleicht nur nicht. Mir tut es so gut zu lesen, wie vielen von Euch es so ähnlich geht wie mir, vielen Dank für Eure Gedanken!

    unterschreib


    Gerade heute ploppte es wieder hoch und meine Umgebung ist dann einfach nur genervt von mir. Ehemann will auch nichts mehr davon wissen. (Obwohl der selbst eine Angststörung hatte, kann er es nicht nachvollziehen, eben wegen dem "ist doch alles gutgegangen". Er hat ja auch nicht die Alpträume).

  • Und ich fand auch sehr demütigend, dass ich kurz nach der Geburt immer wieder auf Unverständnis gestoßen bin, wieso ich denn nicht strahle und leuchte und eine überglückliche Mami bin mit meinem wunderbaren Kind.
    Ja, mein Kind ist wunderbar. Aber die Geburt dieses wunderbaren Kindes ist einer der schwärzesten Tage meines Lebens.
    Und DAS macht mich so unglaublich traurig. Denn es sollte ein Freudentag sein.

    #knuddel , wenn ich darf.

  • unterschreib

    Ich will da auch ganz dick unterschreiben! Ich hatte den Gedanken auch schon. @Wattwurm mach das bitte. Ich bin dabei.


    Heute den ganzen Tag lese ich schon mit aber kam nicht zum schreiben. Manchmal ist zuviel los. Aber Bedarf hätte ich.


    Aber schon das Lesen tut gut. Das Teilen der Gedanken tut so gut, zu wissen, dass es anderen auch so geht. Dass es nicht nur Bilderbuchgeburten gibt.

    Mit einem Osterhäschen reich beschenkt ❤️

  • Also ich fände schon wichtig, in einem geschützteren Bereich als hier. Wäre das für euch andere auch okay, wenn es dennoch in einem Bereich ist, in den man schon ab 100 Beiträgen reinkommt?