Und wieder eine Geburts-Doku (Kaiserschnitt vs. vaginal)

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    Ist aus meiner Sicht schon bemerkenswert, dass es tatsächlich Ärzte gibt, die geplante Kaiserschnitte durchführen. Vor dem Hintergrund der Komplikationsraten und der Forschung zu Immunrisiken der Kaiserschnitte...erschließt sich mir persönlich nicht.


    Komischerweise dachte ich auch immer, dass das gar nicht erlaubt sei - ohne wirkliche medizinische Indikation (also schwere Traumata, Ängste etc.). Weiß da jemand mehr?



    Zur Warnung: Es geht da auch um Frauen, die ungewollt einen Kaiserschnitt bekamen. Bitte tut Euch die Doku nicht an, wenn Euch das triggert!!!

  • eine Bekannte von mir hatte zwei Wunschkaiserschnitte, weil sie es nicht eingesehen hatte, Wehen zu ertragen. Beim ersten Kind war es wohl ein längerer Kampf, bis die FA eine entsprechende Empfehlung an die Klinik ausgestellt hat, beim zweiten Kind war das dann wohl kein Problem mehr.

  • Sehr interessante Doku, empfehlenswert #ja


    Ich kenne niemanden, der in den letzten Jahren keinen Kaiserschnitt bekommen hätte, wenn er gewünscht worden ist... Das ist eben ein Teil der "Selbstbestimmung", hat der operierende Arzt in der Doku auch genau so gerechtfertigt.
    Es ist richtig tragisch, was da passiert. Gut, dass es auch so eine "pro-natürliche-Geburt" Berichterstattung gibt!

  • Ich werde mir die Doku mal in Ruhe ansehen. Aber ich kenne einige, die einen Wunschkaiserschnitt hatten und es war bei keinem ein Problem. Mir fällt es schwer, das nachzuvollziehen und da darf ich mir dann immer blöde Sprüche anhören, weil ich ja zwei ungeplante Sectios hatte und somit den Geburtsverlauf bis zum Ende nachvollziehen kann.

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

  • Eine Freundin von mir hatte nach 2 traumatischen vaginalen Geburten unter massiver medizinischer Intervention einen Wunsch-Kaiserschnitt. Das kann ich absolut nachvollziehen. Sie sagt, ohne diese Option hätte sie sich niemals für ein 3. Kind entschieden.

  • @Fräulein Manfred: Genau so hatte ich das verstanden. Dass man Frauen mit Traumata oder massiven Ängsten diese Option eröffnet, um ihnen eine untraumatische Geburtserfahrung zu ermöglichen. Und da sehe ich auch eine klare medizinische Indikation.



    Im ethischen Kanon hierzulande kommt ja seit 2010 (?) auch die Spätabtreibung vor, die auch mit der Gesundheit der Mutter begründet werden darf. Wenn es so weit geht dann sollte eine ganz normale Geburt doch mindestens untraumatisch für die Mutter ablaufen, soweit es sich irgend bewerkstelligen lässt, oder?


    Trotz all dieser Überlegungen fällt es mir etwas schwer, den Wunschkaiserschnitt als möglichen Geburtsweg vollkommen nachzuvollziehen...

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde, die Sache hat zwei Seiten:
    Die Entscheidung der einzelnen Frau - die hat NIEMAND zu werten oder verurteilen. Es ist ihr Körper und ihre Gründe sind zu respektieren.
    Die gesellschaftliche Komponente ist was Anderes: warum haben Ärztinnen Angst, zuzuwarten? Warum trauen sich viele Frauen nicht mehr zu, die Kraft für die Geburt zu haben? Braucht es mehr Informationen? Wird es noch viel schlimmer werden in D, weil die Hebammen immer weniger werden?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Das wäre für mich tatsächlich eine ernstzunehmende, individuelle Indikation, und kein Wunschkaiserschnitt im landläufigen Sinne.

    Und damit kommen wir zu einem (für mich) wichtigen Punkt:
    Soweit ich weiß gibt es keine klare Definition darüber, was ein WKS überhaupt ist und was nicht.
    Und solange das der Fall, werden zu viele Dinge in einen Topf geworfen, als daß man sinnvoll und zielführend darüber diskutieren könnte.


    Ich hatte 4 KS und auch wenn die nicht alle zwingend notwendig waren, mein Wunsch wäre für meine Geburten ein anderer gewesen.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • eine freundin von mir hatte einen wunschkaiserschnitt wegen grosser angst vor der geburt inkl. komplettem zusammenbruch in der schwangerschaft.


    eine bekannte hatte zwei wunschkaiserschnitte, weil der sie behandelnde (sie musste für die schwangerschaft "nachhelfen") arzt ihr erklärte, dass er nur kaiserschnitte mache, sie müsse sonst zu jemandem anderen gehen, und sie doch jetzt, wo sie so lange gewartet hätte, kein risiko eingehen wolle. auch beim zweiten hat es in dem fall für den kaiserschnitt noch "gereicht", denn oops, der wollte sich doch tatsächlich vorher ungeplant von selbst auf den weg machen, herje.


    in beiden fällen war von kindslage etc. im vornherein -kein- kaiserschnitt notwendig.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich glaube ja, dass es eine zeitlang sehr "in" war einen Kaiserschnitt zu machen.


    Einmal glaube ich wirklich, dass plötzlich bei jeder kleinsten Abweichung die Option eines Kaiserschnitts besprochen wurde.
    Und dann glaube ich, dass Frauen eben auch "Angst" gemacht wurde mit Dammschnitt, Beckenbodenproblemen usw.


    Diese Option zu entscheiden war da und es klang oft als risikolosere Methode ein Kind zu bekommen.
    Die kleinen Problemchen der Kinder konnten medizinisch gut behoben werden.


    Erst jetzt wird langsam klarer, was das auch langfristig bedeuten kann. Jetzt hat man auch einfach mehr Kaiserschnittkinder und Vergleichsmöglichkeiten.


    Ich denke, eher dass sich da wieder etwas in die andere Richtung bewegen wird und den Frauen wieder mehr die Vorteile einer natürlichen Geburt gezeigt werden.


    Die Wahlfreiheit sollte es trotzdem weiter geben, denn ich denke auch, dass jede Frau das entscheiden sollte.


    Nur werden den Wunsch vielleicht weniger Frauen haben.

  • Hm, es kann doch aber nicht sein, dass man Frauen mit falschen Tatsachen Angst macht. Beckenbodenprobleme kann es auch nach einem KS geben, da die hormonellen Veränderungen ja vom Geburtsmodus unabhängig sind. Stuhlinkontinenz ist da noch was anderes...wenn man denn von Folgen reden will.


    Was ich da eher sehe, ist, dass die Ärztinnen und Ärzte natürlich aufklären müssen. Schon aus haftungsrechtlicher Sicht. Dass dies und jenes eben mit soundsoeiner Wahrscheinlichkeit etc... Klar, ob mans hören will oder nicht. Meine Hebammen mussten mich ja auch aufklären, dass sie im Ernstfall eine/n Medinziner_in hinzuziehen müssen - auch, wenn ich sowas nicht hören will.


    Zudem will auch keine Mutter, die einen ungeplanten Kaiserschnitt hatte und sich damit nicht gut fühlt, hören, dass das eventuell lebenslange Folgen für ihr Kind haben wird - Stichwort Allergierisiko.


    Das Problem, was sich immer wieder darstellt, ist unser heutiges (Halb?)Wissen und die Optionenvielfalt. Das ist wie mit dem Joghurt im Supermarkt. Es wird immer öfter und immer mehr, worin wir uns entscheiden dürfen müssen. Folglich sollte alles wohlüberlegt sein.


    Ich komme, je länger ich lebe, immer mehr zu dem Schluss, dass das tatsächlich wichtigste Buch, das ich je gelesen habe, Ulrich Becks "Weltrisikogesellschaft" ist. Denn er schreibt explizit, dass wir keine Wissens- sondern vielmehr eine Nichtwissensgesellschaft sind. Wir kommen mit all diesen Informationen nicht mehr klar. Einordnen, Bewerten, Abwägen.


    Im Ergebnis kann man es nur falsch machen. Der Druck dadurch ist enorm - für Frauen, die tatsächlich nur das Beste wollen, aber gar nicht genau wissen, was das Beste ist.


    Und für alljene, die sich unter der Geburt massiv entmündigt fühlen. Und das finde ich schrecklich. Wenn man dem Glauben schenken darf und es da in den allermeisten Fällen um Geld, Haftung oder mangelnde Erfahrung geht.


    Aber wie ist es denn als Klinikärztin/-arzt. Haftet da nicht die Klinik, wenn etwas passieren sollte? Dass Assistenzärzt_innen eine OÄ/einen OA hinzuziehen, ok. Aber dass man, wenn man nach bestem Wissen und Gewissen handelt, nicht abgesichert ist, das kann ich mir nicht vorstellen.

  • Nach 2 traumatischen vaginalen Geburten und bestimmten daraus resultierenden gesundheitllichen Risiken für mich bei weiterer vaginaler Geburt wurde mir beim 3. Kind trotz Empfehlung meiner Ärztin der Kaiserschnitt verweigert ("Wunschkaiserschnitt machen wir nicht"). Sowas gibts also auch. Wunschkaiserschnitt ist für mich eigentlich was anderes, wenn nämlich ein Kaiserschnitt gemacht wird ohne jegliche medizinische Indikation z. B. aus organisatorischen Gründen. Hat viel damit zu tun, wie das Krankenhaus zu dem Thema eingestellt ist, bei Kind 1 (anderes Krankenhaus, anderes Bundesland) musste ich mich massiv gegen einen KS wehren.

    Liebe Grüße, Lillian

    "Okay Hazel Grace?"

    Einmal editiert, zuletzt von Lillian ()

  • Wunschkaiserschnitt ist für mich wie Wunschvaginalgeburt. Es macht begrifflich keinen Sinn. Das "Wunsch" soll implizieren, dass es keinen wichtigen Grund für den KS gibt, aber sobald eine Frau einen Geburtsmodus einem anderen vorzieht, tut sie das aufgrund irgendeines Grundes, ob sie den klar formulieren kann oder nicht. Es ist damit zwingend ein begründbarer Kaiserschnitt.
    Die Frau hat einen für sich wichtigen Grund, einen Kaiserschnitt zu wählen. Das Wichtige für mich ist, dass sie die Entscheidung über den angestrebten Geburtsmodus informiert treffen kann.

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Ich finde, die Sache hat zwei Seiten:
    Die Entscheidung der einzelnen Frau - die hat NIEMAND zu werten oder verurteilen. Es ist ihr Körper und ihre Gründe sind zu respektieren.
    Die gesellschaftliche Komponente ist was Anderes: warum haben Ärztinnen Angst, zuzuwarten? Warum trauen sich viele Frauen nicht mehr zu, die Kraft für die Geburt zu haben? Braucht es mehr Informationen? Wird es noch viel schlimmer werden in D, weil die Hebammen immer weniger werden?


    Liebe Grüsse


    Talpa


    Wunschkaiserschnitt ist für mich wie Wunschvaginalgeburt. Es macht begrifflich keinen Sinn. Das "Wunsch" soll implizieren, dass es keinen wichtigen Grund für den KS gibt, aber sobald eine Frau einen Geburtsmodus einem anderen vorzieht, tut sie das aufgrund irgendeines Grundes, ob sie den klar formulieren kann oder nicht. Es ist damit zwingend ein begründbarer Kaiserschnitt.
    Die Frau hat einen für sich wichtigen Grund, einen Kaiserschnitt zu wählen. Das Wichtige für mich ist, dass sie die Entscheidung über den angestrebten Geburtsmodus informiert treffen kann.

    Diesen beiden Post kann ich mich nur anschliessen und zusätzlich betonen, dass ich es für fatal halte jemandem der eine entscheidung trifft die ich persönlich nicht nachvollziehen kann zu unterstellen er träfe diese fehl- oder gar falsch informiert.


    Kiwi

  • @krötenmutti, damit meine ich nichtmal zwangsläufig die Ärzte, sondern das, was so erzählt wird.
    Ich hab ja mein erstes Kind eher früh bekommen. Ich war zumindest hier eine der ersten im Freundeskreis.


    Dadurch habe ich die meisten Schwangerschaften im gleichaltrigen Familien- und Freundeskreis mitbekommen, als ich selber schon Schwangerschaft und Geburt erlebt habe.


    Ich habe also auch eine relativ lange Zeit der Veränderung und Informationen, mitbekommen und wurde oft gefragt:
    Stimmt es eigentlich, dass XY....


    Da gib es dann um so Sachen wie:


    Nach einer Vaginalgeburt, kannst du tagelang nicht laufen, weil dein Beckenboden so kaputt ist.
    Nach einer Vagnialgeburt blutest du viel mehr und länger, als nach einem Kaiserschnitt.


    Und da ist dieses: "Man kann ja auch einen Kaiserschnitt machen lassen", eine zeitlang immer mehr geworden.


    Also wirklich diese Überlegung (ohne direkten medizinischen Grund), wie bekomme ich mein Kind Kaiserschnitt vs. natürliche Geburt.


    Das ist (nach meinem Gefühl) wieder etwas rückläufig.


    Und doch, ich finde schon, dass man bei einem geplanten Kaiserschnitt eben auch die möglichen Folgen für die Kinder besprechen muss, die ja jetzt eben erst nach und nach herauskommen.


    Ich finde eben auch, dass man bei einem Kaiserschnitt Nutzen und Risiko abwägen muss.
    Und da ibt es gute Gründe, dass eben das mögliche Asthma in Kauf genommen wird.


    Das ist bei anderen Operationen doch auch so.

  • Diesen beiden Post kann ich mich nur anschliessen und zusätzlich betonen, dass ich es für fatal halte jemandem der eine entscheidung trifft die ich persönlich nicht nachvollziehen kann zu unterstellen er träfe diese fehl- oder gar falsch informiert.

    Ja, Kiwi, genau das wollte ich eigentlich nicht.


    Ich kann es nur einfach schlecht nachvollziehen und würde tatsächlich gerne wissen, ob das "so einfach" geht. Anscheinend ist dem ja nicht so und der Wunsch der Frau nach einem (indikationslosen) KS wird in der Regel nicht erfüllt.


    Weil ich dafür bekannt bin bringe ich noch mal ein völlig unzusammenhängendes Beispiel: Ein Freund von mir musste massiv um eine Mastektomie im Rahmen einer Geschlechtsangleichung kämpfen. Auch da geht es ja um die Abwägung des Eingriffs, der sich sicherlich in der Tragweite (nicht, was die "Folgen" betrifft, sondern Narkose, Risiken unter der OP etc.) mit einem Kaiserschnitt vergleichen lässt. Ein Kaiserschnitt ist ja auch keine schnelle Furunkelverödung. Da ging es natürlich auch um Folgen und psychologische Gründe etc. Aber für mich spielt das, allein was den Eingriff angeht, eben in der gleichen Liga. Und ich finde es eigentlich gut, dass man da nicht ohne weiteres sagen kann "das machen wir jetzt", weil so eine OP ein Risiko und eine Belastung darstellt.


    Und ich vergleiche hier sehr bewusst nicht mit der plastisch-ästhetischen Chirurgie. Das ist noch mal ein eigenes Feld - und da habe ich auch im näheren Umfeld keinen Vergleich, den ich heranziehen könnte.

  • naja, in meinem zweiten beispiel war der kaiserschnitt ja völlig indikationslos. einfach, weil der arzt meinte, das mache man jetzt so - und meine bekannte war natürlich unsicher und wollte ja auch nicht, dass was passiert. zusätzlich gebar sie in einer privatklinik mit sehr hoher kaiserschnittrate (da muss man die ganzen komplizierten fälle rausrechnen, alles, was in irgendeiner form nicht normale schwangerschaft oder gefahr für komplikationen ist, geht hier in die uniklinik).
    der arzt hatte vermutlich aber keine probleme damit, die sache als irgendwie medizinisch notwendig zu gestalten. wer sollte das denn hinterfragen?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7