Dauerstress - brauche Rabeneltern-Input

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Liebe Rabeneltern,


    nach langer Abstinenz bin ich mal wieder hier. Wir machen uns so viele Gedanken und Sorgen um unseren großen Schatz und wissen einfach nicht wie weiter.


    Da war es schon in der Vergangenheit hilfreich hier kluge, andere Sichtweisen kennenzulernen.


    Aber von vorne. Um unseren großen Schatz habe ich wir uns auch schon in der Vergangenheit immer Sorgen gemacht. Er tickt ganz anders als der Rest der Familie, so dass es nicht leicht ist, sich in ihn hineinzuversetzen. Dazu ist er verschlossen, macht vieles mit sich aus bzw. kann seine Gefühle nicht gut verbalisieren.


    Schleichend haben sich im Laufe des vergangenen Jahres immer mehr Konflikte eingeschlichen, die uns allen das Leben schwer machen. Alle Seiten sind dadurch extrem frustriert und genervt und die Reaktionen auf beiden Seiten zunehmend destruktiv.


    Ein "Baustelle" ist sein Verhalten gegenüber seiner kleinen Schwester, das ich oft als gemein erlebe. Wenn es irgendwie geht petzt er ihre "Untaten", er ärgert sie, erschreckt sie bzw. macht ihr Angst, ist sehr grob - und sie hängt trotzdem an ihm und tut alles dafür, dass er "lieb" zu ihr ist bzw. sie leidet unter seiner Ablehnung. Manchmal denke ich er stört sich daran, dass unsere (Eltern) Beziehung zur kleinen Schwester fast immer unbeschwert und harmonisch ist.
    Wir Eltern versuchen die Kleine zu schützen. Es gibt (eigentlich) gemeinsam beschlossene Regeln, die nutzen oft nichts. Wir haben schon viel ausprobiert: reden, erklären, verbieten, Konsequenzen androhen und durchsetzen (was dazu führt, dass er dann unversöhnlich beleidigt ist und sich im Unrecht fühlt), schimpfen. Das ändert nichts.


    Die zweite Baustelle sind die Hausaufgaben. Ca. 2 Stunden benötigen er und ich täglich für dieses leidige Thema. Alleine macht er nichts. Da kann es dann auch sein, er sitzt eine Stunde beleidigt vor seinem leeren Heft, wenn ich möchte, dass er sich mal alleine darum kümmert. Die Aufgaben beginnt er bereits mit schlechter, weinerlicher Grundstimmung (das ist so viel, das schaff ich nicht, das kann ich nicht). Darum kreisen seine Gedanken, so dass er den Einstieg schon schwer findet. Ich habe das Gefühl, er macht mich für die öden Nachmittage persönlich verantwortlich, denn er motzt mich an und ist....beleidigt.


    Das führt auch schon zum nächsten Punkt. Er reagiert oft motzig und sehr beleidigt. Stellt euch vor, wir verbringen einen tollen Tag miteinander. Gehen schwimmen, er darf seinen Freund mitnehmen. Nachmittags dann auf seinen Wunsch ins Kino. Wir kochen gemeinsam und essen zusammen zu Abend. Nun möchte er, dass sein Freund bei uns übernachten darf. Es geht nicht, weil wir am nächsten Tag früh raus müssen. Er ist beleidigt uns spricht nicht mehr mit uns. Nur ein Beispiel. Das wurde in letzter Zeit immer schlimmer. Wir sind darüber zunehmend genervt. Manchmal explodieren einer von uns #motz . Es ist eine Spirale, die immer weiter nach unten führt.


    Durch sein Verhalten fühle ich mich auch öfter verletzt oder hilflos. Geht etwas nicht nach seinem Kopf streckt er mir hinterm Rücken die Zunge heraus oder boxt und tritt in der Luft nach mir (sowas hatten wir früher nicht). Ist er traurig oder belastet ihn etwas, kann oder will er nicht mit mir reden. Er will nicht getröstet, nicht in den Arm genommen werden (das war schon immer so ;( ). Dabei habe ich das Gefühl, er braucht mich / braucht etwas - und ich weiß nicht, wie ich für ihn da sein kann.


    So....es ist ziemlich aufwühlend, das alles aufzuschreiben. Ich muss mich erst mal wieder sortieren.


    Allen die bis hierher durchgehalten haben: danke fürs Lesen und Verstehen. Ich freue mich sehr auf eure Meinungen und Gedanken.


    Liebe Grüße


    Tilda

    • Offizieller Beitrag

    In welche Klasse geht er denn? Wenn nicht gerade Übertritt ist, würde ich ihn die Konsequenzen von nicht gemachten Hausaufgaben eben ausbaden lassen. In der Regel heißt das irgendwann Mal Nacharbeit in der Schule nach dem Unterricht.

  • Tut mir leid, mir fallen spontan nur zwei Sachen dazu ein.


    Könnt ihr die Hausaufgaben auslagern an eine Hausaufgabenbetreuung oder so in der Schule? Dann würde wenigstens eine problematische alltägliche Situation wegfallen.


    Das Verhalten gegenüber der Schwester mit Angst machen und so klingt schlimm, daran würde ich unbedingt etwas ändern wollen. Er muss sich ja nicht unbedingt gerne und oft mit ihr abgeben, aber das?Vielleicht darüber mit einer Erziehungsberatung sprechen? Auch über seine Unfähigkeit über Gefühle zusprechen und sich trösten zu lassen. Er ist ja auch noch nicht so groß...


    Alles Gute und viele hilfreiche Tipps hier hoffentlich.

  • Meiner ist ein Jahr älter und hätte wohl auch Mühe sich für zwei Stunden Hausaufgaben zu motivieren. Ich finde das in dem Umfang für das Alter ehrlich viel zu viel. Wenn ich merke, dass sich mein Sohn nicht selber motivieren kann, dann begleite ich ihn enger. Will heissen, ich sitze Notfalls neben ihn und motiviere ihn für jede einzelne Aufgabe. Meist findet er dann den Rank und ich kann dann wieder auf Distanz gehen.


    Ich finde es relativ normal, dass ein Kind beleidigt ist, wenn der Freund nicht übernachten darf, und zwar egal welches Programm vorher geboten wurde. Ich würde ihn da wohl einfach schmollen lassen und gut ist.


    Ich kann verstehen, dass euch die Situation Sorgen bereitet, für mich ganz persönlich klingt es jedoch nach relativ "normalem" Verhalten für einen 9-jährigen.

  • Stellt euch vor, wir verbringen einen tollen Tag miteinander.

    Nun möchte er, dass sein Freund bei uns übernachten darf. Es geht nicht, weil wir am nächsten Tag früh raus müssen. Er ist beleidigt uns spricht nicht mehr mit uns.

    Entkoppel diese Dinge mal. Für mich klingt es so als würdest Du seine Reaktion als "Undankbarkeit" empfinden. Nicht falsch verstehen - ich mach hier auch manchmal einen Eiertanz um meine Tochter und wenn sie dann noch motzt/schmollt, frag ich mich manchmal, ob sie es nicht zu schätzen weiß, wie sehr wir uns nach ihr und ihrem Bruder richten.
    Aber man könnte es auch aus folgender Perspektive betrachten. Vielleicht war der Tag auch einfach schön UND anstrengend und dann kommt abends die Quittung indem eine Kleinigkeit genügt um die Stimmung kippen zu lassen. Ich versuche dann nachsichtig zu sein und zu schauen, dass sie ohne vermeidbaren Stress ins Bett kommt.


    Zum Rest vielleicht später...

    Yeza


    My life falling apart

    Over and Done!

  • Über diese Sache mit den hausaufgaben bin ich auch gestolpert.
    warum braucht er dabei deine begleitung? versteht er die sachen nicht ist er überfordert, hat er keinen bock?
    Die kleine Schwester ist ja vermutlich noch kein Schulid? Vielleicht ist er eifersüchtig, dass sie noch nichts machen muss.
    Wie reagierst du denn aufs Petzen? das würde ich ihm glaube ich immer wieder sagen, dass mich das nicht interessiet.
    Und warum hängt die kleine Schwester so an ihm, auch wenn er sie schlecht behandelt, hat sie genug Freundinnen aus der Kita oder andere enge Kontakte?


    Hagendeel

  • Hausaufgaben... was wäre denn so schlimm, wenn Du mit am Tisch sitzt und mit ihm das zusammen machst....?
    Hier brauchen die Kinder auch begleitung und ich sehe das überall im Umfeld. Finde ich also ziemlich normal.


    ich hab das Gefühl, ihr habt eure Kinder in 2 Rollen geschoben.. bzw. die 2 haben diese eingenommen. DAs passiert doch oft
    Da die liebe kleine Schwester und dort der "böse" große Bruder


    Mir fällt bei befreundeten Familien auch oft auf, dass oft die Jungs diese rolle einnehmen.


    Die Situation bei den Geschwistern kann ich mir noch nicht so recht vorstellen.
    Meine jünger... hui.. die kann sich wehren... deswegen meine Frage, ... müßt ihr sie denn wirklich so beschützen?
    Können die 2 versuchen mal allein miteinander klarzukommen?
    Elterneinmischung geht meines Erachtens immer ziemlich schief....

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Hallo zurück und #danke für eure Antworten.
    Der große Junge ist 9 Jahre alt und geht in die dritte Klasse. Das kleine Mädchen ist 7 Jahre alt und geht in die erste Klasse.


    @Kalliope
    Er Schwierigkeiten mit der Motivation und der Konzentration. Ich glaube, alleine würde er es (noch) nicht schaffen können.


    @Lina2
    Ja, nur wir beide. Wobei sich Exclusivzeit zu positiv anhört. Keiner von uns empfindet die Zeit als positiv. Ich unterstütze ihn gerne und nehme mir auch gerne die Zeit bin aber frustriert von dem Gemotze und den ständigen Kämpfen.

    • Offizieller Beitrag

    naja - die Motivation kommt schon, wenn er die Konsequenzen erlebt. Bei uns steht die Wahl: mach Hausaufgaben oder nicht, die Konsequenzen sind bekannt. Ich kämpfen diesen Kampf nicht mehr. Seitdem klappt es bei uns (so es keine stoische Millionste Übung etwas längst bekannten ist. Das erlasse ich ihm aber)
    Die Frage ist: wenn es tatsächlich ein Konzentrationsproblem ist - wie kannst du da konkret helfen?
    Hausaufgaben aufteilen? Andere Zeiten? Wie ist es in der Schule? Kann er sich da auch nicht konzentrieren? Dann wäre es vielleicht eine Fachperson eine gute Idee. Dann auch die Frage, ob er unter- oder überfordert ist. So ist ewige Wiederholung für sehr begabte Kinder tatsächlich eine Höllenqual und es ist kein Konzentrationsproblem.

  • @neela
    Die Hausaufgaben werden von seinen Klassenkameraden in 30 min erledigt. Die übrigen 90 Minuten versuche ich ihn zu bestärken, zu motivieren, zu erklären u.s.w..


    @Yeza
    Ja, ich empfinde es wirklich so #schäm und setzte etwas mehr Frustrationstoleranz voraus, wenn sich der ganze Tag ausschließlich nach seinen Wünschen und Vorstellungen gerichtet hat.


    @Hagendeel
    Ja, er braucht Begleitung. Lernen fällt ihm nicht so leicht. Würde ich ihn einfach machen lassen, würde er in der Schule nicht mehr mitkommen und seine Motivation wäre komplett im Keller.

  • Wenn es für Dich keine Option ist, Dich aus den Hausaufgaben komplett heraus zu nehmen, würde ich ihm relativ klar sagen: ich helfe dir gerne, aber nur solange du ordentlich (während dessen) mit mir umgehst. Wenn er motzt, würde ich aus der Situation rausgehen und nur mithelfen, wenn er entsprechend kooperiert. Ich hab hier auch einen Kandidaten, der gerne anfängt zu stöhnen, bevor er das Heft aufgeschlagen hat. Hier hilft nur: Hausaufgaben sind dein Job, Hilfe geb ich gerne, aber nur solange der Ton stimmt, sonst bin ich raus.
    Ich war gerade erstaunt, als ich das Alter Deiner Tochter las, ich hatte bei der Erzählung mit etwas viel jüngerem gerechnet. Was macht er denn, dass eine siebenjährige sich nicht selbst beschützen kann?

  • Kalliope, er traut sich leider so wenig zu. Er weiß schon ehe er anfängt, dass er das nie kann und die versteht u.s.w.
    Das war schon im Kindergarten so. Er hat sich nie gemeldet, wollte sich an Aufführungen nicht beteiligen u.s.w.. Erst als er auf eine Erzieherin traf, die ihm in einem Stück das die spielten eine wichtige Rolle gab, die er dann schnell und gut umsetzte, hatte er dann (kurzzeitig) das Gefühl, ich kann es ja doch und war stolz. Genauso in der Schule. Er ist nicht überfordert. Der Stoff ist nicht zu schwer. Aber es ist oft schwer, weil er nicht an sich glaubt. Warum das so ist, weiß ich leider nicht #weissnicht


    Ist er einmal "angefixt" von einem Thema, gibt es kein Konzentrationsproblem. Er mag z.B. überhaupt keine Aufsätze schreiben und bekommt für diese auch keine guten Noten. Als Hausaufgaben mussten sie einen Aufsatz über ein Abenteuer schreiben. Da ist ihm etwas eingefallen und die Idee hat ihn total begeistert. Der Aufsatz ist nicht nur toll geworden, er hat ihn auch zügig geschrieben oder mehrmals zwischendrin zu heulen und zu jammern, dass er es nicht schafft, er schon so lange braucht, er erst (zählt) 36 Wörter geschrieben hat etc.

  • hast du ihm denn wirklich schon mal die Hausaufgaben-Organisation selber überlassen oder denkst du einfach, dass er es nicht alleine hin kriegt? Und ich meine nicht nur für einen Tag, sondern mal für eine Woche oder zwei.
    Gibt es eine bestimmte Tageszeit/Ablauf, wann er die HA machen muss oder darf er selber entscheiden?
    Ich sehe nämlich hier, dass meiner niemals nie zu motivieren wäre die HA nach der Schule zu erledigen, er macht das viel lieber erst nach dem Abendessen.

  • @dasHuhn
    Die beiden sind recht verschieden. Mein Großer ist mutig und unerschrocken. Die Kleine ist ein eher ängstlicher Typ. Wenn er sich in ihrem Zimmer hinter der Tür versteckt und sie dann erschreckt, ist sie komplett aufgelöst und weint. Das Erschrecken wäre für sich betrachtet nicht schlimm. Ein anderes Kind würde es lustig finden. Aber er weiß, dass es für sie furchtbar ist und lässt es trotzdem nicht.
    Andere Beispiele: sie malt er Bild, er reisst es weg und zerreist es vor ihren Augen. Wenn er mal mit ihr spielt, sind es meisten "wilde" Spiele. Da kann es dann schon sein, wenn er sich unbeobachtet fühlt, dass er sie heftig tritt oder haut.


    Es ist wohl auch Typsache, dass sich die Schwester eher geknickt zurückzieht, als sich zu wehren.

  • Hat Dein Sohn irgendwas, wo er sich total auspowen kann? Etwas, worin er aufgeht, zum Energie loswerden und positives Feedback bekommen?
    Wie reagiert Ihr auf treten und hauen?

  • ich hab das Gefühl, ihr habt eure Kinder in 2 Rollen geschoben.. bzw. die 2 haben diese eingenommen. DAs passiert doch oft
    Da die liebe kleine Schwester und dort der "böse" große Bruder


    Mir fällt bei befreundeten Familien auch oft auf, dass oft die Jungs diese rolle einnehmen.

    Darüber denke ich nach. Unsere Kinder sind sehr verschieden. Was wir als Eltern dazu beitragen, dass unsere Kinder die derzeitigen Rollen einnehmen kann ich gerade nicht sagen. Oder anders gesagt, tragen nicht immer alle Familienmitglieder / Freunde etc. dazu bei, dass ein Mensch im jeweiligen Kontext eine gewisse Rolle einnimmt? Die Frage ist, wie kann ich das ändern?

  • Hat Dein Sohn irgendwas, wo er sich total auspowen kann? Etwas, worin er aufgeht, zum Energie loswerden und positives Feedback bekommen?
    Wie reagiert Ihr auf treten und hauen?

    Ja, er hat seinen Sport, in dem er sehr gut ist und der ihm Spaß macht. Er hat viele Freunde, mit denen er jede freie Minute verbringt und dabei auch viel draußen spielt und tobt. Er fährt Roller, Rad, Inliner, Skateboard, Longboard......


    Wie reagieren wir auf treten und hauen? Ehrlich, wir sind so genervt, dass wir eigentlich nur noch schimpfen ;(

  • So aus dem Stegreif: habt Ihr regelmäßig etwas, das Ihr alle gemeinsam macht und alle gerne macht? Spieleabend oder so? Schwimmbad ohne einen Freund, nur mit Familie, dass Ihr "gezwungen" seid, gemeinsam zu machen?
    Ich stelle es mir schwer vor, aus der Spirale zu kommen, wenn Familie für Euch alle nur Stress bedeutet, da würde ich versuchen, etwas gegenzusetzen. Aber das ist nur ein Gedanke.

  • hast du ihm denn wirklich schon mal die Hausaufgaben-Organisation selber überlassen oder denkst du einfach, dass er es nicht alleine hin kriegt? Und ich meine nicht nur für einen Tag, sondern mal für eine Woche oder zwei.
    Gibt es eine bestimmte Tageszeit/Ablauf, wann er die HA machen muss oder darf er selber entscheiden?
    Ich sehe nämlich hier, dass meiner niemals nie zu motivieren wäre die HA nach der Schule zu erledigen, er macht das viel lieber erst nach dem Abendessen.

    Er darf selber entscheiden, wann er die Hausaufgabe macht.


    Und nein, ich habe ihm das noch nie ein, zwei Wochen selbst überlassen. Er kommt zu mir und fragt mich "Mama, kannst du mal schauen, ich kann das nicht" etc.... da war es bislang noch keine Option zu sagen, mach es alleine. Er möchte seine Hausaufgaben auch machen. Unser Problem ist, dass er nicht dran bleiben kann und sich nichts zutraut.