Nachdem ich letzten Monat noch erleichtert über den Fehlalarm war, mischte sich dann doch ein bisschen Wehmut in die Freude. Und schwupp: Diesen Monat gab es zwar keinen Unfall, aber ein nur halbherziges Verhüten. Und nun sitze ich hier und bin schwanger...
In mir drin tobt es - ich hatte schonmal eine frühe Fehlgeburt und bin natürlich unsicher. Ich hatte eine echt fiese letzte Schwangerschaft (Hyperemesis bis nach dem 5. Monat, ab dem 7. dann liegen wegen Frühgeburtsrisiko) und bin mir nicht sicher, ob ich das nochmal durchstehe, zumal mit Kleinkind. Ich hatte grade abgestillt und hab mich gefühlt, als wär ich frei-frei-frei - vorbei. Ich bin voller Energie und Hormone, genieße den Tatendrang und mache schon Listen, was zu tun ist. Ich geh völlig anders in die Schwangerschaft als beim letzten Mal, weil kaum was zu kaufen ist, ich weiß was kommt, ich weiß was ich will und was nicht, usw. Ich freu mich wie irre darüber, dass ein kleiner Mensch in mir wächst, zu uns kommen will und wir als Familie ein Stückchen wachsen. Es überwiegt bei mir also das Positive, plus ein Stück Rückenstärkungsbedarf.
Tja. Mein Mann... ist... völlig überfordert. Letzten Monat, als es dann doch nur Fehlalarm war, meinte auch er "Och, irgendwie ist das ja schon auch schade". Jetzt läuft er seit gestern rum wie in Trance, hat riesige Bedenken, und wenn er zwischendurch versucht, da raus zu kommen, nimmt er mich in den Arm und sagt mit Grabesstimme sowas wie "Wir schaffen das....bestimmt....irgendwie.....".
Ja, der Zeitpunkt ist nicht optimal. Ich arbeite 60%, er ist noch in Elternzeit, wir müssen vermutlich Anfang des nächsten Jahres quer durch die Republik umziehen. Das Geld ist megaknapp (mein Mann ist aber Beamter, damit haben wir eine sichere Rückfalloption, die lediglich mit dem Zwang eines Umzugs verbunden wäre). Wir haben uns grade ein bisschen wiedergefunden, nachdem die Kleine Madame seit wenigen Wochen besser schläft und wir wieder sowas wie Paarzeit haben.
Aber ich denk mir: Wenn die Schwangerschaft besser verläuft, haben wir noch etwa ein halbes Jahr, bevor es konkret und anstrengend wird, in dem wir unsere Beziehung weiter genießen und festigen können. Wir laufen keine Gefahr, in die Armut abzurutschen, sondern haben immer eine (wenn auch unbeliebte) Absicherung. Wir haben nicht die Wahl zwischen Berlin und Südsudan, sondern das Kind wird in einer guten Infrastruktur in einer deutschen Großstadt geboren werden.
Aber ich will ihm auch nicht seine Ängste kleinreden oder absprechen - sie sind ja da, und sie sind auch nicht aus der Luft gegriffen. Aber ICH FREU FREU FREU FREU mich, bin aufgeregt und aufgewühlt und durcheinander, und bin damit so allein grade...