Beim Schwarzfahren erwischt - welche Konsequenz ist angemessen

Ich weiß ja nicht, wie das andere Kinder handhaben, aber hier ist Kind (ebenfalls fast 13) oft doch recht spät dran.
Müßte Kind dann noch jemanden suchen, der ihm den Schein in Kleingeld wechselt, wäre Kind wohl leicht überfordert und würde vermutlich, ob den Bus nicht zu verpassen (Logik meines Kindes: zu spät kommen ist große Katastrophe, ohne Karte fahren das geringere Übel), einfach ohne Karte mitfahren, ein tierisch schlechtes Gewissen haben und hoffen, dass nicht kontrolliert wird.
Hier haben die Buskinder Jahrestickets. Ist auch schon mal passiert, dass die Karte zuhause vergessen wurde und Kind dann ohne gefahren ist. Seh ich in dem Fall tatsächlich als nicht so tragisch an, sollte kontrolliert werden, kann ich jederzeit nachweisen, dass die Karte vorhanden ist.

Insofern würd ich nen Teil der Schuld tatsächlich auch den Eltern zuschieben - keine Monatskarte vorhanden, weil "irgendwie nicht dazu gekommen" ist irgendwo ein Teil des bestehenden Problems. Drüber reden, klar machen, dass das so echt nicht geht, dann Monatskarte besorgen und am besten auf Jahreskarte und monatliche Abbuchung umstellen, dann kann´s nimmer passieren. Das Geld vom Taschengeld abziehen würd ich vermutlich nicht.

Zitat von Sedativa

Wir kaufen ihm normalerweise ein Monatsticket, da sind wir seit den Herbstferien irgendwie nicht dazu gekommen,

joar, da hammers... es ist ziemlich aufrissig, wenn man oft fährt, für jede fahrt ein ticket zu ziehen. ein m.e. nicht vertretbarer aufriss. ich kann verstehen, dass man das dann schon mal schleifen lässt - zumal mit 13 (!).

ich würde mir an eurer stelle in den eigenen arsch beißen, dass ihr verschludert habt, das monatsticket zu kaufen und das schnell nachholen.

den sohn würde ich nichts zahlen lassen.

das erlebnis, beim schwarzfahren erwischt zu werden, finde ich schon eindrücklich genug.

ich bin in meinem leben ein mal schwarz gefahren und direkt erwischt worden. da war ich höchst schwanger und mit dem vater meines sohns in köln unterwegs. er dachte, sein uniticket sei übertragbar, war es aber nicht. wir hätten vor fahrtantritt mehrere etagen in der u-bahn-station hochgemusst zum automaten. das wollte er nicht und ich konnte schlicht nicht mehr. er sagte, er würde das erhöhte beförderungsentgelt zahlen im zweifelsfall. aber es seien eh nur 4 stationen.

wir wurden direkt nach der 1. station geschnappt und ich wurde trotz schilderung der situation und trotz meines zustands derbe öffentlich zusammengeschissen und sehr gedemütigt, außerdem direkt rausgeschmissen. in eine weitere bahn wäre ich da nie eingestiegen, daher sind wir dann gelaufen und mir gings voll scheiße.

ich würde auf die wirkung dieser maßnahme setzen und noch mal ein eindrückliches gespräch führen, ansonsten aber einfach immer die monatskarte kaufen und gut ist.

lg patrick

Ähm, natürlich ist schwarz fahren AN SICH nicht okay, aber hier geht es ja nicht um einen notorischen Schwarzfahrer, sondern um einen 13-Jährigen, der nach eigenen Aussagen kein Ticket lösen konnte (inwiefern das glaubwürdig ist, muss die TS beurteilen, ich würde meinem Kind da erstmal glauben). Das finde ich in dem Sinne kein schwarz fahren. Gut, er hätte noch in der Bahn rumfragen können, ob jemand wechseln kann, aber ob man darauf mit 13 kommt?

Ich fände es wichtiger, das Thema anzusprechen und deutlich zu machen, dass das nicht okay ist (und teuer!) und würde tendenziell sowieso auf Monatskarte umsteigen, falls sich das lohnt. Dann erledigt sich die ganze-kein Geld-dabei-vergessen-ein-Ticket-zu-lösen-Diskussion sowieso!

Edit: patrick war schneller genau so sehe ich es auch.

Ich sehe es grundsätzlich wie @Ludowica. Öffentliche Verkehrsmittel sind kostenpflichtig und damit ist das Geld zu bezahlen.
Vorsätzliches Schwarzfahren empfinde ich als Betrug, auch wenn es nur 1-2 Stationen sind und ich finde es auch wichtig, den Kindern das so zu kommunizieren.
Öffentlicher Nahverkehr muss finanziert werden. Wer bezahlt die Fahrer? Wer bezahlt die Fahrzeuge und deren Instanthaltung? Wer bezahlt die Infrastruktur? Es gibt ja schon eine Menge Zuschüsse, weil es sonst noch viel teurer wäre.

Das es (gerade wenn man Abokarte gewohnt ist) mal passieren kann, dass man vergisst ein Ticket zu kaufen oder das der Automat nicht so ging, wie geplant, sehe ich jetzt nicht dem Kind anzulasten. Es muss wissen, dass es gerade im Automatenfall offensiv auf den Kontrolleur zugehen muss und ihn auf das Problem ansprechen.

Aber mich macht am meisten stutzig, dass das Kind sagt, es fährt öfter mal schwarz. Da würde ich ansetzen. Warum macht es das? Da wäre ich sehr klar zum Kind, dass das nicht geht. Es wird bezahlt, egal wie viele Haltestellen. Muss er das von seinem Taschengeld bezahlen oder will er für Euch sparen oder ist das gerade cool?

Ansonsten natürlich wieder Monatskarte kaufen (gibt es vielleicht auch eine Abo-Option, so dass Ihr gar nicht jeden Monat neu kaufen müsst?)

Zitat von licht

ich habe vor jahren mal in einer zeitung gelesen, dass die wiener verkehrsbetriebe für die kontrolleure doppelt soviel ausgaben jährlich haben, wie sie über strafen einnehmen. logisch betrachtet ein nullsummenspiel. allerdings würde die schwarzfahrerrate wahrscheinlich steigen, wenn es keine kontrolleure mehr gäbe.
ich weiss nicht, wieviel vom jahresbudget öffentlicher verkehrsmittel über den kartenverkauf eingenommen werden. ich gehe aber davon aus, dass es nicht kostendeckend sein kann. die allgemeinheit zahlt also sowieso mit.

naja. Polizei kostet auch Geld und trotzdem kommt keiner auf die Idee zu sagen, dass man sie abschaffen soll und jeder rummorden ( zugegeben krass ausgedrückt) darf wie er mag.

Zudem bräuchte es tatsächlich keine Polizei oder keine Kontrolleure, wenn alle ehrlich wären und eben nicht schwarz fahren würden.

Zitat von patrick*star

ich würde auf die wirkung dieser maßnahme setzen und noch mal ein eindrückliches gespräch führen, ansonsten aber einfach immer die monatskarte kaufen und gut ist.

genau das.

war hier wohl auch sehr wirkungsvoll das ganze.

Zitat von Sonja37

meine tochter fährt viel schwarz. sie hat ein abo für schule und zurück, darin ist aber zb nicht die fahrt in die stadt zum shoppen enthalten oder der weg zum Eisfeld. wenn das alles im abo drinn wäre dann wärs saumässig teuer. eigentlich müsste sie ja ein ticket lösen macht das aber nicht weil hier wenige kontrolleure kommen. ich denke falls sie mal erwischt werden würde, dann müssten wirs nochmal diskutieren, ich würde es erstmal übernehmen, das 2. mal müsste sie es zahlen. so würde ich es bei euch auch vorschlagen.

Da bleibt mir die Spucke weg. Straftat isses. In der Schweiz wie in D. Beim Bäcker rennt ihr doch auch nicht raus ohne zu zahlen.

Zur Diskussion ÖPNV-Finanzierung: Trotz umfänglicher öffentlicher Förderung insb. für Fahrzeuge und Infrastruktur fahren die deutschen Verkehrsunternehmen einen Kostendeckungsgrad von etwa 70 bis 75 Prozent ein. Der Rest wird im Querverbund der Stadtwerke durch die Energie oder Wasser finanziert oder durchs Steuersäckel aufgefüllt in Regionen, die keine Stadtwerke (mehr) haben.

sonja, hast du mal überlegt, was du deiner tochter mit dieser duldung an werten vermittelst?

mir bleibt nicht zum ersten mal bei deinen beiträgen der mund offen stehen.

Ich finde das Ereifern über's Schwarzfahren irgendwie ... unnötig. Echt jetzt, im ÖPNV fahren nun wirklich nicht die Leute, die dieses Land mit Betrug und Gier zugrunde richten. Ein 13-jähriges KIND hatte, aus welchem Grund auch immer, kein Ticket. Ja mei. Meine Tochter ist bis vor kurzem jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn sie kontrolliert wurde und ihre Abo-Monatskarte in der falschen Jacke oder Tasche steckte. Wenn Kinder sich fühlen müssen wie Schwerverbrecher, weil sie keine (arschteure) Fahrkarte haben, dann stimmt doch was nicht.

das kann man ja durchaus disktutieren und auch etwas bewegen. ich bin auch für kostenlosen ÖPNV.

aber doch nicht so.

wenn ein kind sich mit elterlicher duldung strafbar macht, fühlt sich das bestimmt nicht besser an.

Zitat von Ludowica

Zudem bräuchte es tatsächlich keine Polizei oder keine Kontrolleure, wenn alle ehrlich wären und eben nicht schwarz fahren würden.

Es können sich aber nicht alle leisten, das ist doch das Problem, wieviele Menschen davon ausgeschlossen sind, weil es so verdammt teuer ist.
Ich kanns mir meistens nicht leisten (immerhin hat mein Mann ne sauteure Jahreskarte, die ich ab und an nutzen kann, wenn er sie nicht braucht). Unsere ehemalige geflüchtete Mitbewohnerin konnte es sich von ihren 140€ im Monat schon gar nicht leisten, und die HartzIV-Familie unter uns mit vier Kindern kann es sich auch nicht leisten. Findet das hier niemand ungerecht?

Und zu den Kontrolleuren: Was ich hier in der S-Bahn schon an Kontroll-Schikane erlebt habe, unglaublich. Da wird sofort mit Mitnahme zur Polizei gedroht, Menschen kriminalisiert und bedroht und eingeschüchtert. Aber vielleicht ist das nur in Berlin so und woanders gibts auch respektvolle Kontrolleur*innen. Aber das führt jetzt hier echt OT.

Zitat von Matilda

Ich finde das Ereifern über's Schwarzfahren irgendwie ... unnötig. Echt jetzt, im ÖPNV fahren nun wirklich nicht die Leute, die dieses Land mit Betrug und Gier zugrunde richten. Ein 13-jähriges KIND hatte, aus welchem Grund auch immer, kein Ticket. Ja mei. Meine Tochter ist bis vor kurzem jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn sie kontrolliert wurde und ihre Abo-Monatskarte in der falschen Jacke oder Tasche steckte. Wenn Kinder sich fühlen müssen wie Schwerverbrecher, weil sie keine (arschteure) Fahrkarte haben, dann stimmt doch was nicht.

Danke, Matilda.

Zitat von Matilda

Ich finde das Ereifern über's Schwarzfahren irgendwie ... unnötig. Echt jetzt, im ÖPNV fahren nun wirklich nicht die Leute, die dieses Land mit Betrug und Gier zugrunde richten. Ein 13-jähriges KIND hatte, aus welchem Grund auch immer, kein Ticket. Ja mei. Meine Tochter ist bis vor kurzem jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn sie kontrolliert wurde und ihre Abo-Monatskarte in der falschen Jacke oder Tasche steckte. Wenn Kinder sich fühlen müssen wie Schwerverbrecher, weil sie keine (arschteure) Fahrkarte haben, dann stimmt doch was nicht.

Ich ereifere mich auch nicht über den dreizehnjährigen, von dem ich nicht weiß, wie er es findet als Kind tituliert zu werden. Weiter oben ist alles nachzulesen.
Ich wundere mich über die Raben, die sagen: kein Ding, schwarz fahren mach ich auch/ macht mein Kind auch. Kein: das passiert halt mal ( finde ich auch nicht toll, aber könnte ich besser nachvollziehen) sondern ein klares Durchwinken.
DAS versteh ich nicht.

Man kann eben nicht einfach ein teures Ding aus dem Laden mitnehmen nur weil man der Meinung ist,cdass es zu Unrecht teuer ist. Das ist nun mal strafbar. Und genauso ist es strafbar, ohne Fahrkarte zu fahren. Das Argument, dass sie teurer ist, finde ich null nachvollziehbar.

Aber ich seh schon: wir kommen hier auf keinen Nenner.

Dann fahrt schwarz und seit euch drüber im klaren, dass ich höchst ungern für euch mitzahl und dazu zwingt ihr mich und alle anderen zahlenden.
Dieses Leben auf Kosten anderer ist nichts für mich und vermittelt auch nicht das Bild, das ich meinen Kindern mitgeben möchte.

Edit: ich bin jetzt wirklich vom Thema abgekommen. @Sedativa ich glaube ich kann gut nachvollziehen, dass dich die Haltung nervt. Kannst du nochmal mit ihm reden, wenn er gerade nicht im alles-egal-Modus ist?

Du meine Güte, Fahren kostet und ÖPNV kostet, wenn wir sie nutzen gehen wir einen Vertrag mit dem Anbieter ein. Der Anbieter bringt uns sicher zum Ziel und wir zahlen dafür. Da gibt es keine Diskussion und keinen Spielraum.

Wer seinen Teil des Vertrags nicht einhält muss mit den Konsequenzen klar kommen.

Vielleicht wohnt ihr auch falsch, ich habe eine Fahrkarte die mein Arbeitgeber bezuschusst und mein Sohn hat eine, die durch den weiteren Schulweg gefördert wird, zusammen bezahle ich 22 € für ÖPNV.

Wenn ich mit dem Auto fahre muss ich auch Steuern, Versicherung, Benzin, Parkplatz zahlen, richtige Bereifung haben, Licht, Scheibenwischer müssen funktionieren etc. Da kann ich nicht sagen, leck mich am Abend, ich zahl das nicht.

Wie ÖPNV sein sollte steht doch gar nicht zu Diskussion, das steht auf einem ganz anderem Blatt. Wenn wir das anders haben wollen, muss man sich dafür einsetzen, aber so wie es ist, ist es klar geregelt. Entweder halte ich mich dran oder gehe zu Fuß.

@Sedativa Kann es sein, dass er einfach einen auf cool macht um nicht zeigen zu müssen, wie unangenehm ihm das Ganze ist?