'Indio' Tücher

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  • Wenn ich das richtig verstehe, geht es hier darum, dass Didymos das Muster eines traditionellen Tuches der Indigenas übernommen hat, also quasi deren "geistiges Eigentum" geklaut hat, und sich damit ein kulturelles Erzeugnis einer Minderheit als "weiße europäische" Firma zu eigen gemacht hat.


    edit: Ich war zu langsam. Die Frage ist ja immer auch: Was ist jetzt kultureller Austausch oder gegenseitiger Einfluss und wo fängt die "kulturelle Aneignung" an?

    Leia mit Sohn (08/04) und Tochter (02/07)

    Einmal editiert, zuletzt von Leia ()

  • @Pfirsich
    Ich webe ja selbst und beschäftige mich auch mit historischen Webarbeiten und genau wie Didymos schreibt entwickelt sich das Muster sehr einfach durch das Wechseln der Litzenstäbe beim Webvorgang. Ganz ähnliche Muster tragen Sami in Lappland, Taiganormaden und hessische Trachtenvereine ;) Es ist wirklich sehr multikulturell.

    :D Du meinst, DD hätte das Muster bei einem hessischen Trachtenverein geklaut?

    • Offizieller Beitrag

    soweit ich einblick in das mexikanishce selbstverständnis habe, ist diese empfindlichkeit bezüglich des musters oder ganz allgemein, der verwertung von dingen, die als mexikanisch angesehen werden, von weissen, historisch bedingt. die mexikaner haben ihre tradition jahrunderte lang verleugnen und verheimlichen müssen. ihnen wurden kulturelle identitäten in allen möglichen belangen weggenommen, sie wurden als minderwertig behandelt, ihre eigene historie wurde von weissen erzählt. da ist viel schmerz und wut über viele, viele generationen angesammelt worden.


    seit den 1970ern trauen sich die wenigen, die die traditionen im untergrund weiterleben liessen, wieder ans tageslicht, es erwacht langsam soetwas wie ein selbstbewusstsein sowie ein bewusstsein und eine identifikation mit der eigenen kultur und geschichte. die mexikaner versuchen sich von der weissen vorherrschaft zu befreien.


    ob der vorwurf berechtigt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, ich verstehe aber die reaktion aufgrund der mexikanischen geschichte.

  • @Pfirsich
    Ich webe ja selbst und beschäftige mich auch mit historischen Webarbeiten und genau wie Didymos schreibt entwickelt sich das Muster sehr einfach durch das Wechseln der Litzenstäbe beim Webvorgang. Ganz ähnliche Muster tragen Sami in Lappland, Taiganormaden und hessische Trachtenvereine ;) Es ist wirklich sehr multikulturell.

    Das fände ich eine plausible Ausrede, wenn wir keinen Entstehungskontext kennen würden. Kennen wir aber. Die heißen bzw hießen 'indio' und sind von einem lateinamerikanischem Tuch abgeguckt. Was ich dabei noch unschön finde - auf der Didy Seite wird erklärt, dass Frau Hoffmann das Tuch bekommen und dann 'verbessert' hätte. Weiße kommen, nehmen eine jahrtausendealte Tradition, 'verbessern' sie und verkaufen sie für teures Geld. Das ist geradezu lehrbuchmäßige Appropriation. Find ich nicht gut. Bei allem Respekt für Frau Hoffmann.


    Ich finde, jede/r muß für sich abwägen was da wichtiger ist. Wenn ich kein anderes Tuch hätte und in, keine Ahnung, Niederbayern auf dem Land leben würde, würde ich sagen, sch**** drauf. Ich lebe aber in einer gegend mit mehrheitlich Latinos und kann auch ein anderes Tuch nehmen. Bei mir steht also wirklich nur 'Modebewusstsein' gegen das Risiko, Leute zu beleidigen, die das verletzend finden...das ist ne einfache Entscheidung. #weissnicht Ich habe den Eindruck, bei der mehrheit der hardcore Trageszene gäbe es auch andere Alternativen auf dem großen Tragetuchstapel ;) Klar, das betrifft normale Leute nicht, die Debatte wird ja aber mehrheitlich in den Kreisen der Tragetruchverrückten geführt.


    Laut eigenen Angaben aus deren Reihen hat die Gruppe 'Decolonize Babywearing' schon seit längeren darauf hingewiesen, dass es da ein Problem gibt. Dass irgendjemand Didymos verschwörungstheoriemäßig auf dem Kieker hat und nur zum Spaß einen Shitstorm auslösen wollte, finde ich jetzt nicht so plausibel... ;)

  • Weia, was machen nun die Indio-Sammlerinnen mit dem Wertverfall? Hier in der Nähe wohnt eine junge Frau mit über 100 Indios in allen Farbschattierungen...

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • das wort 'indio' ist schon seit mindestens 25 jahren absolut no-go und spielt in einer liga mit dem n-wort, dem e-wort und dem z-wort. wenn man wenig mit menschen aus südamerikanischen ländern zu tun hat, geschenkt. wenn man aber ein produkt so nennt, wäre doch zumindest etwas recherche sinnvoll... das statement zur produktbezeichnung finde ich ehrlich gesagt sehr peinlich und beschämend, über das webmuster weiß ich nichts.


    lg patrick

  • Und wer ist diese Baby Wearing Company, die das jetzt ausgelöst hat?


    Mir war das tatsächlich nicht bewusst und ich bin überzeugt der mehrheitlich hier in Deutschland lebenden auch nicht.


    Dass du das aus den USA heraus anders beurteilst kann ich verstehen.


    Glaube aber da steckt was ganz anderes dahinter.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Lustig - leute die weben können erklären was zum Musterund wie es entsteht.- wird ignoriert in dem Diskurs.


    Es wird nur auf der evt Herkunft und teuer Geld rumgehackt. Wie teuer war denn ein TT 1972?

  • Ich finde "das Muster ist fremdes Kulturgut, das sollte nicht benutzt werden" hat einen etwas ekligen Beigeschmack :/
    Es wird ein sehr einfaches "rauf, rauf, runter" Muster für einen Gebrauchsgegenstand genutzt der im besten Falle schön aussehen soll. Meiner Meinung nach darf Kulturgut (Muster, Formen, Klänge, Rhythmen...) benutzen wer will, gerne wild durcheinander.
    Die Sache mit dem Namen ist eine andere und da wurde ja reagiert.


    Und bevor hier jemand auf den Gedanken kommt ich wolle irgendwas schön reden:
    Ich mag weder die Marke Didymos insgesamt noch die fraglichen Tücher im Speziellen besonders gerne und besitze nur ein Olles in Wischnibbelqualität.

  • Ah okay, das war mir zunächst nicht klar.
    Dann würde ich es vielleicht auch nur noch zuhause benutzen oder so. #weissnicht

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Ich finde "das Muster ist fremdes Kulturgut, das sollte nicht benutzt werden" hat einen etwas ekligen Beigeschmack
    Es wird ein sehr einfaches "rauf, rauf, runter" Muster für einen Gebrauchsgegenstand genutzt der im besten Falle schön aussehen soll. Meiner Meinung nach darf Kulturgut (Muster, Formen, Klänge, Rhythmen...) benutzen wer will, gerne wild durcheinander.
    Die Sache mit dem Namen ist eine andere und da wurde ja reagiert.

    Ich finde ja, einerseits hast du recht, ich meine, was wäre Kultur ohne Austausch, ohne ein Über- den-Tellerrand-schauen, ABER warum wurde das Tuch dann nicht Sami oder Hessen oder wieauchimmer genannt, sondern Indio?


    Da schwingt Rassismus mit, wenn auch vielleicht sogar positiver, was es nicht besser macht.

    Leia mit Sohn (08/04) und Tochter (02/07)

  • Ich wollte grad sagen, dass wohl auch der eigene Wohnort da eine Rolle spielt.
    Wenn man nun in der hessischen Provinz leben würde, dann würde es wahrscheinlich tatsächlich nicht auffallen.
    Aber @Pfirsich lebt ja in einer Gegend, wo eben durchaus Leute das erkennen (wurde ja auch schon angesprochen), wo es Menschen betrifft und eine erhöhte Sensibilität vorhanden ist. Da kann ich verstehen, dass man sich damit unwohl fühlt - gerade wenn man schon drauf hingewiesen wurde.


    Ich würde es wohl wahrscheinlich verkaufen (in die hessische Provinz? :D ) und mir etwas anderes besorgen. Ist doch blöd, wenn man sich dann jedes Mal beim tragen Gedanken macht. Oder kann man es evtl färben, so dass das Muster nicht mehr raussticht?

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Liebe Pfirsich,


    ich verstehe dich und würde das Tuch auch nicht (mehr) tragen wollen. Allerdings beschäftige ich mich auch schon sehr lange mit Postcolonial Studies und Critical Whiteness - und da stolpert man eben auch über cultural appropriation. Für jemanden, der sich damit so gar nicht beschäftigt hat, wirkt dein Problem vielleicht tatsächlich unnachvollziehbar.


    Dass das Tuch "Indio" heißt, finde ich übrigens noch mal eine andere Nummer und komplett daneben. Ich kenne das schon jahrzehntelang als schlimmes Schimpfwort und mich wundert, dass sich das bis zu Didymos noch nicht herumgesprochen hat. In Kombi mit dem Muster ist es gleich doppelt fies.

  • Naja bei den "Norwegian" Tüchern von Ellevil ist es doch das gleiche.
    Und von Fidella gibt es das "Persian Paisley" und Oscha hat dieses "Tartan" was ist denn mit denen?
    Auch alle aussortieren?

  • Das mit dem Namen verstehe ich total, wußte ich bis heute auch nicht und hab was dazu gelernt. Wobei mir das Wort irgendwie bewußt auch noch nie begegnet ist...


    Aber bei dem Muster, wo von Webenden schon geschrieben wurde, das diese Muster beim Weben nun mal enstehen... nee, ich seh da Null "schämt euch!" Potenzial #weissnicht


    Abgesehen davon, das man nun diverse Muster verbannen sollte, darf dann ja auch niemand mehr Ponchos tragen, eine kleine Geisha auf der Tasche abgebildet haben, Pump/Haremshosen tragen, ... da könnte man nun wohl die nächsten 10 Jahre weiter auflisten, was sich nun gefälligst zu verbieten hat. #augen

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