Aufräum-Prinzipien

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  • Also, das mit dem Ordnen und Sortieren, das macht unser Vierjähriger auch. Er hat schon mit anderthalb alle Schuhe in einer Reihe im Flur aufgestellt, und neulich hat er alle Plüschtiere in einer Reihe ausgelegt, auf der Treppe beginnend durch die gesamte obere Etage. Die durften dann auch nicht mehr weg. Als Erwachsener stelle ich mir was anderes unter Ordnung vor! #freu
    Mein Problem ist, daß ich solche Aktionen ganz süß finde und dann nicht überzeugend genug verlangen kann, alles wieder richtig zu räumen.
    Wo ich hingegen sehr penibel bin, ist bei Brettspielen: Nach dem Spielen wird sofort wieder alles eingeräumt, und ich nehme mir auch die Zeit, alle Teile nachzuzählen. Und wenn ein Spielstein fehlt, wird der gesucht, bis der wieder da ist. Wir haben auch alte Spiele, wo man keine Teile nachkaufen kann, damit kann man nicht schlampig umgehen!


    Ansonsten ist mein Ideal, daß es für jedes Ding einen Platz gibt. Leider haben wir zu viele Dinge für zu wenig Platz...

  • Hallo,


    ich bin auch mit Wegwerf-Drohungen groß geworden.


    Haushalt war nicht superordentlich aber auch nicht superchaotisch, irgendwas dazwischen, so wie man es halt schafft, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten gehen und andere Prioritäten als geleckte Böden haben.


    Ich selber war allerdings schon immer ziemlich chaotisch, ich vermute außerdem, ich bin ADSler.
    Diese Drohungen machen mich hilflos., Sie halfen mir kein bisschen, denn ich KONNTE nicht aufräumen und ich KONNTE auch nicht "aufräumen wollen", wenn man versteht, was ich meine.


    Diese Drohungen haben mir mein Sicherheitsgefühl genommen.Als ich klein war, fühlte ich mich permanent schuldig, weil idh meine Dinge und Stofftiere durch meine Unfähigkeit in Gefahr brachte (schließlich bin ICH schuld, wenn die armen Viecher, die für mich ja alles fast lebendig waren, im stinkenden M+üll landen". Und als ich größer war, haben sie verhindert, daß mein Zimmer wirklich MEIN Ort wurde. Ich war ja nie sicher, ob irgendwer kam und Zeug von mir wegwarf... dahat mich diese Androhung von Übergriffen auf MEINE Dinge (so hab ich es empfunden) eher wütend gemacht.


    Besser oder effektiver aufräumen konnte ich deswegen noch lange nicht und kann es leider bis heute nicht.


    Meine Kinder haben das leider zum Teil von mir gewerbt, aber Wegwerf-Drohungen gehen gar nicht. Niemals unter gar keinen Umständen...


    Ob aufräumende Kinder etwas Besonderes sind?


    Nein, das glaube ich nicht.
    Zum einen haben viele eine Phase, in der sie sehr penibel sind und zum anderen ist da ganz viel "Persönlichkeit" dabei. Ich habe ja 4 Kinder die alle mit der gleichen menge an Ordnung bzw. Chaos groß geworden sind und habe von "durchstrukturiert und freiwillig super aufgeräumt" über "Normal chaotisches Teenyzimmer" bis "eine SEHR eigenwillige Form von "für Fremde undurchschaubare Form der Streuordnung + Hund" alles dabei.


    Ich denke inzwischen, das ist mehr angeboren als anerzogen. Wer dauerhaft ordentliche Kinder hat - Glück gehabt #ja
    (Ich kenne eine Familie, da sind selbst die Zwillinge in der Beziehung von Grund auf verschieden, da kann man ja nun wirklich von ähnlichem Erleben und ähnlicher "Erziehung" ausgehen)

  • Guten Abend,


    Diese Drohungen machen mich hilflos., Sie halfen mir kein bisschen, denn ich KONNTE nicht aufräumen und ich KONNTE auch nicht "aufräumen wollen", wenn man versteht, was ich meine.


    Diese Drohungen haben mir mein Sicherheitsgefühl genommen.Als ich klein war, fühlte ich mich permanent schuldig, weil idh meine Dinge und Stofftiere durch meine Unfähigkeit in Gefahr brachte (schließlich bin ICH schuld, wenn die armen Viecher, die für mich ja alles fast lebendig waren, im stinkenden M+üll landen". Und als ich größer war, haben sie verhindert, daß mein Zimmer wirklich MEIN Ort wurde. Ich war ja nie sicher, ob irgendwer kam und Zeug von mir wegwarf... dahat mich diese Androhung von Übergriffen auf MEINE Dinge (so hab ich es empfunden) eher wütend gemacht.


    Besser oder effektiver aufräumen konnte ich deswegen noch lange nicht und kann es leider bis heute nicht.

    hier kann ich sofort unterschreiben, das beschreibt ziemlich genau, was für Gefühle dieses Aufräumthema in mir ausgelöst hat. Vor allem das "ich kann nicht wollen" ist ein Thema, das mich heute noch begleitet (auch beim Aufräumen und sonstigem Haushaltskram, aber das habe ich inzwischen ganz gut im Griff, aber Papierkram ist furchtbar. Ich kriege es zwar irgendwann hin, aber es ist echt Quälerei. Nicht wollen zu können, obwohl ich weiss, dass ich muss, und das schlechte Gewissen, das ich dann kriege, weil ich den Willen nicht aufbringen kann, und wenn es dann endlich geschafft ist, kein Erfolgserlebnis, sondern eher das blöde Gefühl, dass ich mich total angestellt und mir selber im Weg gestanden habe und alles viel schneller und einfacher hätte haben können ... gruselig.)


    Ich hatte zwar das Glück, dass meine Mutter nur extrem selten mit den Wegwerfdrohungen um die Ecke kam, aber Entscheidungen darüber, welche Dinge / Bücher/ Kleidungsstücke ich noch brauche oder nicht, sind häufig über meinen Kopf hinweg getroffen worden. So hatte ich auch oft das Gefühl, dass meine Privatsphäre nicht respektiert wird bzw. hatte lange gar kein Gefühl dafür, wie und wieweit ich mich abgrenzen wollte. Aber die Wegwerfdrohungen kamen häufiger von der Mutter einer Klassenkameradin von mir. Ausserdem hat die auch, wenn sie den Kleiderschrank zu chaotisch fand, mal eben mit dem Arm die Klamotten aus den Fächern gefegt und sofortiges ordentliches Wiedereinräumen verfügt, egal ob Spielbesuch (in dem Fall ich) gerade da war. Ich hab mich dann immer ganz schrecklich beklommen gefühlt, weil mir das so lieblos und eben übergriffig wie von Trin beschrieben vorkam.


    Bei meinem Sohn versuche ich daher, das leidige Aufräumthema nicht so riesig werden zu lassen. Mein Mann kriegt öfters die Pimpernellen, weil er vermutlich der Einzige in unserer Familie mit einem normalen Verhältnis zur Ordnung ist. Mein Sohn hat ADS, ich habe Asperger und zum Leidwesen meines Mannes ein sehr entspanntes Verhältnis zu herumstehenden Legobauten.


    Wenn Ordnung machen wirklich nötig ist, helfe ich dabei mit, bestehe aber darauf, dass der Herr Sohn mit anpackt und nicht z. B. mittendrin feststellt, dass "die Olchis bei den Berggorillas" total lustig sind und liest, während ich die restlichen Bücher ins Regal stelle. An schlechten Tagen kommandiere ich dann rum wie ein Drillsergeant, während er sich missmutig mit jedem Legostein einzeln quält und alle 5 Minuten an einem anderen hochspannenden Spielzeug festwächst. An guten Tagen können wir einzelne Bereiche um die Wette aufräumen und sind in 15 Minuten fertig. Meistens ist es irgendwo dazwischen ...


    Wenn mein Mann mit dem Kind aufräumt, dauert es meist so 20 Minuten. Mein Mann sagt dann z.B. "So, räum die Bücher ins Regal, während ich den Legobagger in die Kiste stelle", Kind sagt "o.k.", schnappt sich " die Olchis bei den Berggorillas" , stellt sich neben das Bücherregal und liest. Mein Mann sagt dann nochmal "he, mach mal weiter, ich will hier nicht alles alleine machen" , Kind sagt "Hm, ja, gleich", sinkt neben dem Bücherregal in die Hocke und liest. Aber immerhin bedankt er sich hinterher ganz ehrlich gemeint beim Papa.


    Heute hat er übrigens seinen leeren Joghurtbecher in den gelben Sack gesteckt und den Löffel in die Spülmaschine, ohne, dass ich etwas gesagt habe! #super #super

  • Bei uns zuhause war es super ordentlich. Ich musste auch jeden Samstag alle meine Regalbretter u.ä. abstauben, herumliegen durfte ohnehin nie etwas (war aber auch kein großes Problem, da meine Mutter tagsüber gearbeitet hat und ich so lange bei der Oma war, also auch gar nichts herausziehen konnte) Ordentlich bin ich dadurch aber nicht geworden.


    Mein Vater (meine Eltern lebten getrennt) war dagegen super chaotisch. Das war sogar mir manchmal zu viel und ich habe freiwillig zu seinem Uraltmodell von Staubsauger gegriffen ;)


    Bei uns gibt es jetzt einen im Vergleich zu meinem Vater super ordentlichen Haushalt, im Vergleich zu meiner Mutter einen super chaotischen ...


    Mein Sohn kommt vom Aufräumen her dann eher nach mir (das ist in Ordnung), meine Tochter wohl leider nach ihren beiden Opas ... die Grenze ist erreicht, wenn ich keinen Weg mehr durch ihr Zimmer finde, dann muss sie aufräumen. Mit Wegschmeißen habe ich aber noch nie gedroht ... aber sie kann dann halt nicht spielen gehen, bis ihr Zimmer wieder begehbar ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich schließ mich Trin damit an, dass das angeboren ist.
    Klar, eine gewisse Begleitung kann die Fähigkeit dann verstärken oder gar töten, aber wirklich jmd ordentlich MACHEN kann man nicht.


    Fürs Protokoll: Ich der totale Schlumpi in der Kindheit, meine kleine Schwester sehr ordentlich.
    Heute sind wir beide Ordentlich. Kam dann bei mir von allein mit der 1. Wohnung.

  • Hallo,


    Zitat

    Entscheidungen darüber, welche Dinge / Bücher/ Kleidungsstücke ich noch brauche oder nicht, sind häufig über meinen Kopf hinweg getroffen worden. So hatte ich auch oft das Gefühl, dass meine Privatsphäre nicht respektiert wird bzw. hatte lange gar kein Gefühl dafür, wie und wieweit ich mich abgrenzen wollte. Aber die Wegwerfdrohungen kamen häufiger von der Mutter einer Klassenkameradin von mir. Ausserdem hat die auch, wenn sie den Kleiderschrank zu chaotisch fand, mal eben mit dem Arm die Klamotten aus den Fächern gefegt und sofortiges ordentliches Wiedereinräumen verfügt, egal ob Spielbesuch (in dem Fall ich) gerade da war. Ich hab mich dann immer ganz schrecklich beklommen gefühlt, weil mir das so lieblos und eben übergriffig wie von Trin beschrieben vorkam.


    Das kenne ich beides.


    Das Sachen plötzlich einfach weg waren, ohne es abzusprechen (als meine Kinder da waren, hätte ich gern das ein oder andere Stück aus meiner Kindheit für sie gehabt und mir ist erst da bewusst geworden, dass im Grunde nichts mehr davon da war.


    Das war aber damals wohl normal so, zumindest hat meine Mutter mir oft vorgeschlagen, es bei meinen Kindern ähnlich zu machen. "Die merken gar nicht, das der Kram weg ist und wenn, vermissen es nur kurz".


    Und diese weit ausholende Armbewegung, die alles auf den Boden fegte mit dem Spruch "Du darfst erst ... wenn es hier picobello ist" und das Gefühl wie man verzweifelt und hilflos vor dem überwältigenden Haufen hockt und so blockiert sit,dass man nicht mal ANFANGEN kann ...kenne ich auch gut.


    Auf die Weise habe ich meine einzige Chance, voltigieren zu gehen, verpasst. Eine Freundin wollte mich mitnehmen, weil an dem Tag ein Platz frei wurde, was sonst nie vorkam, weil die Plätze immer anderweitig weitervergeben wurden. Alles war geklärt, meine Eltern im Grunde einverstanden damit.
    Tja, ich durfte nicht mit, weil mein Vater beschlossen hatte, ich müsse ausgerechnet JETZT erst XY aufräumen. Die Woche drauf war der Platz natürlich besetzt.


    Oder einmal, wo er drohte, meinen Monchichi zu zerschneiden und wegzuwerfen wenn mein Zimmer nicht bis XY Uhr picobello wäre... (Ich wusste, ich KONNTE das nicht schaffen und habe regelrecht geschrien vor Panik... (Vielleicht übertrieben, aber ich liebte das Viehch so, hab ihn bestrickt und betüddelt...).


    Das sind Momente, die ich heut noch in Kopf und Gefühl habe...
    Klar waren sie verzweifelt mit mir und meinem Chaos, ich war WIRKLICH chaotisch - und nicht nur "gefühlt chaotisch" so wie bei anderen Leuten, die nur behaupten, ihr Kind sei so furchtbar unordentlich und das Zimmer sei heute wieder soooo schlimm - und dann sieht es da aus wie bei mir NACH dem Aufräumen.


    Aber nein, Aufräumen mit Drohungen irgendwelcher Art geht für mich überhaupt nicht.

    • Offizieller Beitrag

    @Trin, ich kann das total nachfühlen und ich merke grad, dass ich das als Kind auch nicht konnte. Nur hatten meine Eltern nicht so doofe Ideen wie Deine, sondern haben es einfach mit mir gemeinsam gemacht. spaß hatte ich trotzdem nicht dabei, aber fands dann hinterher gut, das hat mich motiviert.


    Heute bin ich so ordentlich, weil ich eins weiß: Wenn es erstmal zu viel ist, sitze ich im Haufen und weiß auch nicht, wo ich anfangen soll.
    Daher hab ich mir ein eiserne Disziplin antrainiert, denn ich brauche Ordnung, sonst bin ich gestresst.
    (Wenigstens in meinem Raum und den Gemeinschaftsräumen, in den Räumen meiner "Männer" kann ich ja die Tür zu machen oder wegschauen ;-))
    Ich glaube aber, dass ich diese Disziplin nur lernen konnte, weil meien Eltern mich unterstützt haben.

  • meinen Monchichi zu zerschneiden und wegzuwerfen


    ;( <X #sauer


    wie grausig und furchtbar ist DAS denn!


    also, ich finde nicht, dass ordnung überwiegend angeboren ist und glaube, man kann (und sollte) eine gewisse ordnung lernen. aber DAS sorgt m.e. für das absolute gegenteil, wenn ordnung mit plünderung und sadistischer psychoqual assoziiert wird.


    richtig herbe. bei uns früher war es nie besonders ordentlich, am allerschlimmsten in meinem zimmer. das hat aber nie wen gekümmert. ich habe drunter gelitten und es mir mit 14 selbst erarbeitet. seitdem halte ich größtenteils ordnung (ist aber auch nicht exzessiv, ich lasse halt nur keine unordnung einreißen und löse immer mal wieder hotspots wie kramschubladen etc. auf).


    lg patrick

  • Ich denke, es ist für Kinder leichter aufzuräumen, wenn die Strukturen dafür passen und die müssen Eltern schaffen. Gibt es ausreichend Stauraum (ausreichend heißt, es muss, wenn alles aufgeräumt ist, immer noch "Luft" im Schrank / Regal / in der Kiste sein. Je klarer definiert ist, wo was hinkommt, umso leichter.


    Außerdem macht es Sinn, die Familie zu beobachten, und dort, wo Dinge im Alltag abgelegt werden, sie auch aufzubewahren. Wenn auf einer Regalecke immer die Haarklammern landen, kommt dort eben ein kleines Körbchen für Haarklammer hin usw..


    Ansonsten denke ich, muss jede/r seine Wohlfühlstil finden. Problematisch wird es / zur Belastung wird es, wenn man ständig suchen muss. Auch beim Staubsaugen ist es nervig, wenn zuviele Kleinteile auf dem Boden liegen. In einer Wohnung wie aus dem "ZEN-Lehrbuch" würde ich mich nicht wohlfühlen.


    Als Kind musste ich immer aufräumen, wenn Besuch kam. Ich konnte am aufgeräumten Schreibtisch aber schlicht keine Hausaufgaben machen / mich konzentrieren. Das heißt, wenn der Besuch ging, habe ich mir einen ganzen Stapel Bücher usw. geholt, die wild auf dem Schreibtisch verteilt / gestapelt usw., bis ich eine anregende Arbeitsatmosphäre hatte.


    Meine Erfahrung ist, kreative Sachen gehen besser in einer chaotischen Umgebung, strukturierte Arbeiten (z.B. irgendwelcher Behördenkram), wenn alles ordentlich aufräumt ist. In dem Zusammenhang fand ich mal eine Bilderzusammenstellung von Schreibtischen in verschiedenen Arbeitskontexten spannend. Die Kreativ-Journalisten verschwanden zwischen riesigen Papierbergen, die Nachrichtenjournalisten, die am Abend pünktlich ihre 8min Nachrichten fertig haben mussten, hatten sehr aufgeräumte Schreibtische.
    Von daher denke ich, dasss auch Chaot/inn/en ihre Existenzberechtigung haben, auch wenn in der Öffentlichkeit das "Möbelhausambiente" zum Ideal stilisiert wird.

  • Hallo,


    ich denke, daß Ordnungssysteme durchaus erlernt werden können, genau so wie Aufräumstrategien usw.
    Ich selber glaube, ich könnte diesbezüglich sogar Schulungen halten...


    Das Umsetzen ist aber eine ganz andere Sache. Natürlich geht auch das in einer grundlegend sinnvoll strukturierten Umgebung einfacher als in einer,die schon mal gar keine Anhaltspunkte bietet und mit regelmäßiger wohl wollender Unterstützung besser mit Angst und Zwang.


    Wer unordentlich ist, weil ihm "nur" (ich weiß, das ist im Kinderleben kein "nur") Vorbild, Hilfe und das nötige Wissen fehlen, kann sich das auch später nach und nach aneignen und wird dann vermutlich zu seinem Maß an Ordnung finden.


    Aber für Leute, die innendrin von Grund auf chaotisch sind, wird es trotz aller erlernter Strukturen und Systeme und auch mit einem gut struturierten Basis immer eine Herausforderung bleiben.
    Auch wenn das für "ordentlich veranlagte" Leute nur sehr schwer nachvollziehbar ist und sie denken "man muss doch einfach nur..." (System X folgen, regelmäßig ein bisschen tun, immer sofort ... machen, einfach dran denken, zu ...)


    Das Problem ist halt, daß genau das mit Chaoskopf eben nicht "einfach" IST. Und manchmal sogar nicht mal nur "schwer" sondern sogar unmöglich.

  • Mich triggert das Thema auch ziemlich an, denn mir erging es wie einigen hier. Mir wurde gedroht (idr damit, alles aus dem Fenster zu werfen) oder auch mal ein zu voller Mülleimer über Bett und Zimmer ausgekippt. Den Arm voll aus dem Schrank kehren und aufräumen fordern kenne ich ebenfalls. Außerdem die Bezeichnung als Schlampe...
    Die emotionale Ebene hat Trin sehr eindrücklich und auch für mich passend beschrieben.
    Ich habe mich nie selbst als sonderlich unordentlich erlebt und mir dann selbst auf dem Weg von Studentenbude zu eigener Wohnung zu jetziger Familienwohnung Ordnung und Sauberkeit systematisch angeeignet. Wir wohnen wirklich nicht im Möbelhaus aber ich sehe, was alles zu tun wäre und ist. Und mit meinen Erwachsenen Augen sehe ich nun auch, dass es bei meiner Mutter auch nicht viel besser aussieht...

    Wikinger 03/15
    Wochenendbesuchsdame - Rübchen 01/10

  • @Trin und Eva: Ihr habt das genau beschrieben, wie ich mich beim Aufräum-Thema fühle! Meine Ordnung ist zwar mittlerweile okay (finde ich), aber wenn mein Lebensgefährte aus irgendeinem Zimmer ruft:"Sag mal, was ist denn das hier? Kann das weg?", dann steigt in mir immer noch die Panik hoch. Das kann ein zerknautschter Zettel mit einer wichtigen Telefonnummer sein oder ein aussortiertes Handwäsche-Kleidungsstück; so cool bleiben, daß ich frage:"Wie sieht es denn aus? Ich kann es von hier nicht erkennen!", bin ich selten. (Ich dagegen sage immer:"Hier liegt irgendein Schreiben von xyz, brauchst du das noch?", warum das mein Lebensgefährte nicht kann, weiß ich nicht.) Auch bei mir vermuten einige Freunde Asperger. Und mit Papierkram tue ich mich auch besonders schwer. Obwohl mir das eigentlich von Natur aus liegen müßte! Eigentlich macht es mir Spaß, irgendwelche Schreiben nach Absender und Datum zu sortieren, aber wenn der Ordner zugeklappt ist, habe ich kein Gefühl mehr dafür, was da eigentlich alles drin ist. Es ist mir auch schon oft passiert, daß ich ein bestimmtes Schreiben einfach nicht mehr gefunden habe, obwohl es richtig abgeheftet war, weil ich es einfach an einem bestimmten Tag immer übersehen habe. #gruebel Das ist sicher schwer nachvollziehbar. Und ein wirklich blödes Gefühl!


    Ich "brauche" auch immer noch meine Stellen "Restunordnung", zum Beispiel eine Schublade mit losen Haarspangen+X, ein Fach mit Vielleicht-noch-gut-Klamotten+X im Kleiderschrank ... Also ich kriege einfach nicht alles aufgeräumt, und ich würde mich auch unsicher fühlen ohne diese (wenigen) chaotischen Orte ... Seltsam!


    Ansonsten versuche ich, immer das Wichtigste zuerst zu machen und mich nicht ablenken zu lassen (was oft nicht klappt): Wenn ich Essen koche, räume ich schon zwischendurch was weg, aber den Rest räume ich erst nach dem Essen auf. Es gibt ja auch Leute, die erst anfangen zu essen, wenn die Küche picobello ist. Nee, da ist mir ein heißes Essen wichtiger! Genauso wichtig ist es mir, daß Besuch mit Straßenschuhen im Erdgeschoß durch Flur und Wohnzimmer bis in den Garten darf. Wozu haben wir extra Fließen verlegt? Wenn sich jemand unbedingt die Socken grau machen möchte, bittesehr. Und natürlich lasse ich das Kind die selbstgepflückten (Unkraut-)Blumen aufs Fensterbrett stellen. Okay, wenn die irgendwann gammeln, entsorge ich sie wirklich ungefragt. Bei Stöckchen mache ich das schon nicht mehr, weil das Kind sich auch noch Monate später an die Funktion jedes Stöckchens erinnert. Ganz schwierig wird es bei den Hunderten abstrakter Krakeleien aus dem Kindergarten, die alle irgendeinen Titel haben. Da müssen wir uns wirklich was einfallen lassen!

  • Ich habe eine gegenteilige Erfahrung gemacht, nämlich dass Ordnung halten am besten funktioniert, wenn die Strukturen dafür von demjenigen geschaffen werden, der sie nutzen muss. Unser Großer ordnet seine Sachen überwiegend in Form von Bergen und Stapeln, der Kleine ordnet seine Sachen penibel überwiegend auf dem Boden, und beide finden meist die Dinge wieder, die sie nutzen wollen.


    Als Kind und Jugendliche wollte mir meine Mutter ständig von ihr entwickelte Ordnungsstrukturen aufdrängen, die für mich unpassend waren und für mich viel mehr Aufwand bedeut hätten. Vor allem bedeutete aufräumen für sie, Dinge zu verstauen, obwohl es eben auch sehr strukturiert und ordentlich sein kann, wenn Dinge nicht in Schränken, Kisten, Regalen usw. untergebracht werden. Ihr hat es schlicht nicht gefallen, wenn Sachen sichtbar rumlagen, egal wie ordentlich es war.

  • Ich bin mit Namen wie "Schlampe", " Dreckschwein" und ähnlichem großgeworden und habe bis heute ein völlig unentspanntes Verhältnis zu Ordnung. Ich räume deshalb ausschließlich mit einer Art FlyBingo auf, weil es mir damit leicht fällt und ich nicht bereit bin, mich auch nur ansatzweise dem Druck meiner Kindheit auszusetzen. Für Sauberkeit sorgt eine Putzfrau. Ich kann mir vorstellen, dass wir das Los-System (kleine Aufgaben auf Zettel schreiben, für den Nervenkitzel kommen noch ein paar Spaßsachen mit in die Lostrommel wie "5 Gummibärchen essen" oder "10 min Handyspielen") auch mit Kind anwenden, wenn sie groß genug ist (grad 9 Monate). Zwang werd ich nur ausüben wenn es eklig wird, also Essen oä betrifft.


    -- Luxa

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Hallo,


    "Ich bin eine Schlampe" musste ich als Kind auch mal laut rufen (Fenster stand offen) ...
    Besonders schlimm war für mich, dass ich dieses Wort überhaupt nicht in Bezug auf "Unordnung" kannte sondern nur auf verdreckt, stinkend und abgerissen herumlaufend - oder Prostituierte...
    Ich hatte tagelang das Gefühl, das halbe Viertel schaut mich komisch an und denkt, daß ich in dem Alter (nicht mehr ganz klein, aber auch noch kein Teeny) schon was mit Männern habe ... (stimmte nicht, aber als Kind reicht die Angst davor, um die Blicke tatsächlich zu "sehen" ...)


    Ansonsten ...


    "Spielend aufräumen"gelingt mir auch manch mal gut. Nicht immer, aber eben manchmal.


    Übringens gibt es verschiedene Arten von Ordnungen - Streuordung (alles liegt scheinbar sinnlos verstreut, derjenige findet aber in der Regel relativ gut, was er braucht, weil er sich erinnern kann, wo er es zuerst gesehen hat). Der Vorteil ist, daß man seine Augen schweifen lassen kann und sich der Blick dann meist recht schnell am gesuchten "verankern" kann. (Natürlich nur,.wenn die Streuordnung nicht fünfschichtig ist)


    Dann gibt es noch Stapelordnung (alles auf thematischen Stapeln oder eben auch nach dem Motto "Ich weiß noch, auf welchem Stapel ich es zuletzt gesehen habe) und Kästenordnung (gleiches Prinzip.) und so weiter.


    Das Problem ist, wenn jemand gezwungen wird, eine Ordung gegen sein inneres Prinzip zu halten, dann wird es schwierig - jemand, der sehen muss, was oben auf einem Stapel liegt, um zu wissen, was alles noch drunter ist, der wird verzweifeln, wenn alles in Kästen steckt, selbst dann, wenn nichts durcheinander gebracht wird - einfach weil der optische Impuls fehlt.


    Kinder haben meist - natürlich nicht alles - eine "innere Streuordnung" . Daher klagen viele Kinder völlig zu Recht, daß sie "nichts wiederfinden" wenn jemand das Zimmer aufgeräumt hat, selbst dann, wenn alles an "seinem" (von den Erwachsenen dafür gedachten) Platz liegt. Aber eben nicht mehr da, wo da Auge es beim Schweifen findet.


    Kennt ihr die Geschichte von Findus und dem Aufräumen? Wo der Kater nicht aufräumen mag und dem König schreibt und daraufhin die Diener des Königs vor dessen Besuch die Hütte "königlich ordentlich aufräumen"? Und kaum ist der König weg, macht der Kater wieder etwas Unordnung. Weil es so zwar königlich aussieht, aber "katerlich" einfach gemütlicher ist.
    Bei uns ist es selbst nach dem Aufräumen auch meist ziemlich "katerlich" ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Ja, die Findus Geschichte.
    Bei uns ist es auch eher katerlich. Mir ist es wichtig, das es sauber ist, auch, wenn Kleinigkeiten, wie z.B. einfach aus meinem Fokus fallen, wenn ich daran erinnert werde, dann erledige ich das auch.


    System, wir lassen Spielsachen rotieren, sie sind thematisch sortiert, Schleich, Playme, Bücher und Autos sind im Wohnzimmer, da haben die Kinder eine große Ecke, wo sie einige Sachen aufgebaut lassen dürfen, den Rest habe ich gerne abends aufgeräumt, weil ich jeden Abend sauge, wir haben zwei Hunde.
    Wenn das Aufräumen nicht klappt, weil sie sich streiten, dann soll jeder nur seine Sachen aufräumen, der Rest, der liegen bleibt wandert in den Keller, wenn ich ihn aufräume, natürlich mit vorheriger Information. Die Kinder dürfen den Karton immer, wenn sie fragen wieder haben und wegsortieren. Im Kinderzimmer ist Kleinkram in Schubladen, Verkleidungssachen und Kuscheltiere.


    Sachen aussortieren, entrümpeln, entsorgen. ich sortiere vor und die Kinder entscheiden dann mit. Oft gibt es auch Kompromisse, das die Teile erstmal in den Keller wandern und wenn sie ewig nicht gebraucht worden sind, das wir sie dann nach Absprache entsorgen.
    Ich müsste das viel regelmäßiger machen, schaffe es aber nur, wenn es mir zu viel Gedöns wird.


    Kleine Rumpelecken, Schubladen gibt es bei mir und den Kindern, da wird erstmal alles reingetan und wenns zu viel ist wird sortiert. Nur, das die Rumpelecke der Kinder viel größer ist, als meine, aber sie sind ja auch noch klein.

    „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“
    Kurt Tucholsky

  • Ist das der Findus vom Petterson? Da haben wir ein Buch! Es sieht da wirklich nicht sehr ordentlich aus, aber es hat ja alles seinen Platz! :) Unser Vierjähriger schaut das gerne an. Kennt Ihr "Das Mäusehaus" von Karina Schaapman? Die Mäuse haben auch, naja, offene Ordnungssysteme. Ich finde es aufgeräumt, mein Mann findet es grauselig unordentlich #freu

  • Bei uns ist meine Mutter immer super-aufmerksam auf Sauberkeit und Ordnung. Ich habe ihren Horrorgeschichten über Staub in den Menschenlungen die ganzen Kindheit gehört, aber es half überhaupt nicht :D Ich meine, diese Bewusstsein kommt mit Alter. Jetzt sieht meine 5-Jähriger dass ich viel Zeit und Mühe widme um aufzuräumen. Deshalb geht er raus spielen. Er denkt dass er mir somit hilft. Ich muss bemerken, es stimmt!