Stifthaltung bei Vierjährigen

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  • Ich war mit S. zur U8. Dort sollte er malen. Er malt eher noch sehr surreal ;-). Kreis und Striche kein Problem. Aber Männchen geht gar nicht. Find ich persönlich gar nicht schlimm.
    Er hält den Stift in der Faust. Die Sprechstundenhilfe hat ihm daraufhin den Stift richtig in den Finger gegeben. S. kann damit aber nichts anfangen und hat den Stift immer wieder in die Faust genommen. Die Sprechstundenhilfe hat ihn dann immer wieder korrigiert, er solle den Stift richtig halten.
    S. war zusehens verunsichtert, ich fand das übergiffig und habe dann das Ganze mit "Wir korrigigieren nicht die Stifthaltung" unterbunden.
    Worauf ich mir allerdings anhören mußte, dass wir dass dann aber mal üben müßten.


    Ich bin nun ganz und gar nicht dieser Meinung und will daher mal hier rundfragen, ab wann Kinder den Stift "richtig" halten "sollen". Bzw wie eure Vierjährige den Stift halten.


    melone

    • Offizieller Beitrag

    Wir korrigieren die Stifthaltung schon, bzw. die Logopädin regte das an, der hat meine Tochter das auch gleich abgenommen. Sie hatte so ein dreieckiges Gummiteil, das man über den Stift schieben konnte, um so guten Halt zu haben wie bei den dicken Dreiecksstiften. Die Logopädin begründete das mit der Verbindung von Fein- und Mundmotorik.
    Wenn das Handgelenk auf dem Papier aufliegt, geht das Malen besser. (Meine Tochter ist auch vier.)
    Edit: Meine Tochter hat die Korrektur nicht gestört, sondern sie hat sie bereitwillig angenommen, als sie gemerkt hat, dass sie so leichter malen kann.

  • Wir korrigieren auch. Bringt ja nix, wenn die Kinder sich was Falsches angewöhnen und sich das später mühsam abgewöhnen müssen. Hier wurden die Korrekturen auch gern angenommen. Mussten wir aber auch nur 2-3x machen. Dann war klar, wie man einen Stift hält.

  • Mich stört die Korrektur der Stifthaltung genauso wie wenn jemand einen nicht-gehfähigen Säugling an den Händen "gehen" läßt.
    Vielleicht bin ich da sehr empfindlich. Aber ich empfinde sowas als sehr störend (nicht nur für mich, sondern va auch für die Entwicklung des Kindes).

  • Aber woher soll dein Kind denn wissen, wie es den Stift halten soll? Warum soll es denn erst etwas lernen, was später dann nicht richtig ist? Vielleicht lernt dein Kind das von alleine, aber wenn nicht? Dann wird es doch immer schwieriger.


    Ich lasse meine Kinder auch viel rumprobieren, damit sie ihren Weg finden und Fehler machen können, um daraus zu lernen. Aber eben nicht bei allem. Und die Stifthaltung ist eben doch sehr wichtig für die Schulzeit - da würde ich jetzt nicht so lange warten. Und das Argument der Logopädin mit der Verbindung von Fein- und Mundmotorik finde ich in dem Zusammenhang auch sehr interessant.

  • Weil die Entwicklung der Stifthaltung genauso eine normale Entwicklung ist wie andere motorischen Entwicklungen, z.B das Gehen: Da sagt man ja auch nicht, dass man Kindern nicht krabbeln lassen soll, weil sie sich die Fortbewegung sonst falsch angewöhnen.


    Und genauso wie Krabbeln zum Laufenlernen gehört (jedenfalls bei den meisten Kindern), gehört auch das Halten des Stiftes in der Faust (ich glaube, Kreuzgriff nennt man das???) zur normalen Entwicklung der Stifthaltung. Warum soll also hier das Üben bzw Überspringen von Entwicklungsschritten hilfreicher sein als bei der sonstigen motorischen Entwicklung???


    Der Zusammenhang zwischen Mundmotorik und der Feinmotorik, den die Logopädin beschrieben hat, wundert mich: S. hält zwar den Stift in der Faust und kritzelt nur, aber sprachlich ist er sehr fit und deutlich weiter als die meisten Kinder seinem Alter. Lediglich beim S stößt er noch ein wenig an, was aber in seinem Alter völlig ok ist.

  • Also ich zeige auch wie man den Stift noch halten kann,nimmt sie ihn wieder anders ist das ok,aber andere Wege aufzeigen,anbieten,vorschlagen ec wieso nicht?


    Ein Kind kann einen Erwachsenen immer drei Dinge lehren:


    grundlos fröhlich zu sein,


    immer mit etwas beschäftigt zu sein


    und nachdrücklich das zu fordern, was es will.


    Der Fünfte Berg, Paul Coelho

    • Offizieller Beitrag

    ich glaube nicht, dass sie gemeint hatte, dass es da eine 1:1-verbindung gibt, sondern dass diese beiden bereiche eben aufeinander reagieren. wenn man - wie wir bei meiner tochter - ein bisschen bei der lautbildung auf die sprünge helfen will, weil da die entwicklung verzögert ist, dann dient diesem ziel auch, wenn die stifthaltung und damit die feinmotorik insgesamt verbessert wird.


    ich bin mir auch nicht sicher, inwieweit eine kulturtechnik wie das malen/schreiben mit einer entwicklungssache wie dem laufen vergleichbar ist. klar müssen sich kulturtechnische fähigkeiten auch entwickeln, aber da ist doch noch mehr vorbild und bewusstes lernen dabei als beim krabbeln und laufen.

  • ich kann berichten: wir haben das korrigieren auch verweigert und der sohn hält den stift jetzt "richtig".
    okay, es stimmt, er hat dafür gebraucht, bis er sechs war.
    aber die entwicklung war genau gleich, wie bei der kleinen, die den stift schon lange richtig hält: erst in der faust, dasn verkehrtherum (also so, daß der stift unter der hand langläuft) und dann richtig.


    es mag ja sein, daß das üben vom stift "richtig" halten im rahmen einer therapie mal angebracht ist.
    aber daß die sprechsundenhilfe das auf solche weise (kind verunsichert) übernimmt oder daß "man das mal üben muß" - also, nein.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Meine drei haben den Stift da schon tendenziell richtig gehalten. Ich habe auch nicht korrigiert. Aber ob das im KiGa gemacht wurde, weiß ich natürlich nicht. Ich hab auch nicht unbedingt was dagegen, wenn korrigiert wird. Die Frage ist nur wie.

  • Hm, ist das jetzt peinlich wenn ich sage: keine Ahnung was die "richtige Stifthaltung" ist? Ich denke mal, ich werde das in der Schule gelernt haben. Wissen tu ich es nicht.
    Ich korrigiere meine Kinder daher nicht beim Malen oder Schreiben, sondern lasse sie machen und ausprobieren. Wir haben bisher aber auch keine Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen in irgendwelcher Art.


    Bei uns im KiGa ist eine Grundschullehrerin die uns immer wieder sagt, am liebsten ist es ihr, wenn den Kindern noch nichts eingetrichtert wurde, auch in Bezug auf die Stifthaltung. Weil sie es dann alle gemeinsam lernen. Dass Kinder auffällig lange für eine Umgewöhnung brauchen ist ihr noch nie aufgefallen.

    Mal bist du die Taube, mal bist du das Denkmal.

  • meiner tochter musste ich nie zeigen, wie man einen stift hält. bei meinem sohn (fast 4) weiß ich im moment gar nicht, wie er den stift hält.


    ind er 1. klasse üben sie die stifthaltung auf jeden fall. ich denke, dass ein 4jähriges kind, dass so deutlichen widerstand gegen eine korrektur zeigt, einfach noch ein bißchen zeit braucht.

  • @henriette: ich denke nicht, dass der Dreipunktgriff eine anerzogene Kulturtechnik ist. Dazu wird er bei zuvielen Gelegenheiten eingesetzt: nicht nur um Stifte zu halten, sondern z.B. auch für Besteck, Pinzette etc. eigentlich überall da, wo eine sehr feinmotorische Bewegung eines Instrumentes nötig ist. Vermutlich hatten ihn auch die Steinzeitmenschen schon für viele Tätigkeiten eingesetzt, wenn auch nicht, um einen Stift zu halten.


    Leider finde ich kaum etwas über die Entwicklung des Dreipunktgriffes im www. (Außer Links zu Therapeuten und Büchern, wie man die Dreipunkthaltung üben kann #augen ). Wenn da jemand was Gutes kennt: her damit!


    Aber soweit ich bisher nachlesen konnte,geht die Entwicklung zum Dreipunktgriff über mehrere Entwicklungsschritte. Ganz analog zu eigentlich allen anderen motorischen Entwicklungen. Und zwischen Stift-in-Faust (Kreuzgriff?) und Dreipunktgriff gibt es noch mindestens einen weiteren Schritt. Insofern kann es also (schlussfolgere ich jetzt mal analog zu sonstigen motorischen Entwicklung des Kindes) nur störend sein, wenn man diesen Zwischenschritt versucht zu überspringen, indem man das Kind dazu anhält, den Stift im Dreipunktgriff zu halten, wenn es eigentlich erst auf Entwicklungsstufe "Kreuzgriff" ist.


    Madrone: was heißt "verkehrtherum, dass der Stift unter der Hand langläuft"? Zeigt dann der Daumen beim Malen zum Tisch? Also genau andersrum als bei "Stift-in-Faust"?


    Laluna: ZEIGEN find ich auch ok. Mach ich ja eh, wenn mein Sohn mich bittet, etwas für ihn zu malen: ich halte den Stift ja "richtig" ;-). Dabei sieht er wie ich den Stift halte. Denke, das müßte ohnehin Förderung genug sein.


    Hier hat jedoch die Sprechstundenhilfe den Stift S. immer wieder in die Hand gefummelt, dass er ihn im Dreipunktgriff halten mußte. Und ihn immer wieder gestört, wenn er ihn wieder in die Faust genommen hat. Ich finde,das geht gar nicht.

  • hmm! das ist wirklich schwer zu beschreiben... also, wenn der stift in der "richtigen" dreipunkthaltung gehalten wird, dann guckt der längste teil ja oben zwischen zeigefinger und daumen raus.
    meine hatten beide eine phase, wo das nicht der fall war, sondern der stift, obwohl an drei punkten gehalten, unter der hand versteckt war.
    #gruebel kannst du dir vorstellen?


    ich kenne mich mit sowas wirklich nicht gut aus, da ich das aber bei anderen kindern auch schon so gesehen habe, könnte ich mir vorstellen, daß dies eben der zwischenschritt ist, von dem du schreibst.

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    (alice walker)

  • Beobachten und Anregen würde ich auch, aber ich glaube auch, daß die Kinder in dem Alter noch Zeit kriegen können und je nach Schule auch noch lange haben dürfen. Meine Tochter ist auf einer freien Schule und die Kinder haben sehr unterschiedliche Stifthaltungen, meine Tochter kommt jetzt mit 7 Jahren immer mehr zur typischen Stifthaltung, probiert aber auch noch aus.


    Mein Sohn ist ganz frisch im Waldorfkindergarten und ich finde es spannend, daß es dort überhaupt keine Scheren gibt, sprich, auch keine feinmotorischen Probleme damit..... Gemalt wird mit diesen Wachsblöckchen, da braucht es also auch keine typische Stifthaltung. Wichtig ist den Erzieherinnen dort, daß viel mit den Händen gemacht, gespielt, gearbeitet wird (Mandeln reiben, Obst schneiden,....), wie die Kinder das tun, bleibt ihnen überlassen.


    Wichtig an Malmaterial finde ich, daß Pinsel und Stifte sehr dick sind, die Kinder sie gut anfassen können, das macht es leichter.


    Ich finde auch, daß die Zwischenstufen sooo wichtig sind. Und das Entwicklungstempo eines Kindes so wenig zu beachten, zeugt von ziemlich wenig Wissen in der Hinsicht, so ein Umgang geht gar nicht!


    Lieben Gruß


    aha

  • Hallo,


    Ich finde, man muss es differenziert sehen.


    Ungefragt mitten in der Arbeit die Haltung zu koprrigieren geht mMn gar nicht. Ich denke, da sind wir uns einig.


    Ansonsten würde ich hinschauen - ist ein Kind feinmotorisch noch nicht so weit, dann bringt es nichts, die Haltung zu korrigieren. Dann kann ich je nach Alter und Entwicklugsverlauf warten oder die Feinmotorik allgemein spielerisch fördern.


    Scheint ein Kind so weit, schadet ein netter Hinweis darauf, wie andere den Stift halten weil sie finden, daß es so besser geht, nichts. Ich bin bei andren Dingen doch auch oft froh, wenn mir jemand einen Tipp gibt, wie es leichter und effektiver gehen kann. Kommt immer auf die Art und den Ton an.


    Natürlich gibt es individuelle Stifthaltungen, manche halten den Stft so, daß mir schon beim Hinschauen die Finger weh tun. Aber wenn sie damit gut klar kommen, warum nicht.
    Aber man kann sich auch Fehlhaltungen angewöhnen, die irgendwann den Schreibfluss stören oder unnötig kraftraubend sind. Oder eine uneffiziente, anstrende Haltung, die ein differenziertes Zeichnen erschwert, nimmt vielleicht ganz den Spaß am Zeichen - und damit bekommt das Kind noch weniger Übung.
    Darum finde ich es nicht falsch, da hinzusehen. Außerdem kann - muss nicht, aber kann - die Stifthaltung ein Indiz für die Entwicklung der Handmotorik sein.


    Wenn ein Kind mit 4 den Stift noch ausschließlich im Faustgriff - d.h. die ganze Faust liegt um den Stift, die Spitze schaut unten oder oben raus und so wird gemalt - hält, wäre das für mich z.B. schon ein Grund, mir mal die Handmotorik insgesamt genauer anzusehen.
    Ist es nur die Stifthaltung und alles andere ist völlig altersgerecht? Dann könnte ich mir schon vorstellen, daß man mal einen Tipp gibt. Dann sollte es eine Haltung mit aufgelegter Hand gut einnehmen können. Kinder schauen sich vieles ab, aber manche Sachen sind so eingeschliffen, daß sie gar nicht auf die Idee kommen, es könnte auch anders (und nach kurzem umgewöhnen leichter) gehen.


    Ist es motorisch noch nicht so weit, aber die Entwicklung ist klar in eine gute Richtung? Dann würde ich es unter "individuelles Tempo verbuchen, gut beobachten und Entwicklungsanreize bieten.


    Oder ist es insgesamt auch bei anderen Dingen in seiner Feinmotorik eingeschränkt? Dann wäre mir wichtig, daß ein Fachman draufschaut und sein "OK" gibt oder eben sagt, was man machen kann.

  • Ich behalte das jetzt auch einfach mal nur im Auge.


    Dabei ist mir aufgefallen, dass der Zwillingsbruder den Stift schon anders hält: das ist wohl diese ominöse Übergangsform.


    S. hingegen hält den Stift seit dem blöden Arztbesuch in einer völlig unphysiologischen Haltung: er hat ihn zwischen Ring- und kleinem Finger und behauptet, so könne man nämlich besser malen #hammer . Ich will ihn nun nicht schon wieder verunsichern und sage nur, dass er ihn so halten kann, wie er will und hoffe, dass sich diese Fehlhaltung von alleine wieder gibt. Das hat die Sprechstundenhilfe echt toll hingekriegt #flop .




    Insgesamt paßt es zur Gesamtentwicklung meiner beiden Jungs, dass J. seinem Bruder in der Feinmotrik um einen kleinen Schritt voraus ist. Das war J. schon immer. Dafür ist S`s. Stärke das Sprechen und das Soziale.


    (Deshalb haben wir schon immer gesagt, dass J wohl mal Dipl-Ing werden und S aufs Büro gehen wird ;) )




    Ich muss diese woche nochmal mit den Zwillingsbruder zum Arzt und überleg mir echt, ob ich mal ein paar Tackte zum Arzt wegen der Helferin sagen soll. Ich finde es echt unmöglich. Warum läßt sie die Kinder nicht einfach frei malen und dokumentiert nur wie sie den Stift halten und was sie malen. Das sagt doch viel mehr über die Entwicklung aus als diese blödsinnigen Vorgaben und Korrekturen.

  • ja, sag dem arzt mal bescheid. entweder, die macht das auf seine anweisung, dann weißt du, was du von dem arzt halten mußt ;) oder er weiß das vielleicht gar nicht und ist genauso empört wie du.

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    (alice walker)

  • Ich wußte bisher gar nicht, dass sich die Stiftehaltung von allein entwickelt.
    Im Kindergarten wird das aber gelernt, zumindest hier werden die Einrichtungen dazu angehalten, den Kindern ab 3 Jahren die richtige Haltung zu zeigen, damit sie bei der Einschulung das auch sicher können.

  • Ich schließe mich Trin an, bei einem Vierjährigen mit konstantem Faustgriff würde ich jemanden draufschauen lassen.


    Nicht alles entwickelt sich im persönlichen Tempo und nicht alle Verzögerungen/Schwierigkeiten lösen sich in Wohlgefallen auf. Es geht beim "jemanden draufschauen lassen" nicht darum, ihm seine Stifthaltung abzugewöhnen und ihm eine gesellschaftliche Norm aufzuzwingen oder ihn in eine Entwicklungsschablone zu drängeln. Es geht darum zu schauen, ob er sein Tempo geht oder ob ihn etwas daran hindert und er Unterstützung braucht.


    Wenn er mit dem Faustgriff super zurecht kommt, dann kann er meinetwegen damit seine Abiturklausuren schreiben, Picasso werden und Gehirnoperationen durchführen, sagte ich den Eltern immer, wenn sie zur Beratung kamen. In der Regel ist das aber nicht der Fall. Die meisten Kinder, die lange den Faustgriff benutzen, haben entweder feinmotorisch noch ein bisschen was aufzuholen oder ein Problem "eine Etage weiter oben", zum Beispiel zu wenig Stabilisierung im Schultergelenk und kompensieren durch den Faustgriff etwas.

    Das B in Pegida steht für Bildung.