Minimalismusrat gesucht

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    bei uns steht in 2-3 Wochen ein internationaler Umzug an. Wir haben hier einen Haushalt aufgebaut in den letzten 5 Jahren, und 3 Kinder zur Welt gebracht, dh. vieles hat sich angesammelt. Da sind auch viele alter Erinnerungen mit dabei, mein Puppenschrank, Kleider aus meiner Kindheit und Jugend, Fotoalben aus der Kindheit meines Mannes von mir, ein gutes Hochzeitsgeschirr (zu gut fuer den Alltag mit 3 kleinen Kindern), gute Weinglaeser, vintage Handtuecher und Geschirrtuecher, Weihnachtsbaumschmuck, die Playmobilburgen, Buecher.... Nicht zu reden von einem Emaille-Platten Tisch aus den 1920ern, stabilen Buecherregalen und Kommoden, Porzellan-Vasen etc.


    Und mein Mann will am liebsten alles Weghauen. Wir haben schon reduziert auf 2.5 kubikmeter. Ich find's wenig fuer eine 5koepfige Familie und will mehr mitnehmen, er findet es zu viel, auch im Angesicht dessen, dass wir in 2 Jahren wieder umziehen, wir definitiv keine Grossverdiener sind und internationale Umzuege 5000-10000 kosten.


    Um jedes Buch kaempfe ich fuer mich und meine Kinder. Er mag "nuetzliche" Buecher, Nachschlagwerke, Buecher aus denen man lernen kann. Romane, Kinderbuecher aus denen meine Kinder rauswachsen (nur die grossen beiden), findet er unnuetz und kann man wieder kaufen. Natuerlich hat er recht, wirklich brauchen tut man davon nix.


    Auch die Kuechenausstattung - wozu braucht man mehr als ein Brett, einen Topf, eine Pfanne, ein Messer. Loeffel und Schuessel reichen doch, na gut, weil ich Europaeerin bin, kann man auch noch Gabel und 5 flache Tellerchen mitnehmen.


    Ich bin des kaempfens und streitens muede. Ich will Frieden, ich bin erschoepft, aber fuerchte, wenn ich weiterhin um jedes Ding ringe, werde ich es spaeter bereuen. ich versuche von Marie Kondo inspiriert zu sein. Mir sind viele Dinge wichtig, ich erinnere mich mit den Dingen an Menschen und Ereignisse. Mein Hochzeitskleid ist schon weg.


    Er sagt er braucht nix zum Leben, Erinnerungen sind halt da oder auch nicht, wenn man vergisst, dann ist das halt so. Ich denke, ein wenig fuerchtet er sich auch davor, weil wir nicht so recht wissen, wie die Lebenshaltungskosten sein werden.


    Er will lieber wandern gehen, Urlaub machen, als diese Dinge jetzt mitzunehmen oder zu verscherbeln (viele sind wertvoll und ich kann die jetzt nicht in 2 Wochen fuer einen vernuenftigen Preis verkaufen.


    Er will keine Moebel im haus haben, ok Bett seit ok, und ein Tisch zum Essen, aber bitte nur um auf dem Boden zu sitzen, keine Stuehle, keine Couch, vielleicht ein Schreibtisch (auch niedrig und ohne Stuhl). Und wozu braucht man eigentlich Regale, man kann das doch alles auch einfach in Kisten lassen. Natuerlich koennen wir 2 Jahre lang aus Umzugskisten leben, aber muss das denn sein?


    Ich weiss nicht recht, was ich mit dem Posting mir erhoffe, vielleicht von anderen Menschen zu hoeren? Ich wuensche mir Frieden und Ruhe, aber ich will auch nicht bereuen alle Erinnerungen zurueckgelassen zu haben. Seit Wochen packe ich ein, sortiere aus, kaempfe mit meinem Mann und der erzaehlt mir Geschichten von Menschen, die nur mit Koffern und kleinen Kindern umgezogen sind, oder von Freunden, die wenig besitzen, und dann immer wieder bei Ikea einkaufen, und dann aber keinen Urlaub haben. Er stellt mich vor die Wahl jemals wieder Urlaub machen (und damit ist zelten gemeint), fuer die Rente sparen, oder die Dinge mitnehmen. Bin ich verrueckt, dass ich diese Dinge mitnehmen moechte? Wie lasse ich los, ohne ungluecklich zu werden?

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Vielleicht hilft dir das Buch Magic Cleaning von Marie Kondo? Da geht es unter anderem auch um Erinnerungsstücke. Ich habe danach vieles an Erinnerungen aussortieren können und es nicht bereuen müssen. Es war eher erleichternd. Nicht alles (besteht bei uns nicht die Notwendigkeit, weil es so minimalistisch nicht sein muss), aber Dinge an denen ich aus Angst zu vergessen festgehalten habe und dann durch die Lektüre und Auseinandersetzung gemerkt habe, dass ich sie gar nicht benötige.


    Verrückt finde ich weder dich noch ihn. Ihr habt halt unterschiedliche Einstellungen dazu und das finde ich völlig in Ordnung. Da gibt es doch kein richtig oder falsch. Macht es halt nur schwieriger Kompromisse zu finden.

    • Offizieller Beitrag

    Wir werden hoechstwahrscheinlich nicht wieder hierher zurueckkommen.


    Marie Kondo kenne ich und lehne mich an. Vielleicht bin ich auch einfach nur total emotional verwirrt und muss fuer mich einen guten Weg finden. Ich erinnere mich gerade gar nicht mehr daran, was Marie Kondo vorgeschlagen hatte als Umgang mit Erinnerungsstuecken.

  • Das, was dein Mann da vorschlägt, wie Ihr mit 3 Kindern leben wollt, ist für mich schon heftig. 2 Jahre aus Kartons leben? Bett, Tisch, Stuhl? Jeder ein Besteck und Teller? Ist das nicht wirklich etwas übertrieben?


    Ansonsten würde ich einen Lagerraum mieten und alle "unnützen" Sachen dort lassen. Auf keinen Fall würde ich wertvolle Sachen einfach wegwerfen, weils einfacher ist als sie zu verkaufen, vor allem nicht, wenn offenbar die finanzielle Situation nicht so toll ist und sein wird (Lebenshaltungskosten-Unsicherheit wurde ja angesprochen).

  • Ich bin selbst Minimalismus-affin,kann aber verstehen, dass dir das zu radikal ist- doofe Situation !
    Könnte es klappen, dass ihr euch auf einen Kompromiss einigt? Im Grunde ists doch unfair, dass ihr über jedes Teil diskutiert. Vielleicht lässt sich in größerem Stil ein Mittelweg finden.
    Z.B.: Aufteilen in "meins-deins" bei den Büchern.
    Ich finde,am Besitz hängt ja ein großer Teil des Wohlfühlens. Das muss ihm doch klar sein?Und ebenso die Tatsache,dass man in der Frage, wieviel oder wenig man braucht, nicht missionieren kann?Die Bedürfnisse sibd und bleiben da einfach unterschiedlich.

  • Bei den Erinnerungsstücken hilft es oft schon, sie zu fotografieren um sie materiell loslassen zu können. Durch das Foto leben sie weiter.


    Seinen Weg find ich schon sehr krass. Den sehr minimalistischen Ansatz schon.
    Meine Idee wäre: jedes Familienmitglied daef sich eine Kiste mit Lieblingssachen packen. Der Rest wird soweit möglich erstmal an Leute verschenkt, die man kennt oder sich drüber sehr freuen. Dann an Bedürftige. Damit "leben die Sachen weiter", was den Abschied leichter macht.


    Ohne Schrank und Stuhl würde ich mich niht wohl fühlen. Aber die kann man vor Ort auch gebraucht schenken lassen, kaufen oder einfach aus Holzresten und alten Kartons basteln. (Bett dagegen müsste ich nicht unbedingt haben, Hauptsache Matratze ist da.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • mir geht es auch so - ich hänge an Gegenständen mit Erinnerungswert, mein Mann interessieren noch nicht mal Erinnerungen, denn was man nicht sofort erinnert, war wohl nicht wichtig. Das fühlt sich für mich an, als wenn er mich körperlich angeht und ich finde es in der Konfliktsituation immer schrecklich. Schließlich geht es mir so, wie es mir geht...


    Beim letzten Umzug habe ich immerhin alte Aufschriebe großzügig durchgeguckt und dann, schweren Herzens, weggeschmissen. Dabei habe ich viel geschmunzelt, mich an viele Dinge aus der Zeit erinnert, zu denen ich ansonsten keinen Zugang mehr hatte. Das war total schön. Und jetzt ist das aber auch wieder als Erlebnis präsent (und liegt mittlerweile schon wieder 6 Jahre zurück), was ich auch toll finde.


    Aber für das Gros weiß ich leider auch keine Lösung. Und nur mit Fotos, weiß ich nicht, ob ich den Weg gehen könnte.


    Viele Grüße und alles Gute,


    Hedera

  • mal zum verständnis: ihr habt nur 2,5 kubikmeter zeug und das ist ihm immer noch zu viel? oder hast du dich vertippt?


    wir hätten bei unserem letzten umzug einen 18-tonner gebraucht, das sind 90 kubikmeter.
    also ja, wir sind da wohl extrem, aber ich will damit ausdrücken: ich verstehe dich. wir haben viele erbstücke und dinge, an denen familiengeschichten hängen, teilweise von 5 generationen. die kann ich nicht weggeben.


    bei 2,5 kubik (wenn das stimmt) würde ich total streiken.


    meine lösung ist und wäre: lagerraum mieten.

  • Ich finde das auch krass, was dein Mann da verlangt. Hat das evtl. auch mit kulturellen Unterschieden zu tun, wie wichtig ihm Erinnerungen und Besitztümer sind?


    Ansonsten ist es zwar generell keine schlechte Idee nur mitzunehmen, was wirklich wichtig ist. Allerdings sollte er dir überlassen, an welchen Dingen zu hängst. Ich würde wohl danach gehen, was wirklich Erinnerungswert hat, welche DInge für den Alltag wichtig sind und welche Dinge besonders teuer wären, wenn man sie wieder anschaffen müsste.
    Dinge, die du wirklich gern verkaufen möchtest: Könnten das evtl. Freunde von dir hier in Deutschland übernehmen, so dass du sie nicht mitnehmen musst? Also z.B. Anzeigen einstellen und verwalten und dann nur noch die Freunde bitten die Sachen übergangsweise zu lagern und dann loszuschicken?

  • mh... ich konnte mich nicht trennen von meinen Sachen. Sie standen in Frankreich, sie standen in Schweden... ja vermutlich wären einige auch mit in die USA gekommen, wenn wir diese Idee nicht abgeblasen hätten. Die letzte große Umzug waren knapp 40 Kubikmeter... das ist das Geld was wird alle 2 bis 3 Jahre für einen großen Urlaub hätten - steckt alles in den Umzügen um sich von geliebten Möbeln nicht trennen zu müssen.


    Sry, für die unqualifizierte Antwort.



    noch ne Frage: 2,5 Kubikmeter sind doch für jeden nur eine Tasche?!

    ~*~ Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. ~*~


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  • schwierige Situation, wir haben das hier in ähnlicher Ausprägung, aber mit vertauschten Rollen (mein Mann hortet, ich brauche nur einige wenige Erinnerungsstücke. Das hat sich allerdings deutlich verändert seitdem wir Kinder haben, da hebe ich auch Einiges auf). Aber bei uns war immer klar, dass ich ihn halt zum Ausmisten anhalte, er aber alles mitnehmen darf, was er will. Hat leider zu Unzufriedenheit bei mir geführt, weil wir monatelang einen Raum als Lagerraum nutzen mussten und Platz hier in Paris ja eh so knapp ist. Aber ich kann ihn ja auch nicht zwingen seine Sachen wegzugeben. Nun denn, nach und nach sind die Dinhge verräumt worden oder aussortiert, mittlerweile stehen wir ganz OK da, das Zimmer ist wieder normal nutzbar ;) . Eine Lösung habe ich leider nicht für Dein Dilemma.


    Eine Sache aber noch: viele, die ich kenne, die nach Frankreich kommen als PostDoc oder Doktorand bleiben hier. Weil es hier früh Dauerstellen gibt und die recht komfortabel, wenn auch nicht so gut bezahlt sind. Und das Leben in Frankreich gerade mit Kindern und gerade als Wissenschaftler sehr viel angenehmer ist als in Deutschland (da kommt ihr her, oder? Wobei es in Ö auch nicht so viel anders ist als in D). Ich würde also bei deinen Überlegungen auch in Betracht ziehen, dass ihr nicht nur 2 Jahre bleibt. Btw: second Hand gibt es auch hier, aber statt e BA y wird hier 'le bon coin" viel mehr genutzt.
    Und falls ihr nach F in Europa bleibt, sollte dee Umzug ja deutlich günstiger werden als das, was ihr jetzt berappen müsst.

  • Also wenn es wirklich nur insgesamt 2,5 Kubikmeter wären, wuerde der Umzug wohl kaum mehrere tausend Euro kosten.


    Wenn euer Geld eh knapp ist, kann ich es gut verstehen, dass dein Mann die Kosten möglichst gering halten will.


    Wenn man Regale kauft, kann man eine kleinere Wohnung mieten als wenn man alles nur in die Breite stapelt. Dem Argument ist er sicher zugänglich.

  • Ich finde die Ansprüche deines Mannes sehr sehr sehr minimalistisch. Keine Stühle, keine Regale. Für mich gehören diese Gegenstände nicht in den Bereich “darauf kann man verzichten“.


    2,5 kubik? Das muss ein Schreibfehler sein. Ich fände aber auch 25 noch wenig. Wir hatten knapp über 35 vor 3 Wochen und der umzugsmann hat so getan als hätten wir viel Zeug. Dabei war ich so stolz, dass ich so viel ausgemistet hab.


    Ich bin auch für einen Kompromiss! Ich brauch son bissl Zeug auch zum Wohlfühlen. Meine lieblingsnoten, lieblingscds, lieblingsbücher, Lieblingspullis, Lieblingstassen. Ganz ohne Zeug könnt ich nicht...

    Mit einem Osterhäschen reich beschenkt ❤️

  • Ich finde Minimalismus nicht moralisch höher stehend. Wenn Ihr knapp bei Kasse seid, dann gibt es Diskussionsbedarf, wie man das angeht, aber es ist, meiner Meinung nach, völlig normal an Erinnerungsstücken zu hängen und, mehr noch, auch im Alltag einiges an Sachen zu nutzen.


    Ich habe viele Sachen in meiner Küche und nutze und liebe sie alle. Könnte ich ohne sie klarkommen, wenn es nötig wäre? Ja. Aber warum sollte ich? Für mich ist das Lebensqualität.


    Gerade das gute Hochzeitsgeschirr. Jetzt habt Ihr kleine Kinder, aber irgendwann ändert sich das auch mal wieder. Und deswegen soll das jetzt verramscht oder weggeschmissen werden?


    Das nützt Dir jetzt vielleicht nicht viel, weil du ja mit deinem Mann und nicht mit mir verheiratet bist, aber für mich klingt Durch, dass du schon viele Kompromisse eingegangen bist (Hochzeitskleid...), die Du eigentlich nicht wolltest. Und ich möchte Dich darin bestärken, dass ein Bedürfnis nach Dingen und Erinnerungen auch ok ist. Wir müssen nicht alle wie buddhistische Mönche leben.


    Zieht ihr in ein Land mit sehr knappem Wohnraum? Oder ist es 'nur' der Umzug?

  • Ich würde die Sachen unbedingt einlagern, gerade die Sachen der Kinder. Könnt ihr vielleicht einen Deal mit dem Nachmieter machen, vielleicht hat der einen Kellerraum oder Dachboden übrig. Gibt's Verwandte mit Platz? Es gibt in Großstädten doch auch so Lagerräume zum Anmieten oder auf dem Land mal einen Bauern fragen, viele vermieten da Stellplätze für Campingbusse etc. Da müsste man doch auch ein paar Schränke unterstellen können.


    Auch wenn ihr nicht hierher zurückkommt, aber vielleicht zieht ihr mal wieder in eine große Wohnung, so dass ihr die Sachen nachholen könnt.


    Minimalismus ist halt gerade chic, ich halte davon aber gar nichts. Wenn du ein schlechtes Gefühl dabei hast, mach das bitte nicht mit. Ein Leben ohne Möbel kann ich mir vorstellen, wenn es halt nicht anders geht, in Tokio oder Hongkong zum Beispiel. Aber sonst finde ich das zu anstrengend, gerade mit Kindern. Für die Kinder muss dieser Umzug doch sowieso eine große Umstellung sein, und dann sollen sie auch noch ihre Sachen weggeben? Ich finds eine Zumutung.