"Belehrt" Ihr andere Eltern?

zsuzsmuzs · 20. September 2012

Zitat von Talpa

Gerade bei Gelegenheiten, wo man die ganze Hintergrundgeschichte nicht kennt, halte ich definitiv die Klappe.
Wer weiss, vielleicht hatten es die Eltern des "Anschnallkindes" gerade aus einem guten Grund eilig? Vielleicht gerade jetzt in der Sekunde nicht die Nerven, die Geduld etc sich was pädagogisch wertvolles auszudenken?
Ich denke mir immer, wer weiss... Ich sehe ja jetzt nur diesen Moment und wer weiss schon, was vorher und vor allem sonst so passiert.

Liebe Grüsse

Talpa

Da würde ich gerne unterschreiben. Du kennst doch ihre Situation nicht. Ich meine behaupten zu können, dass ich den Großteil der Zeit "Rabenkonform" (was auch immer das heißt :D) erziehe. Aber vor allem in der letzten Zeit haben wir alle viel Stress. Da geht es halt nicht immer ruhig, da mach ich auch hin und wieder Dinge, die ich nicht so toll finde, aber es geht halt leider grad nicht anders. Ein blöder Spruch ist da das Letzte was ich brauche.

Ich halt übrigens immer meine Klappe. Hier meinen IMMER ALLE einen belehren zu müssen. Ganz gleich was ich mache ich krieg nen gut gemeinten Ratschlag. Ich kanns nicht leiden, also sag ich auch nix. Einzige Ausnahme ist natürlich wenn ich konkret gefragt werde.

tulan · 20. September 2012

Was mich nun interessieren würde: Wie bekommt man sie hin, die Gratwanderung zwischen "gut gemeinter Ratschlag" und "anregendem unaufdringlichen Hinweis". Eine Idee, die ich habe: nachfragen. "Wie seid ihr darauf gekommen, jetzt ein Schlafprogramm durchzuführen?" Ich kann mir durchaus vorstellen, dass darauf Antworten kommen, die es mir nachvollziehbar machen, warum die Familie das so macht. Oder es entsteht ein Gespräch, in dem ich auch von unserem Weg erzählen kann. Aber wie könnte es noch gehen?

Georg · 20. September 2012

Merin,

wenn ich ganz geraderaus antworten darf? Bei der von dir vorgeschlagenen Frage würde ich mir entweder verkaspert vorkommen oder mich fragen, ob mein Gegenüber noch alle Latten am Zaun hat. Ich würde mir jedenfalls nicht wie ein erwachsener Mensch mit Entscheidungsbefugnissen vorkommen und würde auch nicht weiter mit dir über das Thema sprechen wollen. Weil es wirklich sehr gestelzt und sozialpädagogisch klingt. Bei mir würdest du damit Abwehr und Rückzug auslösen, und ich glaube, da wäre ich nicht die Einzige.

Wenn mir eine Mutter sagt, dass sie jetzt mit so einem Schlafgedöns anfangen würde, würde ich vermutlich nur sagen "Ach, da sagst du was, unsere Nächte mit D. sind auch grauslig (was die Wahrheit ist und wenn JKKSL da helfen würde, wäre der kleine Nachtschlumpf schneller geferbert als ich tippen kann). Ich kann halt mit dieser Raus-Rein-Geh-Sache so gar nix anfangen." Ende der Ansage.

Kalliope · 20. September 2012

Ich bin bei meinem Großen andauernd belehrt worden. Das Kind hat nur nicht auf die Belehrungen gepasst. Deshalb bin ich ja zu den Raben gestoßen. Denn vorher habe ich selber an diese klassischen Belehrungen geglaubt.
Faszinierender Weise funktioniert mein jüngerer Sohn quasi nach Plan. Er wird trotzdem hemmungslos rabiert von uns. Oder so . Und verblüffender Weise ist es auch für ihn nicht schlecht.

Und ich belehre andere Leute genau aufgrund meiner Erfahrung. Wenn ich sehe, dass jemand in einer ähnlichen Lage steckt mit seinem Baby wie ich bei Nummer eins, dann erzähle ich von uns, unseren Lösungen, was funktioniert hat, vom Tragen, etc. Dass man auch mal originellere Wege beschreiten darf, wenn es denn entlastet. Ich finde es auch immer wieder erstaunlich, wie erleichtert die Leute dann sind, dass man ein Familienbett haben darf, dass das völlig normal ist.
Was ich allerdings nicht mache: Ich sage niemanden, dass er völlig falsch mit seinem Kind umgeht.

Madrone · 20. September 2012

ich komme je zum glück sehr selten in solche situationen aber wenn, habe ich meistens tatsächlich mein erstaunen geäußert und nachgefragt wenn auch meine ausdrucksweise bestimmt niemanden an sozialpädagogen denken läßt
meistens kommt dann auch mal eine gegenfrage und ich erkläre dann, wie und warum wir damit umgehen.
ich habe schon das gefühl, daß es dann ein austausch bleibt und kein einseitiges belehren.

undine · 20. September 2012

Zitat von Rasselbande

Ich hätte gern mal eine Erklärung was denn am Naturjoghurt so böse ist? Außer mit Joghurt sind die Zucker-Alibifruchtdinger gemeint, dann verstehe ich das.

Oh ja, bitte, das interessiert mich auch. Meine Kinder essen phasenweise Unmengen Naturjoghurt mit (ungezuckertem) Apfelmark (und auch schon 'mal Fruchtjoghurt, aber davon gibt's halt nicht soo viel ...)

tulan · 20. September 2012

Zitat von Georg

Merin,

wenn ich ganz geraderaus antworten darf? Bei der von dir vorgeschlagenen Frage würde ich mir entweder verkaspert vorkommen oder mich fragen, ob mein Gegenüber noch alle Latten am Zaun hat. Ich würde mir jedenfalls nicht wie ein erwachsener Mensch mit Entscheidungsbefugnissen vorkommen und würde auch nicht weiter mit dir über das Thema sprechen wollen. Weil es wirklich sehr gestelzt und sozialpädagogisch klingt.

Hui, das ist ja ne krasse Abneigung. Ich finde auch die Idee lustig, dass ich mit so nem fertigen Satz rumrenne und egal wie die Situation ist, diesen dann sage. So wie auswendig gelernt. So ein Mensch bin ich aber nicht. (Und habe auch noch nie so einen Menschen getroffen.)
Je nach Situation kann meine Frage ganz verschieden aussehen:
- Echt? Ne Freundin von mir hat drauf geschwört, aber ich kann mir das so gar nicht vorstellen. Kommt ihr damit gut klar?
- Hat Euch das auch der Kinderarzt empfohlen?
- Sind die Nächte bei Euch auch so anstrengend?
usw. usf....

Viktualia · 20. September 2012

ich belehre grundsätzlich niemanden, ich möchte das auch nicht, wenn sich mal irgendwas in einem Gespräch ergibt, dann antworte ich ehrlich, wie wir es machen, höre es mir aber auch von anderen an, ohne meine Meinung dazu zu nennen.

Seitdem ich sage, wie wir das machen, vor allem was Familienbett und Stillen etc angeht, höre ich immer wieder von Eltern, dass sie das ähnlich machen, die sagen es eben nicht so offen.

Daroan · 20. September 2012

Johannemama: oh, ich bin auch immer wieder verwundert, dass manche Menschen sich so wenig Informationen holen, gerade heute, wo man im Internet wirklich viele Dinge blitzschnell in Erfahrung bringen kann (jetzt allgemein, nicht nur auf Kinder bezogen)

Aber ich denke, dass wenn ein Mensch sich eben keine Fragen stellt, auch mit Antworten nichts anfangen kann. Es kann auch Gründe haben, wieso man keine Fragen stellt, z.B. hat dieser Punkt keine Priorität im aktuellen Leben.

Ich war z.B. vor 2 Jahren zusammengeklappt. Ich habe mich bemühen müssen, dass die Kinder jeden Tag regelmässig was zu Essen haben. Da gab es oft Fertigfood. Dosenravioli, Tiefkühlpizza, die Frage der gesunden Ernährung musste einfach hinten anstehen. UNd nett gemeinte Hinweise zu gesunder Ernährung hätte ich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht "verwerten" können.

Manchmal wollen die Menschen auch nicht hinterfragen, weil man sonst etwas verändern müsste. Veränderungen können Angst auslösen.

belleamie · 20. September 2012

Ich halte mich auch eher zurueck. Mittlerweile habe ich zumindest keinerlei Bedenken ganz offen zu verkuenden, dass unser Kind selbstverstaendlich bei uns mit im Bett schlaeft und ich denke bei unsicheren Zweiflern reicht sowas oft schon. Weil es eben doch gut tut, mal zu hoeren, dass es fuer andere auch voellig normal ist, dass das Kind nicht ab 3 Monaten alleine im Zimmer schlafen muss. Aber wenn jemand das mit seinem Baby so macht und damit sichtbar zufrieden ist, dann denk ich mir meinen Teil und gut ist. Mit Argumenten ueberzeugt man solche Leute ohnehin nicht.
Altersgemaesse Nicht-Reboarder finde ich akzeptabel .. hatten wir fuer unsere Grosse damals auch, weil es schlicht keine Alternative gab. Brei und Joghurt ... ist ja nicht unbedingt ein Kindesmisshandlung und solange das nicht nahtlos ins Junk Food uebergeht, muss das Kind deshalb auch nicht dick werden. Beim Tragen denke ich so langsam ueber eine Babydings-Anschaffung nach, weil das Kind sich dermassen im Tragetuch rumwindet und dreht und partout nach vorne gucken mag (scheinbar)
Ich war aber frueher auch mit mehr Missionseifer dabei ... nur gleichzeitig auch deutlich unsicherer.

Rasselbande · 20. September 2012

Edit: Passt schon. Ich hab mal ordentlich gegoogelt und jemanden befragt und mir daraufhin meine eigene Meinung gebildet.

Ditta · 20. September 2012

Ich belehre nicht direkt. Würde es aber dennoch auch irgendwie als gewisse Belehrung betrachten, wie ich es handhabe. Da es in meinem Umfeld eher wenige Leute gibt, die ihre Kinder bedürfnisorientiert aufwachsen lassen und ich doch nen ziemlicher Exot damit bin hier, kann ich mir in schönster Regelmässigkeit halt die üblichen Dinge anhören - Verwöhnen und bladiblubb...ihr wisst schon.

Wenn mir also einer da nen Ohr abkaut von wegen "bei jedem Pieps gleich rennen", dann antworte ich halt "na wie würdest du dich denn fühlen, wenn du mitten im Dunkeln in der Nacht aufwachst und plötzlich nicht mehr das ruhige Atmen oder Schnarchen deines Mannes hörst? Wärst du nicht auch hellwach und verunsichert und würdest nach ihm rufen?" Meist gucken mich die Leute mit großen Augen an. "Da hab ich noch nie drüber nachgedacht." - KOmmt dann oft. Und ich denke mir bisweilen leider echt auch - der Kopf is nicht nur zum Haare schneiden da. Er darf ausdrücklich auch zum Denken benutzt werden. Aber das denk ich mir halt lieber.

Genauso mit dem Stillen - warum ich noch stillen würde. "Weil ich zu faul bin, nachts richtig wach zu werden, in die Küche zu latschen und nen Fläschchen zu machen." Und ausserdem: " Warum soll ich nen teueres Duplikat kaufen, wenn ich das Original ganz umsonst haben kann."

Irgendwo belehre ich die Leute ja dann doch irgendwie schon auch.

Aber ich renn halt nicht hin und komm denen so wie " Eh Sie da - sie tragen ja ihr Kind völlig falsch rum und dann noch im Baby-Björn. Oh Gott - das geht ja mal gar nicht." Näää....so lauf ich nicht rum.

edit: Ach ja und wegen dem Familienbett verweise ich auf meine beiden Großen, die jetzt mit 16 und 14 überraschenderweise NICHT mehr bei uns schlafen.