"Das kannst Du doch auch selbst."

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  • Öfters erlebe ich, dass Kinder ihre Mutter um etwas bitten und daraufhin dann die Unterstützung abgelehnt wird und zwar aus dem Grund, dass das Kind von seinen Fähigkeiten her in der Lage wäre, die Sache selbst zu tun. Die Reaktion ist dann etwa so: "Nein, das kannst Du doch alleine." oder "Nein, mach es doch selbst." Mich irritiert das immer wieder. Würde ich z. B. meinen Mann bitten, den Müll runter zu bringen und er entgegnete dann, dass ich das doch auch selbst könne, dann würde ich ziemlich sauer. Oder wenn auf die Bitte an das Großkind, den Tisch zu decken, käme: "Das kannst Du doch alleine."


    Ich verstehe nicht, welche Intention sich hinter derartigen Reaktionen verbergen könnte. Könnt Ihr mir vielleicht erklärend helfen?

  • Naja, kommt drauf an - alltagspraktische Selbstständigkeit finde ich schon wichtig bei Kindern, und dazu brauchen sie Übung. Wenn ein Schulkind morgens todmüde ist und sich nicht anziehen KANN, würde ich immer helfen. Wenn es aber tagsüber fit ist und einfach nach Hilfe fragt, weil es ja viel bequemer ist,wenn Mama den Reißverschluss einfädelt und alles sonstige, vom Mütze aufsetzen bis zum Klettverschluss zumachen gleich mitübernimmt, würde ich auch sagen: Versuche es doch erstmal allein. Aber das kann man ja gut abschätzen: Ob ein Schulkind sich völlig ohne Probleme zügig alleine aus-und anziehen kann (dann finde ich Hilfestellung unproblematisch), oder ob es das eben nicht kann und es vielleicht doch schön wäre, wenn es das allmählich mal übt und dann alleine hinkriegt (weil die Grundschullehrerinnen z.B. nicht unbedingt die Zeit haben, den Kindern beim Anziehen der Jacken und Schuhe zu helfen).
    Bei mir wäre das die Intention - das Kind in seiner Selbstständigkeit zu fördern.
    Ich selbst hab hier allerdings zwei Exemplare, die von Anfang an bei allem "Alleineeeeee!" geschrien haben. Da erübrigte sich dieser Spruch.
    Hagendeel

  • Also, vorneweg gesagt: Ich bemühe mich wirklich sehr, dass nicht zu sagen weil ich es auch doof finde.


    Aber manchmal... wenn wir loswollen und ich unsere Sachen packe, die kleine Schwester wickle, in Jacke und Schuhe stecke, mich selbst fertig mache und noch den Fahrradschlüssel suche und meine Fünfjährige schon dreimal gebeten habe, doch bitte ihre Schuhe anzuziehen und sie statt das zu machen, dann immer noch ohne Schuhe da sitzt und dann mich darum bittet ihr zu helfen während ihre Schwester ihre Jacke wieder von sich wirft... da denke ich auch schon mal "Och komm, das kannst du doch schon selbst."


    Ich versuche zu erklären, dass wir schneller loskommen wenn sie das schon mal selbst macht und wenn sie einigermaßen nett fragt, mache ich das auch für sie. Was zur Folge hat, dass ich ihr in sicher 95% der Fälle ihre Schuhe anziehe obwohl sie das durchaus selbst kann. Da frage ich mich schon manchmal wie wir dahin kommen sollen, dass sie das selbst macht? Was ja schon so ein langfristiges Ziel wäre, irgendwie.


    Oder wenn ich schon den Tisch gedeckt habe und sieben Mal zwischen Tisch und Küche hin- und hergelaufen bin und das Essen endlich fertig ist und endlich alle sitzen, und ich anfangen will zu essen und dem Kind dann einfällt, dass es noch unbedingt Ketchup/Milch/... braucht, dann schicke ich es auch selbst weil ich dann einfach keine Lust mehr habe aufzustehen. (Und ja, da bittet sie mich auch jedesmal sehr nett darum, dass ich das mache.)


    Ich würde also vermuten, die Intention ist Erziehung zur Selbstständigkeit und Mithilfe?

  • Sag ich auch, besonders wenn das Kind etwas wirklich selber kann und einfach mühsam tut. Ich kann nicht jeden Morgen das Kind anziehen, das ist 7, und kann das selbst.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich sage das, um meine Tochter daran zu erinnern, dass sie nicht von Dienern umgeben ist, die nix anderes zu tun haben, als ihr zu assistieren. Der Eindruck kommt nämlich manchmal sonst ein bisschen auf 8-)  
    Wenn sie höflich fragt helfe ich ihr natürlich gerne, und sehr sehr oft. Aber die 'das mach ich selbst'-Phase hatte sie noch nie. Ohne solche Schubser meinerseits könnte sie mit 5 noch keine Tür selbst aufmachen...

  • ich würde auch immer gerne wen bitten, mir zu helfen (es ist keiner da). obwohl ich alles, was auf der welt getan werden muss, selbst kann.



    daher würde ich helfen, wenn so eine bitte kommt, selbst wenn es aus "faulheit" ist.
    habe ich bei meinem sohn immer so gemacht und er hat trotzdem alles anstehende gelernt und verfügt über ausreichende fähigkeiten dabei.



    ABER: wenn ich echt grad was anderes machen muss oder selbst nicht kann, sage ich das natürlich auch. nicht mit "das kannst du doch selbst" sondern "ich kann grad nicht, mach es bitte alleine".
    ansonsten ist es SO SCHÖN, wenn einem jemand das kleine extra-bisschen den arsch hinterherträgt. dafür würde ich persönlich morden.



    lg patrick

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist Selbstständigkeit echt wichtig. Und deswegen erinnere ich die Kinder gerne, dass sie es können. Wenn sie dann antworten (und sie wissen, dass ich darauf höre), dass ich ihnen bitte trotzdem helfen soll, dann mache ich das gerne. Aber ich finde es wirklich erschreckend, wie klein manche Kinder gehalten werden (7klässlerin, der die Mutter nicht zutraut, sich mittags allein zu versorgen), dass ich das umgehen will.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Genau, ich finde es ganz wunderbar, nicht immer alle Dinge selbst tun zu müssen, auch wenn ich die Fähigkeit dazu habe. Und anderen helfe ich gerne, wenn ich nicht gerade selbst zu beschäftigt bin. Sich gegenseitig helfen und etwas Entlastung schenken zu können zeichnet doch gerade gemeinschaftliche Lebensformen aus.


    "Ich kann gerade nicht, mache es bitte alleine" oder "Du musst noch kurz warten, bis ich xy zuende gemacht habe, dann komme ich zu Dir" hören die Kinder auch oft von mir. Ich würde mich aber sehr seltsam fühlen, wenn mein kleiner Sohn mich bäte, ihm die Schuhe anzuziehen, auf seine eigene Fähigkeit dazu zu verweisen und dann daneben zu stehen und zuzuschauen, eine längere Diskussion zu führen, weil er gerade keinen Bock hat usw. Ich fände das irgendwie unhöflich. Ob er Routine im Schuheanziehen nun ein halbes Jahr früher oder später entwickelt, ist mir egal.

  • Als erstes fiel mir dazu ein "Hilf mir es selbst zu tun" von Maria Montessori.
    Schon selber probieren lassen, aber unterstützend dabei sein.

    Dein Gesicht wird Dir geschenkt, lächeln musst Du selber #blume

  • Was hinter der Aussage steht, ist doch klar: "Tu es bitte selbst."
    Die Motive werden wohl abhängig von Person/Situation variieren: Ich habe keine Lust dazu, ich will dich zur Selbstständigkeit erziehen, ich habe kein Zeit, ich will deine Faulheit nicht unterstützen, ich bin gerade sauer auf dich und habe deshalb keine Lust usw...

  • Ich lief tatsächlich Gefahr, das Kind nicht selbstständig werden zu lassen. Aus reiner Gewohnheit von beiden Seiten.


    Jahre hiess es zB "Mama, bring mir bitte die Milch", bis ich erst heuer irgendwann erkannte, dass das Kind längst selbst dran kam. (Unser Kühlschrank steht hoch.)


    Jetzt frag ich mich, ob dieser Trott jemals freiwillig vom Kind geändert wird?
    Ab wann fängt das Bedienen an?


    Kleine Handgriffe - wie Tisch abräumen und sowas - baue ich jetzt bewusst ein.


    Natürlich darf sie mich gern um eine Gefälligkeit bitten, ich darf sie aber auch verweigern.


    Umgekehrt ist es ja ebenso und das respektiere ich dann auch.


    Diese Phase "das kannst du selbst" ist diese typische Lernphase, wo das Kind aus Gewohnheit bittet. Und es dann ohne Probleme selbst macht, wenn man drum bittet.


    Anders ist es natürlich bei Müdigkeit oder schlechter Laune, da helfe ich sofort, das ist dann der Weg des geringsten Widerstandes.

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

  • Mein Sohn lässt sich noch liebend gerne füttern.Oder Treppe hoch/runter tragen, statt selbst laufen. Ich habe das auch beides lange mitgemacht, weil es auch für mich oft einfacher war, als mit der folgenden Verweigerung umzugehen und es auch einfach schneller/sauberer ging.
    Aber er kann es ja wirklich schon selbst, und ich finde es eigentlich besser, dann seine Selbstständigkeit zu fördern und fordern. Bei Papa und den Omas klappt es nämlich auch einwandfrei und ich möchte eigentlich nicht eine von diesen Müttern werden, die ihr Kind nichts selber machen lassen.

    Kāhore taku toa i te toa takitahi, he toa takitini #knuddel


    Walks by sin too slowly.


  • Ich hab nur das Ausgangspost gelesen. Ganz einfach: meine Energie reicht gerade so. Ich kann und will es mir schlicht nicht leisten, dauernd Dinge für die Kinder zu tun, die sie schon können, ich hab genug damit um die Ohren sie bei dem zu unterstützen, was sie noch nicht können. Und das noch etliche Jahre. Ich bin so erschöpft, dass es mich manchmal regelrecht aggressiv macht, wenn dann kommt "Mama mach mal....", wo sie selbst augenscheinlich viel mehr Energie zur Verfügung haben.

    • Offizieller Beitrag

    Ich sag dem Kleinen Nerd ab und zu er soll es doch selber probieren, wenns nicht klappt helfe ich gerne. Manchmal macht er es dann wunderbar alleine, manchmal will er auch nicht probieren und manchmal wird ein halbherziger Versuch draus. Klar helfe ich dann.


    Die 'Belohnung' kommt dann oft ganz unerwartet, wenn er, so wie gestern, auf einmal von ganz alleine den Tisch abräumt. :)

  • Also um es mal etwas zu ändern. Wenn mein Mann mich fragen würde, ob ich ihm die Schuhe anziehe, dann würde ich auch sagen: Das kannst du selbst.


    So sag ich es auch meinen Kindern.
    Ich weiß ja sehr genau, was sie können und dann können sie es auch machen.


    Wenn sie aber müde sind, krank sind oder einfach mal keine Lust haben und fragen, ob ich ihnen helfen kann, dann mache ich das.
    Wenn sie etwas nicht können, dann helfe ich auch.


    Müll runter bringen, Tisch decken usw. ist etwas anderes, da geht es um gegenseitige Unterstützung in Dingen für die ganze Familie.

  • Ich denk auch, dass es eine Gradwanderung ist.
    Sachen, die meine Kinder noch nicht können, müssen sie nicht ohne Unterstützung tun.
    Sachen, die sie bereits können aber dennoch nicht allein tun möchten, müssen sie manchmal nicht ohne Unterstützung tun. Wenn sie müde sind. Oder ich ihnen einfach was Gutes tun will. Oder sie ihre Zeit und Aufmerksamkeit Grad für anderes brauchen.


    Bittet meine Tochter um Hilfe, komme ich der Bitte eigentlich immer nach. Denn sie bittet recht selten. Da finde ich Helfen so gut wie immer angemessen und schön.
    Mein Sohn hingegen ist ganz, ganz bequem. Und Einiges fällt ihm auch sehr schwer. Den weise ich häufiger auf seine eigenen Fähigkeiten hin. Um seine Bequemlichkeit auszuhebeln. Oder um ihn zu motivieren, es selbst zu tun. Eine Stimme von außen quasi, die ihm Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gibt ...

  • Je nach Situation: In den letzten Minuten vorm Abendessen wird es meist hektisch bei uns. Wenn der ältere Sohn dann noch Eiswürfel/einen kleinen extra Löffel/ ein extra Glas möchte, dann darf er sich das gerne selbst nehmen, weil ich mit Kochen/Baby hinhalten/Tisch decken beschäftigt bin.

  • Und wenn Dein Mann Dich bittet, etwas für ihn zu tun, was nicht die ganze Familie betrifft? Kommt es dann vor, dass Du ihm sagst: "Das kannst Du auch selbst"? Ich sage dann eher, dass ich keine Zeit, Lust oder Kraft dafür habe, wenn ich eine Bitte nicht erfüllen möchte.


    Ich danke Euch allen sehr für Eure Erklärungen. Mit Montessoris "Ich helfe Dir, es selbst zu tun" bringe ich derartige Reaktion nicht in Verbindung, da denke ich eher an: "Möchtest Du es mal alleine versuchen? Wenn es nicht klappt, helfe ich Dir."


    Absolut nachvollziehen kann ich, aufgrund eigener Erschöpfung, großen Zeitdrucks usw. mehr eigenes Tun vom Kind zu fordern. Allerdings ließe sich das dann ja auch so sagen: "Ich kann Dir leider gerade nicht helfen, weil ich nicht alles gleichzeitig kann und wir schnell losmüssen", "Ich schaffes es jetzt leider nicht, Dir zu helfen, weil ich so müde bin" usw.


    Mein Kind daran zu erinnern, dass es etwas selbst kann, fände ich seltsam. Das weiß es doch auch so. Es möchte halt zu diesem Zeitpunkt aus irgendwelchen Gründen nicht. Wenn ich die Ressourcen habe zu helfen, dann tue ich es. Wenn nicht, dann nenne ich einen Grund für meine Ablehnung.

  • Als erstes fiel mir dazu ein "Hilf mir es selbst zu tun" von Maria Montessori.
    Schon selber probieren lassen, aber unterstützend dabei sein.


    Ich sag dem Kleinen Nerd ab und zu er soll es doch selber probieren, wenns nicht klappt helfe ich gerne. Manchmal macht er es dann wunderbar alleine, manchmal will er auch nicht probieren und manchmal wird ein halbherziger Versuch draus. Klar helfe ich dann.


    Die 'Belohnung' kommt dann oft ganz unerwartet, wenn er, so wie gestern, auf einmal von ganz alleine den Tisch abräumt. :)

    Unser Sohn "braucht" ab und zu mal diese kleinen Anstupser, weil er wirklich sehr schnell frustriert ist und aufgibt.
    Im Moment ist hauptsächlich das An- und Ausziehen Thema. Es würde viel schneller gehen, wenn ich das für ihn erledigen würde, aber er kann das und freut sich auch wenn er es dann trotz "das geeeeeeht nicht mach Duuuuu" selbst schafft. Wenn wirklich alles verknubbelt ist helfe ich natürlich.
    Ich sage freundlich "das kannst Du doch schon selbst, probier mal in Ruhe" und bleibe dabei. Finde ich nicht lieblos.
    Grundsätzlich hilft er total gerne im Haushalt oder Alltag mit, und am besten findet er "komm, wir machen das zusammen".

  • Wie gesagt, ich finde es kommt darauf an was es ist und wie es gesagt wird.
    Es gibt eben Situationen, da mache ich es aus genau dem Grund nicht.
    Das kann mein Kind selbst. Dann sag ich es genau so.


    Wenn ich keine Zeit hab, dann sag ich es auch so.
    Hab ich keine Lust, sag ich es so.
    Und denke ich das kann es selber, dann sag ich es so.


    Ich finde es schwer das auf meinen Mann zu beziehen, da er mich ja dann um Hilfe bittet, wenn er es nicht kann oder schafft.
    Aber ja, ich würde es dann auch so sagen.


    Also zum Beispiel: Kannst du meinen Koffer packen? Ohne Zeitnot oder sonstigen Grund.
    Ja, dann würde ich sagen: Nein, das kannst du selber.