zum lesen "zwingen"?

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  • Das finde ich ehrlich gesagt total schlimm. So viel "Muss-Zeit" zum Lesen =O
    Ich lese viel und gerne, aber jeden Tag? - Da würde es mir zum Hals heraushängen, wie ein Essen, das ich zwar mag, aber nicht mehr sehen kann, wenn ich es jeden Tag essen müsste.


    Das mag bei manchen Kindern gut funktionieren, einige mögen dieses Regelmäßige auch mögen. Aber vielen wird man es damit komplett madig machen.

    Das finde ich auch krass! Und hätte da auch keine Lust drauf, zumindest nicht täglich.


    Und klar ist Lesen-Können Übungssache. Aber Lesen-Wollen, weil man in die Geschichte eintaucht, Spass daran hat, sich in die Fantasiewelt einzudenken und einfach mal aus dem Alltag zu fliehen, ist doch keine Übungssache. Sondern vielleicht einfach auch ein Stück weit Veranlagung.


    Da fällt mir meine frühere Freundin ein - die Mutter war Buchhändlerin, die vier Geschwister von klein auf mit Büchern umgeben, drei der Kinder sind Vielleser geworden (sehr zur Freude der Mutter), meine Freundin war am liebsten den ganzen Tag draussen unterwegs, hat Reiten gelernt, dort auf dem Hof mitgeholfen und Bücher nur von weitem angeschaut.

  • Also mein Bauchgefühl sagt auch: bloß nicht zwingen...


    Was mir noch eingefallen ist: ich fand Vorlesen sehr lange super, also so bis zum 10. Lebensjahr. Kann mich heute noch erinnern, dass wir so Bücher wie Momo und Krabat mit meiner Mutter quasi gemeinsam gelesen haben. Ein Teil wurde von ihr vorgelesen, dann habe ich einen Teil wieder selbst gelesen... und ich lese seitdem gerne und viel. Obs daran lag, weiß ich natürlich nicht. Wahrscheinlich hat's schon auch was mit Veranlagung zu tun, wie @koelsi eben beschrieb.


    Aber alle Bücher, die bei uns "Schullektüre" waren, haben bei mir bis heute einen negativen Beigeschmack, und ich würde sie auch kein zweites Mal lesen wollen.

  • Meine Kinder sind ähnlich alt wie die älteren zwei von sushiba.


    Das ältere ist eine Leseratte - ich habe mich z.B. dran gewöhnt, dass es öfters Körperkontakt braucht, damit die Aufforderung zum Essen kommen überhaupt registriert wird.


    Das jüngere liest ab und zu Comics, liebt Hörbücher, liest selten ein Buch. Ausnahmen gibt es: aktuell war ein Hörbuch der Onleihe ausgeliehen, das Lese-Buch verfügbar -> Es wird begeistert gelesen.


    Rechtschreibung ist bei beiden ähnlich, unabhängig vom Lesen.


    Vorlesen lieben beide immer noch. Anscheinend ist es lustig, wenn ich mir die blöden Bemerkungen nicht verkneifen kann und die Geschichte(n) kommentiere.

  • Bei sowas frage ich mich immer , habt ihr keine Befürchtungen , dass eure Kinder euch später genau sobehandeln?
    Regeln aufzustellen , die ausschließlich dazu da sind euren " Willen durchzusetzen " ?


    Bei dem 20 Uhr Licht aus geht es ja nicht darum , dass es sinnvoll ist jetzt zu schlafen, sonst dürfte ja nicht mehr bis 20. 30. gelesen werden.

    Wenn mein Kind das schlimm finden würde, würde ich es vermutlich anders handhaben. So ist es einfach nur ein Anstubser, sich ein bisschen Zeit fürs lesen zu nehmen. Wenn mein Kind stattdessen mal malt oder ein rätselheft macht, beschwer ich mich auch nicht sofort.

  • Witzigerweise finden meine Kinder diese vom Lehrer angesetzte Lesezeit überhaupt nicht schlimm, die anderen Kinder aus ihren Klassen, die hier so ein und aus gehen, so weit ich es mitkriege auch nicht;
    vielleicht sollte ich noch dazuschreiben, dass mit "Lesen" auch "Sich mit einem Buch beschäftigen" gemeint ist, man kann also auch Sachbücher mit Fotos ansehen, Comics und Zeitschriften lesen oder dergleichen.
    Der Klassenlehrer meines Sohnes (Deutschlehrer) begleitet dieses Lesen auch recht intensiv im Unterricht, mit Lesetipps, passend ausgesuchten Büchern für jedes Kind und dergleichen, alle haben ein Lesetagebuch, sie gehen 1x im Monat in die Bücherei, es gibt Lesenächte ... . Er liest den Kindern auch noch vor (in der 7. Klasse). Die Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache lesen auch regelmäßig Texte aus ihrer Sprache vor (mein Sohn hat schon solche "Lesungen" in Litauisch, Russisch, Arabisch, Türkisch, Spanisch usw. gehört), manchmal kommen auch richtige Schriftsteller zu Lesungen, als sie letztes Jahr eine Klassenreise nach Hamburg gemacht haben, waren sie im Oetinger-Verlag, im Altonaer Kinderbuchhaus ... . In der Klasse meiner Tochter läuft es nicht ganz so intensiv, aber ähnlich ab.
    Die 30 min Lesezeit bei meiner Tochter (4. Kl.) sind total schnell rum, auch die 45-60 min bei meinem Sohn (7. Kl.) (jeweils abends vorm Einschlafen).
    Meine Kinder sidn beide nicht so bildungsorientiert, ich glaube, ohne diesen "Druck" hätten sie nicht ins Lesen gefunden. Von daher passt das für sie.
    Hagendeel

  • Ich persönlich bin gegen jeglichen Zwang.


    Und ich könnte mir vorstellen daß man durch Druck einem Kind das Lesen für immer verleidet.


    Ich glaube auch nicht daß Leseverweigerung im Kindesalter Auswirkung auf das Lesen im Erwachsenenalter hat. Ich war eine richtige Leseratte als Kind, meine Geschwister lasen gar nicht, hörten nur Kassetten.


    Heute lesen wir alle drei relativ viele Bücher/Monat.

  • "Zwang" ist vielleicht auch das falsche Wort.
    Der Deutschlehrer ist so ein Lehrertyp, der seine Schüler begeistern kann.
    Er hat klar gesagt, dass er diese tägliche "Lesezeit" erwartet, bringt aber so viele Ideen, Vorschläge, Zeitschriften und Bücher dafür mit (er verleiht auch seine privaten Bücher an die Kinder), dass die Kinder es anscheinend auch ganz gerne machen. Er leitet auch die Theatergruppe. Die Aufführung letzten Sommer war richtig toll.
    Bei meiner Tochter ist es ähnlich, auch da wird jeden Tag in der Schule vorgelesen, sie hat über die Schule so viele witzige unhd interessante Bücher kennen gelernt, dass sie diese 30 min einfach so macht.
    Hagendeel

  • Hallo,


    Ich denke, die Grenze zwischen Motivation und Zwang oder auch Erwartungsdruck ist teilweise sehr schmal.


    Das "Erst das Buch, dann den Film"-Regel gab es bei uns z.B. auch, allerdings vor allem, weil es um Filme ging, die von der Altersfreigabe her grenzwertig oder drüber waren. Nicht, weil ich sie damit zum lesen drängen wollte (was dann aber - in dem Falle fast leider - trotzdem der Effekt war).


    Auch die "Im Bett darf man lesen, so lange man will"-Regel gab es, allerdings bezog sich das eben nicht nur aufs lesen wäre auch leise Playmobil spielen o.ä. erlaubt gewesen, Hörbuch hören sowieso. Mal haben sie gelesen, mal gemalt oder Geschichten geschrieben, mal gebastelt... das war alles OK, da es bei uns je keine Pflicht-Bettzeit gab. Nur laut herumtoben wöre nciht OK gewesen, wenn andere schon schlafen wollen.


    Wir haben auch viel vorgelesen usw.


    Eine Pflicht-Lesezeit hätte ich aber z.B. nicht haben wollen, da für meine Kinder alles was Pflicht ist automatisch sofort zur Last wird. Selbst dann, wenn sie es vorher gerne machten. Es wäre also ein sicheres Mittel gewesen, um ihnen das Lesen zu verleiden.


    Bei einer Lehrerin gab es auch mal solche 15-Minuten-Lesezettel, die habe ich recht großzügig ausgefüllt, weil ich der Meinung war, auch Aufdrucke beim Einkaufen lesen ist eben lesen.


    Bei meiner Tochter kam in jedem Elterngespräch, sie möge doch bitte in der Unterrichstzeit etwas weniger lesen (es wurde dann auf 45 Minuten beschränkt). Ich bin sicher, hätte es eine Pflichtzeit gegeben, hätte sie ihr Buch jedes Mal zu Hause "vergessen" o.ä.


    Wäre die "Erst Buch, dann Film"-Regelung z.B. vorrangig gewesen, um sie zum lesen zu bringen, hätten sie diesen Plan mit Sicherheit durchschaut und dann lieber das Buch weggelegt, als sich zwingen zu lassen.


    Als meine Aufgabe sehe ich es an, dafür zu sorgen, daß sie lesen (schwimmen, wandern, klettern, Rad fahren, kochen ...) KÖNNEN bzw. die Möglichkeit haben, es zu tun (Büchereikarte besorgen, damit sie ganz verschiedene Genres ausprobieren können z.B.). Aber meine Aufgabe ist es nicht, ihnen irgend etwas davon als Hobby aufzudrängen.


    Interessant fand ich, daß sie bis auf wenige Ausnahmen nichts gelesen haben, was wir extra als Leseanreiz im Haus hatten. Und auch nicht das, was die Geschwister im gleichen Alter interessiert hat (Ausnahme Harry Potter und Herr der Ringe). Tja, es wäre so praktisch gewesen, vorhandene Bücher "nachnutzen" zu können, aber nein, damit war nix. Jedes Kind kam irgendwie anders an "sein" Genre, über eine Zufallsausleie in der Bücherei (weil das Cover cool aussah z.B.), eine Empfehlung einer Schulfreundin, ...


    Nun sind sie groß und ihr Leseverhalten ist ganz verschieden. Eins liest fast gar keine Bücher (dafür hört/sieht/liest dafür viel Informatives im Internet), 2 lesen oft Bücher und eins gelegentlich, wenn es eins findet, daß ihn "packt".


    Das ist für uns nämlich sehr wichtig, ein Buch muß und "packen", dann ist lesen keine Pflicht, Ein Buch, daß einen nicht packt, daß man aber lesen MUSS, ist Quälerei. So ging es mit z.B. mit einer dünnen Schwarte, die ich normalerweise innerhalb eines Tages locker auslesen würde. Aber es war für mich eher Pflicht (ich wollte einem meiner Kinder bei einer Schulsache helfen) und das Buch hat mich so gar nicht mitgenommen und so musste ich mich zu jeder Seite zwingen. Und hatte danach auch erst mal keine Lust auf ein anderes Bucht.


    Aber das war schon immer so. Obwohl ich eine Leseratte war, fand ich den Pflichtkanon der Schule einfach furchtbar und habe mich um jedes Buch gedrückt. Es ging einfach nicht. (hab zum Glück aus den Besprechungen im Unterricht genug für eine gute Note mitgenommen. .

  • Ich finds total interessant, wie unterschiedlich das ist!
    Bei meinen Kindern ist es glaube ich so, dass sie, wenn sie einen Lehrer mögen (und sich dieser Lehrer in dem, was er von ihnen will, nicht völlig blöd anstellt), das, was er von ihnen will, gar nicht so als "Zwang" empfinden. Mein Sohn mag seinen Deutschlehrer total. Wenn der dann noch mit passenden Büchern oder spannenden Zeitschriften für ihn rüberkommt und eine tolle Theaterauführung mit ihnen auf die Beine gestellt hat, ist es für ihn kein Thema, sich an diese Lesezeit-Vorgaben des Lehrers zu halten. er ist dann selbst gepackt von den Inhalten.
    Meine Tochter vertraut ihrer Klassenlehrerin sehr. Wenn die sagt, die Viertklässler sollen eine halbe Stunde lesen und dann auch selbst vorliest, spannende und witzige Bücher mitbringt, mit den Kindern zu dem Lesestoff bastelt, singt und malt usw., Lesetagebücher gestaltet und Lesenächte organisiert, dann ist es auch für sie kein Thema, diese Lesevorgaben der Lehrerin zu erfüllen.


    Trin, deine Kinder sind alle Montessori-Schüler, oder? Vielleicht sind sie deshalb einfach autonomer, selbstständiger ... und immuner gegen "Zwang"? Denn an der "normalen" Schule wird natürlich ständig "Zwang" ausgeübt, auch wenn es keine Lesezeitvorgaben gibt. Vokabeltests werden geschrieben, Klssenarbeiten, die Kinder sollen dies machen oder das - wenn die Kinder eine Aufgabe als Quälerei empfinden, sobald sie sie machen MÜSSEN, haben sie an der normalen Schule wohl grundsätzlich ein Problem, das weit über diese Lese-Pflichtübung hinausgehen würde.


    Meine Kinder sind schon dieses System gewohnt: Lehrer gibt vor, was gemacht wird, dann mache ich das auch - zumindest so lange sich der Lehrer nicht ganz blöd dabei anstellt, sind sie schon bereit dazu, das auch so zu machen, wie er es will. Sie mögen ihre Lehrer, und die hatten bisher viel Erfahrung und konnten sehen, wie man die Aufgaben stellen muss, damit das Kind sie hinkriegt. Meine Tochter mag z.B. nur Sachbücher, keine Geschichten-Bücher. Für die Lehrerin kein Thema, dann liest sie halt Sachbücher. So klappt es irgendwie richtig gut.
    Hagendeel

  • Hallo,


    Ich denke, es ist schon für viele Kinder ein Unterschied zwischen einer Lesenacht, einer Unterrichtseinheit, die die Kinds - unter anderem mit lesen - selber füllen dürfen oder auch Lesekisten, Buchvorträgen, Vorleserunden, Lesepatenschaften, selsbt herausgesuchten Sachionformationen ...


    ... und solchen "täglich 15 Minuten lesen müssen"-Vorschriften, die es an vielen Schulen gibt (auch da wo ich arbeite bekommen sie immer Zettel mit, auf denen die Eltern täglich unterschreiben sollen, daß das Kind auch ja 10-15 Minuten gelesen hat.


    Auch wenn es z.B. aus lerntherapeutischen Gründen bei einer LRS z.B. manchmal vorübergehend sinnvoll sein mag, ein Weg um LeseFREUEDE zu wecken, ist so etwas aus meiner Sicht für die wenigsten Kinder.


    Genau so wenig wie Vokabeltests oder Grammatikontrollen nun unbedingt die Freude an der Fremdsprache wecken. Oder die tägliche Pflicht-Schnellrechenübung die Freude an der Mathematik. Oder Pflichtausdauerlauf die Lust auf Sport treiben weckt....
    Das mag bei Kindern funktionieren, die da sowieso gute Erfolge haben und mal wieder die Bestätigung bekommen, daß sie "gut" sind.
    Bei denen, denen es schwerfällt wird man damit wohl in den meisten Fällen mit Zwang eher das Gegenteil erreichen, sie werden es eher als Quälerei als als Spaß empfinden. Ich denke auch nicht, daß das von der Schulform abhängt.

  • Meine Kinder sind eher "schlechte" Schüler (ohne Gymnasialempfehlung, auf der Gesamtschule , etwa Hauptschulniveau der Große, in dedr Grundschule so im unteren Mitelfeld die Kleine. Lesen haben beide spät und müham gelernt.
    Aber es stimmt sicher, was ihr schreibt!
    trotzdem grübel ich gerade darüber: Wenn "Zwang" generell Lernen und Lernfreude verhindert, dann dürften sie überhaupt nicht gerne zur Schule gerne und nichts gerne lernen; in jedem Fach läuft hier alles mit "Zwang", der Zwang, Vokabeln bis dann und dann zu können, der Zwang, in der Schule täglich Rechtschreibtraining zu machen ... trotzde läuft es hier glücklicherweise ganz gut, Kinder gehen gern zu Schule.Ist wahrscheinlich die Ausnahme der Regel oder so ... keine Ahnung.
    Hagendeel

  • Zwang hat sich bei uns leider ins Gegenteil verkehrt, ebenso das Vorbild.
    Dank des Lese Zwanges in Schule und der Verknüpfung meines Mannes zwischen erst lesen und dann medien und dank des Vater, der leider ein wenig zu oft sagt" ich möchte bitte in ruhe lesen" (und wir lesen beide sehr viel und haben sehr viele Bücher) rollt der bub nur noch mit den Augen, wenn er das Wort buch lesen hört...er kann lesen, er liest, nur eben kein "gutes buch..." vielleicht kommt es noch, wer weiß, in der schule müssen sie ja nun lesen ....
    meine mittlere ist eine sehr viel Leserin, war sie schon immer, parallel dazu saugte sie wissen aus visuellen Medien auf wie ein schwamm...aber sie ist eben anders
    und die große liest, aber sie verschlingt keine Bücher...


    lg doris

  • Und wie kommen dann deine Kinder mit dem übrigen "Zwang" in der Schule klar? Oder ist das nur beim Lesen ein Problem?


    Ich wollte hier auch nicht den "Lesezwang" verteidigen! Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das schnell ins Gegenteil verkehren kann.
    Ich wollte nur schreiben, dass sich diese tägliche Leseaufgabe (so nehmen es die Kinder hier wahr, als "Aufgabe", nicht als "Zwang") bei meinen Kindern positiv ausgewirkt hat - aber eben nur, weil es nicht einfach stumpfer Zwang ist ("du musst jeden Tag so und so viel Minuten lesen, wie du damit klar kommst, ist dein Problem!"), sondern weil sich die Lehrer zu diesen Leseaufgaben echt viele Gedanken machen, Ideen haben, passende Bücher/Zeitschriften aussuchen helfen usw. Zumindest bei meinen Kindern - die mitnichten leistungsstarke Schüler sind und viel Übung gebraucht haben, um ins Lesen reinzukommen - ist diese Leseaufgabe kein Problem, sondern wird gerne gemacht. Sie haben dadurch Übung bekommen, so dass beide komplett ohne Anstrengung lesen und dadurch auch gerne lesen. Es sind keine bücherverschlingenden Leseratten, aber sie machen das gerne. Bei Mitschülern läuft es ähnlich, so weit ich das mitkriege ...


    Aber sie besuchen beide normale Schulen. Hier wird nach Lehrplan unterrichtet, es ist ganz klar, was die Kinder Ende der 2., der 3., der 4. Klasse können sollen. Die Kinder "müssen" beide, so weit ich das mitkriege, in jedem Fach ständig irgendwas machen/lernen,was sie sich nicht selbst ausgesucht haben, sondern was ihnen von außen, (in der Regel vom Lehrer, und ihm vom Lehrplan, schätze ich mal) vorgegeben wird. Schriftliche Division, Vokabeln, Rechtschreibtraining, der Stromkreis, unregelmäßige Verben, was auch immer. Letztlich alles "Zwang". Schon krass irgendwie - krass auch, dass trotzdem beide gerne in die Schule gehenund das Lernen ihnen auch nicht grundsätzlich verleidet ist oder so, es ist nicht das Wichtigste in ihrem Alltag , andere, nichtschulsiche Beschäftigungen (Spielen!) habe da viel mehr Raum, aber die Aufgaben der Schule sind für sie trotzdem o.k. - auch diese Leseaufgabe für zu Hause. Dass sie die gemtlich im Bett erledigen können (im Unterschied zu den Aufgaben, die in der Schule bearbeitet werden), finden sie eher cool.


    Hagendeel

  • hagendeel, sie kommen soweit ganz gut klar bzw. kamen, die Mädels haben beide längst Abitur und studieren bzw. machen eine Ausbildung...und der sohn ist in der 8.Klasse, für alle hat es wohl einen unterschied gemacht, lesen als notwendig zum wissenserwerb zu nutzen oder zum lesen gezwungen zu werden...diese 10 Minuten lesen täglich in der Grundschule sahen sie grad noch ein (wobei ich es da auch dabei belassen hatte, mir einkaufszettel etc, vorlesen zu lassen) darüber hinaus ist bei zwei von dreien lesen als Hobby eben nicht das haupthobby geworden, trotz der häuslichen Vorbilder...vielleicht muss man sich davon verabschieden, dass lesen eines buches als höher wertig einzustufen, als das lesen im von interessanten dingen im netz (das können sie nämlich alle) ...vielleicht , ich weiß es nicht, ich bin ja noch der klassische "ich lese ein buch"typ...und ich hoffe ja noch, dass das zumindest bei meinem sohn auch noch kommt...derzeit liest er eben lieber spielberichte und Artikel über die NFL, denn ein nettes Buch.


    lg Doris


    edit: so engagiert allerdings waren die Lehrer da bislang nicht, wie du es von den deinen beschreibst

  • Ich denke, alles steht und fällt mit der Motivation.
    Wenn ein Kind bei einem Thema eh intrinsisch motiviert ist, dann macht es eine Sache, egal was drumherum passiert. Also kleine Leseratten brauchen keine Lesezeiten o.ä. Da könnte ich mir vorstellen, dass es für die sehr nervig ist, wenn jemand kommt und sagt: Jetzt musst Du! Sie nehmen sich das Buch, wenn sie denken, jetzt will ich lesen, von selbst oft genug in die Hand.
    Wenn ein Kind sich für das Lesen nicht begeistern kann, dann braucht es v.a. positive Gefühle zum Thema. Das kann je nach Kind verschieden sein. So wie @Hagendeel es beschreibt, klingt es von Schulseite ideal: regelmäßig Anregungen an die Kinder herantragen (Bücher vorstellen, Ausschnitte vorlesen in Lehrer-Lesezeit, Bücher bereitstellen), schöne Aktionen damit verbinden (Bibliotheksbesuch, Lesenacht, Autorenlesung) und den Beitrag der Kinder würdigen (über die Leseeindrücke erzählen, Buchempfehlungen geben, Bilder gestalten lassen, Fragen beantworten).
    Eine Ansage: "Du musst jeden Tag 15 min lesen." nur, um eine Unterschrift zu bekommen, finde ich absolut kontraproduktiv, wenn sie nicht in so einen Kontext eingebunden und so absolut ist (Warum soll das Kind nicht einen Tag 30 min lesen und am nächsten Tag nicht?).
    Bei uns läuft es zu Hause so, dass wir eben viel rund um Bücher machen. Viel Vorlesen, Bibliotheksbesuch, Lesungen (Buchmesse), in der Buchhandlung stöbern, bei Leseaktionen bei Lovelybooks mitmachen, über Buchinhalte diskutieren ...Klar sage ich auch in manchen Situationen, wenn den Kindern langweilig ist: Warum liest Du nicht was?, aber das bringt in den wenigsten Fällen was.

  • Unterschriften mussten meine Kinder für das Lesen noch nie vorzeigen; sowas finde ich auch seltsam, muss ich sagen. Auch selbst darüber irgendwie "Buch führen" mussten sie nicht. Vielleicht hätte diese Sache ihre Bereitschaft, die Leseaufgabe zu machen, dann auch kaputt gemacht.
    Hagendeel

  • Aber nicht nur das 10-Minuten-zum-Lesen-zwingen zerstört die Motivation. Sondern auch Belohnungssysteme. Es soll sogar Studien darüber geben (ich hab aber keine Quelle, sondern das hat mir mal eine Kindergartenleitung erzählt), dass durch Belohnungssysteme die Kinder die gewünschte Tätigkeit nach anfänglicher Steigerung dann später weniger oft machen als ohne Belohnungssystem.

  • Hallo,


    Hagendeel, auch meine Kinder können Dinge tun, einfach weil sie sein müssen. Das können durchaus auch Montekinder und das gar nicht mal schlecht. ;)
    Und auch Montessorischulen müssen üblicherweise den ganz normalen Lehrplan erfüllen, wenn sie ihre zulassung behalten wollen (ob ich das gut finde, steht ja hier nicht zur Debatte, es ist, wie es ist)


    Aber bei meinen Kindern ist tatsächlich nichts, was ihnen unter Zwang begegnet ist, zum Hobby geworden., Weder lieben sie "Blitzrechnen" (schnelles Kopfrechnen bis 1000) noch generell rechnen, nur weil sie irgendwann das 1x1 auswendig lernen mussten, einfach weil es gekonnt werden musste. Sie sind keine Grammatikfans, nur weil sie Wortarten lernen mussten.


    Ein Kind schreibt und zeichnet gerne, aber ich bin sicher, in einem einschränkenderen Unterricht wäre das anders geworden. Jetzt mit 18 an einer selbst gewählten schule mit Kunstschwerpunkt, hadert sie zwar durchaus mit den Vorgaben und vorgegebenen Inhalten - aber kann das von ihrer persönlichen Motivation trennen, weil die gesamte Schule ja ihre eigene Entscheidung war.


    Meine eine Tochter hatte 2 Instrumentallehrerinnen. Die eine, die wirklich sehr nett und freundlich war, aber eher "unterrichtete" (twas lehre und erwartete, daß geübt wurde) und die andere, ältere, die in Technikdingen sehr viel strenger war, hat aber trotz aller Strenge eher "Begeisterung geteilt" hat.
    Es war sehr deutlich welche von beiden meine Tochter mehr zum freiwilligen (!) üben motiviert hat... erst jetzt im Teenyalter ist sie so weit, Begeisterung durch Pflichterfüllung zu ersetzen, obwohl sie ihr Instrument an sich nach wie vor liebt.


    Und so weiter.


    Ein guter Lehrer ist aus meiner Sicht einer, der begeistert, lockt, motiviert... und nicht einer der mit irgend einem System zum lernen zwingt (egal ob es Notendruck ist oder eine Lesezeit-Unterschriftelnliste usw.)
    Daß das in Regelschulen manchmal schwieriger ist, mag sein, aber ich erlebe auch da da wo ich arbeite sehr verschiedene Ansätze und hab das Gefühl, daß die rein abrechenbare LEISTUNG am Ende vielleicht vergleichbar sein mag, bei der FREUDE an der Sache, aber ganz klar die Motivation und "geteilte Begeisterung" vorne liegt.

  • Ich hab echt ein falsches Bild von Monteschulen, merk ich immer wieder ... hier in der Nähe ist eine, die sich nicht an die Lehrpläne halten muss, aber das ist ja anscheinend eher die Ausnahme.
    Dass Montekinder unter Zwang Dinge tun können, ist mir schon klar (da gibts ja auch außerschulisch genug Situationen - rote Ampeln; Medizin nehmen; was auch immer).
    Ich seh das auch so, gute lehrer können begeistern, motivieren - viele Lehrer meiner Kinder sind zum Glück bisher so, auch die derzeitigen Deutschlehrer.


    Hagendeel