Landeselternrat(Sachsen) für die Aussetzung der Schulpflicht bei fehlender Absicherung des Unterrichtes

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  • Hallo,


    Besonders interessant finde ich die Sache, weil sie eben der Landeselternrat und damit einem offiziellen Gremium kommt und nicht von einem privaten Zusammenschluss, der als "Einzelfall von Homeschool-Spinnern" (das ist nicht meine Sicht!) abgewunken werden könnte.


    An der Zeit ist es ja schon lange, deutlich darauf hinzuweisen. Passieren wird nur leider - mal wieder - nichts.

  • Hab ich das richtig verstanden, der Grund für eine mögliche Aussetzung der Schulpflicht sind zu wenig/schlechte Lehrkräfte?

  • Hab ich das richtig verstanden, der Grund für eine mögliche Aussetzung der Schulpflicht sind zu wenig/schlechte Lehrkräfte?

    Der Altesschnitt bei den Lehrkräften in Sachsen ist irre hoch und es wurde in den letzten Jahren sehr wenig dafür getan, neue Lehrkräfte aufzubauen bzw. viel dafür, die, die Lehrer/innen werden wollten zu vergraulen.

  • Hallo,


    Ja, es geht (ich finde ja "leider") an der Stelle nicht um ein grundsätzliches Hinterfragen der Schulpflicht. Aber immerhin wird der jetzige Stand als: "psychische Belastung" und "mangelhaften Lernbedingungen" für offenbar so viele Schüler wahrgenommen, daß ein deutliches Zeichen als nötig angesehen wird.


    Denn Sachsen kommt aus Sicht des Elternrates an vielen Stellen eben nicht seiner Pflicht nach die das Bundesland im Rahmen der Schulpflicht nun mal hat - nämlich durch Schaffung entsprechender Bedingungen ein RECHT auf allgemeine Bildung und größtmögliche Chancengleichheit zu schaffen.


    Diese Pflicht ist aber mit der Schulpflicht verknüpft - sie können nicht die eine einfordern (Schulpflicht) die andere aber (Bildung, emotionales Wohlergehen...) nicht gewährleisten.


    Wie gesagt, ich glaube nicht daran, daß irgend etwas rechtlich relevantes passiert, aber ich finde die Positionierung des Landes Schul(!)Elternrates (also eben nicht eine Freilernerinitiative o.,ä.) schon recht eindeutig.


    Zu den Quereinsteigern:


    Ich kenne selber hochmotivierte, fachlich tolle Leute, die mit einer entsprechenden Ausbildung und Anleitung sicher tolle Lehrer werden würden/geworden wären/hoffentlich trotzdem werden.


    Mit einer Kurzqualifizierung (oder auch mal ganz ohne) stehen sie aber recht hilflos vor der Klasse - überdurchschnittlich häufig in Schulen, die aus verschiedenen Gründen (u.a. schwierige Klassenzusammensetzungen) einen hohen Lehrer"verschleiß" haben.
    Die Folgen sind abzusehen und kommen meist recht schnell. Zuerst Chaos in der Klasse - dann Ausstieg des neuen Lehrers aus dem Beruf.


    Oder es gibt gleich gar keine, da fällt monatelang ein Fach aus oder wird mal von dem und mal von dem gegeben... es werden dann auch mal Klassen langfristig aufgeteilt oder 2 Klassen zeitgleich von einem Lehrer beschäftigt (auch in der Grundschule schon). Ich hab wirklich nichts gegen jahrgangsübergreifendes lernen, aber nicht SO.
    Und selbst die besten Lehrer kommen auf diese Weise irgendwann an das Limit, wo sie selbst kaputt gehen - oder auf "innerlich abschalten" gehen (müssen) .


    Regional gibt es da große Unterschiede, es gibt Gegenden, da ist es nicht so schlimm oder kann durch Nachbarschulen mit abgefangen werden (was für die aber auch Stress bedeutet), aber auch Gegenden, wo es wirklich heftig ist.

  • Also vor diesem Hintergrund finde ich eine Aussetzung der Schulpflicht falsch . Das ist ja eine wunderbare Methode sich finanziell aus der Verantwortung zu ziehen, die Schulen werden dann nur noch schlechter oder privatisiert.
    Es kann natürlich den Anstoß für den Grundsatzfrage Schulpflicht ja oder nein geben.

  • Ist die Situation in Sachsen denn so schlecht? Irgendwie habe ich das als "Bayern des Ostens" in Bildungsfragen abgespeichert - konservativ, streng, aber gut ausgestattet? Ist es das nicht?

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Also vor diesem Hintergrund finde ich eine Aussetzung der Schulpflicht falsch . Das ist ja eine wunderbare Methode sich finanziell aus der Verantwortung zu ziehen, die Schulen werden dann nur noch schlechter oder privatisiert.
    Es kann natürlich den Anstoß für den Grundsatzfrage Schulpflicht ja oder nein geben.

    Ja, das wäre in der Situation ja geradezu eine Bankrotterklärung des Staates. Aber vielleicht soll genau diese Überlegung provoziert werden vom Elternbeirat?

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Also vor diesem Hintergrund finde ich eine Aussetzung der Schulpflicht falsch . Das ist ja eine wunderbare Methode sich finanziell aus der Verantwortung zu ziehen, die Schulen werden dann nur noch schlechter oder privatisiert.
    Es kann natürlich den Anstoß für den Grundsatzfrage Schulpflicht ja oder nein geben.


    Ich nicht.


    Meine Kinder gehen an eine Schule, die mit anderen Schwierigkeiten kämpft, aber sie trifft das Thema hier nicht so hart.


    Aber wenn es so wäre . ICH würde mein Kind ungern an eine Schule schicken müssen, an der es in einigen Fächern sowieso keinen sinnvollen Unterricht gibt, sie einem aus Personalmangel nicht auffangbarem problematischen sozialen Umfeld sein müssen und das Kind dann den überlasteten Lehrern ausgesetzt ist.
    Das ist kein Vorwurf an die Lehrer, denn ich weiß selber, wie schnell ich an meine Grenzen komme, wenn ich längere zeit über dem Limit arbeiten muss. Entweder geht man irgendwann selber kaputt - oder man lässt es raus, dann trifft es selten die richtigen.


    zumindest wenn ich eine Alternative hätte, würde ich sie nutzen wollen dürfen (Aussetzung der Pflicht heißt ja nicht, daß keiner mehr hingehen DARF)


    Da das Bundesland sicher kein Interesse daran hat, die Schulpflicht aus DIESEN Gründen auszusetzen, sehen sie hoffentlich Handlungsbedarf (auch wenn ich selber mit einer Bildungs- statt einer Schulpflicht wunderbar leben könnte).


    @Kris ob schlechter als anderswo weiß ich nicht, aber schlecht genug.


  • @Kris ob schlechter als anderswo weiß ich nicht, aber schlecht genug.

    Okay, habe mal ein bisschen gegooglet, die Situation in Sachsen scheint wirklich schwierig zu sein, auch im Vergleich mit anderen Bundesländern. Sachsen scheint ja nicht zu verbeamten? Dann werden natürlich auch Lehrer aus SAchsen abgeworben.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Ich finde den Grund für eine Aussetzung der Schulpflicht durchaus relevant.


    Wenn ich mir eine Privatschule/ HOmeschooling nicht leisten kann oder will , muss ich meine Kinder auf die schlecht ausgestattet Regelschule schicken. Und ich kann mich nicht mal Beschweren, denn ich muss ja nicht.


    Ich finde halt , es ist ein Freifahrtsschein für das Land kein Geld mehr in die Schule zu stecken.

  • Ach ja und ich bin keineBefürworterin der Schulpflicht, aber die Aussetzung der Schulpflicht sollte nicht zu einer zwei Klassengesellschaft führen

  • Ja, @Katermäuschen, das sehe ich in dieser Situation ganz genauso, eine Aussetzung der Schulpflicht, weil der Staat es nicht mehr leisten kann, sie zu erfüllen, wäre verheerend, was Bildungsgerechtigkeit betrifft. Aber ich denke, niemand will ernsthaft diese Situation, schon gar nicht der Staat Sachsen, es soll in dem Fall aufrütteln.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Ich finde den Grund für eine Aussetzung der Schulpflicht durchaus relevant.


    Wenn ich mir eine Privatschule/ HOmeschooling nicht leisten kann oder will , muss ich meine Kinder auf die schlecht ausgestattet Regelschule schicken. Und ich kann mich nicht mal Beschweren, denn ich muss ja nicht.


    Ich finde halt , es ist ein Freifahrtsschein für das Land kein Geld mehr in die Schule zu stecken.


    Wie gesagt, ich glaube nicht daran, daß sich irgend etwas mit auch nur annähernd rechtlicher Relevanz daraus ergibt.


    Aber es ist aus meiner Sicht ein klares Signal:
    "Wir SEHEN die Missstände und sind nicht länger bereit sie zu dulden (es ist ja kein plötzliches unvorhersehbares Naturereignis) Wenn ihr von uns eine Pflicht einfordert (Schulpflicht) müsst ihr EURE (Schaffung sinnvoller Bildungsmöglichkeiten) auch erfüllen.
    Tut also eure PFLICHT."



    Zitat

    Ach ja und ich bin keine Befürworterin der Schulpflicht, aber die Aussetzung der Schulpflicht sollte nicht zu einer zwei Klassengesellschaft führen


    Die hast du doch so auch.


    Geht Kind A auf eine staatliche Schule, bei der wenig Unterricht ausfällt und die Lehrer Ahnung von dem haben, was sie tun, hat es komplett andere Bildungschancen als Kind B, daß auf eine Schule geht, in der ständig Ausfall ist oder Notunterricht, in der Lehrer überlastet und daher oft krank oder genervt sind, oder als Quereinsteiger ein großes Herz und viel Fachwissen - aber wenig Ahnung von Methodik und Pädagogik haben oder/und ständig Lehrer weggehen.


    Warum sollte Kind B gezwungen werden, da täglich hinzugehen, wenn es ohne Schulpflicht zu Hause Bildungschancen hätte, die denen von A gleichen würden?


    Kind C an der Schule von B hätte vielleicht sogar etwas bessere Chancen, weil es 2 - 3 Kinder weniger in der Klasse sind (größer dürfte die Zahl nicht werden) und der Lehrer ein bisschen mehr Zeit für jedes hat.


    Mir ist klar, daß das nicht jedem Kind gegeben ist, aber das Prinzip "Der Chancengleicheit zuliebe leiden und selber WENIGER Chancen haben als möglich wären, müssen" habe ich beim Thema Schulpflicht noch nie verstanden.

  • War das nicht @Guinan die von den Missständen an der Schule ihrer Kinder erzählte, dass ein Fach nehmen wir mal Physik ab klasse 9 einfach nicht mehr unterrichtet wird, weil nicht genügend Lehrer da sind. Die Kinder gehen dann mit einem Realschulabschluss von der Schule, ohne Chance die echt wichtigen Inhalte in fragen Naturwissenschaft und Technik gelernt zu haben.


    Ich finde, wenn es solche Ausmaße annimmt, sollte das Prinzip der Schulpflicht überdacht werden....


    Seit Jahren bin ich schon für eine Bildungspflicht, von mir aus kann sie auch in Schulen stattfinden.


    Aber Elternhaus, Kinder, Bildungseinrichtungen und Pädagogen, sollten verpflichtet werden, Bildung zu vermitteln und zu erlange

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich sehe halt , das so ein Signal auch nach hinten losgehen kann.
    Warum mehr Geld in die Schulen stecken , wem es nicht passt bleibt halt zu hause, geht halt auf eine teure Privatschule ?
    Und dann würde die Schere noch weiter aufgehen , denn viele Eltern haben gar nicht die Möglichkeit der
    Wahl ( besser schlechter Unterricht, als gar keiner , da die Eltern kein Englisch , Mathe können , kein Geld für Privatschule , brauchen die kostenlose Betreuung)
    Dann wären viele Kinder doch weiterhin gezwungen in eine schlechte Schule zu gehen, weil ihre Eltern zu wenig verdienen und Ihnen Wissen nicht ausreichend vermitteln können
    .

  • Zitat

    Ich sehe halt , das so ein Signal auch nach hinten losgehen kann.


    Warum mehr Geld in die Schulen stecken , wem es nicht passt bleibt halt zu hause, geht halt auf eine teure Privatschule ?
    Und dann würde die Schere noch weiter aufgehen , denn viele Eltern haben gar nicht die Möglichkeit der
    Wahl ( besser schlechter Unterricht, als gar keiner , da die Eltern kein Englisch , Mathe können , kein Geld für Privatschule , brauchen die kostenlose Betreuung)


    Dann wären viele Kinder doch weiterhin gezwungen in eine schlechte Schule zu gehen, weil ihre Eltern zu wenig verdienen und Ihnen Wissen nicht ausreichend vermitteln können.


    Ich stecke schon ein paar Jahre in dem Thema drin und habe wirklich keine Bedenken (oder eher leider keine Hoffnung... ) daß sich an der rechtlichen Situation etwas ändert.


    Das Signal: "Wenn ihr EUREN Verpflichtungen nicht nachkommt, ist nicht einzusehen, daß ihr von UNS die Einhaltung der damit zusammenhängenden Pflichte erwartet - schon gar nicht, wenn eure Pflichten beinhalten überhaupt erst mal eine Basis dafür zu schaffen."


    Ein paar Beispiele gefällig?


    Erst mal nur aus der rein räumlichen Situation, von überlasteten Lehrern, übervollen Klassen oder Fächerausfall über mehrere Monate und länger noch gar nicht zu reden.


    Vor ein paar Jahren wurden massiv Schulen zusammengelegt und geschlossen. Aus den da schon steigenden Geburtenzahlen zu folgen, daß das keine dauerhaft gute Idee ist, wäre keineMagie gewesen. Aber plötzlich standen völlig unerwartet deutlich mehr Kinder vor der Schultür. Mit so etwas kann man ja auch nicht rechnen, nur weil vor 6 Jahren mehr Kinder geboren wurden, nicht wahr?


    Also fehlten Personal und Räume. Gelöst wurde es, indem zum einen nach diversen Raumgrößen-Neuberechnungen die mögliche Klassenstärken erhöht wurden - ob 20 oder 27 Grundschüler in einer Klasse sitzen, mag auf dem Papier nicht so entscheidend sein, wenn man vor der Klasse steht, ist es sehr viel - und zum anderen oft die Klassenzahl pro Schule stieg.
    Die Räume dafür wurden "geschaffen". Wie? Durch Neubau/Anbau/Ausbau? Nun, nicht ganz. z.B. Räume, die bisher dafür als ungeeignet angesehen wurden, plötzlich reguläre Klassenzimmer sind.


    Da ist das Zimmer mit den Fenstern die so hoch sind, daß nicht einmal Erwachsene hinaussehen können. Öffnen kann man sie nur, wenn der Erwachsene dafür auf die Schultische der Kinder steigt (was aus Arbeitsschutzgründen eigentlich verboten ist) .
    Das heißt, die Kinder bringen 4 Jahre lang den halben - und die Hortkinder fast den ganzen - Tag in einem Zimmer zu, wo sie nicht einmal hinausschauen können.


    Da ist anderswo das Zimmer mit der scharfkantigen Säule. Vor ein paar Jahren als Unterrichtsraum nur unter engen Bedingungen zugelassen (nur Kleingruppen, nur unter Daueraufsicht...) weil bei einem Sturz gegen die Säule schwere Kopfverletzungen drohten. Aber auf magische Weise ist der Beton in den letzten Jahren offenbar weicher geworden, denn inzwischen ist es ebenfalls reguläres Zimmer einer Grundschulklasse.


    Da sind die Kellerräume, die ebenfalls nur unter Vorbehalt nutzbar waren (wg. Schimmel), nach einer Sanierung (=Anstrich) sind sie nun unbedenklich dauerhaft nutzbar.


    Und so weiter.


    Lehrer lassen sich allerdings nicht so schnell herbeireden. An einer Schule, an der jede(r) in jeder Stunde unterrichtet, ist die Erkrankung EINER Lehrperson schon schwierig, sind mal 2 krank, was durchaus vorkommt ist das kaum noch aufzufangen.


    Wie gesagt, ich glaube nicht an eine Wahlfreiheit. Aber ein deutliches Sigal: DAS machen wir nicht mehr mit" finde ich mehr als nötig.


    Ansonsten kann man es auch anders herum sehen: Wenn der Staat will, daß Kinder an staatliche Schulen gehen, sollte er dafür Anreize in Form von GUTEN Schulen schaffen. Und nicht andersrum, die Kinder und Eltern per Zwang zum Besuch von SCHLECHTEN (unterbesetzten, räumlich unzumutbaren...) Schulen zu zwingen.
    Gäbe es eine echte Wahlfreiheit, DANN hätte der Staat aus meiner Sicht auch einen Anreiz, die Schulen entsprechend zu verbessern, wenn sie denn einen allgemeinen Schulbesuch wollen.


    So lange per Zwang sowieso alle MÜSSEN, besteht doch für sie überhaupt kein Grund, etwas zu ändern. Egal wie schlecht, alle müssen hin und fertig.

  • Ich verstehenicht, warum es ein Grund ist, etwas zu ändern, wenn keiner muss.
    Warum sollte man Geld für gute Schulen ausgeben, wenn man die Verantwortung so bequem abschieben kann ( Privatschule und Eltern)?


    Was anderes wäre es die Schulpflicht durch Bildungspflicht zu ersetzen.
    Oder das Recht auf Bildung.