'Indio' Tücher

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  • Iverna hier wurden noch viel mehr links genannt, u.a. Der von Pfirsichs babyewaring community, die sich sehr reflektiert mit dem Thema auseinandergesetzt haben.


    Und wie gesagt, guckt mal was didymos draus gemacht hat. DAS ist der Punkt.
    Man hätte auch respektvoll in den Austausch gehen können. Vor allem wil sich der Erfolg des Unternehmens eben doch auf diese ursprünglich importierten Tücher stützt.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Darf ich nochmal was anmerken? Niemand 'verbietet' irgendjemandem irgendwas. Es gibt keine dunkle Macht, die da jetzt einschreitet und Didymos oder Tragetuchmamas dazu zwingt, irgendwas zu machen. Es gibt individuelle Leute (wie hier im Thread), die sich das Problem anschauen, und sich dann überlegen, ob sie ein solches Tuch tragen oder kaufen wollen. Eure Verfolgungsphantasien, in denen IHR jetzt plötzlich die unterdrückte Minderheit und Opfer von Rassismus (!!!) seid (oder wahlweise auch das Sympathische Kleinunternehmen in Ludwigsburg), finde ich...ja ich weiß gar nicht wie ich das nennen soll. Pervers? (Im ursprünglichen Sinne: verdreht)


    Niemand greift Eure Familie, Eure körperliche Integrität oder Eure Kultur an. Leute merken lediglich - irgendwo im Internet - an, dass sie etwas verletzt, und ihr könnt damit, puh...einfach machen, was ihr wollt. Ich seh da beim besten Willen keine Unterdrückung.

  • Didymos hat nochmal was gepostet und viele hier bestätigt.... http://m.suedkurier.de/region/…ination;art410944,8204282


    Und viele bilder von Webmustern aus Europa - https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1345542928813756&id=208795659155161


    Unbedingt anschauen, unbedingt kontextwissen aneignen!

    Danke für die Links, Iverna. Ich finde das trotzdem nicht ganz nachvollziehbar. Frau Hoffmann hat also ein Tuch aus Mexiko geschenkt bekommen und das wollte sie 'verbessern' und ging damit zu den Webern...raus kam ein Muster, das von Europäischen Webtraditionen inspiriert war...bzw halt so aussah, wie in dieser tradition gewebte Sachen halt aussehen...und daher gab sie ihm den Namen...INDIO! #gruebel Und zufällig sehen Rebozos aus Oaxaca halt auch ähnlich aus?

  • Womit wir seltsamerweise bei "All Lives Matter" gelandet sind, was ich gerade krasser finde als das Ursprungsproblem. Aber das ist natuerlich eine reine "Ami"-Problematik und gilt fuer Europa oder gar Deutschland nicht.


    8I

  • @claraluna es gab diesen einen Blog beitrag, der doch sehr vehement darum ging, ob nicht Weiße eigentlich nicht tragen dürften und und und. Ich fand den unsäglich. Das ist für mich umgekehrter "Rassismus". Etwas für sich beanspruchen, anderen dies zu verbieten - was ist das sonst?

    Iverna, ich wollte das gerne nachlesen und habe jetzt den halben Thread nach einem Link durchsucht und nichts gefunden, magst du vielleicht mal kurz schreiben, wo das war ... danke!

  • Pfirsich, ich glaube, diese Gegenwehr kommt daher, dass Rassist schon eine Beleidigung für viele ist. sie verstehen sich auch nicht als Rassist. Einige verwenden aber genau diese Wörter in aller Härte.


    Ich weiß nicht, ob Du vegan lebst, aber ich denke, für viele wäre das verständlicher, wenn man das damit vergleicht, alle Fleischesser und Bauern und Käsereien etc mit Mörder oder tierquäler zu titulieren. das wollen viele auch nicht hören. (auch wenn da die gemeinte Wahrheit in gleichem Maße dahintersteht wie bei den Rassismusvorwürfen)

    #post - #post - 3 - 4 - #post - #post - 7 - #post - 9 - #post- 11 - 12 - #post - #post - 15 - 16 - 17 - #post- #post - 20 - 21 - 22 - 23 - 24

    Bonus #post

  • Womit wir seltsamerweise bei "All Lives Matter" gelandet sind, was ich gerade krasser finde als das Ursprungsproblem. Aber das ist natuerlich eine reine "Ami"-Problematik und gilt fuer Europa oder gar Deutschland nicht.


    8I

    Daran musste ich bei Ivernas Einwand auch denken, belleamie, bzw. an diesen Artikel dazu:


    http://www.huffingtonpost.com/…e-people-_b_11109842.html


    "The problem with being “colorblind” — aside from the fact that we’re not really — is that it is really a white privilege to be able to ignore race. White people like me have the luxury of not paying attention to race — white or black. The reason is because whiteness is treated as the default in our society. Whiteness is not a problem for white people, because it blends into the cultural background.
    Black people, on the other hand, don’t have the luxury of being “colorblind.” They live in a culture which constantly reminds them of their Black-ness, which tells them in a million large and small ways that they are not as important as white people, that their lives actually do not matter as much as white lives. Which is why saying “Black Lives Matter” is so important."

  • Genau das. Und Rassismus hat eine Geschichte. Deshalb wird mir schon übel wenn hier mit umgekehrten Rassismus argumentiert wird.


    Das kann nur jemand sagen den es NIE betroffen hat.

  • Danke für die Links, Iverna. Ich finde das trotzdem nicht ganz nachvollziehbar. Frau Hoffmann hat also ein Tuch aus Mexiko geschenkt bekommen und das wollte sie 'verbessern' und ging damit zu den Webern...raus kam ein Muster, das von Europäischen Webtraditionen inspiriert war...bzw halt so aussah, wie in dieser tradition gewebte Sachen halt aussehen...und daher gab sie ihm den Namen...INDIO! #gruebel Und zufällig sehen Rebozos aus Oaxaca halt auch ähnlich aus?

    Bei Wiki steht bapw. Das Rebozos mit der kolonialkultur aufkamen, es gibt jeine Belege dafür, dass es sie vorher gab.
    Ich verstehe die Kritik an dem Namen.
    Ich verstehe nicht, wie ein Tuch da dem anderen ähnelt - weil dies meine Vorstellungskraft übersteigt.
    Ich sehe bei Didymos keine bewusste Unterdrückung von Mexikanern.
    Habe aber die Ausführungen zu dem Tuch indio im speziellen Verstanden und kann dir Kritik fast immer nachvollziehen.


    Iverna, ich wollte das gerne nachlesen und habe jetzt den halben Thread nach einem Link durchsucht und nichts gefunden, magst du vielleicht mal kurz schreiben, wo das war ... danke!

    diese. beitrag meine ich http://the-toast.net/2014/11/1…ation-birthing-community/


    Darauf bezieht sich meine Kritik, und da wird von Verboten gesprochen.


    Wie nenne ich dann den Faktum, dass Menschen aus Mexiko mir verbieten wollen etwas zu tun, was nur Sie tun dürfen? *grübel*

    Wyrd bið ful aræd!


    Einmal editiert, zuletzt von Iverna ()

  • Ich lese da nirgends etwas von einem Verbot.


    Da schreibt eine Frau davon, dass es sie verletzt, wenn sich weisse Frauen befugt fuehlen, sie darueber aufzuklaeren, wie man richtig und sicher traegt anstatt das einfach sein zu lassen. Denn wie hier schon mehrfach geschrieben und in dem Artikel auch so gesagt, ist Tragen eine Taetigkeit, die es ueberall traditionell schon lange gab. Einfach aus der Notwendigkeit heraus, weil schicke Kinderwagen und nicht arbeiten nunmal keine Optionen waren. Und nun haben reiche,weisse Frauen, die im Luxus leben, diese Taetigkeit fuer sich entdeckt (was nirgendwo kritisiert wird) und meinen, es besser zu koennen, weil das nun wissenschaftlich untersucht und weissen Standards genuegend angepasst wurde und nun wollen diese weissen Frauen, den armen "eingeborenen" zeigen, wie man es richtig macht. Das wird kritisiert. (aber auch nicht verboten).

  • Da steht sogar das genaue Gegenteil:


    ". I am not suggesting that white women should not practice belly support/binding and babywearing. The benefits of both are so great that they should be widely known and practiced."

  • so, hab den Artikel jetzt auch gelesen. (mann is der lang :D )


    Die Sorgen diesbezüglich kann ich auch nicht verstehen. Da steht tatsächlich nix von verbieten, sondern um das, was ich ja auch schon in einem meiner Lexe geschrieben habe. Privilegierte kommen, sehen was tolles, greifen das auf und vermarkten das, während das dann aber nicht irgendwie nen gemeinsames Nebeneinander gibt, sondern exklusiv für Privilegierte gibt.


    So nach dem Motto: ach das is ja klasse, was die schwarzen Frauen da machen. Wir machen das jetzt mal professionell und verbreiten das, weil das so toll ist. - und darüber wird dann übersehen, dass die schwarzen Frauen sich das dann aber nicht leisten können und das irgendwie ein gewisses Verhöhnen ist.


    Auch wenn ich in dem Punkt nicht mit der Autorin übereinstimme, dass es unnötig ist, diese Trageweisen zu entwickeln. Die Diagonal-Köper-Bindung ist ja zB. schon ideal fürs Tragen. und klar. es geht auch mit nem normalen Bettuch. Aber hat das mal eine von Euch versucht? Ich hab das auch schon teilweise machen müssen. (Trage vergessen und kein Geld für mal eben so nen Tuch) und es war nicht vergleichbar. es ist besser als gar nix, aber mehr auch nicht.
    ebenso hab ich verschiedene Tücher versucht und manche sind eben doch sehr hart und steif, die sind für ein Neugeborenes eben doch nicht so ideal. nach meinem Empfinden. ich schätze da also die Qualität von Didymostüchern sehrwohl.


    Aber vielleicht meinte sie es ja auch nicht so, sondern auch nur in der Form, dass es dann NUR in dieser Form gibt und die traditionellen Varianten eben gar nicht, wobei ja gerade diese Mischung an Auswahl sehr begrüßenswert wäre.

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    • Offizieller Beitrag

    Das war aber eine kleine Minderheit, die das sich außerdem vermutlich in anderen Ländern abgeguckt hat, und keine jahrhundertealte Tradition, kein Mainstream. (Und nein, damit will ich NICHT ausdrücken, die hätten das nciht gedurft - es ging an diesem Punkt um die Frage, wo Didymos es her hat)

    es trägt in der westlichen weissen welt immer noch eine minderheit. das tragen mit hilfe von stoffbahnen kann man sich in fast allen erdteilen der welt abschauen.

    Ich finde dieses Aufrechnen unerträglich. "Ich (bzw. meine Vorfahrinnen) habe auch mal gelitten, also brauche ich da keine Rücksicht zu nehmen." Sollte es nicht vielmehr genau umgekehrt sein?!Genauso die krampfhafte Suche nach Ausreden: "in Mexiko gibt es Leute, die Indio sagen, also dürfen wir das auch."
    Fakt ist: Es gibt nun mal eine große Gruppe Menschen, bei der das Wort rassistisch besetzt ist. Tut es dann irgendwie weh, darauf zu verzichten? Doch wohl genauso wenig wie bei Neger, Zigeuner, Eskimo, oder?

    das ist kein aufrechnen. das ist mein unwohlsein, wenn ich blogeinträge lese, wo weissen priveligierten frauen unterstellt wird, all diese tollen exotischen dinge den anderen communities abzuschauen, weil man es sich leisten kann. das ist hier ein anderer kampf um das recht auf natürliche geburt, als es eine black communitiy in usa hat, es ist eine andere geschichte, aber es ist nicht so, dass uns so langweilig ist und wir deshalb neue exotische hobbies suchen. deshalb schreibe ich, dass ich gerne ein bischen mehr solidarität auf allen seiten hätte.

    Findest du das ernsthaft vergleichbar? Telekom ist eine finanzstarke Firma und keine unterdrückte, jahrhundertelang ausgebeutete und ausgerottete Minderheit.

    ich finde das beanspruchen von universellen farben, mustern, formen sehr fragwürdig.

  • Ich hatte noch ein interessantes Gespräch mit argentinischen Freunden über das I- Wort. Sie meinten:


    - das Wort sei für sie eindeutig beleidigend, seit Jahrzehnten schon.
    - das Wort bezeichnete einerseits dunkelhäutige Menschen mit indigenem Background, sei aber andererseits auch eine Beleidigung so ähnlich wie 'assi' (zB wenn jemand schlampig gekleidet ist - 'Du siehst ja heut 'indio' aus).
    - das Wort würde in Argentinien durchaus als Kosewort verwendet, zB wenn Kinder ganz wild spielen, sagt man 'ach, sie ist so eine india!' - darauf spielt vllt auch Didymos an, wenn sie schreiben, sie hätten das Wort in seiner Bedeutung als Kosenamen verwendet
    - es gibt in Argentinien Indio/India auch als Namen, der (für sie) nicht negativ belegt ist
    Insgesamt meinten sie, in Argentinien habe man da noch nicht so ein großes Bewusstsein, dulde also in vielen Kontexten die Verwendung des Wortes, obwohl es fragwürdig sei. Die indigene Bevölkerung habe keine Stimme dort. In den USA (wo sie jetzt leben), würden sie das Wort nicht verwenden, da sei es eindeutig rassistisch.


    Sagt jetzt nix über andere Länder/Regionen aus, aber ich fand die Erklärung interessant.


    Ich sehe kein 'Verbot' der Verwendung von Diamantmustern. Nirgends. Macht ja das Storchenwiege Leo auch und niemanden stört's. Problematisch ist die gesamte Geschichte dahinter bei Didymos, und der gedankenlose Umgang damit.


    Und ich sags nochmal: wenn ich (oder jemand anders) das Verwenden dieser Tücher als rassistisch oder geschmacklos verurteilt, ist das kein Verbot. Es ist schlicht eine Meinungsäußerung. Es gibt keine Rassismuspolizei. Weiße Frauen werden nicht systematisch unterdrückt und verfolgt für die Verwendung von Ethnomustern. (Und ich find's erstaunlich, dass ich das hier erklären muss...)

    • Offizieller Beitrag

    Und ich sags nochmal: wenn ich (oder jemand anders) das Verwenden dieser Tücher als rassistisch oder geschmacklos verurteilt, ist das kein Verbot. Es ist schlicht eine Meinungsäußerung. Es gibt keine Rassismuspolizei. Weiße Frauen werden nicht systematisch unterdrückt und verfolgt für die Verwendung von Ethnomustern. (Und ich find's erstaunlich, dass ich das hier erklären muss...)

    du schreibst selber "verurteilt". das ist kein verbot, aber doch eine sehr heftige form der meinungsäusserung. da darf frau sich durchaus angegriffen fühlen. vor allem, wenn man sich keiner schuld bewusst ist. ich glaube, deshalb gibts auch die etwas verkopft anmutenden nachfragen, was dann noch erlaubt sei.


    ich hatte bisher die statements von der indigenen community über das tragetuch so verstanden, dass der name eine beleidigung ist und noch dazu das design gestohlen wurde. das der name zumindest nicht freundlich ist, darüber gibts ja nichts zu diskutieren. aber ich verstehe immer noch nicht, was es mit dem webmuster auf sich hat, ein webmuster, dass meiner meinung nach allen kulturen "gehört".


    was nichts daran ändert, dass ich die kritik und auch die heftigkeit der kritik nachvollziehen kann. und die dydimos-reaktion ist - mir fällt kein passender begriff ein - mehr als daneben.

  • es trägt in der westlichen weissen welt immer noch eine minderheit. das tragen mit hilfe von stoffbahnen kann man sich in fast allen erdteilen der welt abschauen.

    Das stimmt zwar, aber es ging an dieser Stelle der Diskussion um die Fa. Didymos. Die hat sich das Tragetuch nun mal nicht von einer Minderheit in Europa abgeguckt und auch nicht aus einem beliebigen Erdteil, sondern ais Lateinamerika, weswegen das Tuch ja auch Indio heißt.

    ich finde das beanspruchen von universellen farben, mustern, formen sehr fragwürdig.

    Das war aber nicht meine Frage. Noch mal, findest du wirklich, dass man das Anliegen der indigenen Latinas und das von Telekom vergleichen kann?

    Das ist kein aufrechnen. das ist mein unwohlsein, wenn ich blogeinträge lese, wo weissen priveligierten frauen unterstellt wird, all diese tollen exotischen dinge den anderen communities abzuschauen, weil man es sich leisten kann. das ist hier ein anderer kampf um das recht auf natürliche geburt, als es eine black communitiy in usa hat, es ist eine andere geschichte, aber es ist nicht so, dass uns so langweilig ist und wir deshalb neue exotische hobbies suchen. deshalb schreibe ich, dass ich gerne ein bischen mehr solidarität auf allen seiten hätte.

    Na ja, aber es IST doch so - die weißen Frauen Europas SIND privilegiert und können es sich leisten - z. B. Dinge auszuprobieren, die anderswo schlicht eine Notwendigkeit sind bzw. waren, z. B. weil keine Alternativen gab, etwa in Form von Kinderwägen und Straßen, auf denen man die gut schiebbar sind (und nur fürs Protokoll, ich bin froh, dass das hier ausprobiert wurde und sich durchgesetzt hat, ich habe ja auch getragen, auch im Tuch, einmal hatte ich sogar eins von Didymos). Und warum zum Teufel sollten sich moderne indigene Frauen mit UNS solidaridieren? #gruebel
    Ansonsten kann ich nur immer wieder auf Pfirsichs und Belleamies posts hinweisen, besser kann ich es auch nicht erklären und das Aufbegehren gegen Bevormundung und "Verbote" empfinde ich als reine Strohmanndiskussion, weshalb ich dazu nichts mehr schreiben werde, dazu ist sowieso alles gesagt ...

  • Ok @licht, vielleicht sind wir da dann auch garnicht so weit auseinander :)


    Ich glaube, dass man der Seite der 'Anklagenden' auch zugestehen muss, dass sie etwas schärfer formulieren. Vielleicht kann man das mit einer parallele zum Feminismus verdeutlichen. Wenn wir als Feministinnen Sachen kritisieren - sagen wir mal, wie verbreitet sexuelle Belästigung wie hinterherpfeifen ist, dann fühlen sich manche Männer sofort angekratzt in ihrem Selbstwert. Es kommen dann so Sprüche wie, 'Reg Dich darüber doch nicht so auf, das ist doch nett gemeint, es gibt echt Schlimmeres in der Welt, muss man da gleich so militant sein,kann man das nicht netter sagen...' - kennst Du diesen Effekt? Im amerikanischen Diskurs nennt man das Tone Policing. Und genau das hör ich auch hier so ein bisschen raus. 'Sturm im Wasserglas, wollt ihr jetzt alle Muster für Euch beanspruchen oder wie, kann man das nicht irgendwie netter sagen, man muss doch nicht gleich alle als Rassisten beschimpfen, ich bin doch eigentlich auch unterdrückt, geht doch alles ein bisschen weit hier...' - lies mal unter Tone Policing, wenn es Dich interessiert. Ich fand das recht überzeugend. :)

    • Offizieller Beitrag

    Das war aber nicht meine Frage. Noch mal, findest du wirklich, dass man das Anliegen der indigenen Latinas und das von Telekom vergleichen kann?

    ich vergleiche nicht. ich schrieb, mich erinnert das exklusive beanspruchen eines webmusters an das patentieren von einem farbton.

    • Offizieller Beitrag

    Ok @licht, vielleicht sind wir da dann auch garnicht so weit auseinander :)


    Ich glaube, dass man der Seite der 'Anklagenden' auch zugestehen muss, dass sie etwas schärfer formulieren. Vielleicht kann man das mit einer parallele zum Feminismus verdeutlichen. Wenn wir als Feministinnen Sachen kritisieren - sagen wir mal, wie verbreitet sexuelle Belästigung wie hinterherpfeifen ist, dann fühlen sich manche Männer sofort angekratzt in ihrem Selbstwert. Es kommen dann so Sprüche wie, 'Reg Dich darüber doch nicht so auf, das ist doch nett gemeint, es gibt echt Schlimmeres in der Welt, muss man da gleich so militant sein,kann man das nicht netter sagen...' - kennst Du diesen Effekt? Im amerikanischen Diskurs nennt man das Tone Policing. Und genau das hör ich auch hier so ein bisschen raus. 'Sturm im Wasserglas, wollt ihr jetzt alle Muster für Euch beanspruchen oder wie, kann man das nicht irgendwie netter sagen, man muss doch nicht gleich alle als Rassisten beschimpfen, ich bin doch eigentlich auch unterdrückt, geht doch alles ein bisschen weit hier...' - lies mal unter Tone Policing, wenn es Dich interessiert. Ich fand das recht überzeugend. :)

    ich hab jetzt nichts zu tone policing gelesen, weil es mir schon zu spät ist. ich habe recht am anfang der diskussion geschrieben, dass ich aus der geschichte heraus durchaus die heftigkeit der "anklage" verstehe.


    ich bin auch keine, die sich fragt, was ich denn dann noch anziehen darf und ob ich ethnomusik hören darf. aber wenn der vergleich mit sexueller belästigung schon kommt, dann erinnert mich dieses aburteilen der weissen frauen an die einstellung "alle männer sind schweine". und das möchte ich sagen dürfen, dass eben nicht alle männer schweine sind, auch wenn sie es sicher leichter haben in einer patriachalen struktur.

  • Hm, ja...ich glaube, das ist der Punkt. Was Alltagsrassismen wie kulturelle Aneignung angeht, sind wir alle in dem System 'Schweine'. Weil es sich um eine systemischen Sache handelt, nicht lediglich um unmoralische Ausrutscher einzelner Leute. Das hatte ich ja oben schon erwähnt...ich gehe davon aus, dass wir alle rassistisch handeln (auch POC).


    Und in diesem (schwachen) Sinne sind auch 'alle Männer Schweine' (und auch alle Frauen...), weil sie in einem sexistischen System leben.


    In Diskussionen um Feminismus wollen wir (will ich zumindest...) nicht behaupten, dass alle Männer Schweine sind, die vergewaltigen, bewusst nötigen, bewusst Frauen ausbeuten...wir wissen ja, dass das nicht stimmt. Aber wir wollen doch ausdrücken, dass wir als Frauen Opfer eines Systems sind, dass uns mitunter gewaltsam unterdrückt, und dass ALLE Männer Teil davon sind. Und damit ALLE Männer besonders in der Verantwortung stehen, dies zu ändern.


    In dieser Diskussion will ich analog dazu NICHT sagen, dass alle weißen Frauen rassistisch darauf aus sind, nicht-weiße auszubeuten, ihnen ihre Kultur wegzunehmen etc pp. Ich will aber sagen, dass ALLE weißen Frauen in einer besonderen Verantwortung stehen, die kolonialen, imperialistischen und rassistischen Strukturen, von denen wir mitunter immer noch profitieren, zu ändern. Auch, wenn wir hier alle im engeren Sinne keine 'bösen weiße Ausbeuter' sind, die mit der Peitsche hinter dem versklavten Menschen stehen :)


    Ich glaube, der Knackpunkt liegt an dieser Stelle darin, zu verstehen, wie wir als Weiße immer noch vom systemimmanenten Rassismus profitieren. Denn dann kann man nicht mehr so einfach die Verantwortung von sich weisen und sagen 'Rassistisch waren doch nur meine Vorfahren, dafür kann ich doch nix!'. Das würde jetzt in diesem Rahmen zu weit führen. Ich habe dazu für die USA viel gelesen; für Deutschland kenne ich mich zu wenig aus, um etwas dazu zu sagen...ich fände es aber sehr interessant mal zu hören, wie Rassismus in Deutschland und Europa analysiert wird (denn ich habe leider nicht den Eindruck, dass es dort weniger Rassismus gibt...naja, anderes Thema).