Liebe Rabeneltern,
nach langer Abstinenz bin ich mal wieder hier. Wir machen uns so viele Gedanken und Sorgen um unseren großen Schatz und wissen einfach nicht wie weiter.
Da war es schon in der Vergangenheit hilfreich hier kluge, andere Sichtweisen kennenzulernen.
Aber von vorne. Um unseren großen Schatz habe ich wir uns auch schon in der Vergangenheit immer Sorgen gemacht. Er tickt ganz anders als der Rest der Familie, so dass es nicht leicht ist, sich in ihn hineinzuversetzen. Dazu ist er verschlossen, macht vieles mit sich aus bzw. kann seine Gefühle nicht gut verbalisieren.
Schleichend haben sich im Laufe des vergangenen Jahres immer mehr Konflikte eingeschlichen, die uns allen das Leben schwer machen. Alle Seiten sind dadurch extrem frustriert und genervt und die Reaktionen auf beiden Seiten zunehmend destruktiv.
Ein "Baustelle" ist sein Verhalten gegenüber seiner kleinen Schwester, das ich oft als gemein erlebe. Wenn es irgendwie geht petzt er ihre "Untaten", er ärgert sie, erschreckt sie bzw. macht ihr Angst, ist sehr grob - und sie hängt trotzdem an ihm und tut alles dafür, dass er "lieb" zu ihr ist bzw. sie leidet unter seiner Ablehnung. Manchmal denke ich er stört sich daran, dass unsere (Eltern) Beziehung zur kleinen Schwester fast immer unbeschwert und harmonisch ist.
Wir Eltern versuchen die Kleine zu schützen. Es gibt (eigentlich) gemeinsam beschlossene Regeln, die nutzen oft nichts. Wir haben schon viel ausprobiert: reden, erklären, verbieten, Konsequenzen androhen und durchsetzen (was dazu führt, dass er dann unversöhnlich beleidigt ist und sich im Unrecht fühlt), schimpfen. Das ändert nichts.
Die zweite Baustelle sind die Hausaufgaben. Ca. 2 Stunden benötigen er und ich täglich für dieses leidige Thema. Alleine macht er nichts. Da kann es dann auch sein, er sitzt eine Stunde beleidigt vor seinem leeren Heft, wenn ich möchte, dass er sich mal alleine darum kümmert. Die Aufgaben beginnt er bereits mit schlechter, weinerlicher Grundstimmung (das ist so viel, das schaff ich nicht, das kann ich nicht). Darum kreisen seine Gedanken, so dass er den Einstieg schon schwer findet. Ich habe das Gefühl, er macht mich für die öden Nachmittage persönlich verantwortlich, denn er motzt mich an und ist....beleidigt.
Das führt auch schon zum nächsten Punkt. Er reagiert oft motzig und sehr beleidigt. Stellt euch vor, wir verbringen einen tollen Tag miteinander. Gehen schwimmen, er darf seinen Freund mitnehmen. Nachmittags dann auf seinen Wunsch ins Kino. Wir kochen gemeinsam und essen zusammen zu Abend. Nun möchte er, dass sein Freund bei uns übernachten darf. Es geht nicht, weil wir am nächsten Tag früh raus müssen. Er ist beleidigt uns spricht nicht mehr mit uns. Nur ein Beispiel. Das wurde in letzter Zeit immer schlimmer. Wir sind darüber zunehmend genervt. Manchmal explodieren einer von uns . Es ist eine Spirale, die immer weiter nach unten führt.
Durch sein Verhalten fühle ich mich auch öfter verletzt oder hilflos. Geht etwas nicht nach seinem Kopf streckt er mir hinterm Rücken die Zunge heraus oder boxt und tritt in der Luft nach mir (sowas hatten wir früher nicht). Ist er traurig oder belastet ihn etwas, kann oder will er nicht mit mir reden. Er will nicht getröstet, nicht in den Arm genommen werden (das war schon immer so ;( ). Dabei habe ich das Gefühl, er braucht mich / braucht etwas - und ich weiß nicht, wie ich für ihn da sein kann.
So....es ist ziemlich aufwühlend, das alles aufzuschreiben. Ich muss mich erst mal wieder sortieren.
Allen die bis hierher durchgehalten haben: danke fürs Lesen und Verstehen. Ich freue mich sehr auf eure Meinungen und Gedanken.
Liebe Grüße
Tilda