Beziehungskummer zum 4-jährigen Sohn

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  • Hallo liebes Rabeneltern-Team!


    Ich muss einfach mal meinen Kummer loswerden und hoffe, auf ein paar ratsame Zeilen :)


    Ich habe einen 4-jähigen Sohn der im Dezember einen kleinen Bruder bekommt.


    Er ist derzeit sehr unausgeglichen und ich merke immer mehr, dass er ständig um Aufmerksam buhlt.
    Ob im Kindergarten, bei Omas und Opas oder bei uns zu Hause. Gerade im Kindergarten, macht er sich mit diesem Verhalten nicht so wirklich beliebt.
    Das macht mich wirklich ganz traurig, da ich derzeit einfach noch nicht genau greifen kann, was wir falsch machen.


    Ich merke aber, dass mich sein Verhalten sehr an meine Grenzen bringt und ich dann auch lauter werde und ungerecht.
    Gestern hat er mir auch vorgeworfen, ich würde so viel meckern und ich konnte ihm einfach nur zustimmen und habe ihm gesagt, dass Eltern immer dann meckern, wenn sie mit einer Situation überfordert sind.
    Und genauso fühle ich mich auch.


    Leider weiß ich aber auch nicht, wie ich auch diesem Kreis ausbrechen kann.


    Dazu kommt derzeit auch noch, dass mein Sohn einen Gipsarm hat und ich auch in meiner Bewegung schon ein wenig eingeschränkt bin (auf Grunde der Schwangerschaft).
    Gerne würde ich mit ihm spielen (Gesellschaftsspiele, Rollenspiele, Basteln), aber er spielt seine geliebten Baustellen- und Feuerwehrspiele am liebsten alleine oder mit seinem Papa.
    Darum bin ich nun auch nicht böse, da mein Interesse an Baustelle oder Feuerwehr sich eher in Grenzen hält ;)


    Gerne würde ich ihm die Sicherheit geben, dass er einfach gut ist, so wie er ist - nur leider fällt es mir derzeit selber schwer ihm dies immer so zu vermitteln.


    Ich könnte mich selbst ohrfeigen, wenn ich einige Aussagen von mir Revue passieren lasse. Nur in der Situation selbst, fällt es mir unglaublich schwer, tief durchzuatmen.
    Die meisten Dinge sprudeln dann sehr unkontrolliert aus mir heraus und im Anschluss könnte ich einfach nur heulen (was ich dann auch oft tue).


    Meinem Mann geht es derzeit nicht anders und so spitzt sich die Situation immer mehr zu und unsere Laune ist im Keller.


    Wir möchten beide unseren Sohn zu einem selbstbewussten und selbstsicheren Menschen heranwachsen lassen und müssen nun leider beobachten, dass wir irgendwie am scheitern sind.


    Lieben Dank für's Lesen und ich freu mich über jeden Rat.
    #rabe #danke #confused

  • Kannst Du etwas anderes mit Deinem Sohn machen? Also z.B. in den Zoo gehen oder ähnliches, was ihm Spaß macht?


    Ansonsten: Ich selbst bin dann unausgeglichen, wenn ich eigentlich selbst etwas brauche (Essen, Trinken, Schlaf, Zeit für was Schönes). Könnte es sein, dass Dir so was fehlt und Du (auch) deswegen genervter bist?

  • Ach du, das kann ich gut nachvollziehen.
    Bei uns gab / gibt es auch immer solche Phasen. Mein Sohn ist aber jetzt zehn und rückblickend kann ich sagen es waren wirklich immer nur Phasen... Und dazwischen auch viel tolle Zeiten. Im Gesamtrückblick mehr als schlechte. Wobei die leider oft mehr in Erinnerung bleiben....


    Ich hab ihm einfach immer wieder gesagt das ich ihn super finde wie er ist, das ich ihn liebe und das solche Probleme einfach meiner Überlastung und nicht ihm geschuldet sind.


    Das er Aufmerksamkeit einfordert ist denke ich erstens typisch für das Alter und zweitens für ihn gerade auch eine Situation wo alles im Umbruch ist. Das spürt er doch und muss es auch verarbeiten.
    Und sich seiner Position versichern.


    Was ist besonders an ihm? Was kann er toll? Womit macht er dir / euch Freude?


    LG Erised

  • Liebe rufilette,


    gleich zuallererst: Aus jeder einzelnen deiner Zeilen habe ich herausgelesen, dass du dir wirklich Gedanken um deinen Sohn machst und dein Bestes gibst, ihm genau die Mutter zu sein, die er braucht.
    Ich muss das mal voranstellen, denn es ist leider oft so, dass gerade diejenigen, die sehr, sehr viel geben, auch diejenigen sind, die häufig an sich zweifeln.


    Ich glaube dir natürlich, dass ihr derzeit oft Momente erlebt, in denen du nicht das Verhalten an den Tag legst, das du selbst von dir erwartest, und bestimmt laufen diese Situationen auch anstrengend und unschön ab, aber ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster (weil ich dich ja letztlich gar nicht kenne) und behaupte mal, dass dein Sohn schon ein großes Glück mit seiner Mama hat. ;)


    Jetzt aber konkret:
    Du schreibst, dein Sohn buhle um Aufmerksamkeit, und offenbar tut er dies auf eine eher fordernde Art, denn du erwähnst, dass er sich im Kindergarten damit nicht sonderlich beliebt mache.
    Du hast jetzt nicht geschrieben, wie sich dieses Verhalten äußert, und ob er im Kindergarten damit eher bei den Kindern oder bei den Betreuern aneckt.
    Welche Form von Aufmerksamkeit wünscht er sich denn? Will er kuscheln oder spielen, braucht er Bestätigung oder will er sich vielleicht auch einfach nur zeigen, so wie er ist?
    Es gibt viele Möglichkeiten, einem Kind Aufmerksamkeit zu schenken.


    Auf jeden Fall würde ich sowohl die Erzieherinnen deines Sohnes mit ins Boot holen (auch und gerade dann, wenn sie es sind, die Schwierigkeiten haben, mit deinem Kind umzugehen), als auch deinen Mann. Gibt es noch andere Bezugspersonen?
    Gerade, wenn die Situation schon sehr angespannt ist, ist es immer ganz gut, wenn sich das Ganze auf mehreren Schultern verteilt, damit die- oder derjenige, die/der an seine Grenzen kommt, wieder etwas herunterfahren kann.
    Für die Betreuerinnen ist es vermutlich auch nicht uninteressant zu erfahren, wie es bei euch zu Hause läuft und wo ihr konkret Unterstützung brauchen könntet.


    Für dich selbst - gerade auch im Hinblick auf den Dezember - wäre es gut, wenn du dir vielleicht in einer ruhigen Minute überlegst, auf welches Repertoire du zurückgreifen willst und kannst, solltest du spüren, dass du gegenüber deinem Sohn in Gefahr läufst, Dinge zu sagen oder zu tun, die du eben nicht sagen oder tun möchtest.


    Kannst du in solchen Momenten abgeben oder bist du alleine?
    Kannst du den Raum kurz verlassen, bis du dich beruhigt hast, oder läuft dein Sohn dir dann hinterher?
    Wenn es dir möglich ist und dein Kind das akzeptiert, ist es völlig in Ordnung, wenn du dich einfach nur irgendwo hinsetzt und Stop sagst. Je früher du dich aus der Situation herausnimmst, desto größer ist die Chance, dass du nicht explodierst.


    Mir hat in emotional sehr anstrengenden Situationen übrigens immer geholfen, bereits im Vorfeld meinen Perfektionismus abzulegen: Ich WOLLTE unbedingt, dass bestimmte Dinge geschehen sollten oder eben auch nicht, und wenn die Situation anders verlief (oder auch nur drohte, anders zu verlaufen), hat mich das enorm unter Stress gesetzt.
    Es nimmt viel Druck raus, wenn du bereits im Vorfeld akzeptierst, dass bestimmte Dinge eben genau so ablaufen werden, ganz egal, wie du dich verhältst. Du nimmst die Situation an, dadurch kann sie dich nicht einfach überrollen - und spannenderweise trägt die Ruhe, die du dadurch erhältst, oft dazu bei, dass die konkrete Situation plötzlich nicht mehr eskaliert.


    Sei gutmütig auch zu dir selbst. Sorge dafür, dass du auftanken kannst.
    Schön wäre es, wenn du das gemeinsam mit deinem Sohn tun könntest - noch habt ihr die unbeschränkte Möglichkeit, die Dinge unkompliziert nur zu zweit zu tun.
    Finde heraus, was euch beiden Spaß macht - es muss ja nicht ausschließlich Feuerwehr oder Baustelle sein: Gemeinsam spazierengehen, einen Film schauen, Kekse backen (oder nur essen ;) ), vorlesen, kuscheln, Verstecken spielen, malen, kneten, einfach nur zuhören, still sein, Sterne gucken, baden, puzzlen, singen, nebeneinander einschlafen - ich bin sicher, da findet sich doch das ein oder andere, das dir mit ihm, und ihm mit dir Freude macht.


    Ich wünsche dir alles Gute für die kommende Zeit. :)