'Indio' Tücher

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  • @Katrin genau das sage ich ja.
    Es wird aber so getan, als sei das ein geplanter Diebstahl mit der Nutzung des Namens.


    Das ist wie der Negerkuss. Neger ist erstmal auch kein Schimpfwort.
    Der Name wurde sicher nicht verwendet, um eine Gruppe zu diskriminieren.


    Name geändert und das ist es doch auch gut.


    Ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob etwas bewusst genutzt wird.
    Und es macht auch einen Unterschied, wie reagiert wird.

  • ich hab ein konkretes beispiel zu @Brotsuppes überlegungen:


    Die entscheidende Frage ist doch, ob Menschen aus diesem Kulturkreis eventuell verletzt werden, wenn Menschen aus anderen Kulturkreisen sich ihrer Kulturgüter bedienen. Das ist in erster Linie der Fall, wenn es eine Geschichte der Unterdrückung gibt. Den hessischen Trachtenverein würde es wohl nicht stören.

    mit hessischen trachtenvereinnen kenne ich mich nicht aus, aber ich habe erst gerade vor ein paar tagen von einer trachtenträgerin in appenzeller innerrhoder tracht erzählt bekommen, dass dort das tragen der tracht restriktiv gehandhabt wird: trachtenträgerInnen müssen der region verbunden sein, und die festtagstracht darf nur zu ganz bestimmten anlässen getragen werden.


    es ist also nicht gern gesehen, wenn die tracht zu rein dekorativen zwecken getragen wird und von "fremden" schon gar nicht. würde jemand "fremdes" mit einer eigeninterpretation damit geld verdienen, würde das wohl auf sehr wenig verständnis stossen.


    und dabei gibts in diesem fall noch nicht mal (post-)kolonialistische verstrickungen ...

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Brotsuppe Du störst Dich daran wenn sagen wir eine japanische Frau einen Schal aus sagen wir Erfurter Blaudruck trägt? Und wenn sie dann, weil es vielen Japanerinnen gefällt eine kleine Firma gründet die solche ähnlichen Schals verkauft? Weil das DEINE Kultur ist? Ernsthaft?

    ich würde keine öffentliche Kampagne draus machen, nee. ich fänd es aber wohl etwas befremdlich. Genauso, wie ich befremdlich finde, dass in Asien eine sehr entfremdete Art von Weihnachten gefeiert wird ohne auch nur einen Ursprung (weder heidnisch noch religiös, sondern nur kommerziell und grell und laut).
    Und klar - ich häng sehr an meiner Heimat mit ihren Traditionen und Geschichten. So rein von der Vorstellung her, fänd ich das schon irgendwie komisch, wenn dann irgendwo auf der Welt jemand, der mit meiner Kultur gar nix zu tun hat, aus Modegründen ein für die Kultur wichtiges und stolzes Motiv kopieren würde. und das vielleicht sogar noch sehr dilletantisch. Wäre aber sicher auch abhängig von der individuellen Geschichte dahinter und auch, wie es umgesetzt ist.


    wobei das theoretische Überlegungen wären und ich mich da gern mal verrenne und in der Realität sähe es dann anders aus und es wäre gar nicht so schlimm, wie in meiner Vorstellung.


    (Fakt ist aber, dass ich es tatsächlich schlimm finde, dass in China einfach nur dreiste Kopien ,,meiner'' Kulturgüter hergestellt werden und billig hier verkauft, wodurch der markt hier kaputt gemacht wird.)


    Ich kann also die Ursprungsgeschichte teilweise nachvollziehen, hätte es aber erwachsener gefunden, wenn sie erstmal mit der Firma selbst kommuniziert hätten und nicht so nen allmedialen Komplettboykottaufruf gestartet. Und die Firma soll ja jetzt möglichst komplett gemieden werden, was ich dann schon etwas hart finde.

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  • es ist also nicht gern gesehen, wenn die tracht zu rein dekorativen zwecken getragen wird und von "fremden" schon gar nicht. würde jemand "fremdes" mit einer eigeninterpretation damit geld verdienen, würde das wohl auf sehr wenig verständnis stossen.

    Ich weiß, aber in der allgemeinen (US-stämmigen) Diskussion zu kultureller Aneignung, gilt dieses Argument nicht, da die ,,bestohlenen'' einer diskriminierten Minderheit angehören müssen. Eine spanischstämmige Mexikanerin zB. dürfte diese Tracht einfach so tragen und auch zu fasching-zwecken albern darstellen, die weißen Appenzeller hingegen dürfen nichts auch nur gleiches. Zumindest ist es mir in dieser Form schon sehr oft begegnet.


    Und da versteh ich schon den Hintergedanken dahinter, aber ich finde diese strikte Trennung einfach nicht gut und würde da gegenseitigen Respekt einfordern.

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  • Rosarot wenn Du mich meinst: ich erwähnte den Trachtenverein wegen der Webmuster auf Borten etc. Das hatte nichts mit lächerlich machen zu tun.
    Ich wollte lediglich auf die weit verbreitete Nutzung des recht Webmusters

  • Iaber in der allgemeinen (US-stämmigen) Diskussion zu kultureller Aneignung, gilt dieses Argument nicht, da die ,,bestohlenen'' einer diskriminierten Minderheit angehören müssen.
    Eine spanischstämmige Mexikanerin zB. dürfte diese Tracht einfach so tragen und auch zu fasching-zwecken albern darstellen, die weißen Appenzeller hingegen dürfen nichts auch nur gleiches.


    Die Appenzellerin dürfte dann Schweizer Trachten zu tragen und sogar veralbern.


    Ich vermute, das hat damit zu tun, daß es "etwas eigenes" ist.
    Ich darf über meine eigenen Geschwister lästern und sie veräppeln, mein Mann darf das jedoch noch lange nicht.
    Gleiches Recht für alle - das passt nicht immer.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • nee ich meinte, die mexikanerin dürfte die appenzeller Tracht veralbern. die appenzellerin aber nicht die mexikanische Tracht. so meinte ich das.


    Dein Beispiel wäre ja für mich völlig nachvollziehbar.

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  • nee ich meinte, die mexikanerin dürfte die appenzeller Tracht veralbern. die appenzellerin aber nicht die mexikanische Tracht. so meinte ich das.

    mhm. habe ich so verstanden.


    allerdings ist diese haltung gemäss meiner (zugegebenermassen vagen, weil lange her) erinnerung in der kulturrelativistischen diskussion auch nicht unumstritten. bzw. eben auch wiederum kulturell geprägt, in diesem fall us-amerkanisch -- wie du ja auch schreibst. und danach müssen wir europäerinnen uns ja eh nicht richten :D .


    aber ich finde diese strikte Trennung einfach nicht gut und würde da gegenseitigen Respekt einfordern.

    ich auch.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Ok, ok, wenn die Mexikanerinnen anfangen, deutsche Tracht zu tragen, habt ihr das verbriefte Recht, im Gegenzug auch beleidigt zu sein...Besser so? #yoga

  • haha nee, so war es gar nicht gemeint. Nicht in der Form, dass das eine korrekt ist, solang das andere inkorrekt ist, sondern dass ich das in der generellen Diskussion um das große Thema immer seltsam fand. hat mit diesem konkretem Fall an und für sich gar nix zu tun und war quasi ab vom Thema, weil zu allgemein. :)


    Ich versuche nur für mich selbst nachzuvollziehen und das sind dann quasi die Gedankenspiele dazu. Ich kann das doch so grob nachvollziehen, die Art und Weise finde ich trotzdem nicht gut und hätte das wohl erstmal in direktem Kontakt (und zwar schon wesentlich früher, wenn das schon früher bekannt war) angesprochen.

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  • Abgesehen davon, das man nun diverse Muster verbannen sollte, darf dann ja auch niemand mehr Ponchos tragen, eine kleine Geisha auf der Tasche abgebildet haben, Pump/Haremshosen tragen, ... da könnte man nun wohl die nächsten 10 Jahre weiter auflisten, was sich nun gefälligst zu verbieten hat. #augen


    Da kommt es für mich eben wieder auf den eigenen aufenthaltsort an. Wie geschrieben fänd ich es irgendwo in Deutschland wohl weder sonderlich problematisch, so ein didymos Tuch zu tragen, noch ein Shirt mit Buddah-Bild.


    Wohne ich aber nahe der mexikanischen Grenze/ umgeben von einer großen Community wie zB @Pfirsich oder wohne sogar in Mexiko, wäre ich mit so einem Tuch schon vorsichtiger.
    Genauso wie ich in Thailand sicherlich kein Buddha-Shirt tragen würde, da es die religiösen Gefühle verletzt.


    Ich habe übrigens auch schon mitbekommen, wie dich Bayern über "norddeutsche" oder sonstige "Ausländer" aufgeregt haben (oder zumindest die Augen verdrehen), wenn diese im Möchtegern-pseudo-Dirndln im Brauhaus hocken.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Ok @Brotsuppe, ist klar.
    Meine Meinung dazu, mal mit weniger Sarkasmus - mich piekst es ein bisschen an, wenn jemand aus Norddeutschland oder hier ein Ami 'meine' Tracht trägt. Evt auch noch in der Version von H&M oder so. Und Turnschuhe dazu. Finde ich geschmacklos. Würde aber nie was dazu sagen. Ist etwa so auf dem Level wie meinen Namen falsch aussprechen...harmlos.
    Wäre ich aber Teil einer verfolgten oder unterdrückten Minderheit, oder eines ehemals kolonialisierten Landes, sähe die Sache uU anders aus. Das wäre vielleicht dann der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt, und es würde mich wirklich anp*ssen...ja,da würde ich dann was sagen.


    Ich finde bei diesen Sachen gibt es zwei Wege, zu reagieren:


    - Erstmal sagen waaaas, das war doch wertschätzend gemeint! Dann darauf hinweisen, 'jeder kopiert doch mal!'. Dann sich empören, 'da müsste ich ja ALLES wegwerfen!' (Ich hab mal nachgesehen - bei mir wären es 2-3 Kleidungsstücke...die ich jetzt noch auftrage und dann einfach ohne 'Ethno' Muster nachkaufe...). Dann noch der Hinweis 'Das hättet ihr doch früher/anders/netter sagen müssen, dann hätte ich es ernst genommen!!! Jaja...


    -oder: erstmal ohne Rechtfertigungszwang *zuhören*. OK, diese Latinas finden es rassistisch, wenn ich dieses Tuch trage...ooops, dann mach das einfach nicht mehr bzw kaufe zumindest kein neues solches Tuch und passe auf, das Wort 'Indio' nicht mehr zu verwenden. Danke für den Hinweis.


    Ich glaub, bei dem Wort 'rassistisch' geht halt gleich dieser Rechtfertigungszwang los und dann die Grundsatzdiskussion...die es nicht braucht. Jemand weist darauf hin, er bzw eine Gruppe fände etwas persönlich verletzend: OK, dann mache ich es nicht mehr. ist doch eigentlich eine einfache Frage der Höflichkeit. Und was die Ängste angeht, 'die' kämen ja und würden einem 'alles' verbieten...ist das echt so? Weil man nicht mehr N*gerkuss sagt und 'Ethno' Muster vermeidet? Ich finde das Mini mini Einschränkungen die ich machen kann, um für Menschen anderer Abstammung das Leben etwas zu vereinfachen...ok, mache ich. #weissnicht

  • Ich glaube ich habe es immer noch nicht kapiert


    Fände es deine mexikanische Freundin es ok wenn du ein Originaltuch trägst? Oder geht es drum, dass das nur Latinas dürfen?


    Magst du mir mal erzählen, wer da dahinter steckt? Hinter der Diskussion? Dieser Anzeige meine ich.


    Ich nehme aus dem Strang hier viel mit. Deswegen zuhören und ändern ja. Aber so einen shitstorm auszulösen gegen ein kleines Unternehmen aus Ludwigsburg? Da hat die andere Seite wohl auch nicht zugehört oder?

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ohne jetzt wirklich für Latinas sprechen zu können...ich glaube 'die andere Seite' empfindet es vielleicht so, dass sie seit Jahrhunderten (!) zuhören, was weiße Kolonisatoren über ihre Kultur sagen, und selbst schlicht keine Stimme hatten. Natürlich hätte es in den 70er Jahren keinen Arsch interessiert, ob es irgendeine Mexikanerin indigener Abstammung stört, wenn Tücher mit diesen Mustern von Europäerinnen gewinnbringend verkauft werden. Aber jetzt werden sie gehört. Gefühlt seit einer Millisekunde. Können wir Europäerinnen ihnen das einfach mal gönnen?


    Wenn dich das Thema interessiert findest du bei Decolonize Babywearing ziemlich viel dazu. Von denen stammt soweit ich weiß auch das Bild. Ich hatte es von der Facebook Wall einer Freundin.

  • ...und ich vermute meine Freundin hätte garnix dagegen, wenn ich mit Rebozo trüge. Sie würde mir das sicher auch gerne zeigen und mich beraten, wo ich einen her bekomme. Es würde sie freuen, dass ich mich dafür interessiere. Was sie stören würde: wenn ich mich anschließend zur Rebozoexpertin aufschwinge, die Dinger kopiere und dann mit ordentlich Aufschlag verkaufe. Weil ich als Europäerin sie 'entdeckt' hab und jetzt mal allen erkläre, wie das wiiiiirklich funktioniert mit dem Rebozo ;) Wenn dann anschließend alle Europäerinnen mit ihren tollen neuen 150-Dollar-Rebozokopien hier rumliefen und auf sie herabschauen bzw (alternativ) sie wie ein exotisches Tier begaffen, weil es ja soooo toll ist mit so einem riiiichtigen 'authentischen' Rebozo zu tragen etc pp...


    (So kommt das manchmal echt rüber wenn man in Foren zu 'traditional ' babywearing liest...)

  • Hallo,


    Ich hab es immer noch nicht verstanden.


    Geht es speziell um den Namen (der ja geändert wurde) und das Muster? Oder generell ums Tragen, also daß die Tragekultur als solche "geklaut" wurde? Oder darum, daß in in Europa hergestellten Tüchern getragen wird?


    Sollten europäische Babys nur noch in den früher üblichen Tragemänteln getragen werden statt in Tüchern? Oder sind Tücher mit anderen Mustern problemlos? Wenn es um das Muster als solches geht - betrifft das dann auch ethno-inspirierte Kleidung oder Gebrauchsgegenstände?


    Meine Tochter hat übrigens ein paar gefilzte Strähen zwischen den restlichen Haaren. Einfach so, weil sie es cool findet. Darf sie die nun tragen oder erst, nachdem sie sich mit der Rastafarikultur auseinadergesetzt hat?

  • Trin, man darf alles. Niemand wird dir als europäischer Frau irgendwas tun, wenn du von Kopf bis Fuß in Ethnomuster, mit Rastalocken und 'Indio' rufend durch die Fußgängerzone ziehst 8o


    Natürlich kann man Tragen, Haarsträhnen verfilzen, Trommelkurs machen oder was weiß ich. Man soll es halt sensibel tun und darauf achten, dass man niemanden verletzt. Wenn Leute ganz konkret darauf hinweisen (siehe Facebook Bild) dass sie etwas konkretes stört (Aneignung des Webmusters und 'Indio'-Name), kann man sich überlegen, ob man das weiter machen will oder nicht...ich persönlich möchte es nicht. Kein großes Drama, oder?
    In dem Bild stand nicht 'europäerinnen sollen nicht tragen'. Das war doch ziemlich klar?