Lehrerin sperrt trödelnde Schüler ein

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Mistbiene,


    Du musst dich für überhaupt nichts entschuldigen.
    Es ist sogar sehr gut, wie man liest, dass dieser Thread eröffnet wurde.


    Ich drück euch die Daumen.
    Und für euren Sohn hoffe ich, dass er sowas nie wieder erleben muss.

  • Janos, du sagst du verstehst es wenn die Lehrkraft das Einsperren als Druckmittel benutzt, kannst dir aber so GAR nicht vorstellen dass der oder die SchülerIn dabei Angst bekommt. Wo ist dann das Druckmittel in deiner Denke?

  • kein Druckmittel sondern Konsequenz. Tür ist zu, kind kann nicht zur Pause gehen oder zu was auch immer grade ansteht. Genau so wie es das nicht kann wenn die Lehrerin neben ihm stünde und ihn am verlassen des Klassenzimmers hindern würde bis er den Krempel beisammen hat. Genau so, wie er nicht mehr in die Theatervorstellung kann, wenn er zu spät dran ist. Ärgerlich, aber mehr auch nicht.

  • So, wir waren in der Schule. Die betreffende Lehrerin war krank. Wir haben dann den Rektor um ein Gespräch gebeten.
    Dieses war erstaunlich positiv!
    Er war sichtlich erschüttert und sagte, er würde nächste Woche auf alle Fälle mit ihr reden. (Das müsse er sowieso. Es hat sich irgendwie so angehört, als gäbe es noch mehr, aber das ist reine Spekulation. Mein Mann und ich hatten nur das Gefühl, dass es sich irgendwie so anhörte.)


    "Eine Pädagogik aus Angst wird es bei uns nicht geben, da können Sie sich sicher sein! Und da reicht auch schon eine derartige Androhung!"


    Ich weiß jetzt natürlich nicht, wie es weiter geht, ob sie sich dort rausreden wird, oder was auch immer, aber für mich ist es jetzt auch ganz gut so. Wir haben klar unsere Meinung gesagt, der Rektor wird ihr ins Gewissen reden und auch wenn sie es abstreitet, weiß sie, dass sie sich das auf jeden Fall nicht nochmal erlauben braucht.

  • Hallo,


    Janos, ein Kind einsperren ist eine ähnlich "akzeptable" Konsequenz wie Schläge, verbale Gewalt wie zusammenbrüllen, erniedrigen, einschüchtern und so weiter. Es hat nicht umsonst durchaus Relevanz beim Thema Kindeswohlgefährdung.


    Ich habe noch nie erlebt, daß jemand seiner Freiheit beraubt wund in Isolationshaft gesteckt wird, weil er den Beginn der Theatervorstellung verpasst hat. Auch nicht "nur mal kurz als Konsequenz". Derjenige fände das sicher deutlich mehr als nur "etwas ärgerlich".
    Vermutlich hätte das Theater schnellstens eine Anzeige am Hals, aber allein schon die Vorstellung ist absurd.


    @Mistbiene


    Wie gut, dass ihr es angesprochen habt und toll, dass der Direktor so eindeutig und klar hinter euch stand. Nun hoffe ich, dass für dein Kind alles gut wird!


    Ich war übrigens meine ganze Schulzeit lang eins dieser "letzten Kinder", nicht weil ich keinen Bock hatte, schneller zu sein, sondern weil ich es wirklich nicht konnte. Jeder Druck hat das leider nur noch schlimmer gemacht. Und wenn ich mich mal besonders bemühte, schnell zu sein, dann fiel mir garantiert im letzten Moment das Federmäppchen runter und alles raus oder die Schultasche kippte um ...


    Ich habe irgendwann Strategien entwickelt, die ich aber deinem Sohn (jetzt noch) nicht empfehlen kann.

  • Trin, das mit dem zu spät zum Theater kommen hast du jetzt irgendwie völlig verdreht.


    Das Thema als Problem ist und bleibt mir fremd. Da halt ich mich jetzt raus.

  • Hallo,


    Trin, das mit dem zu spät zum Theater kommen hast du jetzt irgendwie völlig verdreht.


    Nein, ein fürs "langsam sein" eingesperrtes Kind kann man nun mal nur nur mit einem fürs "langsam sein" eingesperrten Erwachsenen vergleichen. Und nicht mit einem der VOR einer Tür steht, weil eine Veranstaltung schon begonnen hat. Dieser Vergleich würde eventuell passen, wenn ein Kind zu spät kommt und VOR verschlossener Schul- oder Klassemzimmertür steht. Aber darum ging es ja nicht und selbst das ist aus Gründen der Aufsichtspflicht rechtlich nicht ganz unproblemtisch.

  • Hallo,


    Nein, ein fürs "langsam sein" eingesperrtes Kind kann man nun mal nur nur mit einem fürs "langsam sein" eingesperrten Erwachsenen vergleichen. Und nicht mit einem der VOR einer Tür steht, weil eine Veranstaltung schon begonnen hat. Dieser Vergleich würde eventuell passen, wenn ein Kind zu spät kommt und VOR verschlossener Schul- oder Klassemzimmertür steht. Aber darum ging es ja nicht und selbst das ist aus Gründen der Aufsichtspflicht rechtlich nicht ganz unproblemtisch.

    Sowas hatte eine Lehrerin bei uns damals drauf - Klassenzimmer abgeschlossen, damit die Zuspätkommer nicht mehr reinkönnen (und sich dann diebisch darüber gefreut)...


    Mistbiene, ich bin total erleichtert, dass es mit dem Direktor so gut lief. Ich hoffe, dein Sohn kann sich von der Sache erholen und würde mir so wünschen, dass sich die Lehrerin bei ihm entschuldigt.

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."

  • sondern weil ich es wirklich nicht konnte. Jeder Druck hat das leider nur noch schlimmer gemacht. Und wenn ich mich mal besonders bemühte, schnell zu sein, dann fiel mir garantiert im letzten Moment das Federmäppchen runter und alles raus oder die Schultasche kippte um ...

    Oh, Trin, das kann ich mir lebhaft vorstellen.
    Ich gehöre auch zur langsamen Sorte, und allein schon die Ungeduld der Umstehenden zu spüren (selbst wenn sie sich höflich eine Reaktion verkneifen), ist unangenehm genug. Nicht auszudenken, wenn ein Kind - das um seine Langsamkeit ja sicher weiß und man vllt. doch erst mal wohlwollend von der Grundannahme ausgehen sollte, dass es nicht mit Absicht laaaaangsam ist, um andere zu ärgen - also, wie schrecklich es ein Kind finden muss, dann noch mit Eingesperrtwerden bestraft zu werden.


    Ich bin in meiner Kindheit mal ausgesperrt worden - ganz bewusst als Strafe - und nur ganz kurz, aber das ist echt schlimm. Die paar Minuten dehnen sich zu einer Ewigkeit.


    Mistbiene: Toll, dass der Direktor da so klar Position bezogen hat.

  • Hallo,


    ich musste heute an den Thread denken. Ich war einkaufen und hatte ziemlich viel gekauft, einpacken dauerte also. Es war so eine Kasse mit geteilter Ablage und einer beweglichen Trennwand dazwischen, wisst ihr, was ich meine? Ich brauchte also eine weile, die Kundin nach mir packte ihre Sachen ein - und der Kunde nach uns musste warten.


    Und obwohl keiner etwas gesagt hat, nicht mal unfreundlich geschaut, war sofort der ganze Stress wieder da, Fahrigkeit, Schweißausbruch, Herzklopfen, das Gefühl irgendwie ganz furchtbar anstrengend für alle zu sein, Chaos im Kopf, educkte Haltung (sich unsichtbar machen wollen) ...
    Ich habe angefangen, die Sachen hektisch in den Rucksack zu stopfen, was natürlich am Ende länger dauerte, weil immerzu etwas quer hing. Ich musste mich dann richtig zwingen, tief Luft zu holen alles in Ruhe zu machen. Schließlich kann (und in der Situation auch wollte) mir keiner etwas. Aber die erlernten Mechanismen funktionieren eben nach wie vor (aber nicht im hilfreichen Sinne) .


    Wie muss es dann erst einem Kind gehen, das so schlimme Erfahrungen machen muss ;(  
    Ich wünsche ihm sehr, dass nun wirklich alles gut wird.


    Wobei ich da echt großes Glück habe, wenigstens im Beruf wird meine Art nicht mehr so sehr als "nervende Lahmarschigkeit" wahrgenommen, sondern ich bekomme da eher zu hören, ich sei ausgeglichen, gelassen, würde in der Hektik die Nerven behalten und Ruhe ausstrahlen... Es mal so rum gesagt zu bekommen, tut sehr gut.

  • Mir ist auch nicht klar, wo einsperren -egal wie lange- jemals eine logische Konsequenz sein sollte (außer evtl bei erwachsenen: Straftat - Gefängnis)


    Logische Folge wäre zB: Lehrkraft muss warten, kommt zur spät zur nächsten Klasse.
    Dass sie das nicht ständig möchte, ist nachvollziehbar, also fände ich als logische Konsequenzen durchaus denkbar zB zu sagen "dann nimm nur deine Jacke, ich muss zusperren. Dann müssen deine Sachen erstmal hierbleiben"
    Und an sonstigen Handlungsmöglichkeiten würden mir auch einige Einfallen:
    - einen kleinen Korb zu haben, in die man die Sachen nur reinschieben braucht und er kann dann auf dem Gang in Ruhe einpacken
    - den Schüler bereits kurz vor Unterrichtsschluss vorwarnen, dass gleich zusammengepackt werden muss
    - ihm bei der Organisation helfen, zB schauen, was überhaupt ausgepackt werden muss, damit gar nicht so viel einzupacken ist.


    Klar, das sind eher Sachen für die Zukunft und nicht in der Situation selbst anwendbar, aber das rechtfertigt trotzdem kein einschließen. Wenn er einfach noch sitzengeblieben wäre, wäre es doch sicherlich auch nicht vertretbar, ihn mit Gewalt nach draußen zu schleifen.
    Und vor allem: beschleunigt es tatsächlich die Sache, wenn er erstmal eingeschlossen wird? Nein, es dauert sogar noch länger. Also kann es sicherlich nicht unter "Notlösung, um schnell wegzukommen" laufen, sondern tatsächlich unter Druck und Strafe.


    Da wäre dann, er muss raus und seine Sachen werden erstmal eingeschlossen tatsächlich zielführender und auch argumentativ besser begründbar gewesen.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Dass die Lehrerin danach eine Klasse gehabt hätte, kann ich ausschließen. Das war die letzte Stunde. Klar, es wäre natürlich trotzdem denkbar, dass sie einen wichtigen Termin hatte. Da sie mit dem Einsperren wohl schon öfter gedroht haben muss, scheint / schien sie generell nicht gewillt zu sein zu warten.


    Mein Sohn muss sicher nicht therapeutisch behandelt werden, weil er langsamer ist. Die Klassenleitung meinte, man merkt einfach, dass er eigentlich ein 3. Klässler ist. Er packt einfach etwas langsamer seine Sachen ein, genießt es noch ein bissl mit ihr zu ratschen. Er erzählt mir auch immer was sie so geredet haben. Vorgestern hatte sie ihn gebeten an diesem Tag etwas flotter zusammen zu packen, da sie noch die Proben korrigieren müsste. Er sagte mir dann: "Das hab ich dann auch gemacht." Mit einem Grinsen im Gesicht. Also, wenn man nett mit ihm redet gibt er sich sicher Mühe dem dann auch nachzukommen. Aber nicht wenn er das Gefühl bekommt, man habe einfach keinen Bock auf ihn zu warten. Er hat halt kein Bock schneller zu machen. :) Klar, dass bei uns zuhause auch das gut zureden nicht immer funktioniert, aber wie schon gesagt wurde, dann muss man ihm einfach anders Entgegenkommen (Frühstück muss auf dem Schulweg gegessen werden etc.). Mit antreiben, alla "mach doch jetzt endlich mal..." kommt man nicht weiter.


    Mein Sohn muss noch lernen, den Fokus richtig zu setzen. Er hat mal 20 min mit seinem Füller hantiert, obwohl er die Probe hätte anfangen sollen. Das war für ihn in diesem Moment wichtiger (für ihn logisch! Den Füller braucht er. Die Matheprobe ist eh total langweilig, das kann er doch sowieso, da macht er doch erst mal den Füller fertig. Dass er aber die Zeit braucht um alles hinzuschreiben, sich lieber zwischenzeitlich einen anderen Stift nimmt und der Füller sowieso nicht wegläuft, das war für ihn nicht relevant.)


    Danke @Trin für dein Kassenbeispiel!


    Unsere Kinderärztin sagte letztens: "Früher sagte man den Kindern "benimm dich", heute sagt man "beeil dich" (Ich wollte noch zur Post und überhaupt, einkaufen muss ich auch noch, jetzt komm schon bisschen schneller, sonst schaffen wir das alles nicht mehr…"
    Am nächsten Tag war ich beim DM einkaufen, dort gab es eine Schmink-Aktion. Ich habe mich für die Kinder angestellt während sie spielten, als sie dran waren, sagte ich zur Tochter: "Komm, komm schnell du bist jetzt dran." Mir war es unangenehm die wartenden länger warten zu lassen, bis meine Kinder kamen. (Im Grunde wären sie auch so sofort gekommen, aber für mein Empfinden hätten sie schon parat stehen müssen.)
    Da sagte die Dame, die die Kinder geschminkt hat: "Nein, nicht komm, komm! Schnell, schnell. Immer dieses schnell, schnell. Das höre ich den ganzen Tag. Läuft doch nichts weg. Macht einfach langsam dann kommt nicht so eine Hektik rein."
    Und sie hat recht. Warum nicht mal etwas entschleunigen?!
    Ein Kind, welches sehr detailbewusst ist und achtsam in der Welt unterwegs ist, hat doch nicht gleich Therapiebedarf. Ich finde diese Sichtweise etwas schräg. Sorry!

    • Offizieller Beitrag


    Und obwohl keiner etwas gesagt hat, nicht mal unfreundlich geschaut, war sofort der ganze Stress wieder da, Fahrigkeit, Schweißausbruch, Herzklopfen, das Gefühl irgendwie ganz furchtbar anstrengend für alle zu sein, Chaos im Kopf, educkte Haltung (sich unsichtbar machen wollen) ...
    Ich habe angefangen, die Sachen hektisch in den Rucksack zu stopfen, was natürlich am Ende länger dauerte, weil immerzu etwas quer hing. Ich musste mich dann richtig zwingen, tief Luft zu holen alles in Ruhe zu machen. Schließlich kann (und in der Situation auch wollte) mir keiner etwas. Aber die erlernten Mechanismen funktionieren eben nach wie vor (aber nicht im hilfreichen Sinne) .

    Ich verstehe dich da sooo gut! Ich kann Einkaufen in Deutschland nicht (mehr) ausstehen. Es ist so ein Druck da, moeglichst schnell, moeglichst perfekt alles sofort einzupacken, und das Geld am Besten auch gleich passend in der Hand zu haben! Schrecklich! Das muss uebrigens nicht so sein und ist in anderen Laendern ganz anders. Warten faellt vielen Deutschen sehr sehr schwer.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.