Loben- lieber nicht...

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  • Ich hab nochmal nachgedacht und ich denke, die Grenzen verschwimmen ähnlich wie bei Tadel, Belohnung und Strafen.


    Ich weiß jetzt nicht, wie Ihr alle zu diesen Themen steht, aber die meisten haben ja doch eine konkrete Meinung pro oder eben contra.


    Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass ich meine Kinder mit Belohnungssystem oder Strafen erziehe, ebenso wenig würde ich das bei anderen Erwachsenen so sagen, bzw. wäre es eben mein Ziel, das nicht zu tun. Also ich hab da schon eine konkrete Meinung zu.


    Dennoch kann ich nicht ausschließen, dass sich ein Kind oder ein Erwachsener durch gewisse Reaktionen bestraft oder belohnt fühlt oder dass da gewisse Grenzen verfließen oder dass ich das eben vielleicht doch mal tue (bewusst oder unbewusst). So ähnlich isses halt auch mit Lob und Tadel.

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  • Ich sage eher, was mir gefallen hat und ggf. warum, worüber ich mich gefreut oder geärgert habe. "ich fand es toll, dass Du mir geholfen hast, den Tisch zu decken" ist ja kein Lob in dem Sinne. Es ist der Ausdruck meiner Freude darüber. "Toll, wie du den Tisch gedeckt hast" dagegen finde ich beziehungsloser und auch so wischiwaschi. Als wäre es allgemeingültig toll und habe nichts mit mir zu tun.


    Anders finde ich, wenn es darum geht, etwas bewusst zu üben und dazu Rückmeldung zu geben. Also wenn mein Instrumentallehrer mir sagt "das klang doch schon ganz gut" dann ist das eine Wertung - für die ich ihn bezahle. Ob ihm das gefallen hat oder nicht, ist da eher zweitrangig. So ähnlich ist es bei allen Dingen, bei denen das Ziel gemeinsam festgelegt wurde. Wenn meine Tochter Kopfstand üben will, dann kann ich zwar sagen, dass mir ihre Verrenkungen auf dem Boden gefallen - aber die Rückmeldung, dass das jetzt schon sehr nach Kopfstand aussieht, oder das Gewicht mehr auf den oberen Scheitel sollte, wäre doch hilfreicher. Aber auch da sehe ich "na, das sieht doch schon gut aus" eher als Rückmeldung, als als Lob.

  • Ich denke , das ist für jeden individuelle Definitionssache.
    Lob kann für manche ein einfaches "sich mitfreuen" sein.
    Lob hat für mich eher etwas bewertendes und zuweilen auch manipulierendes. Der Lobende stellt sich in einer gewisser Weise über den anderen, da er meint, zu wisssen, was gut und schlecht ist. Da fängt wieder die Wortklauberei an, die für mich aber sehr wichtig ist. Es macht einen großen Unterschied, ob ich sage: " das hast du sehr gut gemacht" oder "ich finde, das hast du sehr gut gemacht".
    Das erste ist so, als wäre es allgemeingültig, das zweite ist einfach meine Meinung, an der man auch rütteln kann . Ähnlich wie: "das tut man nicht" und "ich will nicht, dass du das tust". Gleicher Inhalt aber es kommt ganz unterschiedlich bei Kinder an.
    Und ich denke, Kinder merken da auch einen Unterschied , ob es ehrliche Freude ist, oder eine geschickte Manipulation .


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Zusammenleben mit Kindern bedeutet in einigen wenigen Teilbereichen ja aber genau, dass ich dem Kind etwas beibringen. Und dabei gibt es ganz objektiv richtig oder falsch, einfachstes Beispiel der Straßenverkehr. Und da habe ich zu Beginn ganz bewusst gelobt, wenn das Fräulein an der Straße stehen geblieben ist. Weil ich das sooo wichtig finde und eine Zweijährige kann das nun mal wirklich nicht über blicken. Da kann ja ich nicht warten bis die Einsicht kommt. Und: Verinnerlichte Regeln bedeuten mehr Freiheit, z.B. Laufrad fahren dürfen. Ich hab das natürlich auch erklärt, aber das reicht ja nicht.
    Bei allen sicherheitsrelevanten Dingen finde ich Lob und ja, ggf. Auch Tadel völlig angebracht.


    Was anderes sind Dinge, die Kinder machen, weil sie ihnen Freude bereiten. Rutschen, Schaukeln, Sand spielen, Puzzeln etc. Das versuche ich nicht bewertend zu kommentieren. Ich sage dann eher so was wie "Hallo, Du da oben" oder "Du bist ja ganz hoch geschaukelt, ganz alleine ohne anschubsen".
    Jetzt kann man natürlich diskutieren ob letzteres bewertend ist. Ist es auf eine Art schon, aber ich mag einfach die Wahrnehmung des Kindes auf die neu erworbene Fähigkeit lenken. (Meine Tochter sagt dann: "Ich kann schon gut schaukeln, oder?". So viel dann zum Thema Nicht-Loben, grmpf)


    Ganz viel Graubereich gibt es dann im Bereich des Zusammenlebens. Das Fräulein hat z.B. vor einigen Wochen mich nicht nur eine halbe Stunde länger schlafen lassen, sondern in der Zeit auch den Frühstückstisch gedeckt. #herzen Das war sooo toll! Ich meine, das Kind ist 3,5 ! Hätte ich jetzt sagen sollen. " Vielen Dank, das freut mich jetzt aber"? Nee, da fiel auch ein das ist "sooo toll" u.ä. Es tat mir schon leid, dass ich noch ein, zwei Sachen holen musste, die sie vergessen hatte.



    Ich hatte mal eine Diskussion, die sich daran entzündete dass ich sagte "Der Kuchen ist lecker", mir wurde dann vorgeworfen ich würde damit meine Meinung als Tatsache hinstellen und allen meine Meinung überstülpen. Ich hätte zu sagen " Der Kuchen schmeckt mir". (Meine Gegenfrage ob ihr denn der Kuchen nicht schmecken würde, wurde übrigens verneint). Und obwohl ich den Vorwurf theoretisch nachvollziehen kann und der sorgsame Umgang mit Sprache sicherlich richtig ist, halte ich die Kuchendiskussion für übers Ziel hinaus geschossen, da der Zusammenhang klar ist. Manchmal denke ich, dass es mit striktem Lob ablehnen ähnlich ist.
    Ich glaube es kommt auf die Grundhaltung an, dann ist die Formulierung zweitrangig.

  • So eine Wortklaubereidiskussion fände ich auch nervig. Denn letztlich stimme ich Dir zu:

    Ich glaube es kommt auf die Grundhaltung an, dann ist die Formulierung zweitrangig.

    Ich glaube, dass ein Kind das merkt. Ob ich "oh, toll!" rufe, weil ich mich freue, oder weil ich mechanisch oder vor einem theoretischem Hintergrund jede Lebensäußerung meines Kindes belohne.

  • Ich kenne leider einige Leute, die nehmen jeden Kommentar als negative Kritik. Egal in welchem Tonfall vorgetragen, egal mit welcher Körpersprache und egal mit welcher Formulierung.


    Für die verbiege ich mich inzwischen nicht mehr. Entweder, sie können in mein Herz schauen und sehen, wie ich es meine, oder eben nicht. An der Stelle bin ich nicht verantwortlich für deren Gefühlslage.


    Und so freue ich mich ernsthaft mit meinem Kind, wenn sie etwas für sich wichtiges geschafft hat (=ich lobe sie), gebe positives feedback, wenn ihr Verhalten mir angenehm ist (=ich lobe sie) und auch, wenn sie gesellschaftliche Normen einhält (beim Tantenkaffeklatsch eine angemessene Show abzieht =Lob und Anerkennung).


    Ich kann gar nicht anders.

  • Ich denke , das ist für jeden individuelle Definitionssache.
    Lob kann für manche ein einfaches "sich mitfreuen" sein.
    Lob hat für mich eher etwas bewertendes und zuweilen auch manipulierendes. Der Lobende stellt sich in einer gewisser Weise über den anderen, da er meint, zu wisssen, was gut und schlecht ist. Da fängt wieder die Wortklauberei an, die für mich aber sehr wichtig ist. Es macht einen großen Unterschied, ob ich sage: " das hast du sehr gut gemacht" oder "ich finde, das hast du sehr gut gemacht".
    Das erste ist so, als wäre es allgemeingültig, das zweite ist einfach meine Meinung, an der man auch rütteln kann . Ähnlich wie: "das tut man nicht" und "ich will nicht, dass du das tust". Gleicher Inhalt aber es kommt ganz unterschiedlich bei Kinder an.
    Und ich denke, Kinder merken da auch einen Unterschied , ob es ehrliche Freude ist, oder eine geschickte Manipulation .

    Klar stellt sich der Lobende über den Gelobten, aber es gibt eben Situationen wo dem so ist - nämlich dann, wenn einer sen anderen anleitet: Ein Lehrer z.B. oder auch Eltern, die ihrem Kind etwas beibringen wollen, das nicht vom.Kind ausgeht. Verkehrsregeln oder auch notwendige Krankengymnastik, die zu Hause geübt werden muss. Ich finde in Situationen in der Erziehung, in dem etwas Bestimmtes geschehen sollte um Schaden vom Kind abzuwenden bzw. Positives fürs Kind zu bewirken und das Kind zu klein ist um das einzusehen, sind Lob und Belohnung nicht das schlechteste Mittel (wenn auch nicht das einzigste). Ich denke dabei z.B
    An regelmäßig Augenpflaster tragen, Zahnspangen, Krankengymnastik machen.

    So eine Wortklaubereidiskussion fände ich auch nervig. Denn letztlich stimme ich Dir zu:

    Ich glaube, dass ein Kind das merkt. Ob ich "oh, toll!" rufe, weil ich mich freue, oder weil ich mechanisch oder vor einem theoretischem Hintergrund jede Lebensäußerung meines Kindes belohne.

    Das glaube ich auch.

  • @FrauMahlzahn, da bin ich ganz bei dir. Mein kleinster bekommt täglich eine ultimative Lobhudelei während ich ihm die Zähne putze, ich feuer ihn an, bis wir fertig sind, weil es anders einfach nicht geht.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • @Nele gutes Beispiel. Das ist auch so nen Punkt, wo ich tatsächlich gezielt damit arbeite und das fühlt sich eben auch anders an, als wenn ich mich einfach so freue, dass meine Kinder saubere Zähne haben und sie sich ordentlich putzen. Zähne putzen ist oftmals einfach irgendwie problematisch, aber eben auch wichtig. Da heiligt dann quasi der Zweck die Mittel, einfach weil vernunft bei einem zweijährigen nicht hilft, der aber schon gutgehend Karies entwickeln kann, wenn er nie putzt. dann lieber mit Belohnung und Lob (was ja im Grunde ne wörtliche Belohnung ist)

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  • Etwas anderes ist "Gut gerutscht "o.ä. . Das ist nu wirklich überflüssig wie ein Kropf.

    Das erlebe ich in D aber eigentlich so gut wie nie. Das ist ein typisches Ami-Ding ...was ich als Au Pair erst lernen musste und dann genauso den ganzen Tag mit den Kindern gesprochen habe. (Die Eltern waren darüber sehr glücklich. Das Au Pair vorher, von dem sie sich vorzeitig getrennt hatten, hatte das nämlich nicht gemacht.) ...zurück aus den USA musste ich mir das erst wieder abgewöhnen, denn deutsche Kinder fanden meine ständigen kommentierenden Bemerkungen "toll" "das hast du super gemacht" usw. leicht befremdlich.


    Aber das ist dort einfach eine Form, Zuneigung zu zeigen. Wie überhaupt die Kommunikation dort ganz anders verläuft. Ich hatte vor kurzem einen Artikel von einer Amerikanerin in D gelesen (weiß leider nicht mehr wo, sonst würde ich ihn verlinken), die lange in D gebraucht, um zu realisieren, dass mit ihr alles in Ordnung ist, obwohl niemand zu ihr nette Sachen sagt "schönes Kleid" usw.. Sie zitierte in dem Text auf Jesper Juul und fand das deutsche Erziehungsmaxim: "Bloss nicht loben." mindestens genauso befremdlich, wie wir ein "Toll wie du rutschen kannst!".