Habt ihr selbst Geschwister mit großem Altersabstand?

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  • Mich würde mal interessieren, ob es hier Raben gibt, die mit wesentlich älteren oder wesentlich jüngeren Geschwistern aufgewachsen sind, und wie eure Erfahrungen waren bzw. wie euer Verhältnis zu euren Geschwistern war/ist.


    Ich habe kürzlich gelesen, dass die Wissenschaft Geschwisterkinder ab einem Altersabstand von 7 oder mehr Jahren de facto wie Einzelkinder behandelt. Könnt ihr das bestätigen? Ich meine, hattet ihr das Gefühl, ein Einzelkind zu sein, weil das nächste Geschwister mehr als 7 Jahre älter/jünger ist als ihr? Oder habt ihr vielleicht doch einen etwas engeren Draht hinbekommen, trotz dem großen Altersabstand?


    Ich persönlich kennen jetzt nur einen Fall - mein eigener Mann (ungeplanter Nachzügler) ist 16 (!!!) Jahre jünger als sein Bruder. Ok, die beiden sind tatsächlich wie Einzelkinder aufgewachsen. Der Bruder ist zuhause ausgezogen, als mein Mann noch ein Kleinkind war. Um das Nesthäkchen hat er sich eigentlich nie viel gekümmert. Mit 9 Jahren wurde mein Mann dann schon Onkel. Heute haben die Brüder überhaupt keinen Kontakt mehr miteinander. Ich glaube, emotional waren sie nie wirklich miteinander verbunden. Wobei das Beispiel schon ein bisschen extrem ist. Die zwei sind sich ja noch fremder als Onkel und Neffe ...


    Also, wie war das bei euch? Kann eine solche Geschwisterkonstellation auch glücklich und harmonisch aussehen, oder ist das bei einem zu großen Altersabstand nahezu unmöglich?

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Ich war das Nesthäkchen. Meine Schwestern waren 12 und 16 Jahre älter als ich.


    Zu meiner mittleren Schwester hatte ich immer ein besonderes Verhältnis. Da machte der Altersunterschied nix. Wir waren uns sehr ähnlich und haben uns immer gut verstanden.


    Zu meiner älteren Schwester hatte ich nie eine nur positive Beziehung. Wir haben praktisch nie zusammen gewohnt - zumindest kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Sie zog mit 17 aus. Sie sah in mir wohl auch immer eine Rivalin und neidet mir bis heute ziemlich viel.
    Sie ist aber auch völlig anders als ich - wir haben praktisch keine Gemeinsamkeiten, außer die gleiche Mutter.


    Als Einzelkind hab ich mich nie gesehen. Meine Mutter hatte auch noch ein Tageskind, die ein Jahr jünger war als ich. Und dann kamen mein Neffe und meine Nichte. Also, es waren immer genügend Kinder daheim...
    Meine mittlere Schwester zog dann auch später immer mal wieder bei uns ein.


    edit: Und was ich im Rückblick ganz gut fand: Manche Fehler musste ich nicht mehr selbst machen.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

    Einmal editiert, zuletzt von knallgrau ()

  • morgen,


    ich habe fünf geschwister. mein einer bruder ist 6 jahre jünger als ich und wir verstehen uns trotzdem super. ich war allerdings als er ganz klein war, ne richtige "mutti" für ihn. das liegt aber bestimmt daran, dass ich ein mädchen bin.
    also empfehlen in dem sinne würde ich es nicht. denn mit zusammen feiern gehen oder ähnlichem war da nicht viel los. ich hab mich manchmal wirklich eher wie ein babysitter gefühlt statt wie ein geschwisterkind.

  • Hmmm...


    Meine Schwester ist 13 Jahre älter als ich.
    Zwischendurch war es mal ganz nett, als ich viel Zeit mit ihren Kindern verbracht habe. Aber ansich hatte ich kein Verhältniss zu ihr und habe es auch jetzt nicht.
    Es ist schade, ich hätte gerne eines und versuche es, durch alle möglichen Aktionen, auch immer anzukurbeln. Aber das funktioniert leider nie. Nicht einmal dass sie Patin meiner Tochter ist, konnte sie dazu bewegen, sich längerfristig, regelmäßig zu melden. (Wenigstens alle 2 Wochen mal telefonisch, hätte ich gehofft)
    Ich habe es jetzt auch aufgegeben anzurufen...
    Vielleicht lag es nicht nur am Altersabstand, wir sind auch grundsätzlich sehr verschieden. Sie der rationale, analytische Typ, ich der emotionale, kreative...


    Ich habe den Altersabstand bei meinen Kindern bewußt anders ausgesucht und im Moment auch sehr froh drüber, wenn ich so sehe, wie gut sie sich verstehen...


    Grüße vom NSG

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Meine Schwestern sind 8 und 9 Jahre älter als ich. Da meine Eltern beide Vollzeit arbeiten mussten, haben die beiden mich häufiger vom Kiga abgeholt und mussten sich um ihre kleine Schwester kümmern und überall mit hinnehmen. Als wir älter wurden, habe ich mich irgendwann gar nicht mehr mit meiner einen Schwester verstanden. Dadurch dass die beiden fast gleich alt sind und wie Zwillinge aufgewachsen sind, war ich glaube ich häufig die nervige kleine Schwester #pfeif
    Richtig gut verstehe ich mich mit meiner einen Schwester erst, seitdem wir nicht mehr zusammen wohnen und wir uns auf den Weg gehen können. Mit der anderen hab ich mich eigentlich fast immer verstanden :D


    Auch jetzt ist es noch so, dass die beiden fast täglich telefonieren und viel gemeinsam machen. Ich telefoniere eher selten mit den beiden, schreibe mit der einen immer mal über Whatsapp, mit der anderen über Facebook. Und wenn eine von beiden in der Nähe ist, treffen wir uns immer #ja

  • Nachtschattengewächs, ich glaube, das liegt nicht nur am Altersabstand. Mit meiner einen Schwester geht es mir bis heute so. Wir sind einfach zu gegensätzlich, haben aber eben auch verschiedene Väter.
    Ich sag immer, dass sie so ist wie ihr Vater, ich bin so wie meine Mutter - und das ging ja damals bei den beiden schon nicht gut...


    Ich könnte mir übrigens sehr gut noch einen Nachzügler vorstellen.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • meine schwester ist ziemlich genau 7 jahre älter als ich. sie ist mit 18 von zuhause ausgezogen, also als ich 11 war.


    unsere beziehung war nie so richtig eng. in meinen zwanzigern hatten wir phasenweise guten kontakt, haben viel telefoniert, briefe geschrieben oder uns besucht (naja, ich hab immer nur sie besucht).


    mit den kindern dann war irgendwann klar, dass wir total unterschiedliche ansichten haben, was (natürliche) geburt, stillen, impfen und erziehung im allgemeinen angeht. seitdem nahm der kontakt ständig ab und jetzt ist da gar nichts mehr.
    vorher kam sie aber auch schon nicht mit meiner öko-einstellung klar.


    das macht mich schon traurig, aber wer weiß, wie das in ? monaten, jahren aussieht...




    meine jungs sind 4,5 jahre auseinander und das finde ich auch okay. wobei es gefühlt eher 3 jahre sind, weil mein großer sozial-emotional etwas "hinterherhängt".


    ich hätte gern ein drittes kind und ungern einen riesigen abstand. aber mangels mann werden dann schon ein paar mehr jahre dazwischen sein, wenn es denn überhaupt klappt. und das wird auch gut sein.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Möwe ()

  • Ich habe 3 Geschwister - eine Schwester ist 2,5 jahre jünger, die anderen beiden sind 10 und 13 Jahre jünger als ich.
    Und irgendwie war das bei uns immer so, dass wir zweimal zwei Kinder waren. Ist auch jetzt noch so. Das sind eher "auch" Kinder meiner Mutter, mit denen ich ganz gut klarkomme, aber eine wirkliche Beziehung gibt es da nicht. Es ist eher so ein nebeneinander.


    Ich weiß nicht, wie sich das entwickelt. Momentan sind wir vier 24, 22, 14 und 12 Jahre alt, entsprechend gehen auch die Interessen von uns beiden 2er-Sets ordentlich auseinander.
    Ich glaube aber auch, dass da die Atmosphäre in der Familie eine gewisse Rolle spielt. Meine (Herkunfts)Familie ist eher technisch fixiert und hängt den ganzen Tag vor irgendeiner Mattscheibe und kommt freiwillig nicht aus dem Haus raus, während ich damit gar nichts anfangen kann und mich dementsprechend auch nicht so wohl bei ihnen fühle (besuchen kommt mich von denen keiner ohne expliziten Befehl meinerseits..). Die beiden Kleinen sind entsprechend schwer mal einzeln zu erwischen..

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Wir haben die Konstellation geb. 1964/66/68 dann lange nichts und es geht weiter mit 1981/83/90
    Einzelkind war somit nie jemand, es gibt die "alten" Drei und die jungen Drei. Mit der Schwester, mit der ich 13 Jahre auseinander bin, versteh ich mich am besten. Ich hab die drei jüngeren quasi mit aufgezogen, weil meine Mutter auch immer berufstätig war und ich die Kids dann oft auch bei mir hatte, als ich auszogen war. Grundsätzlich verstehe ich mich mit den jüngeren drei besser als mit den beiden älteren. Hier gibt es kein Generationsproblem. Wir sind aber auch eine eng zusammenhaftende Sippe.

  • Ich bin ja ein Sonderfall. Durch Scheidung und wiederheirat meiner Eltern hatte ich zwar Geschwister (eine ältere Schwester, eine jüngere adoptivschwester, zwei jüngere Halbbrüder - amtlich ist noch ein älter Halbbruder, den ich allerdings erst 1-2mal gesehen hab.) aufgewachsen bin ich aber als Einzelkind, weil ich allein bei meinem Vater lebte.


    So war das Verhältnis immer etwas schwierig.


    Jetzt habe ich das beste Verhältnis zu meiner jüngsten Schwester. Wir sind uns im Lebensstil und entwiclung am nächsten. Man sieht deutlich, dass da nur 3jahre Altersunterschied ist.


    Leslie

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Hallo,


    ich habe einen 10 Jahre jüngeren Halbbruder. Er war 7, als ich auszog. Ich habe weder Kontakt noch eine Beziehung zu ihm. Das habe ich zu meinem 2 1/2 J. älterem Bruder aber auch nicht.

    Liebe Grüße von junis



    "Bitte hör`nicht auf zu träumen, von einer besseren Welt!" Xavier Naidoo

  • Ich habe einen acht Jahre älteren Bruder.
    Wir haben nicht wahnsinnig viel Kontakt, aber das liegt eher daran, dass wir sehr unterschiedlich leben.
    Ich bin auf jeden Fall froh ihn zu haben (war ich immer, auch als Kind) und ich denke schon, dass ihm auch etwas an mir liegt :)


    Und, doch, ich würde schon sagen, dass wir als Geschwister aufgewachsen sind. Zwei Einzelkinder waren wir auf jeden Fall nicht.


    Gerade jetzt wo wir erwachsen sind, merkt man auch, dass man die Sorge für die Eltern (wir haben eine kranke Mutter) irgendwie gemeinsam trägt. Gerade in diesem Punkt finde ich Geschwister sehr wichtig, egal mit welchem Altersabstand.

  • Ich habe einen zehn Jahre jüngeren Bruder. Weder als Kind noch heute habe ich eine richtige Beziehung zu ihm. Ich lebe mein Leben und er lebt seins, wir sehen uns halt Weihnachten und Ostern und schreiben uns Geburtstags-SMS. Für uns ist das so ok, wir sind allerdings auch sehr unterschiedlich und haben kaum Berührungspunkte.

  • Mein Bruder ist auch zehn Jahre jünger und wir hatten ein sehr sehr enges Verhältnis als Kinder. Rückblickend betrachtet aber - auf Grund der familiären Situation - schon eher ein Mutter-Kind Verhältnis, als ein Geschwisterverhältnis. Ich habe sehr viel übernommen, Alltagszeug (kochen, babysitten), aber auch Verantwortung (trösten, ins Bett bringen). Er hat dann wahnsinnig unter meinem Auszug (da war er zehn) gelitten. Heute haben wir ein gutes aber distanzierteres Verhältnis - was aber wohl einfach an den komplett unterschiedlichen Lebenswelten liegt gerade.

    Räubermutter mit Räubersohn (01/2006), Rumpelkind (06/2013) und Räuberhund (09/2011)



    “We don’t stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.” (G.B. Shaw)
    G.B. Shaw
  • Meine Schwester ist 6,5 Jahre älter und ich denke, das größte Manko ist, dass wir so gut wie nie ähnliche Interessen hatten. Als sie in die Pubertät rein ist, bin ich grad in die Schule gekommen und als sie wieder raus ist, bin ich rein. Herzlich war unser Verhältnis nie, eher steif, aber so richtig als Einzelkind habe ich mich erst gefühlt, als sie ausgezogen ist. Erst mit den Kindern haben wir wieder ein gemeinsames Gesprächsthema gefunden. Ab da hätte es gutgehen können, wenn sich unsere Männer nicht so spinnefeind wären, aber das kann man nun auch nicht ändern.

    Wer ein Kind sieht, hat Gott auf frischer Tat ertappt.

  • Ich habe drei große Schwestern, 14, 15 und 16 Jahre älter.
    Die größte hat sich damals eher distanziert, als ich drei war zog sie aus, fand ich gut, denn ich bekam dann ihr Zimmer. Zu ihr habe ich bis heute am wenigsten Kontakt bzw. "Draht".
    Die mittlere war meine "Ersatzmutti" (O-Ton von mir damals). Sie hat sich viel um mich gekümmert und ich habe sie angehimmelt.
    Die jüngste hat lange zu Hause gewohnt, hat auch mit mir gespielt und Quatsch gemacht, war also noch am ehesten eine Schwester für mich. Aber natürlich nicht auf Augenhöhe.


    Ich habe mich durchaus mit meinen Schwestern verglichen, hatte aber Schwierigkeiten, ein angemessenes Bezugsniveau dafür zu finden. Ich habe mich oft darüber geärgert, dass mir Sachen, die Anderen selbstverständlich zu sein schienen, so schwer fielen. Oder dass ich mich an Dinge, die die Anderen alle wussten, einfach nicht erinnern konnte.
    Ich wollte unbedingt aufs Gymnasium, weil zwei meiner Schwestern auch dort waren.


    Heute habe ich zu allen ein mehr oder weniger entferntes, aber herzliches Verhältnis.
    Rückblickend würde ich mich als "Einzelkind mit Großfamilie" bezeichnen.

  • Mein bruder ist knapp 10 jahre älter als ich. Wir haben ein ganz tolles und enges verhältnis. Sein sohn ist ein halbes jahr älter als meiner, das ist natürlich auch super schön. Als kind hat er sich ganz toll um mich gekümmert und ich hab immer mit meinem großen bruder angegeben. Mich hat der altersunterschied nie gestört; ich wwr froh, dass ich nie mit einem geschwisterchen streiten/teilen etc musste. Das hab ich nämlich immer bei meiner besten freundin erlebt und fand das total nervig!

    Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. #rose
    Mark Twain


    Glückliches

  • Hey, danke schon mal für die vielen Antworten.


    So mein momentaner Eindruck ist, dass es weniger am Altersabstand liegt sondern mehr an der Persönlichkeit der Geschwister, ob oder wie viel sie miteinander anfangen können. Je ähnlicher in der Denk- und Lebensweise, desto enger auch die Verbindung, unabhängig vom Alter.


    Leider ist aber meistens so, dass Geschwisterkinder sehr unterschiedliche Charakterzüge haben und sich nur selten ähnlich sind, so dass es auch bei engem Altersabstand zu großen Diskrepanzen kommen kann. Oder täuscht das?


    Ich selbst habe eine 2,5 Jahre jüngere Schwester. Eine zeitlang hatte ich das Gefühl, dass wir ein sehr gutes und enges Verhältnis haben, auch wenn wir uns in unserer Jugend viel gestritten haben. Irgendwann musste ich mir aber eingestehen, dass wir grundverschieden sind und ich mit einigen ihrer Ansichten auch nicht mehr so gut klar komme.


    Ja, es stimmt schon, dass es eigentlich ein Vorteil ist, wenn man sich die Sorge um die älter werdenden Eltern teilen kann. Aber Vorraussetzung dafür ist auch, dass man ein ähnliches Verhältnis zu den eigenen Eltern hat. Im Falle meiner Schwester ist es so, dass sie meinen Eltern offenbar noch immer ziemliche Vorwürfe macht für Dinge, die diese in ihrer Kindheit und Jugend verpasst haben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, in erster Linie geht es auch um die (nicht geleistete) Unterstützung in der Studienzeit. Das war für meine Schwester keine leichte Zeit (zumal sie damals auch Single war, also keinen Partner hatte, der sie hätte unterstützen können) und sie fühlte sich von meinen Eltern wohl im Stich gelassen.


    Ich selbst habe nicht studiert und musste nur selten wirklich alleine klar kommen. Ein einziges mal bin ich in die Arbeitslosigkeit geraten und kam in Bredouille, weil nach einigen Monaten mein Konto drohte abzusaufen. Damals hat dann tatsächlich meine Mutter mir aus der Patsche geholfen - aber ich habe ihr jeden Cent (respektive Pfennig) zurück gezahlt!


    Nunja, es ist tatsächlich das liebe Thema Geld, an dem sich die Geister scheiden. Während ich den Wert und die Liebe meiner Eltern nicht daran messe, wie viel Geld sie mir gegeben haben oder wie wohlhabend sie sind (sie waren es mal, sind heute aber selbst verschuldet), so macht meine Schwester ihnen massive Vorwürfe, dass sie weder für die Ausbildung ihrer Kindern noch für ihr eigenes Alter genügend Vorsorge geleistet hätten. Mittlerweile spottet sie nur noch über die allmählich zunehmende "Schrulligkeit" unserer Eltern und hat keinerlei Verständnis für deren persönlichen Lebensstil und Interessen. Etwa dass meine Eltern leidenschaftliche Flohmarktgänger sind und Antiquitäten sammeln - für meine Schwester nur Plunder, Müll und unangemessene Geldverschwendung.


    Es ist diese Art von Intoleranz und Materialismus, die mich bei meiner Schwester so abschrecken und die es mir mittlerweile fast unmöglich machen, eine innige, herzliche Beziehung zu ihr zu unterhalten (obwohl sie sogar die Patin meiner Tochter ist - aber da kümmert sie sich ja auch nicht drum) oder mit ihr über unsere gemeinsamen Eltern zu sprechen.


    Meine Eltern spüren das natürlich auch und meine Mutter hat mich bereits angesprochen, dass, wenn sie mal pflegebedürftig werden sollte, sie bitte zu mir möchte bzw. ich mich um sie kümmern soll, nicht meine Schwester ...


    Ganz ehrlich? Manchmal habe ich schon gedacht, dass ich als Einzelkind vielleicht sogar besser dran gewesen wäre, oder zumindest hätte mir wahrscheinlich nichts gefehlt. Als ganz kleines Kind hatte ich mich über meine Schwester noch gefreut. Doch je älter sie wurde, desto mehr nahmen die Streitigkeiten zu und die Nerven meiner Mutter ab. Ich war jedoch kein ganz unkompliziertes Kind und benötigte viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Meine Mutter hat sich stets bemüht, uns gleichberechtigt zu behandeln. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, dass sich der eine oder andere vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlt oder vielleicht tatsächlich zu kurz kommt. Heute denke ich zuweilen, dass das Leben für jeden von uns hätte entspannter verlaufen können, wenn wir Einzelkinder gewesen wären, und dass wir einander ohnehin keinen zusätzlichen Nutzen bringen.


    Ist das nicht super schade??? Das will man als Eltern doch sicher nicht bezwecken, wenn man zwei oder mehr Kinder in die Welt setzt, oder? Aber wie man es macht, die wenigsten Geschwisterbeziehungen enden wirklich dauerhaft glücklich und harmonisch. So zumindest mein Eindruck ... :(


    Warum ich frage? Nun, weil ich ursprünglich - nicht zuletzt auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen - ein Einzelkind geplant hatte. Jetzt aber - meine Tochter ist inzwischen 4 - habe ich oft Zweifel an dieser Entscheidung. ich weiß, dass meine Tochter sich eine Schwester sehnlichst wünschen würde, kann ihr diesen Wunsch aber nicht erfüllen. Zumindest jetzt nicht. Und ob ich später - mit einem dann deutlich größeren Altersabstand - noch will und kann, das steht in den Sternen. Und natürlich frage ich mich auch, was wird dann aus meinen Kindern? Wie fühlt es sich für meine Tochter an, als Einzelkind aufzuwachsen und eine (romantisierte) Schwester zu vermissen? Wie fühl es sich an, erst sehr spät ein Geschwisterchen zu bekommen und dann vielleicht als Babysitter "missbraucht" zu werden? Wie fühlt es sich für das jüngere Kind an, ein so später Nachzügler zu sein? Wie wertvoll könnten diese Geschwister auch später noch füreinander sein? Oder kommt es nicht im Endeffekt auf das gleiche drauf raus, als wenn ich einfach bei meiner ursprünglichen Entscheidung bleibe und meine Tochter weiterhin als Einzelkind groß wird? Welche Vor- und Nachteile beide Entscheidungen für MICH hätten, das weiß ich schon. Diese Entscheidung muss ich auch ganz für mich alleine fällen. Und da sich nichts mehr rückgängig machen und der Lauf der Geschichte nicht beeinflussen lässt, ist ein kleinerer Altersabstand ohnehin ausgeschlossen und nicht mehr diskutierbar. Aber wie fühlt es sich für meine Tochter an (und für das evtl. verspätete Geschwisterchen)? Das wollte ich mit meiner Frage hier heraus finden.


    Um ehrlich zu sein, sind die Antworten etwas ernüchternd ausgefallen ... oder ich leide unter selektiver Wahrnehmung. :|

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Meine Schwester ist nur knapp 6 Jahre jünger als ich. Wir sind ganz normal wie Geschwister aufgewachsen, das lag aber sicher auch daran, dass wir meinen Bruder (2 Jahre jünger als ich) noch als Bindeglied und gemeinsamen "Gegner" hatten. ;) Während meiner Pubertät/Jugend haben wir uns aber sehr entfernt, was will man mit 15 auch mit einer 9-jährigen Schwester anfangen... So richtig kennen und schätzen gelernt haben wir uns erst, als sie 18 war (da sind wir für 3 Jahre zusammen in eine WG gezogen). Seither sind wir wirklich beste Freundinnen und ich möchte sie niemals missen. Das ginge mir sicher auch so, wenn sie ein paar Jahre jünger wäre. Ab Erwachsenenalter spielt der Unterschied ja nicht mehr so die Rolle. Wir sind uns aber auch ähnlich, das ist wohl wichtiger als der Altersunterschied und mit Pech hat man dann auch mit sehr nah aneinander geborenen Geschwistern keine Berührungspunkte mehr.

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)