'Indio' Tücher

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  • Aber hinterfragst du beim Lesen, wer den Buchdruck und wer das Papier erfunden hat? Hier kannst du mMn jede beliebige Technik aus jedem Kulturkreis einsetzen, auf die kein Patent gilt.


    Zu oben: Ich überlege ja schon, ob hier nur meine imperialistische, rassistische Sozialisation aus mir spricht. Ich grüble noch.

  • Leia, es kam aber ja gerade als Kritik, dass das Wort in Mexiko beleidigend ist. Warum gibt es dann in Indio-Bier und einen Indio-Fußballverein? In den USA gibt es sicher kein Bier, dass das N-Wort benutzt oder eine Baseball- oder Football-Club, der sich so benennt.
    Von daher hinkt ja schon der Vergleich. Zum E-Wort (wenn damit das für die inidigenen Völker des Polargebiets gemeint ist(), dann gibt es auch Gruppen, die sich nicht Inuit nennen, sondern Eskimo.

    Natürlich gibt es auch in Mexiko Rassismus, und die mexikanische Bevölkerung ist auch nicht durchweg indigen oder gemischt. Zweitens würde ich es doch einfach den Betroffenen überlassen, was sie als beleidigend empfinden. Wenn ein großer Anteil der indigenen Bevölkerung das Wort als rassistisch auffasst, dann reicht das doch als Grund, auf das Wort zu verzichten. Und drittens ist es ja wohl etwas völlig anderes, wenn sich Betroffene selbst so bezeichnen. Hier ist das gut erklärt. Ich fühle mich gerade stark an die früheren Diskussionen erinnert, in denen Leute einem erzählten, schwarze Bekannte von ihnen würden sich selbst Neger nennen, also könne das Wort ja wohl nicht rassistisch sein. Beim N-Wort sind wir da inzwischen nach meinem Eindruck etwas weiter (auch wenn ein paar Lernresistente wohlimmer bleiben werden) - wieso nicht bei Indio oder Eskimo?

  • Meines Wissens ist Indio nicht in Mexico DAS grosse Schimpfwort, sondern in den Andenregionen Suedamerikas. Mexico ist nicht dasselbe wie Peru. Da schmeissen viele von Aussen mal eben ganze Kontinente zusammen .. nach dem Motto, warum gibt es in Schweden denn keine Paella?


    Es geht auch nicht darum, ob man in Europa nun tragen darf/soll oder dass man doch bitte in keinem Fall irgendein Muster uebernehmen darf.


    Hier hat eine Frau ein Tragetuch aus Mexico geschenkt bekommen, das Design des Tuches fuer den europaeischen Markt verbessert, weil das fuer Europaeerinnen sonst ja zu unbequem waere und dann das Muster entworfen, dass seltsamerweise fast genau so ausschaut wie die Anfangsfotos, wo sie noch Tuecher benutzte, die aus Mexico/Guatemala importiert wurden. (die wird so auf der Didymos Seite beschrieben).


    Mag damals in den 70ern keine Sau interessiert haben (offensichtlich). Aber selbstverstaendlich wurde da ein Kulturgut importiert und vermarktet ohne den Ursprung dafuer in irgendeiner Form zu respektieren oder gar zu beteiligen. Und es stinkt einfach hinten und vorne, da mit so einer bloeden Erklaerung zu kommen ..


    Das waere ungefaehr vergleichbar damit, wenn England uns nach dem 2. Weltkrieg nicht geholfen, sondern massiv ausgebeutet haette, so dass wir in D jetzt immer noch in Armut leben wuerden (was sich kaum ein Deutscher wohl vorstellen kann). Dann haette eine Englaenderin von Bekannten ein Dirndl aus Bayern geschenkt bekommen, was ihr so toll gefallen hat. Leider war der Stoff etwas kratzig, so dass sie den Stoff erstmal fuer die Befindlichkeiten, der viel sensitiveren Englaenderin angepasst haette und dann haette sie einen Schnitt entworfen, der aber im Grunde haargenau so aussieht wie das Ursprungsdirndl. Aber mit mehr Farbvariationen. Ja und das Ganze verkauft sie dann unter dem Namen "Kraut". Ein weiteres Kleidungsstueck aus dem Sortiment des Ladens ist dann ein Cheongsam, dass unter dem Namen "Chink" vermarktet wird ..

    • Offizieller Beitrag

    So, dann dürfen Mexikaner ein Bier Indio nennen, weil es da kein Schimpfwort ist, aber in D darf ein TT nicht Indio genannt werden? Ich lebe nun nicht in den USA, aber mir ist es völlig neu, dass Indio in D ein Schimpfwort ist. Ich habe das hier in dem Thread zum ersten Mal gelesen.


    Ich würde mich freuen, wenn diese Energien auch fließen würden in die Praktiken von Nestle auf den Philippinen, wo aggressiv Babynahrung vermarket wird und Babys dann an den Folgen sterben. Da war vor einiger Zeit mal eine ARD-Doku dazu. Da ist dann wirklich nur der Kommerz und der Gewinn wichtig.


    Ein kleines Unternehmen damit gleichzustellen, verliert völlig die Relativität aus dem Auge.


    In einem der verlinkten Artikel wurde z.B. eine Trageberaterin kritisiert, die einen kurzen Artikel darüber geschieben hatte, dass sie bei ihrer Schwangerschaft festgestellt hat, dass ein um den Bauch geschlungenes TT ihren BeBo stützt und sie das als Erleichterung empfindet. Das war ein Mini-Artikel, der wurde kritisiert, dass dort die historischen Wurzeln vernachlässigt wurden, weil man diese technik schon im alten Ägypten und sonst auch noch in diversen Kulturen kannte. Das war da auch gleich böse - so nach dem Motto: eine weiße Mittelstands-Frau erklärt anderen weißen Mittelstandsfrauen, wie man eine solche Technik anwendet und damit Geld verdient.
    Das sind Argumentationen, die ich nicht nachvollziehen kann - jedenfalls nicht bei den genannten Bespielen.


    Was die "Verbesserung" des Ursprungstuches durch die Firma Didymos angeht, möchte ich noch folgende Erfahrung anbringen:
    Ich hatte auf den Tragetagen in Dresden mal eine Unterhaltung mit einer Frau, die in einem Verein mitarbeitet, der Tragetücher aus einer Kooperative in Mittelamerika vertreibt. Die hatten am Anfang Original-Tücher, die relativ dick und Steif waren, auch schon weil die Rebozos dort auch für ganz andere Transporte (nicht nur Kinder, sondern auch Waren, Ernte etc.) genutzt werden. Die haben auch die Webung und auch die Länge an den europäischen Markt angepasst. Und genau diese ERfahrung hat wahrscheinlich auch Frau Hoffmann vor 40 JAhren gemacht: Das Originaltuch aus Mexiko war für die hiesigen Bedüprfnisse und Gewohnheiten vielleicht einfach nicht geeignet. Und dann hat sie mit einer Weberei eben Anpassungen vorgenommen, bis sie etwas hatte, dass ihren Ansprüchen und denen ihrer ersten Kunden genügt hat. Damit will ich nur Ausdrücken, dass die Ansprüche andere sind: Die Frauen in Mittelamerika wollen eben auch was anderes mit dem Tuch machen, es ist für sie multifunktional, die Frauen in Europa haben Autos zur Verfügung etc. Die wollen NUR die Babys damit tragen und möchten eher etwas Weicheres haben. Das weichere ist nicht besser oder schölechter als das widerstandsfähige., sondern beide Tuchvarianten sind angepasst an die Bedürfnisse. Genauso wie es kleine und große Autos gibt, Pfannen mit Teflon und aus Gußeisen.


    Was das Muster angeht: Wenn ich Zapotec pattern bei Google eingebe erhalte ich zig Bilder, aber kaum welche mit so einem Muster wie bei dem Didymostuch.


    Was ich schon verstehen kann: Wenndie Diskussion alt ist (seit mehreren Jahren), dann kann ich den Ärger verstehen, wenn da erst jetzt reagiert wird mit der Umbenennung.


    Ansonsten nimmt es hier aber fast die Formen von einer Hexenjagd auf viele Baytragetuchhersteller an.


    Ach, darf ich denn einen Sling mit Ringen verwenden? Das ist auch eine "Verbesserung" des Hüftsitzes mit einem Rebozo. Kommt aber diesmal nicht von Didymos, sondern aus den USA, wenn ich mich nicht täusche.

  • Doch, es ist auch in Mexico ein Schimpfwort, aber ein weniger intensives als es in den Andenregionen ist. Glaube ich jedenfalls. Ich bin ja nun weder Mexikaner noch war ich jemals in Suedamerika.


    Und es geht eben auch nicht um duerfen. Es geht um Respekt. Ich finde es genauso daneben, ein Bier Indio zu nennen und wuerde das daher vermutlich auch nicht kaufen, wenn es das hier gaebe.


    Aber man sollte doch nun eher anstreben, sich von solchen Dingen abzusetzen als zu sagen, ach die machen das doch auch. Dann darf ich das jawohl auch.


    Ich weiss auch nicht, was das mit Nestle zu tun haben soll. Ist Nestle scheisse? Ja, zweifelsohne. Ist ein Bier, dass Indio heisst fragwuerdig. Zweifelsohne. Ist ein Tragetuch, dass Indio heisst fragwuerdig. Ebenso zweifelsohne.


    Es wird auch absolut niemandem verboten diese Tuecher zu benutzen und man kann die auch nennen wie man moechte. Man kann sich nur eben auch Gedanken drum machen. Muss man aber nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von belleamie ()

    • Offizieller Beitrag

    Beeleamie,
    ich habe jetzt etliche der verlinkten englischen Artikel gelesen. UNd ich finde da geht es irgendwie zu weit, wenn alle Weißen Rassisten genannt werden, weil sie eben weiß sind.


    UNd doch, es gibt da die Kritik an allen möglichen Dingen, die im Attachment-Parenting üblich sind: Co-Sleeping, Mei Tais, Stillen, natürliche Geburt... Da verstehe ich die ganze Argumentationslinie nicht, tut mir leid.


    Dem Bierhersteller in Mexiko ist sicher wesentlich präsenter als einer deutschen Hausfrau zu Beginn der 70er, dass das Wort Indio ein Schimpfwort ist.


    Die Kritik am Wort Indio kann ich ja noch nachvollziehen, aber die am Muster finde ich weit hergeholt. Da wurde in der obigen Links eine Frau genannt, die ein Didymos-Indio gekauft hatte (gebraucht) unter den Namen Standrad. Sie hat es geliebt. Dann wurde sie irgendwann von einer anderen Frau angesprochen, die dsagte "So ein Indio-Tuch von Didymos hatte ich auch, ich habe das Tragen damit geliebt." Da erst kamen der Trägerin die bösen Erinnerungen an die Kindheit, wo sie als India beschimpft wurde.
    Das Muster spielte da vorher noch gar keine Rolle in ihrer Wahrnehmung.


    Die Intention von Frau Hoffmann war auch nicht, die Bewohner in Mittelamerika zu beschimpfen, sondern sie wollte ja gerade auf den Ursprung des Tuches hinweisen. Hätte sie Freunde gehabt, die im Afrika-Urlaub waren, hätte sie vielleicht eine Tragehilfe mit Namen Kongo entwickelt oder Serengeti, keine Ahnung. Das hat sie ja damals nicht ehrenrührig gemeint.


    Mich würde interessieren, wie lange es Diskussion um neokoloniales Erbe im Babytragen etc. schon gibt. Wenn die das Anliegen schon länger bei Didymos vorlag, dann ist es schon spät, wenn sie erst jetzt reagieren.



    Und was es mit Nestle zu tun hat: Das Stillen wird propagiert unter weißen Mittelstandfrauen und ist da in, wenn es indigene Frauen machen, dann wird es schlecht gemacht und es wird viel getan, um sie vom traditionellem Umgang mit Kindern zu entfremden - des Profits willen. Das Beipiel Stillen, Hausgeburt tauchte in der Argumentationskette der Didymos-Kritikerinnen auf (in den englischen Links, die Pfirsich oder Leia verlinkt hatten).

    • Offizieller Beitrag

    Was mich stört, ist dieser aggressive Unterton: Da hatte eine Frau auf einer englischen Seite geschrieben, dass sie aus Deutschland ist und einfach getragen hat, weil es sich für sie gut anfühlte. Und dass es auch früher in D Tragetraditionen gab, die aber verloren gegangen sind. Da wurde der Mund verboten: sie als Deutsche, deren Vorfahren Namibia brutal kolonisiert hätten, hätte kein recht dazu (berkürzt wiedergegeben).

  • Ich kann jetzt nicht auf alles eingehen (und würde mich teilweise auch nur wiederholen). Ich kann auch als weiße Europäerin nicht für andere Gruppen sprechen. Aber hier meine Einschätzung:


    Viele hier fragen nach 'der' Regel, die man jetzt beachten muss, um nicht rassistisch zu sein. Die gibt es nicht. Rassismus ist ein systemisches Problem, in dem wir alle drinstecken. Ja, man muss sich einfach bei *jeder* Handlung fragen: ist das jetzt OK? Nicht immer wird man so handeln dass man allen Interessen gerecht wird. Ja, ich geh grad immer noch mit einem Didymos Tuch spazieren, obwohl ich ihr Verhalten für nicht OK halte und weiß, dass ich so quasi Unterstützung dafür ausdrücke. Jeder handelt täglich irgendwie 'rassistisch', davon geh ich mal aus. (Auch persons of color.) Unsere Gesellschaften sind rassistisch.


    Die einzige Sache die ich bewusst versuche zu tun: wenn Mitglieder benachteiligter Gruppen etwas sagen, versuche ich *zuzuhören*. Nicht nur für paar Minuten,sondern länger. Ich lese nach. Ich urteile erstmal nicht, verteidige nicht reflexhaft mein Verhalten, schlage nicht gleich zurück, sondern versuche mich reinzuversetzen. Und ich GLAUBE den Leuten wenn sie zB sagen, 'xyz ist für mich verletzend'. Ich fange nicht mit Grundsatzdiskussionen an a la 'aber dann müsste man ja auch' und 'aber was wenn...'. Ich tue es nicht ab als Sturm im Wasserglas, wenn Leute mir glaubhaft versichern dass es sie verletzt, wenn ich x tue.


    - Dann versuche ich, dementsprechend zu handeln. Geht in vielen Dingen nicht so, wie es vielleicht nötig wäre. Man müsste Nestlé boykottieren, um indigene Völker nicht weiter auszubeuten - mach ich nicht zu 100%. Aber...kein I*dio tuch mehr kaufen, bei Pippi Langstrumpf nicht 'N*gerkönig* vorlesen...etc pp...das kann ich. Jede von uns kann was anderes umsetzen. Einen Zauberspruch gegen Rassismus, den man einmal sagt, und dann ist man kein Rassist mehr und gehört zu den 'Guten'...gibts nicht. Sorry.


    Oft kam hier (und auch andernorts) die Reaktion, das ganze sei ja sooo aufwändig und man könne ja nicht sein ganzes Leben umkrempeln etc pp. Ich gehe davon aus, dass das Leben, wenn man einer unterdrückten Minderheit angehört, noch viel anstrengender ist. Zu sagen, wir wollen Rassismus abschaffen, aber dann bei den kleinsten Mini Bitten (wie zB kauf nicht gedankenlos Ethnomuster...) gleich zu rufen 'Waaaaas das ist ja viiiiel zu aufwendig...'- ist halt etwas bigott.


    Noch eine Geschichte, nicht dass der Eindruck aufkommt ich wolle mich hier als die super antirassistische Checkerin aufspielen. Afroamerikanerinnen haben eine extrem niedrige Stillquote in den USA. Ich war (wie viele andere Weiße) lange Jahre fest überzeugt, das läge an fehlender Bildung, Vorurteilen, Unkenntnis etc und dachte, jaja, da muss man diese armen schwarzen Familien halt mal aufklären und ihnen erklären, wie gut Stillen ist - hab ich als supertolle Langzeitüberallschamlosstillerin schließlich raus! Dann hab ich mal durch Zufall einen Text zu Black Breastfeeding History gelesen. Während der Sklaverei wurden schwarzen Mamas die Babies weggenommen und sie wurden gezwungen, die Kinder ihrer weißen Herrinnen zu stillen. Dazu gibt es viele Berichte. Man bedenke, in der Zeit vor der Erfindung von Formula. Viele schwarze Babies sind gestorben. Ich musste bei diesem Text weinen. Und mir ist aufgefallen, wie wahnsinnig saudumm und arschlochmäßig und ignorant es von MIR als weißer Frau wäre, das Stillen oder nicht Stillen von Afroamerikanerinnen auch nur irgendwie zu kommentieren oder bewerten. Ja, natürlich wär es (objektiv gesehen) besser, sein Kind zu stillen. Aber es ist nicht an mir, dazu irgendwas zu sagen. Als Weiße bin ich jetzt mal damit dran, die Klappe zu halten, zuzuhören und mich zu informieren über das, was über Jahrtausende gelaufen ist und immer noch läuft. Und das versuche ich.


    Das letzte Beispiel ist natürlich US-spezifisch und ja, der POC Begriff 'passt' manchmal nicht ganz auf Europäische Kontexte. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es auch in Deutschland und Europa genau die gleichen Muster des Nicht-Hinhören-Wollens gibt, des reflexhaften Verteidigens, des empört Zurückweisens 'waaaas, ich bin doch nicht rassistisch!', immer wenn eine unterdrückte Gruppe auf ihre Unterdrückung hinweist. Und daran sollte man, finde ich, arbeiten.

  • Danke. Pfirsich, das hast du schön geschrieben. Zuhören und versuchen, zu verstehen, darauf kommt es an, das sehe ich auch so.
    Und ja, natürlich hatten und haben wir hier hier ganz ähnliche Probleme. Zum Beispiel vor einiger Zeit diese unsägliche Diskussion über "Zigeuner", bei der viele tatsächlich das Kulturerbe in Wörtern wie "Zigeunerschnitzel" etc. verteidigt haben und das wichtiger fanden als die Gefühle einer Minderheit. Oder die Diskussion über Rassismus in älteren Kinderbüchern, über die Denis Scheck sich mit geschwärztem Gesicht vor der Kamera lustig machen durfte, ohne dass großartig was passiert ist. Oder jüngst die Oettinger-Rede, bei deren entsprechenden Passagen nicht nur gelacht und geklatscht wurde, sondern bei der auch die großen Medien es nicht nötig fanden, ihn einen Rassisten zu nennen.
    Mir geht es übrigens wie Leia, ich wundere mich, wie man das Problem nicht sehen kann. Irgendwo schrieb jemand sogar von "umgekehrtem Rassismus" - das ist nicht anders, als wenn Maskulisten sich über Diskriminierung von Männern beschweren.

  • Danke für die spannende Diskussion. Über vieles hab ich auch noch nie so nachgedacht. Kannte den Begriff auch vorher nicht, außer vom Tuch.
    Ich merke wie in mir drin auch so eine Art Widerstand hochkommt, Versuch jetzt aber erstmal weiter drüber nachzudenken und mich zu informieren.
    Ganz schwierig find ich die Kommentare bei Facebook zum Didymos Statement. Lauter Weiße, die sich drüber aufregen und fordern sich mal locker zu machen. Und diese Solidaritätsfotos... echt ziemlich unangebracht (zumal ich diesen krassen Didymoskult auch so etwas befremdlich finde. Es ist nur eine Marke.)

  • Hallo,


    ich verstehe das "Zuhören und respektvoll umgehen" nicht. Also klar weiß ich, was gemeint ist, aber nicht die Konsequenz, die daraus folgen soll.


    Entweder ist es OK, Kleidung oder Tücher mit solchen Muster zu tragen - oder es verletzt irgendwen. Dann ist es doch nicht weniger verletzend, wenn man es "respektvoll" trägt, das sieht man doch keinem an?


    Und natürlich gibt es auch hier Traditionen was Hausgeburt, stillen, tragen angeht. Die hiesigen Babys wurden noch nie mit Nuckelflasche in einem angeborenen Krankenhaus und mit Rädern unter dran geboren.
    http://www.museum-digital.de/san/index.php?t=objekt&oges=3920 bzw. mal einfach "Hockmantel" in eine Suchmaschine eingeben)


    Nur weil es bestimmte Entwicklungen gibt, heißt das doch nicht, daß man es NUR noch so machen darf - auch wenn man es anders besser findet.


    Ich fand die Kagatrageweise sehr angenehm und mein Kind liebte sie - hätte ich sie also besser nicht genutzt, weil in "meinem" Kulturkreis nicht üblich?


    Wie ist das mit barfuß laufen? Hier trägt man auch schon lange üblicherweise Schuhe, in unsrem Kulturkreis ist es nicht üblich, barfuß zu gehen Ist barfuß laufen dann auch falsch, weil keine eigen Tradition mehr?


    Fremdsprachen lernen? Musik verschiedener Stile spielen? ...


    Ehrlich, da finde ich es schon seltsam, wenn einem dann bestimmte Sachen "großmütig gestattet" werden, weil sie einem eiwentlich auf Grund seiner genetischen Herkunft nicht zustehen würden. So empfinde ich es zumindest.


    Ich habe insofern ein Problem damit, daß es einerseits darum geht, Grenzen möglichst gar nicht mehr wahr zu nehmen, Personen als Person im hier und jetzt zu sehen und zwar unabhängig von ihren Wurzeln. Den Deutschen oder Amerikaner, der mir gegenübersteht als Deutschen oder Amerikaner zu sehen, und nicht als Mensch asiatischer, afrikanischer... Herkunft, egal wie die Hautfarbe oder die Augenfarbe ... ist. finde ich acuh richtig so.


    Aner so muss jeder immer wissen, welche Wurzeln er hat, ob eine Tradition auch irgendwo mal die seine war, damit er /sie ein bestimmtes Muster tragen, einen Gegenstand nutzen, einem bstimmten Handlungsmuster folgen... darf usw.

  • Hallo,


    http://kangaroomamas.net/post/…toric-baby-wearing-europe


    Vor allem die ersten beiden Bilder finde ich im Blick auf die Tragetradition interessant. Ist allerdings Schweden, ist das schon zu "fremd"? Und die Kinder sitzen anders drin, als man sie heute in eine Trage setzen würde...


    Der Hockmantel ist traditionell aus Thüringen, da komme ich her, also durfte ich ohne schlechtes Gewissen tragen, weil es tatsächlich zu MEINER traditionellen Kultur gehört?? Oder hätte ich das nur im Hockmantel gedurft?


    Übrigens wurde mein Mann als Baby/Kleinkind auf Wanderungen noch in einer Art traditioneller Kiepe getragen.... Es ist also keineswegs so, daß hier seit jahrhunderten Kinder nicht mehr getragen wurden und die Idee, Babys zu tragen komplett aus einer anderen Kultur "gestohlen" wurden.

  • Na ja, Tragen war hier sehr lange wirklich in Vergessenheit geraten. Dass es das irgendwann hier auch gab (sogar über lange Zeiten) , ist kein richtiges Gegenargument, denn angefangen hat die ganze Attachment-Parenting-Bewegung mit Jean Liedloff und ein paar anderen US-Amerikanern - und Liedloff kam ja tatsächlich durch ein indigenes Volk darauf und keineswegs durch historische Studien, und lange Zeit war ja auch für viele Verfechter "die Naturvölker machen das ja auch so" DAS Argument. Da dann als Firma ein traditionelles Muster zu übernehmen und es "Indio" zu nennen, wirkt wie blanker Hohn. Stell dir mal vor, Liedloff hätte ihre Erlebnisse in Afrika gehabt und Didymos würde deshalb seit 40 Jahren Tücher mit afrikanischen Mustern namens "Bimbo" verkaufen ...
    Was verstehst du an "zuhören und verstehen" nicht? Die Gefühle von anderen ernstzunehmen, wird in diesem Forum doch immer ganz groß geschrieben. Zu Recht, finde ich. Wieso gilt das hier auf einmal nicht?

    • Offizieller Beitrag

    'orient' ist (siehe Said) ein Europäisches Konstrukt. Es wirft alle dort lebenden Kulturen in einen Topf aus 1001 Nacht, fliegendem Teppich, Harem, Magie und was weiß ich. Und diese 'Orientalen' sind dann so furchtbar exotisch und faszinierend unterhaltsam

    ich finde den artikel auf wikipedia sehr interessant zum wort orient: https://de.wikipedia.org/wiki/Orient


    soweit ich said verstanden habe, kritisiert er den "orientalismus" und nicht das wort "orient" oder "orientalistik" als studienrichtung.

    Nur weil im Mittelalter getragen wurde, ist es doch aber keine Tradition hier in Deutschland. In den letzten hundert Jahren wurden doch Kinderwagen etabliert und galten als Fortschritt schlechthin. In meiner Kindheit, obwohl 80er, kannte ich niemanden, der seine Kinder trägt, und in dem Viertel, in dem ich früher, als meine Kinder klein waren, gewohnt habe, hat außer mir NIEMAND getragen.
    Lange Zeit galt es, außer bei einigen Hippies , als rückschrittlich und war mit irgendwelchen "Naturvölkern" verknüpft.

    ich kenne einen haufen kinder, in den 80ern geboren und mit tragetüchern getragen. hippies waren die eltern keine, alternativ mal mehr mal weniger.
    ich kenne auch hippies. ende der 60er anfang der 70er waren so kraxen, so rückentragen mit metallgestänge bei den hippies und ihren sympathisanten in. (ich bilde mir ein, im woodstock-film sieht man so eine trage). ich weiss, ein bischen klugscheissen, aber ich kanns halt nicht lassen ;)

    bei Pippi Langstrumpf nicht 'N*gerkönig* vorlesen.

    ich habe meinem kind negerkönig vorgelesen und gleichzeitig erklärt, dass dieser begriff ein schlechter ist, man sich aber damals noch keine solchen gedanken darüber gemacht hat. das kind war damals 5 und heute mit 7 erinnert es sich noch daran und weiss dass n*** ein schimpfwort ist.

    gedankenlos Ethnomuster

    diesen punkt finde ich fragwürdig. es gibt eine vielzahl an mustern, die in ganz vielen teilen der welt vorkommt. bestimmte muster für eine degradierung zu verwendent geht nicht, selbstredend. aber muster grundsätzlich verbieten erinnert mich an t-mobile, die sich die farbe(!) magenta haben schützen lassen.


    ich kann mich an eine diskussion hier im forum erinnern, wo es um das sonnenrad ging. ein symbol, welches weltweit in verschiedensten kulturellen zusammenhängen verwendet wird. welches hier im deutschen sprachraum ein symbol von schrecken, folter, tod, menschverachtung und -vernichtung ist. es gab einige, die versucht haben, doch den kulturellen kontext zb. in indien und thailand zu sehen. und es gab einige, die der meinung waren, so ein symbol darf man einfach nie wieder verwenden, egal in welchem teil der erde. da betrifft es uns direkt und da sind nicht alle so entspannt mit "na dem hinduisten ist aber nicht zuzumuten, dass er bei jedem symbol, dass er im religiösen kontext verwendet, informationen einholt, ob es irgendwo auf der welt ein verbotenes, böses symbol ist."


    das zuhören finde ich wichtig, den versuch, die andere seite zu verstehen, finde ich auch wichtig. seine reflexhafte abwehrhaltung sollte man ebenfalls hinterfragen. was man daraus für folgen für sich selber ableitet, ist wieder eine andere sache.


    übrigens finde ich das reflexhafte beissen auf allen seiten schlimm. die priviligierten, weissen frauen haben ebenfalls eine geschichte der unterdrückung hinter sich, ihnen wurde der natürliche umgang mit ihren kindern von den priviligierten weissen männern weggenommen. ich weiss, kein vergleich zu verhungernden sklavenbabies. aber ich finde es immer wieder traurig, dass es so wenig solidarität auf allen seiten gibt.

  • Hallo,


    Wie gesagt, es war nie komplett in Vergessenheit. Es gab nur andere Techniken.


    Das Rad wurde, so viel ich weiß, auch nicht in Mitteleuropa erfunden oder traditionell zuerst genutzt und trotzdem nutzen wir es täglich.


    Was verstehst du an "zuhören und verstehen" nicht? Die Gefühle von anderen ernstzunehmen, wird in diesem Forum doch immer ganz groß geschrieben. Zu Recht, finde ich. Wieso gilt das hier auf einmal nicht?


    Nein. Ich weiß sehr wohl, was es heißt. Ich verstehe nur nicht, wie man sagen kann "Und wenn man dann zu dem Schluss kommt, es trotzdem zu tun, dann ist es doch OK".


    Das geht mMn nicht.


    ENTWEDER ist eine Handlung in Ordnung - dann ist es so. Dann muss man kein schlechtes Gewissen dabei haben und keiner muss sie einem großzügig gestatten.
    Oder sie ist nicht in Ordnung, sie ist verletzend - dann nützt es nichts, wenn man sie "respektvoll" tut.


    Man sieht keinem an, ob er das Kind mit respektvollen Gedanken an die Südamerikanischen Andenländern und einem schlechten Gewissen wegen Kulturklau und Dankbarkeit für die Erlaubnis, es dennoch tun zu dürfen ins Tuch gebunden hat - oder mit dem Gedanken daran, daß man nun aber schleunigst das Geschwisterkind abholen muss und das mit Baby im Tuch schlicht praktischer ist.


    Wie gesagt - wie ist das? Barfuß laufen hat hier ja auch schon lange keine Tradition, bei vielen indigenden Völkern aber doch, oft auch aus der Not heraus, aus Armutsgründen keine Schuhe kaufen zu können.
    Und doch lassen viele ihre Kinder hier immer öfter auch barfuß laufen oder in Schuhen, die das barfuß-Gefühl nachahmen, aber insofern "verbessern", dass sie mehr Schutz vor Kälte und Verletzung bieten.


    Das müsste doch dann auch kritisch zu sehen sein und man müsste lieber die dicken Klumpen oder engen Lackschühchen kaufen, die Kinder üblicherweise vor 50 Jahren getragen haben.

  • Also das erste Tragetuch von Didymos hatte noch garnicht das heutige Primo(?) Muster. Denn genau eines dieser allerersten Tücher liegt hier und das sind nur Rauten.


  • ich finde den artikel auf wikipedia sehr interessant zum wort orient: https://de.wikipedia.org/wiki/Orient
    soweit ich said verstanden habe, kritisiert er den "orientalismus" und nicht das wort "orient" oder "orientalistik" als studienrichtung.

    Eben, deshalb wurde auch weder die Studienrichtung noch die DOG abgeschafft.


    Und das Wort Orient heißt ja erstmal nur Osten und den will man ja sicherlich auch nicht gleich abschaffen.


    Hat ja leider auch niemand meine Frage beantwortet ob man auch den Süden nun abschaffen sollte.



    Ich finde diese Absurditäten weichen nun das andere Anliegen mit dem Rassismusvorwurf vollkommen auf. Dies fände ich nämlich in der Tat ein interessantes Thema.

    • Offizieller Beitrag

    @Lachesis
    Wenn du denkst, dass sich das ganze AP nur auf Liedloff bezieht, bist du dann der Meinung, wir normale weißen, europäisch-amerikanischen Frauen dürften das nicht anwenden? Co-Sleeping für PoC ist gut und wir sollen JKksl anwenden? MAl ganz drastisch ausgedrückt. So hört es sich bei dir an und auch bei manchen anderen Beiträgen auf englischen Seiten.
    Muss ich erstmal googeln, ob der Fliegergriff nicht aus Papua-Neuguinea oder von den Sioux kommt, um den anwenden zu dürfen? Ich bin als junge Mutter doch erstmal froh, dass ich etwas gefunden habe, dass meinem Baby hilft. Genau wie auch das tragen vielen Kindern und auch Eltern hilft.


    Körperkontakt und Zuwendung sind doch Grundbedürfnisse, egal welcher Ethnie ein Baby angehört!



    Haben sich Inderinnen auch schon beschwert, dass Leboyer die indische Babymassage nach Europa gebracht hat und auch noch ein Buch dazu geschrieben hat? Wobei indisch ja auch sehr ungenau ist, ist ja schließlich ein Vielvölkerstaat.



    Dass es in Beratungssituationen Fingerspitzengefühl braucht, gerade auch beim Stillen, das kann ich nur unterschreiben. Stillen ist etwas so Intimes, dass jede Frau das für sich entscheiden sollte, am besten natürlich auch nach gründlicher Information.

  • Ihr wiederholt alles was wir schon auf Seite 2 hatten. Kann man nicht mal einfach was stehen lassen?


    Dieses reflexhafte aber... Ist doch genau das was an den ganzen amerikanischen Blogs kritisiert wird.


    Ich weiß nicht auf welcher Facebook Seite diese tragebilder sind.
    Ich finds erbärmlich von didymos so mit dem Thema umzugehen vor allem nachdem sie sich ja als so korrekt soziales Unternehmen aufschwingen.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.