Hey,
ich brauche Denkhilfe. Ich bin grade etwas blockiert und möchte Fehlentscheidungen vermeiden.
Zum Hintergrund: Durch diverse Umzüge, Versetzungen meines Mannes, Mobbing und Co stehe ich jetzt, mein kleiner Sohn ist 3,5 Jahre alt,offiziell arbeitslos da. Ich bin ganz frische 36, habe zwei Kinder, werde diesen Sommer wieder umziehen, habe im neuen Wohnort weder ein berufliches noch ein soziales Netzwerk.
Ich bin Ernährungswissenschaftlerin, und durch das Jobhopping habe ich weniger Berufserfahrung als ich haben könnte. Ich war nie angestellt bei einem der großen Unternehmen, habe mich eher im öffentlichen Dienst orientiert, wo mein Zug allerdings abgefahren ist (das hat was mit dem hiesigen Qualifikations-Regelwerk zu tun). Mein letzter Arbeitgeber war scheiße, dass ich dort nach nur 6 Monaten schwanger war, hatte durchaus einen Grund. Ich hatte Panikattacken, bei der Vorstellung, wieder dort anfangen zu müssen. Ich habe mein Arbeitsverhältnis letztendlich durch einen Aufhebungsvertrag beendet, weil mein Arbeitgeber tatsächlich Arbeitszeiten verlangt hat, die ich mit zwei Kindern nicht habe leisten können.
Momentan bin ich selbständig im Umfang von Nebenberuflichkeit. Ich bin im Eltern-Kind-Bereich unterwegs, mache Beratungen bei Gedeih- und Fütterstörungen, gebe Beikostkurse, habe hier in der Stadt ein sehr gutes berufliches Netzwerk, was mir dann bald einfach wegbricht, weil es zu lokal ist. Außerdem unterrichte ich grade an einer Hebammenschule das Fach Ernährungslehre. Also ich KANN mich schon beschäftigen, nur finanziell kommt da einfach zu wenig bei rum.
Meine Stärken sehe ich seit JAHREN schon ganz woanders. Das Feedback, das ich bekomme, eigentlich von allen Seiten, bzgl. der Dinge die ich gut kann, sind:
viel Empathie und ein gutes Gefühl für meine Gesprächspartner
Dinge sehr gut erklären und runterbrechen können
JEDE Familie dort abholen, wo sie ist
Dogmatismus weit draußen lassen und meine eigenen Erfahrungen nie auf mein Klientel übertragen (das ist im Beikostbereich öfter mal das Problem anderer Kursleiter)
Viel zu wissen, sich Dinge sehr gut merken zu können, Interesse an vielem zu haben
... und ich langweile mich schnell. Geb ich zu.
Ich merke immer mehr, dass die Selbständigkeit nix für mich ist. Die Inhalte sind toll, der äußere Rahmen aber nicht. Allerdings gibt es nicht wirklich angestellte Jobs, wo ich das, was ich grade mache, weitermachen könnte.
Ganz, ganz selten (das letzte Mal ist mir vor 2 Jahren sowas über den Weg gelaufen) gibt es Jobs, die passen wie Faust aufs Auge auf mich. Dann gibts 200 Bewerber dafür.
Und ich vermisse es, die Wahl zu haben. Ich hatte noch nie die Wahl, ich habe mich immer auf Arbeit beworben, die die einzige Alternative war, und wenn ich den jeweiligen Job nicht bekommen hätte, dann wäre ich eben Monate weiter arbeitslos gewesen.
(Ich empfehle, obwohl das Studium unglaublich bereichernd ist, niemandem, dieses Fach zu studieren. Außer man sieht sich in der Marketingabteilung von Nestle.)
Aktuell bin ich mal wieder (siehe Baumhaus) an einem Wendepunkt angelangt, und kann mir überlegen, wie es weitergeht. Und so langsam denke ich darüber nach, nochmal von vorne anzufangen. Und etwas zu machen, wo ich die Wahl habe. Wo eine berufliche Umorientierung im Sinne eines Jobwechsels nicht unmöglich wird, weil es einfach keine Jobs gibt. Wo es nicht "friss oder stirb" heißt, sondern "ich bewerbe mich intern in eine andere Abteilung, um mal was anderes zu sehen". Versteht jemand, was ich meine?
Ich würde eigentlich gerne Sozialpädagogik studieren. Ich glaube, dass das eigentlich das Richtige gewesen wäre für mich (das glaube ich schon ne ganze Weile, also das ist keine Schnapsidee). Nur kann man das nicht in der Nähe studieren, und Fernstudium ist mir keines bekannt.
Als Alternativen dazu gäbe es hier in der Stadt eine PH, wo ich einen Bachelor in frühkindlicher Pädagogik machen könnte (aber das ist mir eigentlich zu frühkindlich, ich bin eher im Bereich Erwachsenenbildung, und das ist zwar in der Beschreibung ein Teilbereich, die meisten landen aber eher in Kitas und so). Oder es gäbe ein Fernstudium der Psychologie, quasi als verwandtes Studium.
Ich sehe mich NICHT in einer Kita, NICHT als Tagesmutter, sondern ganz klar in Kontakt mit erwachsenen Menschen, die ein Problem welcher Art auch immer haben. Und da sehr gerne Eltern.
Und ich will endlich wieder angestellt sein, mit allen Sicherheiten, die dazugehören.
Vielleicht bin ich extrem denkblockiert oder so. Aber mir fallen sonst keine guten Alternativen ein. Meistens kommt in Gesprächen mit eher unwissenden, dass ich doch *trara* VHS_Kurse geben könnte. Ich reagiere auf das Thema VHS allergisch, sag ich gleich. Die VHS zahlt einen Honorarsatz, der eigentlich eine Unkostenerstattung ist. Davon kann ich nicht leben.
Was haltet ihr davon? Ist das realistisch, ist das dumm? Ist das völlig gesponnen, ein weglaufen vor der Wirklichkeit, Faulheit? Ist ein Kassenjob bei dm vielleicht doch die bessere Alternative, und dann kann ich in meiner Freizeit ehrenamtlich machen was ich will?
Icch bin dankbar über konstruktiven Input. Und nochmal als Anmerkung, für diejenigen, die den restlichen Hintergrund nicht so mitbekommen haben: ich habe grade weder Kraft noch finanzielle Ressourcen, eine Selbständigkeit mit größeren finanziellen Mitteln weiter auszubauen. Ich bin sonst ziemlich am Ende, und werde das nächste halbe Jahr damit verbringen, meine Kinder aufzufangen, und mich selbst auch.... und trotzdem muss ich gucken, dass es beruflich irgendwann bergauf geht, weil ich irgendwann auch mal Geld reinbuttern muss in diese Familie.
Danke fürs Lesen,
Trüffel