Ach ja, ich arbeite auch noch und immer mal wieder an meinen Eichen-Qualitäten, mit ziemlich übersichtlichem (aber immerhin manchmal vorhandenem) Erfolg. Den Hinweis, ohne Vorwurf zu benennen, was gerade geschieht, sollte ich dringend auch wieder beherzigen, das ist auch bei anderen Problemen bei uns oft hilfreich. Auch ist mein Nervenkostüm durch unseren schwierigen Schulstart leider so porös, dass ich dazu neige, jeden quersitzenden Pups genaustens zu hinterfragen, weil ich wieder gruselige tiefersitzende Ursachen für Erschöpfung und schlechte Laune wittere und auf uns zurollende Desaster befürchte. Oft ist das total übertrieben und ich habe mir völlig unnötig Sorgen gemacht.
Mein Mann ist für mich allerdings auch schwierig auszuhalten, wenn er schlechte Laune hat, weil er oft nicht sagt, was ihm nicht passt, sondern einfach gereizt, unfair und nölig durch die Gegend läuft, sich auf den Schlips getreten fühlt, wenn man falsch atmet und obendrein noch denkt, er tut mir was Gutes, wenn er nicht offen sagt, wo es klemmt, weil er mir ja schließlich demonstrativ keinen Vorwurf macht. Nun bin ich wenigstens erwachsen und kann irgendwann sagen, dass er entweder klar äußern soll, was er hat oder mich mit seinem Divatum verschonen soll. Nach langen Ehejahren hilft das zum Glück meist weiter. Das Problem ist nur, dass er bei unserem Sohn auch zu solch muffigem Dauergereiztsein und Ungeduld neigt, wenn er mit bestimmten Verhaltensweisen gerade nicht klarkommt, und das Kind kann damit naturgemäß noch viel weniger umgehen als ich.
Gegenüber meinem Sohn hilft es für einige Anlässe für schlechte Laune, dass ich mir nicht jeden Schuh anziehen muss. Früher war ich gerne mal schuld am schlechten Wetter, der unangenehm frühen Tageszeit, den kalten Füßen am Morgen, dem vergessenen Sportzeug und beliebig vielen anderen Dingen. Da kann ich mich inzwischen viel besser abgrenzen, die schlechte Laune ein wenig auffangen ohne zu schimpfen oder mich anstecken zu lassen und die Verantwortung dort lassen, wo sie hingehört. Schwieriger ist es für mich bei den Dingen, die einer anderen Kategorie angehören: eher schulisch / zwischenmenschlich, von mir nicht zu beeinflussen und das Kind versucht auch nicht, mir irgendeine "Schuld" zuzuschieben (ist schwierig zu beschreiben, ich hoffe, man versteht, was ich meine). Ein Beispiel: Kind ist schlecht gelaunt, weil es in der Schule Ärger mit einer Lehrerin bekommen hat, beschwert sich, dass alles total ungerecht ist, in der Pause keiner mit ihm spielt, in Mathe geht es nicht schnell genug, im Sachunterricht ist alles doof, weil man da was ausschneiden und kleben soll und das ist voll viel Arbeit, und Lehrerin xy ist bei den Hausaufgaben viel zu streng etc. Von sowas lasse ich mich total runterziehen, weil ich das schwer einschätzen kann und sofort das Kopfkino losgeht, was wieder alles passieren könnte (s. 1. Absatz).
Liebe Grüße, Eva