Loben- lieber nicht...

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  • Was @Zeitmeisterin* schreibt, sehe ich ganz genauso, ich gebe auch gerne (ernstgemeinte!) Komplimente und drücke aus, wenn mir etwas besonders gut gefällt oder ich mich über etwas freue. Was bei mir übrigens einfach oft der Fall ist, ich bin so gestrickt und will gar nicht immer konstruktive Kritik üben (und auch nicht hören! Wenn ich mich bemühe bei etwas und es mir noch nicht ganz gelingt, weiß ich das selber).
    Mein Sohn braucht oft lange, bis er sich an etwas rantraut. Er rutscht z.B erst, seit er ungefähr drei ist. Ich versuche ihn daher durchaus zu motivieren, auch mal was neues auszuprobieren, und freue mich dann sehr für und mit ihm über kleine Erfolge, auch bei Sachen, die andere überflüssig weil selbstverständlich finden würden.

  • @Brotsuppe, letztlich sind es dann wohl Begrifflichkeiten um die es geht.


    Ob ich sage: "das hast du lecker gekocht" oder "das schmeckt mir gut" finde ich komplett austauschbar.


    Und ich sage meiner Bekannten, die ich in ihrer Wohnung besuche durchaus, dass sie irgendwelchen dekokram schön gemacht hat und die ich das so, wie es da aussieht hübsch finde. Warum sollte ich das nicht tun, wenn es mir dort gefällt?

  • ich sehe hier nicht ganz durch.


    was ist denn für die "nicht-lobenden" ein gutes beispiel für falsches lob?


    beim lesen kann ich das nicht wirklich erkennen. anscheinend geht vieles bei mir ineinander über.
    also das euer "wertschätzend" auch für mich lob ist. klar gebe ich auch erwachsenen ein feedback zu ihrem handeln und
    ein positives feedbeck würde ich als lob einordnen.


    das beispiel mit der rutsche, kann mir das auch bitte nochmal jemand erläutern?
    klar lobe ich meinen Großen nicht aus dem nichts wenn er rutscht, weil er das schon lange prima kann.
    wenn er aber oben steht und mich ruft und mir winkt, dann winke ich eben zurück und sage meißt auch was, weil
    er ein kommentar will.
    und klar fordert er sowas zurzeit häufiger für "selbstverständlichkeiten", weil er 2 kleinere geschwister hat.


    loben ist für mich auch nicht gleich bewerten.
    wenn er mir ein bild zeigt und ja anscheinend von mir etwas dazu hören will,
    dann fängt das auch meißt mit einem "toll, ...." an (glaube ich zumindest :D )

  • Loben mit Begründung ist auch wieder etwas anderes als ohne Begründung, oder?
    Ersteres kommt interessiert rüber: jemand nimmt sich die Zeit hinzugucken und mir Feedback zu geben. Letzteres ist eher eine Art von angelerntem Reflex, von dem keiner etwas hat (außer demjenigen der ihn äußert, denn der ist schnell fertig und kann seine Energie wieder auf anderes richten).
    So würde ich das aufdröseln.


    Ich versuche zB meinen Kollegen auch mitzuteilen wenn ich finde, dass sie etwas besonders gut können. Aber ich sage nicht "Tolle Präsentation!" und entschwinde zum Kaffeeautomaten, sondern wenn, dann sage ich warum sie mir gefallen hat. Usw.

    Edit: Mich würde mal interessieren: Praktiziert ihr das auch bei Erwachsenen?

    Ja, definitiv.
    Du nicht? Ich finde ja, Erwachsene einfach nur mit einem "Gut gemacht" abzuspeisen, fällt den meisten Menschen nicht ein. Das kommt sehr von-oben-herab rüber.

  • Nimm's nicht persönlich, aber das kling einfach nur gestelzt. Da ist mir ein "Hey, klasse" lieber, wenn es authentisch ist, auch wenn es wertend ist.
    Ich kenne die Lob-Diskussion und kann auch einigen Aspekten durchaus etwas abgewinnnen, aber man kann auch über's Ziel hinausschießen. Und erreicht dann womöglich auch keinen mehr.

    ja, ganz furchtbar. Diese verkrampfte Getue ist unsäglich.

  • Loben mit Begründung ist auch wieder etwas anderes als ohne Begründung, oder?
    Ersteres kommt interessiert rüber: jemand nimmt sich die Zeit hinzugucken und mir Feedback zu geben. Letzteres ist eher eine Art von angelerntem Reflex, von dem keiner etwas hat (außer demjenigen der ihn äußert, denn der ist schnell fertig und kann seine Energie wieder auf anderes richten).
    So würde ich das aufdröseln.


    Ich versuche zB meinen Kollegen auch mitzuteilen wenn ich finde, dass sie etwas besonders gut können. Aber ich sage nicht "Tolle Präsentation!" und entschwinde zum Kaffeeautomaten, sondern wenn, dann sage ich warum sie mir gefallen hat. Usw.

    Ja, definitiv.Du nicht? Ich finde ja, Erwachsene einfach nur mit einem "Gut gemacht" abzuspeisen, fällt den meisten Menschen nicht ein. Das kommt sehr von-oben-herab rüber.

    Also ich wüsste jetzt nicht, warum was z. B. an einem "Tolles Essen" oder "Der Kuchen ist dir richtig gut gelungen" von-oben-herab sein sollte.


    Wenn du sagst, was dir z.B. an einer Präsentation gut gefallen hast, dann wertest du übrigens auch. Und darum geht es ja gerade beim Nicht-Loben -> Das Nicht-Werten ist doch das Ziel (mag sein, dass es unterschiedliche Richtungen gibt, aber so steht es im Eingangspost und so kenne ich es auch, mir hat mal jemand einen Vortrag darüber gehalten). Das Kind/der Erwachsene soll sich selbst ein Urteil bilden.

  • @Brotsuppe, ganz kurz nur noch zu dem Beispiel oben, bin gerade leider auf dem Sprung:


    "Das hast Du fein gemacht" ohne zumindest innerliche Würdigung des Inhalts ist für mich auch kein Lob, sondern nur Bullshit-Bingo, es drückt ja auch keine Wertschätzung aus, sondern ist ein Platzhalter, von oben herab.


    Zu der Dienstleisterin (Beispiel Floristin) würde ich vielleicht spontan sagen "Oh, das ist aber aber schön geworden + Erwähnung dessen, was mich besonders daran freut", aber vielleicht würde ich sogar (spontan) ausdrücken, wenn ich finde, dass man sieht, wenn etwas mit Liebe gemacht ist, wenn es zur Situation passt und ich das echt empfinde.
    Und ja, für viele Dienstleister, die ihren Beruf aus Idealismus gewählt haben, hat, glaube ich, das Gefühl, jemandem etwas "gegeben zu haben" mindestens denselben Stellenwert wie die materielle Vergütung. (Ein Beispiel vielleicht auch die Verkäuferin, die nicht nur ein Geschäft machen möchte, sondern sich wirklich freut, wenn die Kundin vorteilhaft gekleidet ist und eben auch einen Blick/ein Talent dafür hat, was die Kundin kleidet - den Unterschied merkt man doch und fühlt sich doch auch bei der Verkäuferin viel besser aufgehoben).


    Ich finde, sowohl Kritik als auch Lob sind als authentischer Ausdruck eigenen Empfindens konstruktiv - Lob als lieblose Floskel ist nichtssagend, Kritik mit dem Anspruch "Das würde jeder so sehen" oder "das ist ja einfach schlecht" (ohne Perspektive, die konstruktiv wirkt) einfach nur verletzend.

  • also wenn mir (m) kind ein bild präsentiert,
    dann kommt immer als erstes sowas wie ein "toll"
    -das kind will ja eine reaktion. das toll ist nicht "hübsch" oder sowas, sondern "toll, du hast etwas geschaffen".
    für mich ist das quasi "nicht-wertend", weil es keine aussage über die qualität ist. ich finde wirklich alles toll was mein kind macht (im rahmen unserer regeln -denn für wände bemalen gebe es kein toll, sondern ausflippen meinerseits :D )
    einfach die kreativität und schaffensfreude finde ich toll


    wäre das jetzt in euren augen also "schlecht", weil lob?


    und nach dem "toll!" würde dann eben ein gespräch über das geschaffene kommen, wie bunt oder unbunt, kringelig oder gerade alles ist, ...

  • Spannende Diskussion! Darf ich ein paar Sachen beitragen, die aus meinem beruflichen Hintergrund kommen? Gilt z.T. mehr für Erwachsene und weniger für Kinder.


    Ich denke - und das kam zum Teil ja schon von euch - dass es weniger um die konkrete Formulierung geht, sondern dass die Aspekte Authentizität, Wertschätzung und Kommunikation eine wichtige Rolle beim Loben spielen.


    Ein authentisches, ehrlich begeistertes "Wow, das hast Du gut gemacht!" aus vollem Herzen wirkt ganz anders als das 100. unmotivierte "Gut gemacht!", das fällt, ohne überhaupt genau hinzusehen. Wenn man das Gesamtwerk nicht ehrlich beeindruckend findet, finde ich den Ansatz, sich wertschätzend über Details zu äußern, gut, zumindest als Gedächtnisstütze und zusätzlich als Anlass für Kommunikation (also in die Richtung: wie hast Du denn das gemacht? Was ist das da vorne?).


    Dann ist künstlerisches Gestalten (auch einfachstes Malen, Basteln) von vornherein immer Kommunikation: Kommunikation mit mir selbst, mit meiner augenblicklichen Stimmung, mit Dingen, die verarbeitet werden müssen, mit dem Material etc. über das entsprechende Medium (Papier, Musikinstrument...), evtl. im Tun mit Beobachtern oder Mitwirkenden. Evtl. will ich auch bleibend etwas mitteilen über das, was ich geschaffen habe und evtl. löst das Ganze im Gegenüber auch etwas aus, was nicht unbedingt mitgedacht war.


    Das bietet ganz viele Möglichkeiten, über das, was das Kind/der Erwachsene tut, zu sprechen:
    - was wolltest Du damit ausdrücken?
    - was hat Dich dabei beschäftigt?
    - was gefällt Dir an dem Material, mit dem Du arbeitest?
    - Erzähl mir doch, was Du da gemalt hast!
    - Wenn ich das sehe, muss ich an ... denken, das löst ... in mir aus.


    Noch ein Zusatz: Während bei Kindern das Malen ja meist spontan und frei ist, beobachte ich, dass das Vor-Sich-hin-Singen oft eher zum Üben/Verfestigen von schon Gelerntem dient. Spannend finde ich hier, z.B. wie viel Text sich Kinder merken können, oder spontane eigene Weiterentwicklungen, sich selbst Bewegungen ausdenken oder auch einfach die Fragen: Wo hast Du denn das gelernt? Wann singt ihr das immer? Eine eigene Art von Wertschätzung finde ich, wenn der Erwachsene in die Welt des Kindes eintaucht, sich etwas beibringen lässt (ein Klatschspiel z.B.) und man dann gemeinsam etwas ausprobieren kann.


    So, jetzt lese ich wieder interessiert mit!

  • Wenn du sagst, was dir z.B. an einer Präsentation gut gefallen hast, dann wertest du übrigens auch.

    Ja, deshalb habe ich oben auch aufgedröselt dass Loben mit Begründung mMn etwas anders ist als Loben ohne Begründung. Für mich legt da der Hase im Pfeffer.
    Ich glaube ich habe nichts gegen Loben an sich, solange eben deutlich wird warum man lobt/positives Feedback gibt/sich freut. Und solange es nicht zu häufig vorkommt, dann verliert es mMn an Wert.



    Also ich wüsste jetzt nicht, warum was z. B. an einem "Tolles Essen" oder "Der Kuchen ist dir richtig gut gelungen" von-oben-herab sein sollte.

    Das finde ich auch nicht von oben herab, ich denke beim Essen ist es eh klar warum man lobt - halt weil es schmeckt. Aber in den meisten Situationen ist das doch komisch, oder? "Toll eingeparkt" oder "toll Rasengemäht" oder "toll dass du dein Buch fertig gelesen hast" würde ich nicht zu einem Erwachsenen sagen. (Zu einem Kind auch nicht, aber um diese Art des pauschalen Lobens ging es doch hier, oder? Also ohne Erwähnung warum man irgendwas toll findet.)


    Wenn das Parken schwierig war und man trotzdem steht wie ne eins, dann muss man evtl aus dem Kontext auch nicht dazusagen, warum man 'toll eingeparkt' sagt - aber normalerweise eben schon. Ich denke um solche Situationen geht es hier. Wenn es ein stinknormaler Parkplatz ist und ich fahre seit 20 Jahren Auto, würde ich mich etwas veräppelt fühlen wenn ich fürs Parken gelobt werde.



    also wenn mir (m) kind ein bild präsentiert,
    dann kommt immer als erstes sowas wie ein "toll"

    wäre das jetzt in euren augen also "schlecht", weil lob?

    Bei mir fängt der Kommentar auch oft mit 'toll' an wenn das Kind stolz ankommt, aber ich versuche schon auch noch zu gucken was ich da sehe. Und ansonsten eher zu sagen dass ich gerade keine Zeit habe. Mein Sohn kam vorgestern mit einem selbstgemalten, 'mittelalterlichen' Dokument an, wo etwas auf Latein draufstand. Da einfach nur 'toll!' zu sagen ohne zu fragen was das bedeutet wäre sehr seltsam gewesen.

  • ich finde die Diskussion sehr interessant, danke für den thread!


    Und ich frage mich, ob das von-oben-herab vielleicht entsteht, wenn keine echte Aufmerksamkeit im Spiel ist? Denn ich
    kenne das aus anderen Kontexten, da wird sehr aufmerksam kritisiert und ich weiß sofort, dass genau hingesehen wurde. Derartiges Lob, also genau hingesehen, empfinde ich als aufmerksam und Anerkennung. Und wohltuend. Allerdings frage ich mich, ob mich das zu einem Zuckerbrotkind macht. Vielleicht schon.


    Ich erinnere mich an eine Studie über die paradoxe Wirkung von Lob, da wurden Schüler aber glaube ich eher undifferenziert gelobt *nachguckengeh*

  • Jesper Juul hat den negativen Einfluss von Lob damit erklärt, dass ein Übermaß davon Kindern zwar ein großes Selbstvertrauen beschert, jedoch das Selbstwertgefühl vernachlässigt.
    Beides sollte sich halt die Waage halten.
    Wird ein Kind übermäßig gelobt, bekommt es schnell das Gefühl , nur etwas wert zu sein, wenn es etwas gut kann, und nicht um seiner selbst Willen geliebt zu werden.
    Er nannte ein Beispiel von einem Mädchen , das in seiner Kindheit und Jugend aufgrund ihrer tollen Leistungen , ich glaube es war im Sport, immer mit Lob überschüttet wurde, unter anderem sicher auch um es weiter zu motivieren und noch bessere Leistungen und Erfolge zu bringen.
    Als diese Zeit dann vorbei war, litt sie sehr darunter, dass niemand mehr sagte, wie gut sie ist.
    Vergleichbar vllt auch mit Erwachsenen, die sich überwiegend über ihre Leistung in ihrem Beruf definieren, weil das in der Gesellschaft anerkannt ist, und dann in ein tiefes Loch fallen, wenn es vorbei ist, weil sie sich ohne ihre Leistung nicht mehr als wertvoller Mensch fühlen.


    Ich persönlich lobe selten, bzw. hab mir angewöhnt einfach über meine Gefühle zu reden, wenn ich etwas toll finde, was meine Kinder machen.
    Also sage ich zB, ich freue mich für dich, das freut mich sehr für dich, mir gefällt das sehr gut, is ja cool, is ja toll, dass du das jetzt kannst...
    Damit spreche ich einfach von mir und meinen momentanen Gefühlen, was ich auch sehr wichtig finde, um authentisch zu bleiben. Nie würde ich mir das abgewöhnen, um mein Kind bloß nicht zu loben.


    Bei meinem jüngsten hab ich allerdings teilweise bewusst mit Lob manipuliert, als er zB irgendwann verstanden hat, dass er rückwärts von der Couch krabbeln soll. Da hab ich immer geklatscht und gejubelt , wenn er es geschafft hat, einfach, damit er nicht immer runterplumpst. Hatte für mich jetzt einen wichtgen Grund. Aber daran kann man erkennen, wie schnell ein Kind mit Lob konditioniert werden kann, weil es seinen Eltern halt gefallen möchte.
    Wenn man diese Manipulation allerdings häufig gebraucht , um ein Kind in eine Richtung zu drängen, in die es ohne Lob garnicht gegangen wäre, find ich das bedenklich.
    Kommt allerdings auch auf das Kind drauf an.
    Es schrieb ja schon jemand, dass es Kinder gibt, die sich weniger zutrauen, als andere. Da kann diese Manipulation schon hilfreich sein, um das Kind über ein Hemmschwelle zu führen.
    In Maßen ist Lob bestimmt auch nicht gesundheitsschädlich. Auf das Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl kommt es an.


    Dass es hier in Deutschland zu wenig Lob und Anerkennung geben soll , kann ich so jetzt nicht bestätigen.
    Ich finde, dass es in den USA eher drüber ist, wenn gelobt wird. Da rasten die Eltern fast aus, wenn das Kind eine Leistung bringt, das tut dem Kind evt auch nicht gut. Also so jedenfalls mein Vorurteil in der Richtung .


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • @Anja, mir scheint, es geht nicht nur um das "pauschale" loben, sondern loben an sich wird in Frage gestellt

    Aha. Ja dann ist tatsächlich die Frage, wo man die Grenze zieht zwischen ehrlichem Feedback meinerseits und dem Bewerten des Anderen.


    Wenn ich mich zB zuhause beim Abendessen freue dass meine Kollegin mir Aufgabe xy abgenommen hat, dann kann das kein Lob an die Kollegin sein. Aber wenn ich das in ihrer Anwesenheit sage, könnte das ja schon als Lob aufgefasst werden.

  • Wird ein Kind übermäßig gelobt, bekommt es schnell das Gefühl , nur etwas wert zu sein, wenn es etwas gut kann, und nicht um seiner selbst Willen geliebt zu werden.

    #ja ich war so ein Kind. Ich hab von überall her viel positive Bestätigung bekommen. Ich hab meinen Eigenwert davon abhängig gemacht. Lob kann süchtig machen. Denn ein ausbleibendes Lob ist im Grunde sowas wie ein ,,schlecht gemacht".


    Tatsächlich käm ich mir auch echt verarscht vor, wenn mein mann mir sagen würde, ich hätte gut gekocht. Das ist halt tatsächlich was anderes, ob wir einfach über das Essen an sich sprechen. Wenn ich irgendwo viel Mühe investiert habe aber, dann können wir da (unabhängig vom Ergebnis) gerne auch drüber sprechen, wenn mir das gerade wichtig ist.


    Schule ist zB. ein gutes Beispiel. Bei uns gab es in der Schule am Anfang Stempel. Rechenkönig, Bienchen, Lesekönig, Lachgesichter. Die wurden nicht grundsätzlich an alle ausgeteilt, sie wurden als Lob bewertend genutzt. Und es gab etliche, die nie eins davon gesehen haben. Wozu? Na klar kann es motivieren, aber aus den falschen Gründen. Weil man dann eben um des Lobes (oder der Noten) willen Anstrengung (oder auch nicht) zeigt. Bekommt man keins, dann ist das wie ein Tadel. Es ist nicht einfach neutral.


    Und da gibt es auch Studien zu. konstruktive Kritik, die auf die Probleme oder Dinge, die gut laufen, eingeht, bringt voran. diese ganzen Verstärker hingegen arbeiten an ganz anderer Stelle.


    Konstruktive Kritik will ich auch nicht IMMER hören. Aber ich will dann auch nicht hören, dass ich das ja toll gemacht hätte. Dann wäre doch der Hinweis, dass das schon mal passiert oder das nächste Mal besser wird, eben angebrachter. Oder man sagt gar nix.


    Da geht es also nicht nur um Begrifflichkeiten. Sondern darum, ob die Leistung einer Person bewertet wird oder einfach sachlich (oder meinetwegen auch emotional) das Ergebnis bzw. die Geste mit Ausdruck versehen wird.


    Also im Grunde die Grundregeln der Kommunikation: weg vom Du, hin zum Ich. Ich hab schon so oft Essen gegessen, wofür die Personen gelobt wurden ala ,,das hast Du aber gut gekocht!'' und ich hab ernsthaft überlegt, ob ich dann auch ehrlich sein soll ala ,,nein, das hast Du schlecht gekocht'' . Na was denn nun? isses schlecht gekocht oder gut gekocht? Ist doch sinnvoller, dann einfach dabei zu bleiben, dass Menschen verschiedene Dinge lecker finden. Ich fand es nicht lecker, die anderen anscheinend schon.


    Tochter 1 kann echt gut zeichnen, dafür schlecht singen. Tochter 2 kann grottig zeichnen, dafür aber gut singen. Kann ich so sagen, die Kinder wissen auch darum, aber sie tun trotzdem beides gern und ich bewerte eben nicht in Form vom Lob. Denn die ,,Kuchen'' von Kind 2 sind einfach nur Kringel. da ist nix toll dran. Da müsste ich schon lügen. die Bilder sind hässlich. #weissnicht aber das ist eben auch nicht schlimm. sie malt mit Inbrunst. Und ich werde ihr das nicht zerstören, indem ich ständig Kind 1 dafür lobe, dass ihre Bilder echt gut aussehen. Genauso eben mit dem Singen. Kind 2 kann richtig gut singen, aber das muss ich nicht ständig erwähnen, denn Kind 1 würde es definitiv nicht gut tun, dass ihr Lob dafür ausbleibt. Und nein, auch da werd ich nicht lügen oder mich dümmer stellen, als ich bin. Ich muss da auch nicht ihre Leistung bewerten, die sie aufbringt um so zu singen, wie sie singt. Sie ,,leistet'' da nix besonders, sondern tut einfach etwas, was ihr spaß macht und das ist genau das, was es sein sollte.


    spaß, eine andere Motivation sollte sie dafür haben nicht haben.

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  • Aha. Ja dann ist tatsächlich die Frage, wo man die Grenze zieht zwischen ehrlichem Feedback meinerseits und dem Bewerten des Anderen.

    das ist im Grunde vergleichbar mit anderen Dingen aus der Kommunikation. Wenn Du bei Deinen Gefühlen dazu bleibst, ist das was anderes, als wenn du den anderen bewertest.


    Wenn ich mich allein gelassen fühle und traurig bin oder mich verletzt fühle, dann sollte ich das genauso sagen, weil es tatsächlich etwas anderes auslöst in dem anderen, als wenn ich ihm sage, dass ER mich allein lässt, ER mir wehtut, ER mich enttäuscht. Klar, das sind oft nur paar Wörtchen und manche meinen, es sei Wortklauberei, aber das sind wichtige Grundregeln der Kommunikation und die haben schon ihre Berechtigung.


    Das eine ist eben das, was in Dir vorgeht, was das in Dir auslöst und das andere ist eben eine Bewertung der anderen Person.

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  • Das was @Nele von Juul zitiert, habe ich selbst so erlebt. Das Problem war aber, dass wir zuhause nur für unsere Leistungen (Schulnoten, Helfen im Haushalt, kreative Ideen) gelobt wurden. Das hat mir tatsächlich Probleme mit meinem Selbstwertgefühl eingebracht. Und mein Selbstwert steigt schnell und vorübergehend, wenn ich im beruflichen Kontext gelobt werde. Das fühlt sich nicht schön an. Ein weiterer Nachteil davon ist, dass ich weniger Energie dafür habe, Dinge um ihrer selbst willen zu tun, als ich mir das wünschen würde.


    Aber ich kann nicht verstecken, wenn ich mich über die Leistungen meiner Kinder freue. Das würde mir völlig unnatürlich vorkommen. Natürlich hat das eine Komponente in meiner eigenen Geschichte. Auf der anderen Seite übe ich gerade ganz bewusst, Erwachsenen positives Feedback zu geben und die freuen sich da immer drüber. Ich glaube schon, dass wir das brauchen und es uns verhungern lässt, wenn wir das nicht bekommen.


    Deshalb versuche ich (klappt nicht immer) qualifiziertes Feedback zu geben, kein hohles "gut gemacht". Und nicht nur Leistungen zu würdigen, sondern auch andere positive EIgenschaften. Vor allem aber sage ich meinen Kindern ganz oft, wie lieb ich sie habe, damit ihnen auf jeden Fall klar ist, dass ich sie als Persönlichkeiten liebe und nicht wegen ihrer Leistung.


    Eine Frage an die, die gar nicht loben: meine Kinder fragen manchmal nach Lob. Tun das Eure auch? Und wie reagiert Ihr dann?


    Edit: Überschnitten mit @Brotsuppe. Jetzt lese ich erstmal, was Du geschrieben hast ;)

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

    Einmal editiert, zuletzt von undine ()

  • meine Kinder fragen manchmal nach Lob.

    wie tun sie das denn? ich meine, meine sind noch klein, vielleicht eh zu klein für sowas. aber wie stellen sie die Frage denn?

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    • Offizieller Beitrag

    Ich verfolge die "Lob vs. kein Lob"-Diskussion ja länger im Forum.


    Und ich muss sagen, ich bin immer noch etwas zwiegespalten: einerseits konnte ich mir viel mitnehmen und vermeide tatsächlich "hohles Lob" so gut es geht.
    Andererseits habe ich Lob offenbar sowohl in Kindheit als auch als Erwachsene nie in dem negativen Sinn kennengelernt, wie manche von Euch (für mich ist immer das Negativbeispiel die amerikanische Klischeemutter, die "good girl" um sich schmeissend am Spielplatzrand sitzt), weshalb ich es wohl immer noch schaffe, mich ehrlich darüber zu freuen, wenn ich gelobt werde. Durchaus auch über ein "Mensch, heute hast du super gekocht!".
    Und ja, ich lobe auch mal einfach nur so meine ArbeitskollegInnen, ohne gleich ein längeres "Gschpürschmi-Gespräch" über die vollbrachte Arbeit anzufangen. Da wir uns auch sonst oft gegenseitig coachen und darüber sprechen, können die mit einem "good job" zwischendurch schon was anfangen.


    Ich glaube, da liegt für mich der Hund begraben: wer ständig mit hohlem, zielgerichteten Lob überhäuft wird, hat eine andere Beziehung dazu als jemand, der es gewohnt ist, dass er/sie gesehen wird.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • abet warum soll ich dem Kind, das schön singt nicht sagen, dass es schön singt? Wenn es nicht so toll klingt, dann sage ich nichts, das stimmt. Aber ich sage auch zu dem toll singenden Kind nicht immer, dass das toll klingt. Sondern halt manchmal. Wenns gerade passt, wenn es mich danach fragt, wenn es extra für mich singt usw


    Sänge das schlecht singende Kind mir extra was vortrüge, würde ich dazu sagen, dass es den Text gut kann. Oder wenn auch der grottig war, dass das eine tolle "Aufführung" war oder so was


    Wenn mir ein essen schmeckt, dann sage ich das. Aber nicht immer, halt nur dann, wenn es passt, weil ich zb wissen will, wie das Rezept ist.


    Ich verstehe nicht, warum sich daraus, dass man lobe ausspricht, ableiten kann, dass IMMER gelobt wurde wenn es gut ist und demnach ein ausbleibendes Lob quasi kritik entspricht.


    Man kommentiert doch nicht ständig alles, was um einen rum vorgeht. Wenn Kind beim Spielen vor sich hin singt sage ich da gar nichts zu