Abitur - Gesamtschule oder Gymnasium?

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  • Hallo,


    Soweit ich mich erinnere, gab es damals auch schon in Sekundarstufe 1 Nachmittagsunterricht und dann noch Unterricht am Samstag - beides gilt für viele Eltern heute als "no go".


    Dafür hatten wir 8 Wochen Sommerferien, 2 Wochen Herbstferien und 3 Wochen Winterferien...
    Wenn ich meiner Mutter glauben darf, hat sich der gesamte Stundenumfang nicht wirklich geändert.


    Nachmittagsunterricht hatten wir ab Klasse 7, weil da erst das Schulfernsehen für englisch lief. Dafür hatten wir vorher 2 Stunden frei. Stundenplantechnisch finde ich das nicht sonderlich erstrebenswert, aber überarbeitet haben wir unss nicht.


    Klar haben sich Inhalte verschoben, ich denke, technisches Zeichnen gehört heute nicht mehr zum Grundkanon, dafür ist mehr Medienkompetenz gefragt. Aber in Mathe z.B. sind die Anforderungen wohl sogar gesunken.


    @Schlumpii


    Ich habe nicht das Gefühl, dass ein dreigeteiltes System da viel geändert hat. #weissnicht


    Man muss sich nur hier im Forum umschauen, auch da gibt es ausreichend Stränge über über- aber auch unterforderte Kinder. Oder Kinder, die einfach seelisch mit den Anforderungen nicht klar kommen. Auch an Gymnasien.
    Und gerade bei hochbegabten Kindern ist es ja nicht so, daß sie einfach nur schneller oder mehr lernen, die Auswirkungen sind ja doch sehr individuell - und eine Schule, die z.B. mit ständigem hinterfragen oder mit "Schulstoff ist langweilig, XY ist viel spannender!"nicht klar kommt, wird dem Kind nicht gerecht werden , auch dann nicht, wenn vorne Gymnasium draufsteht.


    Hast du wirklich das Gefühl, daß die frühe Trennung in komplett verschiedene Schulformen der einzige Weg ist, um Kinder individuell zu fördern? Ich habe das Gefühl, daß an sehr vielen Schulen genau das NICHT passiert. Mathe schwach, aber künstlerisch und sprachlich gut? Pech, wenn du auf dem höheren Niveau landest und keine Zeit dafür hast, weil du permanent in Mathe nachhängst und da schuften musst. Aber auch Pech, wenn du im niedrigerem Niveau bist, denn in den meisten fällen interessieren da deine Begabungen nicht besonders, für dein Interesse an Literatur oder dein Instrumentalspiel auf sehr hohem Niveau wirst du vielleicht noch schräg angeguckt, also Hauptsache, du bist unauffällig.


    Klar gibt es auch andere Beispiele, Lehrer, die Talente erkennen und fördern oder dem Schüler helfen, den eigenen Blick auf das zu lenken, was man gut kann - aber die sind leider immer noch viel zu selten und genau das könnte auch beim gemeinsamen lernen passieren.


    Wenn es danach geht, müsste man schon in der Grundschule trennen, denn für viele Kinder fängt der Leidesweg ja da schon an, man muss nur in die Stränge hineinlesen (und ich erlebe gerade täglich, was ein selektierendes System mit Kindern macht.... ;( ).
    Warum dann nicht gleich im Kindergarten trennen? Oder mit ein paar Tests kann man sicher auch bei Einjährigen schon herausbekommen, wer flotter lernt und wer langsamer und auch da schon in verschiedene Gruppen stecken, damit sich keiner langweilen muss...


    Die letzten beiden Beispiele findet sicher jeder Quatsch - aber warum kommt es eigentlich bei kleinen Kindern viel seltener dazu, dass sie sich dauerhaft gelangweilt oder massiv überfordert fühlen? Ich denke, weil das der Blick aufs Lernen insgesamt noch ein ganz anderer ist, sehr viel individueller, sowohl was das Tempo als auch was die Lernwege angeht. Die Kinder können im eigenen Tempo lernen, bekommen im Idealfall Unterstützung dabei, ihre Interessen auszuleben und wer länger braucht, DARF länger brauchen ohne zu befürchten, abgehängt zu werden. Und im Rollenspiel oder in der Bauecke ist es dann recht schnurz, ob A schon Schleifen kann oder B schon liest oder C noch nicht mal Kopffüßler kann.


    Ich denke, wenn wir DIESEN Blick aufs kindliche Lernen erhalten und in die Schule mitnehmen könnten, dann wäre eine Trennung völlig unnötig und trotzdem würden sich weniger Kinder über- oder unterfordert fühlen.


    Daß es geht, beweisen Schulen, die es ja schon gibt. An der Schule meiner Kinder lernen Lernförderkinder und Kinder die trotz Mittelschulanmeldung auf Gymnasialniveau lernen gemeinsam. Und es geht. Töchterchen arbeitet in einigen Fächern schon deutlich über das Niveau ihrer Klasse hinaus. In einigen auch nicht, weil es sie nicht so interessiert, aber auch das finde ich völlig OK. Man muss nicht alles ausschöpfen, dann ist man irgendwann leer.


    Nur die, die sich auch offiziell für den Gymnasialen Weg entschieden haben, dürfen aber nicht mehr dabei sein und stecken nun die meiste Zeit in einer eigenen Klasse. Und verpassen damit ganz viel vom "drumrum".
    Weil da die Bildungsagentur Sachen fordert, die im gemeinsamen Lernen nicht umzusetzen sind. Interessanterweise geht es hier aber NUR um rein organisatorische Dinge, daß das WISSEN überhaupt kein Problem wäre, hat die Schule bestätigt bekommen.
    Gymnasialkinder dürfen z.B. kaum Freiarbeit haben, weil sie eine Stundentafel nachweisen müssen und solche Sachen - und das obwohl der Wissenstand auch beim gemeinsamen Lernen gegeben war - es ging NUR um vorgeschriebene Organiationsformen, die nachzuweisen sind.


    Ach ja und letztens las ich einen Bericht über eine tolle moderne, stark geförderte Modellschule. Das Besondere? Alle Kinder lernen gemeinsam. Ganz was modernes, die Vorteile wurden ausgiebigst beschrieben, Eltern, Kinder, Lehrer und Ämter waren von den Erfolgen begeistert.
    Als Modellschule darf man das... sonst nicht. Wenn es nicht so ärgerlich wäre, wäre es fast witzig.


    Es geht nämlich. Man muss nur wollen, finde ich. Und dürfen.

  • Ich bin ja der Meinung, dass nur mit einer Individualisierung/Binnendifferenzierung überhaupt dem gerechten Lernen eine Chance geben kann. Egal ob Grundschule, egal ob weiterführende Schule, egal ob Thema Inklusion.


    Es wird aber praktisch an allen Schulen zumindest behauptet, dass eine solche Binnendifferenzierung stattfinden würde ("ist ja nicht mehr so wie früher..."). Wenn das wirklich so ist, dann dürfte ein gemeinsames Lernen unterschiedlich begabter Schüler eigentlich kein Problem sein, oder?!

  • bzgl. binnendifferenzierung, das sehe ich genau so.


    und so funktionieren (hier in NRW) die gesamtschulen. oder sollten sie halt idealerweise. meist scheint das zu klappen, denn die schulen sind extrem beliebt. es sind für alle drei bereiche immer mehr anmeldungen als plätze da - auch für leute mit gym-empfehlung.



    außerdem gleicht sich so die soziale problematik ein wenig aus.
    denn, mal ehrlich, es geht gar nicht nur ums lernen, den stoff an sich.


    so brutal und hart es klingt:
    geballte klientel aus asifamilien = megaproblem.


    man kann die betreffenden schülerinnen und schüler isolieren und ausgrenzen - löst das problem für die anderen - oder sie so zwischen andere dosieren, dass da eine gewisse wirkung abgestrahlt wird.


    lg patrick

  • denn, mal ehrlich, es geht gar nicht nur ums lernen, den stoff an sich.


    so brutal und hart es klingt:
    geballte klientel aus asifamilien = megaproblem.

    Puh, ich hab darüber echt eine Weile nachdenken müssen.


    "Geballte Klientel aus Assi-Familien= Megaproblem": hmm, ja irgendwie natürlich schon.
    Wobei ich allerdings finde, dass es durchaus inzwischen auch ein zunehmendes Problem mit "wohlstandsverwahrlosten" Kindern gibt. Das sind Kinder aus gutsituierten Familien, denen materiell nichts fehlt -außer Kontakt zu den Eltern. Sie werden ab Baby-Alter von früh bis spät fremd-bespaßt und entwickeln ein anstrengendes anti-soziales Verhalten. Ich vermute allerdings mal, dass man diese Kinder im entsprechenden Alter weniger auf den staatlichen GEsamt-/Gemeinschaftsschulen findet, sondern eher auf Gymnasien oder auf Privatschulen?! #weissnicht



    oder sie so zwischen andere dosieren, dass da eine gewisse wirkung abgestrahlt wird.

    Das wäre wohl am besten.


    Ums Lernen an sich gehts aber doch auch, finde ich. Jeder in seinem Tempo mit optimaler Förderung wäre schon was Schönes....

  • Ich erlebe hier bei den meiStein Eltern, dass sie von den neu gegründeten Gesamtschulen nichts halten.


    Es wird wie verrückt alles dafür getan, dass das Kind irgendwie aufs Gymnasium kommt. Ohne Rücksicht auf Verluste.


    Ich mache zur Zeit Katechetin und habe in meiner Gruppe 8 Kinder. Von der Hälfte dieser Kinder weiß ich, dass sie aufs Gymnasium sollen. Sie haben schon letzten Herbst (also Beginn 3. Klasse) an jedem Schnupperunterricht auf dem Gymnasium teigenommen, waren in den Gymnasien beim Tag der offenen Tür, um den Kindern genau diese Schule schmackhaft zu machen. Aber auch nur EIN Gymnasium, die Kinder dürfen nicht mal zwischen den zweier wählen, die wir hier haben.


    Noch vor ein paar Jahren waren diese Schnuppertage für die 4. Klassen.


    Immer wieder kommt von Eltern die Aussage :"Von Gesamtschulen halte ich nichts, da geht ja auch das ganze Pack von den früheren Hauptschulen hin. " Über solche Ansichten bin ich immer sehr erschrocken.


    Fatal finde ich, dass gerade die Kinder in meiner Gruppe, die unbedingt aufs Gymnasium sollen, so wahnsinnig unselbständig sind. Sie können genau das abliefern, was man ihnen vorschreibt, aber auch nicht mehr.


    Und wenn ich dann mit den Kindern gemeisam Papierboote falte und sie nicht in der Lage sind, zeitgleich mit mir Schritt für Schritt auszuführen und ein Boot zu Stande zu bringen, dann frage ich mich, was da in den letzten Jahren passiert ist. Vor der Geburt meiner Großen habe ich im Kindergarten regelmäßig mit den Kindern Boote und Flugzeuge gefaltet, und die Vorschulkinder waren deutlich besser darin als "meine" Drittklässler.


    Früher wurde in meiner Familie (fast nur Handwerker) gerne gesagt, Abiturienten sind nicht mal in der Lage, einen Eimer Wasser umzuschütten. Und wenn ich mir die Kinder anschaue, die nur von ihren Eltern fürs Gymnasium "angelernt" werden, kommt mir diese unnette Aussage wieder ins Gedächtnis.



    Aber wie gesagt, ich denke und hoffe, dass das auch darin liegt, dass Gesamtschulen hier in NRW noch recht neu sind. Man kennt das eben anders. Und was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.


    Ich finde Gesamtschulen auch nicht perfekt, aber alleine wenn ich sehe, wie Pippa in die Schule geht und was sie nach der Schule an Freizeit hat und dann von den gleichaltrigen auf dem Gymnasium höre, bin ich froh, dass Pippa auf die Gesamtschule geht. Ich sehe sie dort kein Abitur machen, dazu ist sie einfach zu faul und die Schule zu unwichtig, aber heutzutage gibt es auch später noch genügend andere Möglichkeiten, seinen Weg zu gehen.


    Langer Rede, kurzer Sinn: ich denke, die Aussage, dass gymnasial Abitur und Gesamtschul Abitur später bei der Einstellung unterschiedlich bewertet werden, ist eine Entschuldigung, die Eltern sich gerne selber geben, um zu rechtfertigen, dass sie ihr Kind mit aller Energie Richtung Gymnasium "fördern".

    Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.

    (Mahatma Ghandi)

    Einmal editiert, zuletzt von Fairy***tale ()

  • Aber wie gesagt, ich denke und hoffe, dass das auch darin liegt, dass Gesamtschulen hier in NRW noch recht neu sind. Man kennt das eben anders. Und was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.

    #gruebel So neu sind die doch gar nicht? Hier die Gesamtschule hatte letztes Jahr ihr 25.-jähriges Jubiläum.

  • Echt? Hier im Rhein-Sieg Kreis sind die neu. Die "älteste" Gesamtschule ist im 4.oder max. 5. Jahrgang. Pippa ist jetzt in der 7.Klasse. Über ihr ist nur die 8.


    Hier gab es immer nur Gymnasium, Realschüler, Hauptschule. ..


    Aber dann vergesst meinen 1. Post. #schäm

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    (Mahatma Ghandi)

  • Hier in der Stadt (NRW) gibt es seit 1971 Gesamtschulen, die seit G8 nen Wahnsinnszulauf haben... und auch zu meiner Zeit (Mitte der 90er) wechselten viele Schüler vom Gym auf die Gesamtschule, wenn es nicht rund lief und machten dort in der Regel trotzdem Abitur.


    Die erste staatliche Gesamtschule der BRD wurde übrigens 1967 in Kierspe (Sauerland, NRW) eröffnet....

  • WiE krass?! Ist der Rhein-Sieg Kreis eine einsame Insel????


    In meiner Kindheit /Jugend habe ich niemals von Gesamtschulen gehört. Ich bin erst damit konfrontiert worden, als es um Pippa ging.... 8I

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    (Mahatma Ghandi)

  • Hier auch Rhein Sieg Kreis ist die Gesamtschule 5 Jahre alt. Die erste Oberstufe wurde dieses Schuljahr neu gegründet

    Hier gibt es noch keine mit Oberstufe.

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    (Mahatma Ghandi)

  • #gruebel So neu sind die doch gar nicht? Hier die Gesamtschule hatte letztes Jahr ihr 25.-jähriges Jubiläum.


    es wird wieder etwas verwechselt!


    es geht hier um GEMEINSCHAFTSSCHULEN.


    also mischung haupt/real.
    DIE sind in NRW neu.




    GESAMTSCHULEN mit allen DREI zweigen (!!!) gibt es seit über 25 jahren.



    und gegen letztere hätte ich absolut nichts einzuwenden. gemeinschaftsschulen mit haupt-/realschülern zusammen, ergänzt durchs gymnasium, DIESE struktur lehne ich zuäußerst ab.


    und ja, es ist ein problem, realschüler, die vorbereitet und mit weniger abstraktionsleistung das komplette gym-programm schaffen können, mit hauptschülern zusammenzupacken, wo wirklich oft auch die extreme soziale problematik mit reinspielt.



    entweder bietet man den realschülern auch den ausgleich in richtung mehr leistungsstärke/abstraktionsfähigkeit durch gemeinsames unterrichten mit den gym-schülerinnen, oder man unterrichtet sie komplett separat in der realschule (ich finde es schlimm, dass diese schulform hier zugunsten der gemeinschaftsschulen immer mehr abgeschafft wird).



    lg patrick

  • Also die neuen Schulen hier, die es erst seit max. 5 Jahren gibt, sind definitiv GESAMTSCHULEN.


    Meine Tochter ist ja auch auf einer: Haupt-, Real- und gymnasial zusammen.

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    (Mahatma Ghandi)

  • und gegen letztere hätte ich absolut nichts einzuwenden. gemeinschaftsschulen mit haupt-/realschülern zusammen, ergänzt durchs gymnasium, DIESE struktur lehne ich zuäußerst ab.

    In Thüringen gab es nie Hauptschulen. Dort hat man nach der Wende Gymnasien und Regelschulen ab Klasse 5 eingerichtet. In letzteren wurde ab Klasse 7 in einen Realschul- und einen Hauptschulzweig geteilt.

  • Nur aus Neugier: Fairy, wie ist das bei euch denn organisiert? Auch als Ganztagsschule? So kenne ich das nämlich hier nur. Die Mehrheit der Gesamtschulen bestehen hier schon zig Jahre, aber es sind alles Ganztagsschulen (auch NRW).
    Wenn deine Tochter so viel Freizeit hat, ist es dann bei euch keine Ganztagsschule? Oder hat sie dann nach der Schule wirklich frei?


    Meine Kinder gehen auf die Gesamtschule und wir sind auch zufrieden. Allerdings herrscht durchaus nicht unerheblicher Leistungsdruck. Ich finde es bedauerlich, wie wenig Freizeit meine Kinder haben und würde fast über einen Wechsel auf die Realschule nur deshalb nachdenken.
    Die Gesamtschule möchte möglichst viele Kinder fit fürs Abitur machen. Das merkt man ziemlich und ist für meine Söhne vielleicht auch nicht so schlecht. Aber oft wundert es mich: die GK Kurse sollen ja theoretisch auf Hauptschulniveau sein in der Binnendifferenzierung. Aber ich hatte es seinerzeit an der Realschule einfacher. Die EK Kurse hingegen erfüllen eindeutig auch ein gymnasiales Niveau bei uns.
    Mir tun von daher die Kinder, die tatsächlich als Hauptschüler eingestuft worden sind, manchmal schon Leid. Denn die müssen echt kämpfen, wenn sie mithalten wollen. Meine als Realschüler eingestufte Kinder müssen schon ganz schön viel noch zuhause machen nach der Ganztagsschule.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Miriam, meine Tochter geht in die 7. Klasse der Gesamtschule.
    Sie hat in der Woche 3 Langtage, also Unterricht bis 15:30 Uhr und 2 Kurztage bis 13 Uhr. An den Langtagen hat sie keine Hausaufgaben auf. Was sie aber eh nicht interessiert, da sie noch nie Hausaufgaben gemacht hat. Und da sie auch nie für Klassenarbeit lernt, hat sie nach der Schule tatsächlich frei. :D
    Meiner Tochter ist Schule aber auch Schnuppe. Sie fährt seit jahren mit nem 3er Schnitt und das reicht ihr. Für mehr müsste sie mehr tun. Will sie aber nicht.


    Sie geht aber endlich gerne in die Schule, hat es geschafft, sich selber aus der Mobbing-Oper Rolle raus zu holen und hat eine Mädchenclique und Kumpels gefunden. Sie sagt auch, Schule ist super. Noch besser wäre es, wenn es Lehrer und Unterricht nicht gäbe! #yoga #freu

    Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.

    (Mahatma Ghandi)

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    • Offizieller Beitrag

    Und wenn ich dann mit den Kindern gemeisam Papierboote falte und sie nicht in der Lage sind, zeitgleich mit mir Schritt für Schritt auszuführen und ein Boot zu Stande zu bringen, dann frage ich mich, was da in den letzten Jahren passiert ist. Vor der Geburt meiner Großen habe ich im Kindergarten regelmäßig mit den Kindern Boote und Flugzeuge gefaltet, und die Vorschulkinder waren deutlich besser darin als "meine" Drittklässler.


    Früher wurde in meiner Familie (fast nur Handwerker) gerne gesagt, Abiturienten sind nicht mal in der Lage, einen Eimer Wasser umzuschütten. Und wenn ich mir die Kinder anschaue, die nur von ihren Eltern fürs Gymnasium "angelernt" werden, kommt mir diese unnette Aussage wieder ins Gedächtnis.

    Tja, und was ist nun die Konsequenz daraus? Liest sich für mich immer noch wie ein doofes Vorurteil, bei dem am Ende alle verlieren. Der Handwerker findet den Wissenschaftlicher lebensuntauglich, der Wissenschaftler denkt, nur Menschen, denen es an geistiger Fähigkeit mangelt würden Handwerker werden und zum Schluss disst wieder jeder jeden. Du scheinst das ja ähnlich zu sehen, daher ist mir nun etwas unklar, warum du bei den Kindern, mit denen du arbeitest nun an die Aussagen in deiner Familie denkst. Haben die dich weitergebracht?


    Was deine Beobachtung angeht: Ich würde vermuten, du hast einfach eine ungünstige Stichprobe erwischt, die Kinder haben keinen Bock zu falten oder Drittklässler finden deinen Bastelplan einfach deutlich uncooler als Kindergartenkinder und sind daher weniger fokussiert. Das da nun irgendwas drastisches passiert ist in den letzten Jahren, kann ich mir schwer vorstellen, besonders nicht in Elternhäusern, die ja scheinbar die (Aus)Bildung ihrer Kinder wichtig nehmen.


    Und da komme ich zu meinem Punkt: Ich finde Bildung wichtig und bin trotzdem keine Fördermutti. Allerdings setzt das Schulsystem, das ich hier vorfinde ja die Leitplanken, ich kann mich nur entscheiden, wie ich mich innerhalb derer bewege. Ich würde meinem Sohn gerne viel mehr Zeit lassen, das Thema noch viel weniger stressen und das Ganze am liebsten komplett von alleine laufen lassen. Aber so ist die Welt hier leider nicht. Ich bin gezwungen, für meinen 9jährigen die passende Schulform für das kommende Jahr zu suchen. Das war bei uns vielleicht entspannter als bei vielen anderen Familien, die wir kennen. Das hängt aber nur damit zusammen, dass mein Sohn seine Sache schon ganz gut macht und viel Eigenverantwortung und Selbständigkeit zeigt und ansonsten nur ein paar kleinere "Baustellen" mitbringt. So wird er aufs Gymnasium können, was hier die einzig halbwegs abgesicherte Möglichkeit ist. Damit will ich keine anderen Schulformen schlecht machen, aber es gibt einfach keine wirklich empfehlenswerte Lösung für Kinder, die z.B. eine Realschulempfehlung bekommen. Dabei gibt es hier tolle Gesamtschulen und ich bin großer Fan des Konzepts (kenne das aber auch schon immer), nur decken die vorhandenen Schulen bei Weitem nicht den Bedarf. Und dann kommen die von Patrick zitierten, frisch eingeführten Gemeinschaftsschulen ins Spiel, die (wie bei euch die Gesamtschule) neu sind und den starken Eindruck vermitteln, dass hier die Schüler "untergebracht" werden, die keine Option UND keine Eltern haben, die noch was für sie durchboxen könnten.
    Und dann sehe ich die Eltern der Kinder, die das betrifft und die für ihr Kind eigentlich nur wollen, dass es weiter in einem positiven Umfeld lernen dürfen und sehe gleichzeitig, wie die dann gerne von anderen Eltern für ihre Bemühungen gedisst werden. Die Eltern, die dann mit dem Finger zeigen, sind dann fast immer die, die diese Not nicht haben, weil ihr eigenes Kind einfach so durchrutsch ODER sie für das eigene Kind eine Schulform bzw. eine konkrete Schule haben/kennen, der sie vertrauen.


    Ich finde es daher selten ok, mit dem Finger auf die Eltern zu zeigen, die ihre Vorstellung von der passenden Schulform fürs eigene Kind klar kommunizieren und vielleicht auch mit dem Kind etwas dafür zu tun. Ich glaube auch nicht, dass man die Sinnhaftigkeit von außen so richtig gut beurteilen kann, schließlich muss die Schulentscheidung ja auch zur Familie passen und als sicher empfunden werden.
    Ich hätte mich nicht sicher gefühlt, wenn ich mein Kind auf einer der wenigen noch existierenden Realschulen hätte geben müssen, wissend, dass die Stadt gerade dabei ist, flächendeckend Real- und Hauptschulen zu Gemeinschaftsschulen zusammenzulegen (was ja durchaus innerhalb der Schulzeit meines Kindes passieren kann).
    Ich hab mich schon mit Freunden gestritten, weil die - nachdem die Tochter aufs Gymnasium kam - pausenlos über die Eltern der Chaoten in der Klasse gelästert haben, die ihre Kinder ja hätten "reinklagen" müssen, denn die hätten ja keine gym. Empfehlung gehabt. Das ist vom Hintergrund vermutlich eh nicht so gewesen und zusätzlich hat mich diese Arroganz angekotzt aus der eigenen, sehr bequemen Situation heraus. Damit meine ich jetzt nicht dich @Fairy***tale, ich beobachte das um mich herum nur zur Zeit sehr oft.
    Und das nervt! Statt dass wir gemeinsam über das beknackte System schimpfen, machen wir uns gegenseitig fertig und kritisieren andere Eltern für ein Verhalten, das unter dem Druck ebenjenes Systems entsteht.

    • Offizieller Beitrag

    ie hat in der Woche 3 Langtage, also Unterricht bis 15:30 Uhr und 2 Kurztage bis 13 Uhr

    dito

    GESAMTSCHULEN mit allen DREI zweigen (!!!) gibt es seit über 25 jahren.

    im rhein sieg kreis aber nicht #weissnicht . ich weiß aus verschiedenen quellen und erlebe es ja auch, dass in nrw hauptschulen geschlossen werden, es sollen immer mehr gesamtschulen kommen, in denen alle drei schulformen gemeinsam unterrichtet werden. wie differenziert dieser unterricht stattfindet und das gemeinsame lernen gelingt, hängt natürlich immer von der einzelnen schulen und lehrkräften ab.