EU Referendum -verfolgt noch jemand?

Einerseits schockiert, aber nicht überrascht.

es gibt vieles sinnvolle, was die EU ihren Bürgern bringt, aber uns persönlich hat eine, in meinen Augen, dämliche EU-Verordnung bisher schon einen fünfstelligen Betrag gekostet, und ich keine einige davon Betroffene die sehr drastische Worte dafür fanden.

Weil mangelnde Bildung/ aber auch mangelndes Interesse angesprochen wurde, genau das ist meiner Meinung nach schuld am rechtsruck, der durch ganz Europa geht.

Und Angst und Bange wird einen um die Zukunft Europas.

Zitat von Ms Oakenshield

Naja, ich glaube, die ca. 800 000 polnischen Arbeitnehmer in GB sähen das evtl. anders.

Offenbar war das "wir-sind-EU-Nettozahler"-Argument der Brexit-Befürworter aber doch erfolgreich, obwohl ich bezweifle, dass jetzt wöchentlich neue Krankenhäuser (oder was auch immer das Beispiel war, was man mit dem an die EU abgeführten Geld alles machen könnte) entstehen...

was ja schon mal nicht funktioniert, wenn all die EU-Bürger, die als Bauarbeiter und Handwerker arbeiten, jetzt raus müssen.
Und ebenso das Material, dass aus der EU kommt und hoch verzollt/besteuert würde.
Und das scheint nicht wenig zu sein.

David Cameron wird sich gerade in den Allerwertesten beißen. Er hat zu hoch gepokert.

Ich hoffe, dass andere Länder sich mit einem Referendum Zeit lassen (ein paar Jahre), um zu sehen, welche Erfahrungen (gleich, ob gute oder schlechte) Großbritannien nun sammelt.

Zitat von Ms Oakenshield

die ca. 800 000 polnischen Arbeitnehmer in GB sähen das evtl. anders.

Ich weiß jetzt nicht genau, in welchen Arbeitsverhältnissen sich die 800000 polnischen AN in GB befinden. Aber wenn es ähnliche Arbeitsverhältnisse sind wie die polnischen AN in BRD, dann ist das doch alles sehr fragwürdig.
(Wenn ich auch keine Antwort darauf habe, wie man wirtschaftlich eine wirklich soziale Beschäftigung von AN in Bereichen wie Landwirtschaft oder Pflege stemmen kann.)

Bei der Frage, wie das nun langfristig weitergeht mit der EU fallen mir nur zwei Szenarien ein:

Großbritannien - oder eher England - fällt mit der Entscheidung mächtig auf die Nase und die EU beklagt in 15-20 jahren massenhaft Witschaftsflüchtlinge.
Die Sache wird nicht so dramatisch wie befürchtet - dann wird es einen Exit nach dem anderen geben, bis von der EU nicht mehr als ein Lumpen übrig ist.

Ich wünsche meinem lieben Großbritannien nichts Schlechtes. Aber die erste Option wäre mir dennoch lieber

Ich muss gestehen, ich habe erst die letzten Tage damit begonnen, mehr darüber zu lesen, weil ich einen Ausstieg für absolut unwahrscheinlich gehalten hatte.
Und bis zuletzt habe ich geglaubt, es würde zwar eng werden, aber doch letzten Endes "gut" ausgehen - so wie in Österreich ja auch.

Wie es nun weitergeht?
Sicherlich wird nicht alles so dramatisch wie manche nun glauben. Der Zeitfaktor wird dabei auf jeden Fall eine große Rolle spielen.

Zitat von Daroan

Deutschland, dass als Billigproduktionsland (...)

8I

Ich glaube, ich schalte den TV und PC am besten aus. Ich will den Börsenrutsch heute gar nicht live mitverfolgen, sonst bekomme ich Zustände.

das ist - Verlaub- zu kurz gedacht, Daroan!
Jobs, die erledigt werden müssen, die nur erledigt werden können WEIL die Menschen da sind, anstatt: kann nicht gemacht werden in angemessenem Zeitrahmen, weil die entsprechenden Handwerker nicht da sind.

Ebenso die Erntehelfer, Personal in der Gastronomie, Einzelhandel etc.pp.
(siehe auch D. wenn man alle nicht-Deutschen aus diesen Bereichen rausnehmen würde, würde die Katastrophe über uns herein brechen!)
Ohne die es gar nicht gehen würde. Und da geht es nicht unbedingt um Lohndumping, sondern darum, dass die Arbeit überhaupt erledigt wird.

Mich stressen TTIP und CETA mehr als der Brexit.

Zitat von Astrid

8I

Ist so. Deutschland hat hohe Produktivität und hat sich nicht an die Absprachen innerhalb der EU gehalten, was die Inflationsrate betrifft. Unsere Inflationsrate war die ganze Zeit viel zu niedrig, was dazu führt, dass die Produkte in Deutschland billiger produziert werden als in anderen Ländern des EU-Raums. Wir haben unsere Arbeitslosigkeit nach Südeuropa exportiert (und zeigen dann auch noch mit dem Finger auf die "faulen Griechen").

Zitat von Havanna

nach der Wirtschaftskrise hat GB deutlich von der EU profitiert!

Gerade bei Twitter gefunden:
HOW AGES VOTED(YouGov poll)
18-24: 75% Remain
25-49: 56% Remain
50-64: 44% Remain
65+: 39% Remain

Alles anzeigen

Ich finde es so krass, dass oft (auch bei anderen Themen), nicht an die Zukunft gedacht wird! Bis der Austritt vollzogen ist, sind böse gesagt, die meisten der EU-Gegner sowieso weg gestorben, aber die junge Generation muss dann mal wieder unter der Entscheidung leiden, obwohl sie eigentlich anders entschieden hätte! Warum denken die Leute nicht an ihre Kinder und Enkel??!

Ich bin auch entsetzt.
Für mich hat die EU v.a. einen wichtigen ideellen Wert als Gemeinschaft, die sich nach furchtbarsten Kriegen zusammengerauft hat und bereit ist, einen gemeinsamen Weg zu gehen und Kompromisse zu finden.
Das die Regelungswut in manchen Bereichen viel zu weit geht, ist eine Sache, aber daran könnte man ja arbeiten.

Was mich hoffen lässt, ist die Aussage, dass die jungen Briten ganz klar pro EU sind. Ich hoffe, sie bringen die Kraft auf, sich gegen die Entscheidung der alten Garde zu stemmen und einen Ausstieg aus dem Ausstieg zu erreichen.

Genauso sehr hoffe ich, dass dieses Referendum nicht Schule macht.

Doran, grundsätzlich hast du recht, aber, wo gibt's die Leute die überhaupt auf den Bau arbeiten wollen. Hab grad live einen verzweifelten Unternehmer auf der Grosbaustelle neben an erlebt.
In der Pflege und gastro ebenso, selbst relativ gut bezahlte Jobs, aber niemand der da arbeiten mag.
Ohne ausländische Mitbürger würde vieles zusammen brechen und ich denke das wird in GB nicht anders sein

Zum Glück hab ich dann gestern doch irgendwann geschlafen und erst heute früh die Misere mitbekommen. Hab ich tatsächlich nicht mit gerechnet.

Zitat von Daroan

Für jeden Billighandwerker der hier ins Land kommt, bekommt ja ein lokaler Bauunternehmer einen Job weniger.

Also hierzulande zumindest beschäftigen die lokalen Bauunternehmer die polnischen Bauarbeiter - oft als Subunternehmer. Das Gejammer um zu gering qualifizierte Azubis spielt da auch noch eine Rolle, da nimmt man lieber einen "fertigen" Arbeiter aus Polen als einen hiesigen Lehrling.

Und die polnischen Intellektuellen, die ich hier so treffe, sind aktuell alle ganz froh, nicht in Polen zu leben, aber das nur am Rande.

Ich bin sehr gespannt auf die Verhandlungen, ich nehme nämlich an, dass das von @Havanna gebrachte Argument - nämlich, dass es Arbeiten gibt, die erledigt werden müssen - nicht zu vernachlässigen ist und darum das Thema "Freizügigkeit" ein wichtiges bleiben wird - ich meine, mit der Schweiz und Norwegen gibt es doch auch entsprechende Freizügigkeitsabkommen, oder

Zitat von Ebura

das habe ich mir auch direkt gedacht

wie schrieb gerade einer meiner Lieblings-"Schotten"(ist kein Schotte, spielt aber einen in Outlander): die Alten sorgen für das Chaos, die Jungen müssen das Chaos dann aufräumen....

Zitat von Freda

Was mich hoffen lässt, ist die Aussage, dass die jungen Briten ganz klar pro EU sind. Ich hoffe, sie bringen die Kraft auf, sich gegen die Entscheidung der alten Garde zu stemmen und einen Ausstieg aus dem Ausstieg zu erreichen.

bei unserer nächsten Bundestagswahl sind 50% der wahlberechtigten über 60. In GB wird das nur mäßig anders sein.
"Wir" jungen sind eine politische Minderheit, unsere Interessen nicht von Belang und Politik wird seit Jahren nur für die alten gemacht. Ich fürchte, da wird nichts passieren. Wir Erben die Trümmer.

Die 5 % Rentenerhöhung sind auch nur ein Geschenk für die alten, damit sie wieder CDU wählen....