Abitur - Gesamtschule oder Gymnasium?

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  • danke, @Arnoli74, das sehe ich genau so.


    deshalb sind hier auch gesamtschulen heftig überlaufen. da gleichen sich die sozialen probleme dadurch aus, dass anteilig jugendliche mit allen drei empfehlungen hinsollen UND dass ein kontingent an sozialarbeiterinnen und sonstige ressourcenausstattung da ist, um das zu gewährleisten.


    und ich kann jeden verstehen, der noch vor ein paar jahren sein kind mit realschulempfehlung relaxed zur realschule geschickt hätte und fertig, der aber jetzt erst mal alles probiert, um sein kind ans gymnasium zu bekommen. er hat nämlich die wahl zwischen gymnasium, gesamtschule und gemeinschaftsschule und angst, keinen gesamtschulplatz zu ergattern. um auf jeden fall die gemeinschaftsschule und die beschulung mit hauptschülern zu vermeiden, wird also das gymnasium angestrebt.


    die realschulen, die hier noch auf sicheren beinen stehen, haben einen extremen zulauf. in unna fängt sie mit dem unterricht um 8.20 oder 8.30 an, weil so viele schüler von weit, weit, weit weg kommen.


    lg patrick

  • Ich bin von den Schilderungen hier sehr schockiert. Meine Kinder sind auf einer solchen Gemeinschaftsschule (heißt hier Sekundarschule). Sie hatten eine Realschulempfehlung. Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, dass es sich dort um eine "Resteschule" handelt.
    Ich erlebe unheimlich engagierte Lehrerinnen, eine engagierte Schulleitung, kompetente Sozialarbeiter und eine Elternschaft, in der sich eine nennenswert große Gruppe einbringt, um Projekte zum Laufen zu bringen, während sie sich gleichzeitig dagegen wehrt, dass ihre Kinder als die Bildungsversager und Asozialen der Nation verschrien werden.
    Und ja, es gibt da auch schwieriges Klientel, einen hohen (sehr hohen) Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, aber das ist bewusst, da wird mit gearbeitet.
    Wenn ich sehe, dass 90% der Kinder einer Grundschulklasse völlig unabhängig von der Eignung und Empfehlung auf das Gymnasium gepackt werden, gehe ich davon aus, dass sich aus der durchmischten Grundschulklasse nicht plötzlich eine homogene Masse entwickelt hat, in der soziale und Migrationsprobleme einfach nicht mehr vorkommen.
    Ich finde dieses Schulbashing unter aller Würde.
    @patrick*star Es handelt sich um eine Schule in deiner Nachbarstadt, ich kenne die Schulsituation auch in deiner Stadt. Ich finde deine Schilderungen unglaublich einseitig.


    Liebe Grüße
    SchwarzesSchaf

    Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin!!!

  • das muss sehr unterschiedlich sein. an der gemeinschaftsschule (privatschule) in berlin-pankow, die ich kenne, da meine kinder dort die grundschule (1-6. klasse) absolviert haben, kann man abitur machen.


    das thema hatten wir schon öfter, ich hatte das damals auch schon erwähnt.

  • Die Gesamtschulen müssen in NRW Fachdifferenzierung in zwei Stufen (Grund- und Erweiterungsstufe) anbieten, aber nicht in allen Fächern. Differenzierung erfolgt natürlich auch noch über Unterrichtsmethoden und Projekte, nehme ich mal an.
    In RLP sind es mindestens zwei Leistungsprofile.

  • Kerbel, die FachDifferenzierung ist gut und schön, aber viele Kinder leben nach dem Motto "ich tue nur so viel wie unbedingt nötig". Meine Tochter z.B. Ist so. Was zur Folge hat, dass sie nur in G Kursen ist. Dort langweilt sie sich zwar, aber so What? Okay, schwieriges und eigensinnige Kind, aber nicht das einzige, das ich kenne.


    Sie ist also ganz klar ein Kind, dass klug genug wäre, Abitur zu machen, im schlimmsten Fall aber mit Hauptschulabschluss ab geht, weil sie nicht rechtzeitig die Kurve gekriegt hat.


    Ihre Leher sagen aber ganz deutlich, dass sie sich auf dem Gymnasium genauso verhalten würde. Und das sehe ich auch. Auch da würde sie das Minimum tun, und obwohl mehr gefordert würde als jetzt, würde sie es leisten. Und hätte dann am Ende zumindest Abitur, wenn auch nicht das Beste.


    Gerade weil sie so ist wäre mir eine Realschule wie früher lieber gewesen.


    Ihre Klassenlehrerin sagte neulich, dass die Gesamtschule für Hauptschüler super ist, bei allen anderen hat sie nur positiven Effekt, wenn die Kinder ehrgeizig sind. Weil sie sich dann beweisen und wirklich was erreichen können.

  • Bei uns ( BaWü) gibt es ja seit wenigen Jahren die Gemeinschaftsschule. Eigentlich auch für alles Leistungsstufen gedacht. Da meine Tochter, die sehr leistungsstark ist, gerne weiter mit 2 Freundinnen, die sich in der Schule sehr schwertun, zusammenbleiben will, und ihr und mir die Idee des gemeinsamen Lernens sehr gut gefallen hat, war ich vor kurzem beim Info-Abend unserer nächstliegenden Gemeinschaftsschule, die einen sehr engagierten Direktor und insgesamt einen sehr guten Ruf hat.


    Von dem Abend kam ich ziemlich desillusioniert und auch enttäuscht zurück. De facto soll dort in einer "normal" großen Klasse ( ca 25-28) ein einzelner Lehrer mittels Wechsel "Input" sprich "Frontalunterricht" und "Lernatelier" sprich individuelle Wochenarbeitspläne es schaffen, auf 3 Levels (G-Grundlage =Werkrealschule oder ehemals Hauptschule, M-Medium=Realschule, E-Erweitert=Gymnasium) die Kinder individuell zu unterrichten. Von der gesamten Lehrerschaft (40 Lehrerinnen) sind lediglich 2 Gymnasial- und 4 Realschullehrer.
    Das Konzept ist super, aber die Umsetzung katastrophal. Es gehen in erster Linie wohl Kinder mit speziellem Förderbedarf dorthin und da die personelle Umsetzung nicht anders als an einer "Regel"-Schule ist, wird die Kapazität der Lehrer damit v.a. dafür verbraucht. Von der nicht vorhandenen aber gewünschten sozialen und Leistungsdurchmischung ganz zu schweigen.


    Mir würde von mehreren Seiten explizit abgeraten, meine Tochter dort anzumelden, sie wäre dort komplett unterfordert:( Abitur dürfen sie auch nur anbieten, wenn voraussichtlich 60 Kinder eines Jahrgangs im E- Level arbeiten, dabei ist die Schule nur zweizügig und hat damit insgesamt ja keine 60 Kinder pro Jahrgang...Es gibt aber für einige Millionen neu gebaute oberstufenfähige Physik- und Chemie-Sääle- leider ohne Schüler und Lehrer dazu:(. Und in unserer Grundschule wird seit 10 Jahren darum gekämpft, die 40 Jahre alten sehr ekligen Toiletten für 2x 30.000E ( einmal Jungens- und einmal Mädchentoiletten) zu renovieren- anderes Thema, ich weiß, aber dieser Unausgegorenheit geht mir die Hutschnur hoch.
    Uns bleibt also tatsächlich nur Gymnasium, was ich schon schade finde. Denn letztendlich scheitert dieses Konzept wirklich an einer sehr schlechten Umsetzung, Geld wurde ( in diesem Fall) dafür schon ordentlich in die Hand genommen.

  • @doanka, ich war auch auf einer Infoveranstaltung und bei mir kam an, dass das ein Sparmodell sein soll - argumentiert wurde mit angeblich sinkenden Schüler/innenzahlen.
    Eine Schule aus der Nähe, wo das schon umgesetzt wird, hatte irgendwelche Kunstgriffe gefunden, um die Stunden teilweise im Lehrertandem abdecken zu können. Das dürfte nach ein paar Jahren finanziell aber nicht mehr drin sein, wenn auch der Schulversuchsstatus weg ist.
    Klar war, dass vom Lehrerkollegium ein irre Engagement gefordert wird. Lehrpläne gab es noch keine. Die Lehrer/innen strickten sich das also selbst irgendwie zusammen.
    Ach ja, ich gehe auch davon aus, dass die Realschullehrerinnen, die dann in der Oberstufe unterrichten sollen, nicht auf einmal die Gehälter von Gymnasiallehrerinnen bekommen...
    Willkommen im Burn Out nach fünf Jahren für die Lehrer/innen bzw. willkommen, wenn dann die nächste Reform kommt.


    Die Theorie und der ursprüngliche Gedanke - super!
    Die Umsetzung - katastrophal.
    Und ob die Schüler/innen in diesem System wirklich was davon haben, wird abzuwarten sein. Problem: hier gibt es nun Realschulen, Werkrealschulen, Gymis und Gemeinschaftsschulen. Und berufliche Schulen (da kann man dann übers Eck doch G9 machen). Da schicken doch die Eltern ihre Kinder lieber ins Gymnasium, wenn sie die Wahl haben, als in die Gemeinschaftsschule, ganz ehrlich.
    Was Bildungspolitik angeht, sind die Grünen nicht mehr wählbar hier.
    Nicht zuletzt, seit sie jetzt für ausländische Studierende Studiengebühren fordern wollen.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • @nez perce, eine befreundete Gymnasiallehrerin hat mir auch erzählt, daß die Gym- Lehrer auf der Gemeinschaftsschule schlechter bezahlt werden. Und da haben sie ja gebundenes Ganztagssystem ( ich glaub das ist beie allen Gemeinschaftsschulen in BaWü so, also 4x pro Woche bis 15.45 oder 16.00, außerdem sind sie (also alles Lehrer dort) noch zusätzlich Lerntutor von 4-6 Kindern, mit denen sie im 2-3 Wochenabstand Gespräche über den Lernerfolg führen sollen. Wie das klappen soll? MM nach auch gar nicht. Aber kann auch sein daß unter unserer jetzigen Landesregierung die Gelder schon wieder knapper sind, vielleicht stammen die Investitionen ja noch aus Grün-Rot. Ich finds jedenfalls echt schade, daß es so läuft!

  • Unserer Gemeinschafts(Gesamt-)schule bietet hier Abitur G9.
    Das Gymi hier peitscht das Abi in G8 durch.
    Und dennoch wollen die meisten Eltern, dass die Schüler auf's Gymi kommen. Unnötig zu sagen, dass viele nach der 5. und auch nach der 6. auf die Gemeinschaftsschule wechseln, weil die das Gymi nicht packen, oder? (O-Ton: "wir wollten es halt versuchen", obwohl vorher die Lehrer eh dazu geraten haben, lieber gleich die Gemeinschaftsschule zu nehmen, da Gymi zu hart ist. Inzwiwschen gibt es bei uns keine Schulempfehlungen seitens der Grundschule mehr und da wird das Elternverhalten noch abstruser).


    Ich hab ja nun ein Kind auf dem Gymi und eins auf der Gemeinschaftsschule. Man merkt durchaus, dass beide Schulen ganz unterschiedliche Eltern-Klientel haben (am Info-Abend wurde das sehr deutlich) und auch vielen Kindern merkt man einfach an, auf welche Schule sie gehen. Das Schubladendenken hat da eine recht hohe Trefferquote.
    ABER es gibt hüben wie drüben auch eine ganz Menge Eltern und Kinder, auf die das Klischee nun gar nicht zutrifft. Und diese Durchmischung finde ich dann widerum sehr förderlich für die Kinder.


    Themen wie Mobbing, Alk, Drogen gibt es an beiden Schulen.
    Schulende ist täglich bei beiden Schulen nach der 6. oder 7. Stunde, je nach Klasse (die 7. Klassen haben öfter 7. Stunde als die 5. Klassen)
    Hort ist angeschlossen und für alle Schulformen bis zur 6. Klasse einschließlich möglich. Da wird nicht unterschieden.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    2 Mal editiert, zuletzt von Annie ()

  • @doanka
    wohnst du in meiner Nachbarschaft? Das mit den Grundschulklos kommt mir sooooo bekannt vor.
    Ich war auch erst ganz angetan von der Vorstellung der Gemeinschaftsschule und nach dem Infoabend kam ich ebenfalls etwas enttäuscht zurück, es kam klar rüber dass es zum einen keine Gymnasialstufe geben wird und der wechseln nach der Gemeinschaftsschule aufs allgemeine Gymnasium eher nicht erwartet wird (weiß man noch nicht, gibt die Gemeinschaftsschule noch nicht so lange).
    Allerdings läuft die Gemeinschaftsschule wohl soweit ganz gut, also auch mit zwei Klassenlehrern und das Lernkonzept wird auch umgesetzt, von Freunden die Kinder sind dort. Aber es gibt auch schon einige Wechsler (von Gemeinschaft auf Real).

    • Offizieller Beitrag

    Von Gymnasium kommen Kinder hier nicht in Gesamtschule (die überlaufen sind und sich ihre SchülerInnen genau Aussucht) sondern in Realschule.

  • Von Gymnasium kommen Kinder hier nicht in Gesamtschule (die überlaufen sind und sich ihre SchülerInnen genau Aussucht) sondern in Realschule.

    Hier kommt man, wenn man ganz, ganz großes Pech hat, auf die Hauptschule...
    Real- und Gesamtschulen sind hier auch total überlaufen und lehnen die Gymnasium-Abgänger auch gerne mal ab.


    Unsere Große hat ja letztes Jahr Abi gemacht im G8-Modus auf einem von unseren drei städtischen Gymnasien. Das wollte ich für unseren Sohn auf keinen Fall. Er geht jetzt auf die hiesige Gesamtschule und wir haben Glück gehabt, dass wir einen Platz bekommen haben. Von 180 angemeldeten SchülerInnen wurden 58 abgelehnt. Mein Bauchgefühl hat ganz klar für diese Schule gestimmt, wir sind also sehr froh!

  • Hier auch Rhein-Sieg-Kreis. Es gibt eine alteingesessene, völlig gehypte Gesamtschule, eine relativ neue(seit ca.4Jahre) Grsamtschule, da will keiner hin,und eine kleine private Gesamtschule, außerdem ein Gymnasium. Haupt und Realschule laufen aus.


    Ich selber war vor 30 Jahren selber schon in Do auf einer Gesamtschule

  • Guten Abend,


    ich habe jetzt nicht die ganze Diskussion verfolgt, sondern nur den ersten Beitrag, zwei, drei dazwischen und den letzten.


    Ich glaube nicht, dass man die jeweiligen Schulen über einen Kamm scheren kann. Eine Gesamtschule kann in der einen Stadt gut sein und in der anderen vielleicht nicht.


    Wir haben uns, als es um den Schulwechsel unseres Sohnes ging alle Gymnasien und die Gemeinschaftschule angeschaut. Hier am Ort gibt es noch Realschulen, Werkrealschulen, Waldorfschule und private Gymnasien. Ich hätte gerne alle Schulen angeschaut, aber irgendwann war die Luft raus.


    Die Hauptsache bei der Entscheidung war, dass unser Sohn sich vorstellen konnte in diese Schule zu gehen. Und die Wahl fiel für ihn ziemlich rasch auf das Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Profil. Meine Ansage war: "Wenn Du auf diese Schule wirklich willst, musst Du auch dann dafür lernen, dass Du dort bleiben kannst. Ich habe keine Lust, Dich anzutreiben oder mit Dir zu streiten, ob und was Du lernst. Es muss halt einfach klappen, Du hast es in der Hand." Und siehe da, es klappte!


    Wir sind sehr zufrieden mit dieser Wahl und er geht jetzt schon das zweite Jahr dahin. Er ist kein kompletter "Nur-Einser-Schüler" Aber er kommt gut mit und geht vor allem gerne" O.k. Ferien findet er immer auch noch gut! ;)
    Nach 4 Jahren Grundschule, die nur ätzend waren, weil immer Stress und er eigentlich nie in die Schule wollte, ständig ein Kampf, Gespräche mit Lehrerinnen über die schreckliche Schrift etc. ist dieses Gymnasium jetzt eine echte Erholung.


    Mein Fazit: Das Kind nicht komplett mit der Entscheidung alleine lassen, aber begleiten. Die Schule besuchen, "Tag der offenen Tür" oder ähnliches, die Athmosphäre dort wahrnehmen, mit dem Kind sprechen, gemeinsam überlegen.....
    Sollte es je die falsche Entscheidung gewesen sein, lässt sie sich auch wieder korrigieren. Nichts auf dieser Welt ist endgültig!


    Einen schönen Abend noch


    kängublau