Wer war schonmal in Reykjavik?

Danke Ich hab zwar auch etwas Bammel, die Kinder so lange abzugeben. Und Fliegen ist immer wieder Aber langsam freu ich mich mehr, als ich Bedenken hab

Wir fliegen Ende Mai, das Wetter soll da einigermaßen sein. Ab 1. Juni beginnt die Touristensaison. Aber selbst wenn es schneien sollte, macht uns das eigentlich nichts aus. Gut, ein Schneesturm, wäre jetzt nicht so vorteilhaft und würde mich wohl von meinem geplanten Bad im Nordatlantik abhalten
Aber wenn man keine Lust auf Abenteuer hat, muss man halt in gemäßigtere Zonen reisen

Das wär ja mal witzig gewesen.

Du solltest keinefalls versäumen, die berühmte Hummersuppe von diesem uralten Mann am Hafen zu essen. Die soll legendär sein.

Ich kram das hier mal wieder hoch, wir sind seit vorgestern Abend wieder da. Und es war der absolute Hammer

Wir sind mit WOW Air geflogen, eine relativ kleine, recht neue isländische Fluggesellschaft. Mein Mann ist Meister im billigen Flug recherchieren...ich hatte ein bisschen Bammel, aber im Nachhinein muss ich sagen, es hat alles gut geklappt, die Flüge waren angenehm und wir haben uns gut aufgehoben gefühlt.
Um ca. 16 Uhr Ortszeit sind wir gelandet, wurden am Flughafen von unserer Autovermietung abgeholt und ein paar Km zu deren "Geschäftsgebäude" gefahren. Ein echt runtergekommener Hangar auf dem ehemaligen Militärgelände der Amis.
Nunja, das Auto war aber ok, ein echtes Schnäppchen und hat die drei Tage absolut gemacht, was es sollte.

Von dort aus sind wir erst mal zur blauen Lagune gefahren. Und ich muss sagen, ich hatte mir die Landschaft echt ganz anders vorgestellt. Eine riesige Geröllwüste, so weit man kucken kann. Und sonst nix, auf dem ganzen Weg. Keine Pflanze, kein Tier. Nur die Straße und Steine, Steine, Steine.
Und dann sieht man plötzlich am Wegrand einen stechend milchig-türkisen Bach. Der größte Kontrast, den man sich vorstellen kann. Zischen den schwarzen Lavasteinen konnte man schon das dazugehörige Kraftwerk erspähen und immer größere türkise Seen.
Die baue Lagune selbst war der Wahnsinn. Badewannenwarmes, dampfendes türkises Wasser. Soooo entspannend! Am Rand stehen Bottiche, wo man sich das Gesicht mit dem rausgefiltertem Silicea einreiben kann. Erst hab ich gezögert, weil die anderen sahen schon reichlich dämlich aus Aber dann dachte ich mir, was solls, mich kennt ja keiner. Und meine Haut ist heute noch zart und seidig wie seit 20 Jahren nicht mehr
Dort gibts auch einen warmen Wasserfall, Dampfbad, Sauna, eine Bar im Pool.
Also wer nach Island kommt, sollte unbedingt dahin gehen.
Wir waren so entspannt, wir konnten uns kaum rausmotivieren. Aber beim nächsten mal würde ich unbedingt eine badekappe aufsetzen. Richtig durchkämmen konnte ich meine Haare erst wieder 2 Tage später.

Dann sind wir zum Hotel gefahren, am alten Hafen mit Blick aufs Meer Wir hatten ja noch nichts gegessen, also sind wir als gleich noch zu der berühmeten Hummersuppe gelaufen. Eine ganz winzige Wellblechbaracke am Hafen, voll mit Seeleuten. Und die Hummersuppe war so unfassbar lecker!

Zurückgeschlendert an der Hafenpromenade und komatös ins Bett gefallen.

Am nächsten Tag haben wir vormittags ein wenig die Stadt erkundet und Souvenirs gekauft. Also Reykjavik ist ja echt nur ein aufgeblasenes Dorf Man darf echt keine pulsierende Großstadt erwarten. Eher unaufgeregt und gemütlich.
Spontan haben wir uns dann entschlossen, noch eine Bootstour mitzumachen, die zu einem Felsen mit Papageientauchern führte. Das beste war eigentlich die Fahrt selbst, die hat großen Spaß gemacht. Wir hatten richtig Seegang und Gischt und Meer und ach und überhaupt
Die Puffins haben wir dann auch gesehen, aber wegen Ebbe konnten wir nicht so nah an die Insel ran. Aber das machte uns nix.

Nach dem Essen (das war durchgehen überall großartig) sind wir dann einen Teil des Golden Circle gefahren. þingvellir war wirklich sehr beeindruckend, ich kann mir gut vorstellen, dass es auf die Wikinger sehr respekteinflößend gewirkt haben muss. Wunderschöne Landschaft mit Gletschersee, Krater und mächtige Felsspalten.

Dann wirklich das allercoolste auf dem ganzen Trip: die Geysire. In einem dampfenden, kochenden Feld schießt plötzlich eine 30 Meter hohe Wasserrsäule hoch, die größtenteils zu Dampf wird. Man muss es einfach gesehen haben. Wir standen ewig da und haben uns einen Ausbruch nach dem anderen angesehen. Toll. Einfach nur toll.

Unser letzter Halt war der Gulfoss, ein doppelter Wasserfall, dessen Gischt so enorm war, dass sie auf dem Felsen gegenüber eigene kleine Wasserfälle erzeugt hat. Man fühlt sich einfach nur klein und demütig neben so einer Naturgewalt. Zu dem Fluss und dem Wasserfall gibt es einige interessante Geschichten. Wenn es igrendjemanden interessiert

Wieder im Hotel waren wir um 0 Uhr. Und es war nicht dunkel, allenfalls dämmrig. Die Sonne ging zwar um 23.15 unter, aber dunkel wurde es, bis sie um 3Uhr nochwas wieder aufging, nicht. Das war schon irgendwie unwirklich.

Am nächsten Tag haben wir uns die Halbinsel Reykjanes angeschaut. Sind am Strand entlangspaziert, haben brütende Eiderenten beobachtet, sind über Felsen am Meer geklettert
Bei einem kleinen Zwischenstopp in einem lauschigen Fischerörtchen hab ich mich noch mit Schmuck aus Lavasteinen eingedeckt.

Unser nächstes Ziel waren dann Klippen, die wir uns unbedingt anschauen wollten. An der Straße war dann ein Parkplatz mit Erklärungsschild, welche Vögel da brüten usw. Es sah zwar weit aus (bis zum Horizont...) aber davon wollten wir uns nicht abschrecken lassen. Also sind wir tapfer bei wirklich starkem Wind den langen Fußpfad gelaufen bis zu dem erhöhten Punkt, den wir vom Parkplatz aus gesehen haben. Von dort aus wars mindestens nochmal doppelt so weit 8I Und der Weg war aus weichem Sand mit vereinzelten großen Steinen, also wirklich nicht spazierfreundlich.
Am Pfad entlang haben Touristen Steine gestapelt. Zu richtig mannshohen Türmen gebaut. Überhaupt auf ganz Island sieht man immer wieder diese Türme.
Insgesamt sind wir 1,5 Stunden zu den Klippen gelaufen.
Und wurden mit einem unglaublichen Ausblick belohnt. In den Felsen nisten hunderte? tausende? Seevögel. Fliegen hoch, lassen sich vom Aufwind hochtreiben, lehnen sich gegen den Wind. Man konnte gut beobachten, wie sie sich ins Meer stürzen und Fische fangen. Riesige Wellen klatschten an die Felsen. Ein wahnsinniger Ort.

Auf dem Rückweg waren wir irgendwie gar nicht mehr genervt von seiner Länge. Wir konnten plötzlich ganz anders wahrnehmen, was diese unendlich erscheinende Weite bedeutet. Das war direkt ein Aha-Erlebnis.
Nebenbei gesagt, hatte ich die gesamte Zeit auf der Insel vollen Handy Empfang, besser als zuhause. Das war sehr beruhigend im Nichts.

Nach einem kleinen Besuch an einem dampfenden, blubbernden, kochenden Feld mit Krater, haben wir den Abend in einer Bar ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen gings dann zurück...was nochmal ein Krimi war, denn wir hätten fast den Flug verpasst. Bei der Autovermietung war nämlich einfach keiner da 8I Und die sollten uns eigentlich zum Flughafen fahren. Nach langem hin und her sind wir dann selbst zum Flughafen gefahren, haben das Auto da abgestellt und den Schlüssel beim Parkservice hinterlegt.
In allerallerletzter Minute standen wir beim Boarding. Ich war dem Herzinfarkt nahe.

Das war jetzt ein Roman, Glückwunsch an jeden, der es bis hierher geschafft hat. Dabei hab ich mich gefühlt sehr kurz gefasst. Ich könnte erzählen und erzählen und erzählen... Ein großartiger Kurztripp

Das Hotel hat mein Mann bei Tripadvisor gefunden. Dem macht das großen Spaß zu recherchieren und zu vergleichen. Das ist für ihn schon der halbe Urlaub Wir waren im Fosshotel Baron. Kein super Luxus, aber das Zimmer war nett und sauber, das Bad neu, die Angestellten sehr freundlich und das Frühstücksbuffett lecker. Es gab echt nix auszusetzen.

Der Flug hat hin und zurück für 2 Personen 570 Euro gekostet.

Die Kinder hatten ihrerseits auch Urlaub. Völlig verwöhnt von meiner Familie, Freizeitpark, Indoorspielplatz, Abenteuerspielplatz, das volle Programm. Bis auf kurze Momente haben die uns überhaupt nicht vermisst.

Ich hab mal ein paar Bilder eingestellt
Island